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Das Versagen
Das Versagen




Katja Gloger, Georg Mascolo

Ullstein
EAN: 9783550204272 (ISBN: 3-550-20427-2)
496 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Oktober, 2025

EUR 26,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein Schlüsselwerk zum Verständnis unserer gefährlichen Gegenwart



Als Putin im Februar 2022 die Ukraine angreift, steht die Welt unter Schock. Dabei ist dieser Krieg von Geheimdiensten präzise vorausgesagt worden. In einer aufsehenerregenden Recherche enthüllen Katja Gloger und Georg Mascolo, wie die Verantwortlichen über Jahrzehnte Warnungen ignorierten und kritische Stimmen in der deutschen Russlandpolitik ausblendeten.



Anhand von zahlreichen Geheimdokumenten und Gesprächen mit Dutzenden Zeitzeugen erzählen sie eine atemberaubende Geschichte: über die wahren Hintergründe der umjubelten Putin-Rede im Bundestag und einen Back Channel in den Kreml, der im früheren Leben Stasi-Spion war. Über ein Geheimdossier des Auswärtigen Amts, das schon 2007 einen bewaffneten Konflikt um die Krim und den Osten der Ukraine beschreibt – und im Archiv landet. Sie offenbaren die Details einer unerklärlich engen militärischen Zusammenarbeit – und warum Putins nukleare Drohungen einen Bundeskanzler um die halbe Welt reisen lassen.
Rezension
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine steht auch das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland im Fokus. Zwar solidarisiert sich das Gros der Deutschen mit dem angegriffenen Land, dennoch gibt es eine Reihe (lautstarker) Stimmen, die der zunehmenden Distanzierung gegenüber Russland kritisch gegenüberstehen.
Das Auf und Ab der deutsch-russischen Beziehungen lässt sich in vielen Epochen der Geschichte deutlich aufzeigen. In der jüngeren Geschichte war es zumeist von Ablehnung oder gar Feindschaft geprägt. Mit Michail Gorbatschow schien es eine Wende zum Guten zu nehmen - endlich. Zu Beginn seiner Amtszeit verstand es auch Wladimir Putin, die Deutschen und die (West-)Europäer von seiner Zugewandtheit zu überzeugen. Schien sein Auftritt 2001 im Deutschen Bundestag ein Beleg für die wachsende Freundschaft zu sein, änderte sich das spätestens mit seiner Rede auf der Münchener Sicherheitskonferenz im Jahre 2007. Heute wissen wir: Dort zeigte er - leider- erstmals klar und deutlich sein wahres Gesicht.
Katja Gloger beschäftigt sich als Journalistin und Politikwissenschaftlerin schon lange mit dem Verhältnis zwischen Russen und Deutschen. Gemeinsam mit Georg Mascolo verfasst sie eine investigative Geschichte der (jüngsten) deutschen Russlandpolitik.

Mit dem rasanten Aufstieg Putins beginnen die Autoren ihre Betrachtungen zu den deutsch-russischen Beziehungen. Sie sezieren das Verhältnis beider Länder unter der fortwährenden Führung Putins in Russland zu den wechselnden Regierungen in der Bundesrepublik. Dabei erweist sich der russische Präsident als gewiefter Taktiker, der es anfangs versteht, nicht nur die eigene Bevölkerung um den Finger zu wickeln, sondern auch internationale Partner. Die Entwicklung zeigt, dass er Russland von einer jungen Demokratie zu einer Autokratie umformte und international den Blick auf "den Westen" von einem (scheinbaren) Partner zum Feind umlenkte.
Dabei spielen verschiedene deutsche Polit-Größen auch eine durchaus entscheidende Rolle. Über Schröder, Merkel, Steinmeier und Scholz reicht diese Facette. Der aktuelle Bundeskanzler Friedrich Merz findet ebenfalls Erwähnung, aufgrund seiner bislang kurzen Amtszeit jedoch eher am Rande.
Gloger und Mascolo greifen bei ihren profunden Darstellungen und Erläuterungen auf eine solide und gründliche Recherche zurück und belegen dies mit bislang ungenutzten Quellen.

Das vorliegende Buch leistet einen wertvollen Beitrag zur aktuellen Diskussion. Es ist spannend geschrieben, liest sich flüssig, eher fast wie ein Polit-Krimi. Aufgrund exzellentem Hintergrundwissens werden zahlreiche Details besprochen und kommentiert, ohne jedoch zu dämonisieren oder streng zu urteilen. Zweifelsfrei ein Plus in der derzeitigen Lage.
Dennoch schreiben die Autoren das Buch (selbstverständlich) aus der "Heute-Perspektive" und kennen den bisherigen Gang der Dinge. An der ein oder anderen Stelle mag dies erkennbar werden, dennoch verzichten beide auf ein "Bashing". Das Zitat des mittlerweile verstorbenen langjährigen Bundestagsabgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble bringt es m. E. treffend auf den Punkt: "Wir wollten es nicht sehen." (vgl. S. 18).
Nun hilft es allerdings wenig in der aktuellen Situation den Blick nur in die Vergangenheit zu wenden. Vielmehr stellt sich die Frage: Werden wir aus unseren Fehlern lernen und welche Konsequenzen bedeutet das? In einer Welt des Umbruchs gibt es hierauf keine einfachen Antworten.

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Wir wollten es nicht sehen.« – Wolfgang Schäuble

Ein Schlüsselwerk zum Verständnis unserer gefährlichen Gegenwart

Als Putin im Februar 2022 die Ukraine angreift, steht die Welt unter Schock. Dabei ist dieser Krieg von Geheimdiensten präzise vorausgesagt worden. In einer aufsehenerregenden Recherche enthüllen Katja Gloger und Georg Mascolo, wie die Verantwortlichen über Jahrzehnte Warnungen ignorierten und kritische Stimmen in der deutschen Russlandpolitik ausblendeten.
Anhand von zahlreichen Geheimdokumenten und Gesprächen mit Dutzenden Zeitzeugen erzählen sie eine atemberaubende Geschichte: über die wahren Hintergründe der umjubelten Putin-Rede im Bundestag und einen Back Channel in den Kreml, der im früheren Leben Stasi-Spion war. Über ein Geheimdossier des Auswärtigen Amts, das schon 2007 einen bewaffneten Konflikt um die Krim und den Osten der Ukraine beschreibt – und im Archiv landet. Sie offenbaren die Details einer unerklärlich engen militärischen Zusammenarbeit – und warum Putins nukleare Drohungen einen Bundeskanzler um die halbe Welt reisen lassen.

»Eine umfassende kritische Aufarbeitung der deutschen Russlandpolitik der letzten Jahrzehnte war überfällig. Das Versagen füllt die Lücke in brillanter Weise. Das Buch von Russlandexpertin Katja Gloger und ihrem Ehemann, Ex Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo, ist die absolute Muss-Lektüre für jeden, der sich für die hoffnungsvollen Zielsetzungen, Illusionen und idealistischen Irrwege unserer Außenpolitik interessiert.«

Wolfgang Ischinger, Vorsitzender des Stiftungsrates der Münchner Sicherheitskonferenz, ehemaliger Staatssekretär im Auswärtigen Amt und Botschafter in Washington und London

»Brillant recherchiert. Spannend erzählt. Dokument einer kollektiven Verdrängung.«
Thomas Roth, Journalist, langjähriger ARD-Korrespondent in Moskau und New York, Moderator der Tagesthemen

»Ein fantastisches Buch.«
Carlo Masala

»Ein Buch, das überfällig war – und soviel Neues enthüllt, wie kolossal das Versagen deutscher Russlandpolitik wirklich war. Katja Gloger und Georg Mascolo haben jahrelang recherchiert und offenbaren in allen Details, was seit Gerhard Schröder bis zur russischen Vollinvasion der Ukraine nicht gesehen werden wollte, obwohl es soviele Warnungen gab. Ein fesselndes Werk von Autoren, die sich auskennen, exklusive Zugänge haben und es großartig aufgeschrieben haben.«
Paul Ronzheimer

»Ich bin sicher, dass dieses Buch mehr zur Aufarbeitung der Russlandpolitik beitragen kann als manche Untersuchungsausschüsse oder Enquetekommissionen.«
Georg Boomgarden, ehem. Staatssekretär des Auswärtigen Amts


Die mehrfach ausgezeichnete Journalistin und Bestseller-Autorin Katja Gloger arbeitet seit über 30 Jahren vor allem zu Russland und internationaler Sicherheitspolitik. Die Osteuropahistorikerin berichtete viele Jahre für den Stern aus Moskau und Washington. Sie interviewte Michail Gorbatschow, Boris Jelzin und Wladimir Putin.

Georg Mascolo gehört seit langer Zeit zu den führenden investigativen Journalisten des Landes. Der Bestseller-Autor war Spiegel-Chefredakteur und leitete die Recherchekooperation von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung. Seine Reportage über den Fall der Berliner Mauer wurde von der Unesco ins Weltdokumentenerbe aufgenommen.
Inhaltsverzeichnis
ALTERNATIVE WIRKLICHKEITEN 11
Ein Spezialist für den Umgang mit Menschen 15
Sein Russland kennt keine Grenzen 20

VORWÄRTS IN DIE VERGANGENHEIT 26
"Hohe menschliche und moralische Ansprüche" 30
Ein zuverlässiger Mann 36
Äußerste Zurückhaltung bis zur Neuorientierung in der Zentrale 45
Zynismus und derbe Witze 51

INS DEUTSCHE HERZ 55
"Mit so jemandem möchte man nicht befreundet sein" 56
Putin fährt mit Schröder Schlitten 64
Die Geschichte einer politischen Verführung 68
Als sich die Deutschen eine russische Rede schreiben 70

PIPELINES UND PROFITE 83
Eine deutsch-deutsche Karriere im "Besonderen Einsatz" 85
Das Dreißig-Prozent-Rätsel 89
"Prominente Figur des politischen und öffentlichen Lebens" 94

GRENZENLOS 99
Das Morden beginnt: Der Fall Litwinenko 100
Kein Mann, kein Problem 101
Eine radioaktive Spur mitten durch Hamburg 106

DER FEHDEHANDSCHUH 112
Angekommen, aber nicht aufgenommen im Club der Mächtigen 115
"Ihr seid zu weich" 17
"Partner oder Gegenmacht?" 120

BUKARESTER TAGE 128
"Kalter Frieden" 130
"Wegen der Ukraine wird die Nato keinen Krieg gegen Russland führen" 134
"Ich bin Deutschland!" 139
Wladimir, darüber müssen wir noch einmal reden" 144

VON »SCHNÖGGERSBURG« NACH MULINO 148
Wandel durch Wehrtechnik 154
Wo deutsche und russische Soldaten gemeinsam üben sollen 159
Große Geschäfte auf politisches Drängen 163

DER ANTRAG 169
Die anderen Stimmen 169
Neue Generationen 174
Die Sache mit der Glaubwürdigkeit 178

ZEITENWENDEN 181
"Ein Staat ohne Atomwaffen wird in der Welt nicht ernst genommen" 185
"In der Ukraine hat das Herz Europas geschlagen" 189
"Frei nach Clausewitz" 192
Im Mahlstrom russischer Lügen 197

DER BÄR IM BÜRO DER KANZLERIN 201
Cybersicherheit made by FSB 210
Mord und Massenvernichtungswaffen 215
"Russland würde nicht auf mich verzichten" 224

GEFÄHRLICHE STRÖMUNGEN 230
"Eine Waffe des Friedens" 235
"Kill it somehow" 245
Ausgespeichert 249

SCHLAFLOS IN MINSK 254
"Und wofür darf ich mich heute entschuldigen?" 261
Von Hardware und Software 269
Von Mardern und Musikinstrumenten 274
Auf der Suche nach "Weichmachern" 282

EXPORTSCHLAGER ANGST 291
"Da gefriert einem das Blut in den Adern" 293
"Gravierendster Atomunfall seit Fukushima" 296

LETZTE AUSFAHRT CHARITÉ 302
Die "Goldene Milliarde" 304
"Sehr viel gefährlicher als der Kalte Krieg" 309
"Hallo, hier ist Nawalny. Ich weiß, wer mich töten woillte." 314
Eine Putin-Tochter am Tegernsee 321
Ein Blumenstrauß für Frau Schwesig 324

EIN GEWEHR AN DER WAND 332
"Großes Entgegenkommen" 335
"Machtpolitisch bist du durch" 338
"15 Kilometer, das war es dann" 341

DIE STACHELN EINES IGELS 348
Was auf Putins Schreibtisch liegt 351
Neue Ordnungen 357
"Berlin, wir haben ein Problem" 364
"Das Schweigen gebrochen" 371
Nukleare Erpressung als Methode 378
Atomdiplomatie in Peking 385
"Putin will Krieg, und keiner stoppt ihn" 390
"Wir bleiben in Kyjiw" 396

Dank 401
Anmerkungen 405
Personenregister 491