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Das Landleben Geschichte und Zukunft einer Lebensform
Das Landleben
Geschichte und Zukunft einer Lebensform




Werner Bätzing

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406748257 (ISBN: 3-406-74825-2)
302 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Februar, 2020

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In einer Zeit zunehmender Verstädterung brauchen wir eine neue Sicht auf das Landleben. Es ist keineswegs Ausdruck überholter Verhältnisse, es ist vielmehr Grundlage für die Dynamik und Spezialisierung in den Städten und Zentren. Der bekannte Geograph und Alpenforscher Werner Bätzing hält das Land mit seinen Traditionen und Kulturlandschaften für unverzichtbar. Daher mündet sein so fundiertes wie nachdenkliches Buch in Leitideen für die Zukunft des Landlebens.



„Jeder Ort wird durch spezifische Bedingungen geprägt und entwickelt seine eigenen Lebensformen und Traditionen. Die Vielfalt, die daraus entsteht, entzieht sich jedem funktionalem Zugriff. Der Weg zu ihrem Verständnis ist das Begreifen dieser Lebensformen. Das Buch von Werner Bätzing führt zu einem solchen Verständnis.“

Gion A. Caminada
Rezension
In den letzten Jahren erlebt das Landleben in den deutschsprachigen Medien eine Renaissance. Die Zeitschrift mit der gegenwärtig größten verkauften Auflage trägt den bezeichnenden Titel „Landlust“. Auch die Wissenschaft fokussiert in jüngster Zeit verstärkt das Dorf und den ländlichen Raum. Kann das heutige Landleben angesichts von Klimawandel und Neoliberalismus einen eigenen wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und ökologischen Beitrag zum guten Leben leisten?
Der Beantwortung dieser zentralen Frage widmet sich Werner Bätzing (*1949) in seinem neuen Buch „Das Landleben. Geschichte und Zukunft einer gefährdeten Lebensform“, erschienen bei C.H. Beck. Der emeritierte Professor für Kulturgeographie und preisgekrönte Alpenforscher lotet in seiner historisch-systematischen Analyse des Landlebens differenziert aus, welche Bedeutung diese Lebensform für die Gestaltung der Zukunft besitzt. Als Leitdisziplin dient ihm dabei die Geographie, da diese seiner Ansicht nach die einzige Wissenschaft sei, welche die drei konstitutiven Bereiche des Landlebens, nämlich Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft in ihren Interaktionen ausreichend erforsche.
Ausgehend von seinen kulturgeographischen und historischen Reflexionen entwickelt Bätzing fünf Leitideen zur Stärkung dieser Lebensform. Damit verbindet er konkrete normative Vorschläge wie die Reduzierung der agroindustriellen Landwirtschaft, den Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten oder den Aufbau dezentraler, der Nachhaltigkeit verpflichteter Strukturen. Gegenüber einer strikten Dichotomisierung und Hierarchisierung von städtischen und ländlichen Lebensformen begreift Bätzing diese beiden als gleichwertig und zur Realisierung eines guten Lebens notwendig.
Mit seinem aktuellen Werk liefert der Kulturgeograph sehr gutes Orientierungswissen zum Landleben, das durch eine stärkere Berücksichtigung umweltethischer Fragen noch zu ergänzen wäre. Lehrkräfte der Fächer Geographie und Geschichte werden jedenfalls durch die gut verständlichen Ausführungen motiviert, sich mit den Schülerinnen und Schülern in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt problemorientiert mit dem Landleben auseinanderzusetzen.
Fazit: Mit dem Buch „Landleben“ ist Werner Bätzing ein fundierter Debattenbeitrag gelungen, der nicht nur in wissenschaftlichen, sondern auch in aktuellen politischen Diskursen Beachtung verdient.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Bätzing, Werner
Das Landleben
Geschichte und Zukunft einer gefährdeten Lebensform
In einer Zeit zunehmender Verstädterung brauchen wir eine neue Sicht auf das Landleben. Es ist keineswegs Ausdruck überholter Verhältnisse, es ist vielmehr Grundlage für die Dynamik und Spezialisierung in den Städten und Zentren. Der bekannte Geograph und Alpenforscher Werner Bätzing hält das Land mit seinen Traditionen und Kulturlandschaften für unverzichtbar. Daher mündet sein so fundiertes wie nachdenkliches Buch in Leitideen für die Zukunft des Landlebens.

Gibt es heute noch ein Leben auf dem Land, das nicht städtische geprägt ist? Und brauchen wir in der modernen Welt überhaupt ein Landleben? Oder ist es nur noch ein romantisches Relikt aus der vergangenen Zeit? Wer das Landleben verstehen will, so der bekannte Geograph und Alpenforscher Werner Bätzing, muss Landwirtschaft, bäuerliche Kulturlandschaften, Dorfleben, Traditionen sowie die engen Verflechtungen zwischen Ihnen kennen. Da das Land aber stets in einem engen Austausch mit der Stadt steht, muss er auch verstehen, welche Auswirkungen die Industrielle Revolution, die Entdeckung des Landes als "schöne Landschaft", der wirtschaftliche und demographische Wandel, die Entstehung der Konsumgesellschaft und das Erstarken des Neoliberalismus auf das Landleben besitzen - andernfalls besteht die Gefahr, das Land zu stark als Idylle wahrzunehmen. Bätzings breit angelegte und historisch fundierte Darstellung steht quer zu den üblichen Sichtweisen und lässt das Landleben in einem völlig neuem Licht erscheinen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung: Landleben – was bedeutet das? 9
1.1 Aufgabe und Zielsetzung 9
1.2 Der doppelte Blick auf das Landleben 12
1.3 Definitionen von Land und ländlichem Raum 15
1.4 Zur Konzeption und Gliederung 23

2. Die Entstehung des Landlebens und die Veränderung der Natur 28
2.1 Der Beginn des Landlebens 28
2.2 Neue Raumstrukturen durch Landwirtschaft 32
2.3 Ökologie der Kulturlandschaft 35
2.4 Kulturelle Rahmenbedingungen des Landlebens 43

3. Die Entwertung des Landes durch die Entstehung von Städten und Hochkulturen 48
3.1 Fundamentale Veränderungen auf dem Land – warum? 48
3.2 Die Entstehung von Städten und Stadtstaaten 51
3.3 Die Entstehung von Großstädten, Hochkulturen und großen Reichen 58
3.4 Zur Entwertung des Landes durch die Stadt 66

4. Die Gleichwertigkeit von Land und Stadt im mittelalterlichen Europa 69
4.1 Die europäische Sonderentwicklung ab dem Jahr 1000 69
4.2 Die Intensivierung der Landwirtschaft: Dreifelderwirtschaft 72
4.3 Alt-/Jungsiedelräume und Vergetreidung/Vergrünlandung 79
4.4 Das Aufblühen von Handwerk und Gewerbe auf dem Land 86
4.5 Die Schwächung des Landlebens im 18. Jahrhundert 89

5. Die Auswirkungen der Industriellen Revolution auf das Landleben 95
5.1 Die Industrielle Revolution und das «Ende der Fläche» 95
5.2 Der wirtschaftliche Wandel: Reagrarisierung des Landes 100
5.3 Der demographische Wandel: Verstädterung und Bevölkerungsrückgang 107
5.4 Der kulturelle Wandel: Modernisierung und Neuerfindung der Tradition 110
5.5 Das neue Sonntagsbild der Städter: Das Land als «schöne Landschaft» 114

6. Die forcierte Modernisierung des Landlebens zwischen 1960 und 1980 123
6.1 Die allerletzte Phase der Industriegesellschaft und ihre neuen Rahmenbedingungen 123
6.2 Der wirtschaftliche Wandel: Spezialisierung und Intensivierung 125
6.3 Der demographische Wandel: Suburbane und periphere Räume 136
6.4 Politische Interventionen: Dorfsanierung, Schul- und Gebietsreform und das System der Zentralen Orte 136
6.5 Der kulturelle Wandel: Landleben als Auslaufmodell 151

7. Die Postmoderne – eine neue Aufwertung oder das endgültige Verschwinden des Landlebens? 155
7.1 Der Bruch zu Beginn der 1980 er Jahre und seine Ursachen 155
7.2 Der wirtschaftliche Wandel: Entstehen neue Arbeitsplätze auf dem Land? 162
7.3 Neue politische Zielsetzungen für den ländlichen Raum 180
7.4 Bevölkerungsentwicklung: Abwärtsspirale oder erneuter Aufschwung? 186
7.5 Siedlungsentwicklung: Die Entstehung der «Zwischenstadt» 191
7.6 Der ökologische Wandel: Agrarwüsten, Wildnisgebiete und der neue Umweltschutz 197
7.7 Der kulturelle Wandel: Von der selbstverständlichen zur selbstgewählten Tradition 205
7.8 Gibt es heute noch ein Landleben? 211

8. Welche Zukunft für das Landleben? 219
8.1 Bilanz: Das Landleben ist unverzichtbar 219
8.2 Mögliche zukünftige Entwicklungen des Landes 226
8.3 Leitideen für die Aufwertung des Landlebens 231
8.4 Ausblick 251

Anhang
Anmerkungen 259
Literaturverzeichnis 285
Abbildungsverzeichnis 295
Sachregister 299