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Der Dawkins-Diskurs in Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften Theologische Auseinandersetzung mit dem populärsten Religionskritiker der Gegenwart
Der Dawkins-Diskurs in Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften
Theologische Auseinandersetzung mit dem populärsten Religionskritiker der Gegenwart




Katharina Peetz

Vandenhoeck & Ruprecht
EAN: 9783525570265 (ISBN: 3-525-57026-0)
335 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, 2013, mit 9 Abb. gebunden

EUR 69,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Biologe Richard Dawkins, Autor des Bestsellers "Der Gotteswahn", ist einer der populärsten Religionskritiker der Gegenwart. Gott existiert nach Dawkins „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ nicht. Mit seinen religionskritischen Argumenten fordert Dawkins die Theologie heraus, über die prinzipielle Wahrheitsfähigkeit der Aussage von Gott als Schöpfer und die genuine Aufgabe einer rationalen Verantwortung des Glaubens nachzudenken. Katharina Peetz führt mit dem Dawkins-Diskurs mitten hinein in die Kontroversen um Theologie und Naturwissenschaften und macht deutlich, dass von einem Dialog mehr profitiert werden kann als von Konfrontation oder Abgrenzung.

Dr. theol. Katharina Maria Peetz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Katholische Theologie der Universität des Saarlandes.
Rezension
Hier ist ein neuer Band aus der bei Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen erscheinenden Reihe "Religion, Theologie und Naturwissenschaft / Religion, Theology, and Natural Science (RThN)" anzuzeigen, der insbesonddere auch für Religions- (und Philosophie- und Physik-/Biologie-)Lehrkräfte in der Oberstufe von erheblichem Interesse sein dürfte; denn es geht um das Verhältnis Naturwissenschaften und Religion bzw. um den sog. Neuen Atheismus (Dawkinscher Prägung) bzw. um die (neue Debatte) um Evolution vs. Schöpfung (vs. Kreationismus), also um eine "Theologische Auseinandersetzung mit dem populärsten Religionskritiker der Gegenwart" (Untertitel). Ob der Evolutionsbiologe Richard Dawkins (vgl. sein anerkanntes Buch 'Das egoistische Gen') auch als Religionskritiker und bekennender Atheist zu überzeugen vermag (vgl. neben seinem ´Der Gotteswahn`, 2007, auch seine Auseinandersetzung mit den Kreationisten: Der blinde Uhrmacher. Warum die Erkenntnisse der Evolutionstheorie zeigen, daß das Universum nicht durch Design entstanden ist. Originalausgabe 1986 / Deutsche Erstausgabe 1987) oder ob er ein polemischer, wirrer und in Dingen der Religion hoffnungslos unkundiger Pamphletist ist, was ihm selbst von einigen Atheisten attestiert wird, - das bleibt dem Urteil des Lesers überlassen, aber diese Dissertation von 2012 über den Dawkins-Diskurs bietet dazu eine erhellende Strukturierung und Abwägung der Argumente.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Atheismus
Religionskritik
Systematische Theologie
Naturwissenschaft und Religion

zur Reihe:

Christina Aus der Au, Willem B. Drees, Antje Jackelén, Ted Peters (Hg.)
Religion, Theologie und Naturwissenschaft / Religion, Theology, and Natural Science (RThN)

Das Verhältnis von Religion und Naturwissenschaft ist einer der wichtigsten Brennpunkte in heutigen weltanschaulichen Debatten. Auch in den nichtchristlichen Religionen wird dieses Problem diskutiert. Gerade die neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen in Physik, Astrophysik, Biologie, Gehirn- und Geistforschung machen es erforderlich, die Beziehung zwischen Wissenschaft und Glauben neu zu bedenken. Dabei werden auch klassische Texte großer Naturwissenschaftler neu interpretiert und eröffnen überraschende Einsichten in ihren Glauben.
Die neue Reihe soll aktuelle Beiträge aus Theologie, Religion und den Naturwissenschaften zum wissenschaftlichen Weltbild enthalten. Führende internationale Autoren aus diesen Gebieten wurden zur Mitarbeit gewonnen.
Es erscheinen Bücher in deutscher und in englischer Sprache sowie Übersetzungen.
Bei Abnahme der Reihe gewähren wir einen Nachlass von 10% auf den Einzelverkaufspreis.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 11

1. Fragestellung 13
2. Erhebung des Forschungsstandes 15
3. Methodik 19
4. Zur Auswahl der Quellen 21

I. Hauptteil
Dawkins’ Werk als Grundlage des Diskurses 29


1. Kapitel: Dawkins’ Weltsicht 30

1. Dawkins’ darwinistischer Erklärungsrahmen 30
2. Dawkins’ Atheismus 31
3. Dawkins’ Naturalismus 32
4. Dawkins’ Verteidigung des Reduktionismus 33
5. Dawkins’ Zurückweisung des genetischen Determinismus 34
6. Dawkins’ Zurückweisung des perfektionistischen Adaptionismus 36
7. Dawkins’ liberale Position 37

2. Kapitel: Dawkins’ Wissenschaftsverständnis 39

3. Kapitel: Dawkins’ Religionserklärung und Religionskritik 43

1. Dawkins’ Religionserklärung 43
2. Dawkins’ Religionskritik 45

4. Kapitel: Dawkins’ Umgang mit der Gotteshypothese und sein Gottesbild 51

5. Kapitel: Dawkins’ Theorie vom egoistischen Gen als Grundlage für sein Evolutionsverständnis 59

6. Kapitel: Dawkins’ Verständnis der Evolution 66

1. Warum ist die Evolutionstheorie eine „Tatsache“? 66
2. Warum ist die Evolution ein wertneutraler Prozess? 67
3. Die Rolle des Fortschritts in der Evolution 67
4. Die Rolle des Zufalls in der Evolution 68
5. Die Evolutionstheorie als notwendiger Erklärungsfaktor 69
6. Die Entstehung und Entwicklung des Lebens im Kontext der Evolution 71
7. Die natürliche Selektion als entscheidende Triebkraft der Evolution 74
8. Wie funktioniert die natürliche Selektion? 75
9. Das Gen als entscheidende Einheit der natürlichen Selektion 75
10. Zur Wirksamkeit der kumulativen Selektion bei der Entstehung von komplexen Lebewesen 76
11. Warum entstehen im Kontext der natürlichen Selektion keine perfekten Lebewesen? 80
12. Warum erweckt die Arbeit der natürlichen Selektion den Eindruck, die Natur sei gestaltet? 81

7. Kapitel: Dawkins’ Bild des Menschen und anderer lebendiger Organismen 83

1. Die evolutionäre Entwicklung des menschlichen Gehirns 83
2. Der Mensch ist nicht das Ziel der Evolution 84
3. Lebewesen als Roboter 85
4. Vom gemeinsamen Vorfahren aller Lebewesen 85
5. Wer war der gemeinsame Vorfahre aller Menschen? 86
6. Von der Problematik, Lebewesen zu klassifizieren 87
7. Wem „nutzen“ lebende Organismen? 87
8. Warum sind Körper für lebende Organismen wichtig? 88
9. Wie entwickeln sich lebende Organismen? 89
10. Die Rolle des individuellen Organismus bei Dawkins 89
11. Zum Begriff der Lebensgemeinschaft bei Dawkins 90

8. Kapitel: Dawkins’ Mem-Konzept als Theorie der kulturellen Evolution 92

9. Kapitel: Dawkins’ Moralerklärung und -verständnis 94

1. Die evolutionären Wurzeln der menschlichen Moral 94
2. Warum sollte Moral nicht religiös begründet werden? 95
3. Dawkins’ alternative Moralbegründung 98
4. Wie wirkt sich Dawkins’ moralische Haltung konkret aus? 99
5. Dawkins’ moralische Maxime 101

Zusammenfassung des ersten Hauptteils 102

II. Hauptteil
Analyse des Dawkins-Diskurses


1. Kapitel: Die inhaltlichen Argumente und Schwerpunkte im Vergleich 108

1. Dawkins’ Weltsicht im Spiegel der Wissenschaften 108
2. Dawkins’ Wissenschaftsverständnis im Spiegel der Wissenschaften 114
3. Dawkins’ Religionserklärung und Religionskritik im Spiegel der Wissenschaften 116
4. Dawkins’ Gottesbild und sein Umgang mit der Gotteshypothese im Spiegel der Wissenschaften 121
5. Dawkins’ Theorie vom egoistischen Gen im Spiegel der Wissenschaften 128
6. Dawkins’ Verständnis der Evolution im Spiegel der Wissenschaften 135
7. Dawkins’ Mem-Konzept im Spiegel der Wissenschaften 139
8. Dawkins’ Moralerklärung und -verständnis im Spiegel der Wissenschaften 142

2. Kapitel: Die Diskursstrategien im Vergleich 148

1. Strategien in Bezug auf Dawkins’ Weltsicht 149
2. Strategien in Bezug auf Dawkins’ Wissenschaftsverständnis 154
3. Strategien in Bezug auf Dawkins’ Religionserklärung und -kritik 155
4. Strategien in Bezug auf Dawkins’ Gottesbild und Umgang mit der Gotteshypothese 156
5. Strategien in Bezug auf Dawkins’ Theorie vom egoistischen Gen 158
6. Strategien in Bezug auf Dawkins’ Evolutionsverständnis 162
7. Strategien in Bezug auf Dawkins’ Mem-Konzept 163
8. Strategien in Bezug auf Dawkins’ Moralverständnis 163

3. Kapitel: Disziplinspezifische Aspekte im Umgang der Wissenschaften mit Dawkins 166

1. Der Umgang der Theologie mit Dawkins 166
2. Der Umgang der Philosophie mit Dawkins 168
3. Der Umgang der Naturwissenschaften mit Dawkins 169
4. Einflüsse zwischen den Wissenschaften im Umgang mit Dawkins 171

4. Kapitel: Zeitliche und räumliche Aspekte des Umgangs der Wissenschaften mit Dawkins 172

1. Der zeitliche Rahmen und Verlauf des Dawkins-Diskurses 172
2. Die Anwendung der Diskursstrategien im Verlauf des Dawkins-Diskurses 180
3. Zeitspezifische Aspekte des Umgangs der Wissenschaften mit Dawkins 180
4. Die Verortung des Dawkins-Diskurses im deutsch- und englischsprachigen Raum 181
5. Die Verortung der Diskursstrategien im deutsch- und englischsprachigen Raum 186
6. Raumspezifische Aspekte des Umgangs der Wissenschaften mit Dawkins 186

III. Hauptteil
Bewertung des Dawkins-Diskurses


1. Kapitel: Zur Bewertung ausgewählter Argumente und Diskursstrategien 194

1. Ausgewählte unangemessene Argumente und Diskursstrategien bei Dawkins 194
2. Ausgewählte unangemessene Argumente und Diskursstrategien bei den Diskurs-Akteuren 200
3. Ausgewählte angemessene Argumente und Diskursstrategien bei Dawkins 214
4. Ausgewählte gute Argumente und Diskursstrategien der Diskurs-Akteure 217

2. Kapitel: Die weiterführenden Implikationen des Dawkins-Diskurses 230

1. Die Rolle der Gottesbilder im Diskurs 230
2. „Gott hat das Universum erschaffen“ – Eine wahrheitsfähige Behauptung, die kognitiv sinnvoll ist? 243
3. Theologie und Naturwissenschaft – Wie ist ein Dialog möglich? 268
4. Was tragen Dawkins und der Diskurs zum Menschenbild bei? 279
5. Der Beitrag Dawkins’ und des Diskurses zur Frage der menschlichen Moral 297

Zusammenfassung des 3. Hauptteils 305

1. Eine kognitivistische Interpretation der Gotteshypothese 305
2. Bedingungen für einen Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften 305
3. Trans-evolutionäre Strukturen bei Dawkins und im Diskurs 306
4. Offene Fragen im Hinblick auf die Begründung von Normen 307

Gesamtfazit und Ausblick 308

Literatur 312
Personenregister 325
Sachregister 329



Vorwort
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einem der populärsten Religionskritiker
der Gegenwart: Richard Dawkins. Der ehemalige Inhaber des Lehrstuhls
für öffentliches Wissenschaftsverständnis an der Universität Oxford gilt als
Vorreiter des Neuen Atheismus und als „einflussreichster Biologe seiner Zeit“
(Spiegel). Für Dawkins erklärt nicht Gott, sondern das Zusammenspiel von
natürlicher Selektion und zufälliger Mutation die Existenz von komplexen
Lebewesen. Religion ist für Dawkins (vor allem seit dem 11. September 2001)
„die Wurzel alles Bösen“, der Gottesglaube höchstens noch eine nützliche
Illusion. Gerade letztere These erinnert an die klassischen Religionskritiker
des 19. und 20. Jahrhunderts – allen voran Sigmund Freud. Zahlreiche
Theologen haben auf diese Ähnlichkeit hingewiesen. Doch der Versuch,
Dawkins’ Religionskritik vollständig auf frühere Vorbilder zu reduzieren,
scheitert. So fordert Dawkins die Theologie dazu heraus, angesichts von
Geltungs- und Wahrheitsansprüchen der Naturwissenschaften, über die
prinzipielle Wahrheitsfähigkeit der Aussage von Gott als Schöpfer nachzudenken.
Die bleibende Bedeutung von Dawkins’ Religionskritik besteht damit
darin, dass er die Theologie auf ihre genuine Aufgabe einer rationalen Verantwortung
des Glaubens verweist. Zugleich führt der Dawkins-Diskurs
mitten hinein in die Kontroversen um Willensfreiheit und genetische Determination,
um das Wesen des Menschen und die Begründung von Normen.
Dabei wird deutlich, dass Theologie und Naturwissenschaften von einem
Dialog mehr profitieren als von Konfrontation oder Abgrenzung.

Diese Arbeit wurde im Wintersemester 2011/12 auf Grundlage des Kooperationsvertrags
zwischen der Eberhard Karls Universität Tübingen und
der Universität des Saarlandes von der Katholisch-Theologischen Fakultät der
Eberhard Karls Universität in Tübingen als Dissertation angenommen. Die
mündliche Dissertationsprüfung erfolgte im Mai 2012. Für die Publikation
wurde die Arbeit geringfügig überarbeitet. Ich möchte an dieser Stelle vor
allem Frau Prof. Dr. Lucia Scherzberg und Herrn Prof. Dr. Bernd Jochen
Hilberath für die Unterstützung und Solidarität danken, die sie mich in der
Entstehungsphase dieser Arbeit erfahren ließen. Ihre Anregungen und konstruktive
Kritik haben die Arbeit in vielem verbessert. Den Herausgebern,
allen voran PD Dr. Christina Aus der Au, die zahlreiche wertvolle Hinweise
und Verbesserungsvorschläge geliefert hat, danke ich für die Aufnahme in die
Reihe Religion, Theologie und Naturwissenschaft. Für die Gewährung eines
großzügigen Druckkostenzuschusses geht mein herzlicher Dank an das Bistum
Trier sowie an das Bischöfliche Ordinariat Speyer. Meinen Korrekturlesern
Karin Garve, Elisabeth Junk, Dr. Anna Peetz, Georg Seiler, Rainer Thomas
sowie meiner wiss. Hilfskraft Stephanie Weiland möchte ich ebenfalls für ihr
großes Engagement danken.
Schließlich danke ich meiner Familie. Ohne eure Liebe, Unterstützung und
Geduld hätte diese Arbeit nicht entstehen können.
Ich widme diese Arbeit in liebevoller Erinnerung meinem Vater Johannes
Peetz (1955– 2012).

Saarbrücken, im Februar 2013
Katharina Peetz
Weitere Titel aus der Reihe Religion, Theologie und Naturwissenschaft / Religion, Theology, and Natural Science (RThN)