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Das Kolosseum Bewundert, bewohnt, ramponiert
Das Kolosseum
Bewundert, bewohnt, ramponiert




Erik Wegerhoff

Wagenbach
EAN: 9783803136404 (ISBN: 3-8031-3640-7)
240 Seiten, hardcover, 17 x 25cm, 2012, Gebunden mit Schildchen und Prägung

EUR 24,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ehe sich das Kolosseum als archäologisch abgezirkelte, gesäuberte Ruine präsentierte, war es jahrhundertelang bewohnt: von römischen Adligen, später von einem Eremiten und schließlich von zahllosen Pflanzen. Eine ganz andere Geschichte des bekanntesten Bauwerks der Welt.
Rezension
Das Kolosseum, 69 n. Chr. von Kaiser Vespasian erbaut und von seinem Sohn, dem Kaiser Titus, etwa 10 Jahre später eingeweiht, ist das größte Amphitheater des Römischen Reiches und eines der berühmtesten Bauwerke der Welt. Es fasste rund 50 000 Zuschauer und war fast 400 Jahre lang der größte Vergnügungstempel der Antike. Das Kolosseum hat 2000 Jahre Geschichte überstanden. Dieses Buch bietet weniger einen umfassenden Überblick über die Entstehung und Funktion des antiken Amphitheaters als vielmehr die wechselvolle Geschichte des Kolosseums in Mittelalter, Gegenreforamtion und Neuzeit bis hin zum nationalstaatlichen Rom.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
«Ein so gebildetes wie vergnügliches Buch über das Wahrzeichen Roms schlechthin. Jeder, der es liest, wird bezaubert sein.»
Die Welt

Das Kolosseum

Ehe sich das Kolosseum als archäologisch abgezirkelte, gesäuberte Ruine präsentierte, war es jahrhundertelang bewohnt: von römischen Adligen, später von einem Eremiten und schließlich von zahllosen Pflanzen. Die Geschichte eines der bekanntesten Bauwerke der Welt. Reich illustriert!

Das Kolosseum kennt jeder. Selbst wer noch nie in Rom war, hat das riesige Gemäuer vor Augen: Es ist der Inbegriff des antiken Rom. Dabei war das monumentale Amphitheater seit dem Untergang der altrömischen Kultur eine dauernde Baustelle. Im Mittelalter verwandelte man seine Gewölbe in Wohnungen, Läden und Werkstätten – und einige davon in den Wohnsitz der mächtigen römischen Adelsfamilie Frangipane.

Die Päpste residierten zu dieser Zeit in der nahegelegenen Lateransbasilika, und der Sitz der Frangipane diente ihnen nicht selten als strategisch günstiger Fluchtort.

Im 16. Jahrhundert setzte sich die Idee vom Kolosseum als Leidensort christlicher Märtyrer durch, weshalb der gesamte Bau in eine gigantische Kirche umgewandelt werden sollte. Die Pläne scheiterten, doch legte man einen Kreuzweg entlang der Arena an und weihte das Kolosseum den frühchristlichen Glaubenskämpfern. Die Grand Tourists des 18. Jahrhunderts erkannten in dem verfallenen Gemäuer schließlich eine arkadische Landschaft, die sie dank der auf den Ruinen üppig wuchernden Pflanzen in ihre eigene Ideal-Antike versetzte. Erik Wegerhoff erzählt – und illustriert! – die wechselvolle Geschichte des Kolosseums, das man irrtümlicherweise schon zu kennen glaubte …

Pressestimmen:

«Eine minutiöse und mitreißende Rezeptionsgeschichte mit vielen überraschenden Einsichten. Anschaulich schildert der Autor – von Haus aus Architekt, nicht Archäologe – etwa das mittelalterliche Rom als Ruine einer antiken Metropole. So, wie die Architekten der Renaissance, des Manierismus und des Barock jeden Winkel des Kolosseums zeichneten und kopierten, folgt Wegerhoff den Verästelungen der Stiladaption und Umformung. Nach der Lektüre von Wegerhoffs Buch ist jedem Rom-Reisenden einsichtig, dass es wirklich eine Art Weltuntergang wäre, würde das Kolosseum, das in jüngster Zeit gravierende Schäden zeigt, zugrunde gehen.»

Dieter Bartezko, Frankfurter Allgemeine Zeitung

«Der Individualtourist kann sich mit Wegerhoffs Buch jetzt die bewegte Geschichte hinter der kahlen Fassade vorstellen. Der schmucke Reiseführer der anderen Art ist die gelungene Umwandlung einer wissenschaftlichen Studie in ein Buch für die breite Leserschaft. Die Spezialisten kommen auch nicht zu kurz. Ein umfangreicher Anmerkungsapparat, eine Literaturliste und gleich mehrere Register ermöglichen eine Vertiefung des Themas.»

Geneviève Lüscher, Neue Zürcher Zeitung

«Ein kluges, gut geschriebenes Buch. Wegerhoff ist Architekt, aber er muss zugleich Sozialhistoriker, Kirchengeschichtler, Kunst- und Kulturwissenschaftler sein, um das Bauwerk und seine wechselhaften Bedeutungen zu vermessen. Wegerhoff lässt dabei gezielt das Bewusstsein das Sein bestimmen, wenn er demonstriert, wie über die Jahrhunderte die jeweiligen Neudeutungen und Zuschreibungen den verschiedenen architektonischen Eingriffen vorausgingen. Seine Geschichte des Kolosseums ist eine Geschichte der Umdeutungen und Umnutzungen. Das Buch zeigt, dass unser Bild der Antike eben genau das ist: ein Bild, das wir uns gemacht haben. Es ist das Tolle und Aufregende an diesem Buch, dass es einen noch mal lesen und sehen lehrt, dass es einen auf das stößt, was man, frei nach Kant, die Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung nennen könnte. Es nötigt einen, erneut zu reflektieren, wie es kommt, dass wir so auf die Antike blicken, wie wir es tun. Und das ist, auch und gerade beim Blick auf unsere Gegenwart, keine schlechte Sehhilfe, weil Gewissheiten erschüttert und Projektionen als solche kenntlich gemacht werden.»

Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

«Erik Wegerhoffs Buch liest sich spannend und ist schön ausgestattet. Wegerhoff illustriert seine Bau- und Deutungsgeschichte mit unzähligen Bildbeispielen»

Günther Wessel, Deutschlandradio

«Es ist herrlich, mit einem Architekten durch Rom zu gehen. Freilich hat Wegerhoff keinen Kunstführer geschrieben, der junge Architekt hat sich auf das Kolosseum beschränkt und ein so gebildetes wie vergnügliches Buch über das Wahrzeichen Roms schlechthin verfasst. Jeder, der sein Buch liest, wird bezaubert sein. Nach der Lektüre wird er in der Lage sein, das Kolosseum aus völlig neuen Blickwinkeln zu betrachten.»

Die Welt
Inhaltsverzeichnis
Anverwandlungen 7

Das Amphitheater als Grundstein und Konstitution der Herrschaft in der Kaiserzeit 15

Das Kolosseum als Familiensitz und Herrschaftssymbol im Mittelalter 27

Der Name als erste Interpretation 27
Die Trennung von Spektakel und Bau 32
Das bewohnte Kolosseum 34
Der Besitz der Frangipane 40
Kolosseum und Koloß 51
Der Palast im Sonnentempel 59

Das Kolosseum als Martyriumsort seit der Gegenreformation 67

Das Kolosseum als Topographie der Passion Christi 68
Die Überschreibung als Martyriumsort 73
Der Prototyp der Märtyrerkirche 80
Wiederherstellung unter umgekehrten Vorzeichen 87
Fromme Massen und dunkle Gestalten 93
Die Entweihung des Kolosseums 100

Das Kolosseum als Ruinenlandschaft zur Zeit der >Grand Tour< 109

Das Kolosseum als Reiseziel 110
Die Entdeckung der Ruine 116
Das Kolosseum als Landschaft 128
Masse, Unscharfe und Nacht 137
Die Archäologie 148

Die Bereinigung des Kolosseums im nationalstaatlichen Rom 155

Antike aneignen 163

Anmerkungen 167
Abküzungen 199
Quellen 200
Literatur 218
Bildnachweis 227
Dank 228
Register 230