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Der Abgrund Ein Zeitroman
Der Abgrund
Ein Zeitroman




Oskar Maria Graf

Allitera Verlag
EAN: 9783962332235 (ISBN: 3-9623322-3-5)
424 Seiten, paperback, 15 x 22cm, September, 2020

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Zeitroman »Der Abgrund« ist Oskar Maria Grafs erstes Buch, das während seines Aufenthalts im österreichischen und tschechoslowakischen Exil entstanden ist. Trotzdem ist es ein eher unbekanntes Werk des bayerischen Schriftstellers. Mit seiner spannenden Familiengeschichte entwirft Oskar Maria Graf ein Bild der bedrohlichsten Phase unmittelbar erlebter Zeitge­schichte: den »Sturz Deutschlands ins Bodenlose« (Jean Amery). Strategien der Gegenwehr und und zu einer Bewältigung des Exils, die seine Figuren entwickeln, machten das Buch zum Politikum. Graf schreibt u.a. über den Vorabend der Machtergreifung Hitlers und gibt einen Einblick in das skrupellose Vorgehen der SA gegen SPD-Mitglieder in München. Seine Bücher standen auf der »schwarzen Liste« der Nationalsozialisten. Parteienstreit verzögerte das Erscheinen des Zeitromans »Der Abgrund«. Obwohl von bedeuten­den Kollegen wie Heinrich Mann hochgepriesen, blieb das optimistische Pathos des »Abgrund« im Schatten der resignativen Bearbeitung von 1976.

Nach 85 Jahren ist diese erst die dritte Auflage. Sie bietet textge­treu die typografischen Eigenheiten einmontierter Dokumente und der originale Einband intendiert die Zeitnähe.
Rezension
„Die manchmal nur schwer verständlichen Motive und die taktischen Fehler in der Politik der deutschen Sozialdemokratie und der Kommunistischen Partei, die Ursachen, die Hitler zur Macht brachten, und die ersten Probleme der Emigration – dies alles ist die Basis, auf der ich die Handlung aufbaue.“ So interpretiert Oskar Maria Graf (1894-1967) selbst 1936 in der Exilzeitschrift „Das Wort“ sein im selben Jahr in Moskau publiziertes Werk „Der Abgrund. Ein Zeitroman“.
Der bayerische Weltschriftsteller schildert in seinem politischen Buch anschaulich und sehr nah an der Realität das Schicksal der sozialdemokratischen Familie Hochegger nach der Demission des letzten demokratischen Kabinetts unter der Führung des Sozialdemokraten Hermann Müller am 27.3.1930 bis in die Zeit nach dem Februaraufstand österreichischer Arbeiter 1934. In diesen Zeitraum fallen historisch u.a. die drei Präsidialkabinette der Weimarer Republik, die Machtübernahme Hitlers, die „Reichstagsbrandverordnung“, das „Ermächtigungsgesetz“, die Bücherverbrennung, die Einrichtung von „wilden Gefängnissen“ und Konzentrationslagern, die Drangsalierung und Ermordung von Sozialdemokraten und Kommunisten sowie die Begründung des austrofaschistischen Ständestaats durch Dollfuß. Im Roman muss der sozialdemokratische Stadtrat Joseph Hochegger in München miterleben, wie die „Hitlerei“ die Macht ergreift und auch seine Kinder in den Bann zieht. Einzig sein Sohn Joseph und dessen Frau Klara engagieren sich gegen den Faschismus u.a. in der Roten Hilfe, einer den Kommunisten nahestehenden politischen Hilfsorganisation, deren Arbeit Graf in seinem Buch würdigt. Der überzeugte Pazifist changierte selbst politisch zwischen Sozialdemokratie und Kommunismus. Warum diese beiden politischen Gruppen nicht zusammen gegen den Faschismus agiert haben, ist das zentrale Thema seines Romans.
Dieser erschien 1976 in einer überarbeiten Fassung unter dem Titel „Die gezählten Jahre“. 2020 wurde das Werk im Münchner Allitera Verlag publiziert in dritter Auflage, textkritisch durchgesehen, als 14. Band der Oskar Maria Graf-Ausgabe der „edition monacensia“, herausgegeben von der Münchner Stadtbibliothek/Monacensia im Hildebrandhaus. Der vorliegende Band enthält neben dem Roman von Graf ein das Werk gut kontextualisierendes Nachwort von Ulrich Dittmann und einen erwähnenswerten Anhang. In diesem sind abgedruckt: die oben erwähnte Selbstinterpretation von „Der Abgrund“, Rezensionen des Werks von anderen Schriftstellern u.a. von Heinrich Mann und das Gutachten des Germanisten von Ulrich Kaufman, in dem dieser für eine Edition von Grafs Roman in der DDR plädiert. Lehrkräfte der Fächer Deutsch und Geschichte werden durch die vorliegende Ausgabe von Grafs Werk angeregt, sich in ihrem Fachunterricht mit diesem zu beschäftigen. So können beispielsweise manche Dialoge aus dem Roman, in welchem der Autor historische Originalquellen montiert hat, produktiv im Geschichtsunterricht bei der unterrichtlichen Auseinandersetzung mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten eingesetzt werden.
Fazit: Angesichts eines zunehmenden Erstarkens rechtspopulistischer, -extremer und neofaschistischer Parteien und Bewegungen in der Welt kann Oskar Maria Grafs Roman „Der Abgrund“ besondere Aktualität für sich reklamieren und als ein Aufruf an alle Bürger:innen gelesen werden, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gemeinsam einzutreten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wiederentdeckung des wenig bekannten Hauptwerks »Abgrund« von Oskar Maria Graf
Der Zeitroman »Der Abgrund« ist Oskar Maria Grafs erstes Buch, das während seines Aufenthalts im österreichischen und tschechoslowakischen Exil entstanden ist. Trotzdem ist es ein eher unbekanntes Werk des bayerischen Schriftstellers. Mit seiner spannenden Familiengeschichte entwirft Oskar Maria Graf ein Bild der bedrohlichsten Phase unmittelbar erlebter Zeitge­schichte: den »Sturz Deutschlands ins Bodenlose« (Jean Amery). Strategien der Gegenwehr und und zu einer Bewältigung des Exils, die seine Figuren entwickeln, machten das Buch zum Politikum. Graf schreibt u.a. über den Vorabend der Machtergreifung Hitlers und gibt einen Einblick in das skrupellose Vorgehen der SA gegen SPD-Mitglieder in München. Seine Bücher standen auf der »schwarzen Liste« der Nationalsozialisten. Parteienstreit verzögerte das Erscheinen des Zeitromans »Der Abgrund«. Obwohl von bedeuten­den Kollegen wie Heinrich Mann hochgepriesen, blieb das optimistische Pathos des »Abgrund« im Schatten der resignativen Bearbeitung von 1976.
Nach 85 Jahren ist diese erst die dritte Auflage. Sie bietet textge­treu die typografischen Eigenheiten einmontierter Dokumente und der originale Einband intendiert die Zeitnähe.
Dieses Buch ist der 14. Band der textkritischen Nachdrucke von Werken Oskar Maria Grafs in der Reihe »edition monacensia«, ausgestattet mit einem Vorwort des Graf-Experten Ulrich Dittmann, Gründungsvorstand der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft sowie umfänglichen Zeugnissen zur spannenden Entstehungs- und Wirkungsgeschichte.
Weitere Bände zu Oskar Maria Graf:
Die Chronik von Flechting
Dorfbanditen
Bayrisches Lesebücherl
Zur Reihe »edition monacensia«:
In der »edition monacensia« erscheinen Werke Münchner Autorinnen und Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts, deren literarische Arbeiten von der Monacensia – Literaturarchiv und Bibliothek betreut werden. Neben Neuausgaben erscheinen auch Ersteditionen, die von kompetenten Herausgebern eingeleitet werden. Außerdem enthält die Reihe Biographien, Begleitbände zu Ausstellungen und Bücher über München und Bayern.
Weiteres zum Thema:
Hannes S. Macher vom Literaturportal Bayern begab sich anlässlich des 50. Todestags von Provinzschriftsteller Oskar Maria Graf auf Spurensuche und widmete sich in diesem Rahmen dem Zeitroman »Der Abgrund«.
Inhaltsverzeichnis
ERSTER TORSO: DAS WAR DEUTSCHLAND
1 Ein Familienvater kommt zu seiner Berufung 9
2 Der erste Stoß 21
3 Die guten Knechte 33
4 Schritt für Schritt 47
5 Ziellose Ordnung 59
6 Wir sind jung 71
7 Zwischen Hoffnung und Abfall 84
8 Es rinnt ins Ungewisse 101
9 »Nicht verzweifeln ...!« 117
10 Wetterleuchten 135
11 Alarm! Alarm! 152
12 Die Karten werden gemischt 170
13 Der letzte Marsch 188
14 Die deutsche Nacht beginnt 203
15 Kapitulation 211
ZWEITER TORSO: AUF SAND GEBAUT
1 Vorwärts und nicht vergessen! 222
2 Der leere Wahn 236
3 Ungewohnte Wege 250
4 Experimente 264
5 An die Arbeit! 280
6 Zwischenspiel 296
7 David gegen Goliath 309
8 Die Reise nach Prag 327
9 Die Kette schließt sich 344
10 Hintergründe 357
11 Die Verdammten erwachen 370
12 Wir kommen wieder! 383
Nachwort 397
Anhang 406
Editorische Notiz 424
Dank 424