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Dem Schwein auf der Spur Vom Borstenvieh in Kunst, Kultur und Kirche
Dem Schwein auf der Spur
Vom Borstenvieh in Kunst, Kultur und Kirche




Ulrich Zurkuhlen, Lukas Ruegenberg

Butzon und Bercker
EAN: 9783766601407 (ISBN: 3-7666-0140-7)
132 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, 1998

EUR 13,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein humoristischer Rundgang durch die Welt der Menschen - dem Schwein auf der Spur! Ulrich Zurkuhlen zeigt Ähnlichkeiten und Unterschiede, spürt „Schweinereien" in Sprichwörtern und Redensarten auf und verfolgt das Schwein in Christentum, Judentum und Islam, in Mythologie und Aberglauben, Kunst, Musik und Literatur. Die Fährte führt durch viele Länder und Kulturen, und zu keiner Zeit kommt Langeweile auf.



Ulrich Zurkuhlen, geboren 1939, Pfarrer in Münster-Dyckburg, ehemaliger Leiter des theologischen Fachbereichs in der Katholisch-Sozialen Akademie des Bistums Münster Franz-Hitze-Haus, seit 1995 theologischer Berater der Bistumszeitung „Kirche + Leben".
Verlagsinfo
Was ist denn das hier für ein Sauhaufen! - Hat der ein Schwein gehabt! - Meine Güte, hast du eine Sauklaue! Wie zahlreiche Redensarten und Sprichwörter zeigen, wird das Schwein vom Menschen nicht gerade selten im Munde geführt. Was es über das Schwein darüber hinaus so alles zu entdecken gibt, ist dagegen weitgehende unbekannt.
Inhaltsverzeichnis

Den Schweinen meine Sympathie!

Zur Einführung
Typisch Mensch - typisch Schwein
Von Unterschieden und Ähnlichkeiten 10

Laß die Sau raus!
Schweinereien in Redensarten und Sprichwörtern 16

Schwein gehabt!
Woher das Glücksschwein kommt 24

Das Land der Schweine
Freundliches und Unfreundliches über die Westfalen 29

Heilige Schweine-Patrone
Einsiedler Antonius und einige andere 33

Das himmlische Schwein
Geschichten am Rande der Theologie 41

Schweine und Dämonen
Bibeltheologische Überlegungen zu Mk 5,1-20 53

Das Schwein im Arm des Täufers Johannes
und andere ungewöhnliche Schweinebilder 64

Unrein!
Das Schweinetabu im Judentum und im Islam 69

Das Schweinerudel und die Geburt der Demokratie
Schweinesagen aus der Schweiz 74

Unter Eichen am Ufersaum eine riesige Sau
Schweine in der antiken Mythologie 81

Der Zauber des Schweineschwanzes
Orakel und Opferbräuche 89

Im Jahr des Schweines
Ein chinesisches Tierkreiszeichen 97

Die Sprache der Schweine
Literarische Schweinereien aus neuester Zeit 102

La Fontaine und Orwell
Zwei berühmte klassische Schweinefabeln 110

„Ein Wildschwein, beim Teutates!"
Schweine in Comicgeschichten 118

„Du mußt ein Schwein sein in dieser Welt"
Das Lied der Prinzen 123

Die Würde des Schweins ist unantastbar
Das war's! 128
Leseprobe
Seit wann meine besondere Sympathie den Schweinen gilt, weiß ich nicht so ganz genau; es muß schon sehr lange her sein: Die kleinen Ferkel, die erst ein paar Tage alt waren, haben mir schon seit Kindertagen Freude gemacht, mehr jedenfalls als die ausgewachsenen Schweine, die in ungleich geringerem Maß mein Interesse und erst recht nicht meine Zuneigung fanden. Aber ich kann mich ganz gut erinnern, mit welcher Zustimmung ich vor vielen Jahren ein Buch gelesen haben, in dem laute Klage darüber geführt wurde, daß man die Schweine ausgerechnet als Schweine bezeichnet; das sei die eigentliche Schweinerei! Und gerechterweise wird man zugeben müssen: Das stimmt! Was haben die armen Schweine bloß demjenigen getan, der sie gedankenlos als Schweine tituliert. Ich hatte jedenfalls Gelegenheit nachzuprüfen, wie Schweine auf den ernstgemeinten Tadel Du Schwein! reagieren; in meinem Pfarrgarten tummelten sich jahrelang zwei vietnamesische Hängebauchschweine, Jonas und Jolanthe. Zweifellos gab es dann und wann Anlaß, mit den beiden ein ernstes Wort zu reden, etwa wenn sie ihr Schweinegehege so zugrunde gerichtet hatten, daß man schon von einer echten Sauerei sprechen konnte. Nun hatte ich das Glück, wenigstens über den Zaun Kontakt mit den überaus scheuen Tieren aufnehmen zu können, und so fand ich es angemessen, einem der beiden vorwurfsvoll das Wort Du Schwein! laut und vernehmlich und durchaus als Vorwurf entgegenzurufen. Seltsamerweise reagierten beide sehr gelassen darauf. Ja, ich hatte den Eindruck, daß sie das Wort Du Schwein! keineswegs als Tadel, nicht einmal als Vorwurf verstanden, sondern eher zustimmend die Tatsache zur Kenntnis nahmen, daß sie eben Schweine waren, und davon eher geehrt als peinlich berührt waren. Sagte ich aber zu einem von ihnen Du Mensch!, wandten sie sich mit Grausen, ja mit einem deutlichen Ausdruck von Ekel ab; nein, Mensch sein will kein Schwein! Das ist offenbar eine Beleidigung für Schweine. Und so habe ich es von an allein schon aus Freundschaft und Sympathie, natürlich unterlassen, Jonas und Jolanthe mit dem Wort Du Mensch! zu kränken. Seitdem aber läßt mich die Schweinerei der Schweine nicht mehr los. Stimmt es eigentlich, daß Schweine in Wirklichkeit den Menschen sehr ähnlich sind? Wie kommt es dazu, daß sie das Wappentier der Westfalen sind, wozu schon der päpstliche Gesandte beim Westfälischen Frieden 1648 in Münster dichterisch seine Gedanken zu Papier brachte? Und was bewegt eigentlich einige Großreligionen, das Schwein als unrein zu bezeichnen und mit einem religiösen Tabu zu belegen? Was hat es mit den vielen Redensarten, die das Schwein betreffen, auf sich? Und das Glücksschwein? Ist es die einzige Schweinerasse, die der Sympathie aller Menschen sicher sein kann? Sind Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auf den Geschmack gekommen, nicht etwa das Schwein genüßlich zu verzehren, sondern ihm endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, lesen Sie weiter; vielleicht geht es Ihnen so wie mir, daß Sie nämlich so sehr Freundschaft mit den Schweinen schließen, daß Ihnen ein Kotelett nicht mehr besonders gut schmeckt. (Ulrich Zurkuhlen)