Zugegeben - es handelt sich bei dieser Tagungsdokumentation um einen wissenschaftlichen Band mit zahlreichen englischsprachigen Beiträgen, die den gegenwärtigen Stand der umstrittenen Erforschung des apokryphen Thomasevangeliums spiegeln und der nicht unmittelbar für die schulische Arbeit relevant ist. Gleichwohl aber sollte auch in der bibeltheologischen Arbeit der Religionspädagogik mittlerweile die Erkenntnis gewachsen sein, dass einige apokryphe Texte sehr erhellend für das Verstehen der synoptischen, kanonischen Evangelientexte sein können. Hierzu zählt jedenfalls das Thomasevangelium. Exemplarisch sei nur verwiesen auf das Gleichnis vom großen Gastmahl (Mt 22 / Lk 14), das in der Thomasfassung sicherlich eine ursprünglichere Lesart bietet. Kurz: Auch in der schulischen neutestamentlichen Arbeit sollte das Thomasevangelium synoptisch berücksichtigt werden. Dieser Band bietet den aktuellen Stand des Hintergrunds der Erforschung dieser umstrittenen Schrift.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de

Das Thomasevangelium, eine Schrift aus Codex II der Nag-Hammadi-Schriften, gehört zu dem umstrittensten Zeugnissen des frühen Christentums. Während einige Forscher darin eine Schrift sehen, die sehr alte Überlieferungen von Jesus bewahrt hat und deshalb näher an Jesus heranführen könnte als die neutestamentlichen Evangelien, wird es von anderen für einen Text gehalten, der bereits theologiegeschichtliche Entwicklungen des ersten Jahrhunderts voraussetzt und auf sie in eigener Weise reagiert. Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes sind vor dem Hintergrund dieser Diskussion entstanden. Sie gehen zurück auf eine Tagung, auf der Vertreter dieser Auslegungstraditionen ihre unterschiedlichen Interpretationsansätze und methodischen Zugangsweisen vorgestellt und miteinander ins Gespräch gebracht haben. Die Zusammenstellung der Beiträge gewährt deshalb einerseits einen Einblick in das facettenreiche Spektrum der gegenwärtigen Forschungsdiskussion zur Entstehung und zum theologischen Profil dieses Werkes. Andererseits zeigt sie neue Zugangsweisen auf, durch welche die Einordnung des Thomasevangeliums in das Spektrum der frühchristlichen Literatur – etwa im Blick auf sein Verhältnis zu anderen Nag-Hammadi-Schriften und zur Gnosis – auf eine neue Grundlage gestellt wird.

Die Reihe
Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche
Hrsg. v. Dunn, James D. G. / Holladay, Carl R. / Lichtenberger, Hermann / Schröter, Jens / Sterling, Gregory E. / Wolter, Michael

Die Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft (BZNW) sind eine der ältesten und international renommiertesten wissenschaftlichen Buchreihen zum Neuen Testament. Seit mehr als 80 Jahren erscheinen dort Werke, die der Forschung auf allen Gebieten der neutestamentlichen Wissenschaft durch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse wichtige Impulse verleihen.

Der erste Band erschien 1923 im Verlag Töpelmann in Gießen, der 1936 in den Besitz des Verlages Walter de Gruyter wechselte. Ab Band 38 (1970) erscheint im Impressum das Signet des Verlages Walter de Gruyter.

Herausgeber war zunächst Hans Lietzmann, dann folgten Walther Eltester, Eduard Lohse und Erich Grässer. Seit 1998 gibt Michael Wolter die BZNW in Verbindung mit James D. G. Dunn, Richard B. Hays und Hermann Lichtenberger heraus. 2004 wurde Richard B. Hays durch Carl Holladay (Emory University), Jens Schröter (Universität Leipzig) und Gregory Sterling (University of Notre Dame) ersetzt.

157 - Das Thomasevangelium (2008)
Hrsg. v. Frey, Jörg / Popkes, Enno Edzard / Schröter, Jens

Inhaltsverzeichnis