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Der Hirntod - Ein
Der Hirntod - Ein "zweites Fenster" auf den Tod des Menschen?
Zum Neuansatz in der Debatte um das neurologische Kriterium durch den US-Bioethikrat




Norbert Feinendegen, Gerhard Höver

Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826051548 (ISBN: 3-8260-5154-8)
180 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2013

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Am 1. November 2012 trat die lange Zeit umstrittene Reform des deutschen Transplantationsgesetzes in Kraft. Die von allen Parteien gemeinsam vorgelegte „Entscheidungslösung“ sieht vor, dass jeder deutsche Bürger ab 16 Jahren künftig regelmäßig per Brief aufgefordert wird, seine Bereitschaft zur Organspende zu dokumentieren. – Eine wichtige Wortmeldung in der aktuellen, auch für die Legitimation der Transplantationsmedizin entscheidenden Hirntod-Debatte stellt ein Ende 2008 vom Bioethikrat des US-Präsidenten veröffentlichtes White Paper dar. Dieses in Deutschland bislang kaum wahrgenommene Dokument stellt im Licht neuerer medizinischer Erkenntnisse sämtliche bisherige Begründungen für die Gleichsetzung des Hirntodes mit dem Tod des Menschen kritisch infrage, trägt aber auch eine neue, nach der Mehrheitsmeinung des US-Bioethikrates überzeugendere Begründung für diese Gleichsetzung vor. Der Rat hält also daran fest: Der Hirntod ist ein „zweites Fenster“ auf den einen Tod des Menschen und kann diesen in einigen Fällen zuverlässiger anzeigen als das traditionelle Herz-Kreislaufkriterium. – Der vorliegende Band präsentiert die wesentlichen Passagen dieses White Papers erstmals in deutscher Sprache und kommentiert sie ausführlich.

Die Autoren: Norbert Feinendegen, Dr. theol., Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Moraltheologischen Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Gerhard Höver, Prof. Dr. theol., Lehrstuhl für Moraltheologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms- Universität Bonn.
Rezension
Nichts scheint so einfach und deutlich wie dies: der Tod. Aber weit gefehlt! Angesichts von Medizintechnik und Bioethik wird die Feststellung des Todes immer problematischer. Die Grenzen am Ende und am Anfang des Lebens verschwimmen im 21. Jhdt. Über Jahrtausende hin hat die Menschheit den Tod über den Herztod definiert und festgestellt. Die Hirntod-Definition aber erst ermöglicht Organspende. Das Hirntod-Kriterium hat sich dermaßen schnell durchgesetzt, dass vom Zeitpunkt der ersten Vorschläge in den sechziger Jahren bis zur allgemeinen Akzeptanz der neuen Todesdefinition kaum zehn Jahre vergingen. In dieser kurzen Zeit wurde ein lebensweltliches Todesverständnis durch ein wissenschaftliches ersetzt: Denn Herz- und Atemstillstand sind ohne Diagnosegerät erkennbar. Das Absterben des Gehirns dagegen muss durch Ablesen eines EEG-Gerätes und Reflexprüfung festgestellt werden, wozu nur medizinisch Geschulte fähig sind. Das Hirntod-Kriterium, das also z.Zt. ca. 50 Jahre alt ist, unterliegt aber im Kontext der Transplantationsmedizin und entsprechender Gesetzesnovellen, zuletzt in der BRD im Novemer 2012 novelliert, stetiger Diskussion. Das dokumentiert dieser Band, in dessen Mittelpunkt das Ende 2008 vom Bioethikrat des US-Präsidenten veröffentlichte White Paper steht. Der vorliegende Band präsentiert die wesentlichen Passagen dieses White Papers erstmals in deutscher Sprache und kommentiert sie ausführlich.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG 9

I. KONTROVERSEN ÜBER DIE BESTIMMUNG DES TODES 11
(Wbite Paper des Bioethikrates des US-Präsidenten)

Aus dem Anschreiben an den Präsidenten 11
Kapitel Eins: Einleitung 12
Kapitel Zwei: Terminologie 18
Kapitel Drei: Die klinische Präsentation und
Pathophysiologie völligen Hirnversagens 20
Kapitel Vier: Die philosophische Debatte 34
Kapitel Fünf: Folgen für Politik und Praxis 54
Kapitel Sechs: Organspende bei nicht schlagendem Herz 59
Kapitel Sieben: Zusammenfassung der Debatte des Councils über den neurologischen Standard zur Todesfeststellung 62

II. KOMMENTAR ZUM WHITE PAPER 65
(N. Feinendegen und G. Höver)

Einleitung: Die Frage nach dem Ende des Lebens 65
1. Begrifflichkeiten und Positionen im Kontext der Hirntod-Diskussion 69
Unterscheidung der Diskussionsebenen 69
Historische Verortung im Rahmen der bisherigen Diskussion 77
2. Die These des White Papers 85
Selbst-Positionierung des Councils in der Hirntod-Debatte 85
„Organische Ganzheit": Die neue Begründung des President's Councils 104
3. Die Position des White Papers: Ein neues Todeskonzept? 128
4. Die Frage nach der Einheit des Menschen im Spannungsfeld von naturphilosophischer und metaphysischer Perspektive 135

LITERATURVERZEICHNIS 168