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Das Dorf
Soziale Prozesse und räumliche Arrangements
Annett Steinführer, Lutz Laschewski, Tanja Mölders, Rosemarie Siebert (Hg.)
Reihe: Ländliche Räume: Beiträge zur lokalen und regionalen Entwicklung
LIT
EAN: 9783643141149 (ISBN: 3-643-14114-9)
224 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, Februar, 2019
EUR 29,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Diese Publikation ist der fünfte Band der Reihe „Ländliche Räume: Beiträge zur lokalen und regionalen Entwicklung“. Diese hat das Ziel, den wissenschaftlichen Austausch über aktuelle Fragen sozialer, politischer, ökonomischer und kulturlandschaftlicher Transformationen ländlicher Räume in Deutschland und Europa zu intensivieren.
This publication is the fifth volume of the series „Rural areas: Issues of local and regional development.“ It aims at intensifying scholary exchange on topical questions of social, political, economic and landscape-related transformations of rural areas in Germany and Europe.
In der Entstehung der modernen Sozial- und Raumwissenschaften bildete das Dorf einen wesentlichen Gegenstand der Erkenntnisgewinnung und Methodenentwicklung. Das aktuelle gesellschaftliche Interesse an ländlichen und dörflichen Lebenswirklichkeiten wurde hingegen von den Sozialwissenschaften, insbesondere der Soziologie, bislang kaum systematisch aufgegriffen. Diese Lücke will der Sammelband schließen. Die Beiträge thematisieren unter anderem den tiefgreifenden Wandel einst kleinbäuerlicher Dörfer, die Folgen multilokaler Alltagsarrangements, Fragen von Nachbarschaft und sozial-ökologische Konflikte in der Verflechtung des Globalen mit dem Lokalen. Planungswissenschaftliche, geographische und sozial-ökologische Zugänge ergänzen die soziologische Perspektive, um das Dorf als interdisziplinären Forschungsgegenstand der Sozialwissenschaften neu zu konturieren.
Dr. Annett Steinführer ist als Sozialwissenschaftlerin am Thünen-Institut für Ländliche Räume in Braunschweig tätig und lehrt an der TU Braunschweig.
Dr. Lutz Laschewski arbeitet am Thünen-Institut für Ländliche Räume in Braunschweig, ist Lehrbeauftragter für Sozialwissenschaftliche Umweltfragen an der BTU Cottbus-Senftenberg und assoziierter Wissenschaftler am Sorbischen Institut e.V. in Bautzen/Cottbus.
Prof. Dr. Tanja Mölders vertritt die Professur für Umweltplanung an der Leuphana Universität Lüneburg und ist Maria-Goeppert-Mayer-Juniorprofessorin für Raum und Gender an der Leibniz Universität Hannover.
Dr. Rosemarie Siebert arbeitet als Sozialwissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. in Müncheberg.
Rezension
Dorf, Dörflichkeit, Dorfleben, Land, Ländlichkeit, Landleben oder ländliche Regionen sind Begriffe, die gegenwärtig in der Öffentlichkeit und in verschiedenen Wissenschaften eine Renaissance erfahren. So trägt das Magazin mit der zurzeit größten verkauften Auflage den bezeichnenden Titel „Landlust“. Ländliche Siedlungsformen fungieren vielfach als Imaginationsräume eines guten und nicht-entfremdeten Lebens in einer Postwachstumsgesellschaft. Andererseits werden in den Medien und in der Politik reale Probleme wie „Dorfsterben“, demographischer Wandel, Schulschließungen oder Exklusionserfahrungen diskutiert. Mittlerweile ist sogar innerhalb bestimmter Wissenschaften die Rede von einem „rurbanen turn“. Beteiligt sind an der multidimensionalen Dorfforschung u.a. Geographie, Ethnologie, Geschichtswissenschaft, Literaturwissenschaft, Erziehungswissenschaft und Soziologie.
Auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2016 in Bamberg widmete sich die Sektion Land-, Agrar- und Ernährungssoziologie in einer Sitzung der Frage „Das geschlossene Dorf - Renaissance einer Sozialform?“. Diese dort vorgetragenen Beiträge, ergänzt um weitere Aufsätze, sind aufgenommen worden in den Forschungsband „Das Dorf. Soziale Prozesse und räumliche Arrangements“. Herausgegeben wird er von Annett Steinführer, Lutz Laschewski, Tanja Mölders und Rosemarie Siebert. Erschienen ist das Buch im Münsteraner Lit-Verlag als Band 5 der Reihe „Ländliche Räume. Beiträge zur lokalen und regionalen Entwicklung“.
Besondere Erwähnung verdienen die drei Aufsätze, in denen die Langzeitstudie „Ländliche Lebensverhältnisse im Wandel 1952, 1972, 1993 und 2012“ vorgestellt wird. Auch die anderen Texte demonstrieren die Fruchtbarkeit sozialwissenschaftlicher Analysen des Dorfes bzw. ländlicher Regionen. Dabei bedienen sich die Forscher*innen unterschiedlicher methodischer Zugänge; Bezugsautoren sind u.a. Marcel Mauss und Pierre Bourdieu. Aufschlussreich sind auch die Thesen zum Dorf im Kontext der Landsoziologie, in denen Lutz Laschewski, Tanja Mölders und Annett Steinführer zumindest die führenden Kultursoziologen Hartmut Rosa und Andreas Reckwitz erwähnen. Eine intensive Rezeption ihrer Schriften bei der Analyse des Dorfes in Bezug auf soziale Transformationsprozesse steht noch aus. Der Band richtet sich primär an „Dorfwissenschaftler*innen“. Auch Lehrkräfte der Fächer Geographie, Geschichte und Politik fordert das Buch dazu auf, sich mit Schüler*innen im Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt differenziert und problemorientiert mit gesellschaftlichen Spanungsfeldern ruralen Strukturwandels auseinanderzusetzen.
Fazit: Mit ihrem Forschungsband „Das Dorf. Soziale Prozesse und räumliche Arrangements“ leisten die Herausgeber*innen einen wichtigen Beitrag zur Vermessung und Konturierung einer sozialwissenschaftlich orientierten Dorf- und Landforschung.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
In der Entstehung der modernen Sozial- und Raumwissenschaften bildete das Dorf einen wesentlichen Gegenstand der Erkenntnisgewinnung und Methodenentwicklung. Das aktuelle gesellschaftliche Interesse an ländlichen und dörflichen Lebenswirklichkeiten wurde hingegen von den Sozialwissenschaften, insbesondere der Soziologie, bislang kaum systematisch aufgegriffen. Diese Lücke will der Sammelband schließen. Die Beiträge thematisieren unter anderem den tiefgreifenden Wandel einst kleinbäuerlicher Dörfer, die Folgen multilokaler Alltagsarrangements, Fragen von Nachbarschaft und sozial-ökologische Konflikte in der Verflechtung des Globalen mit dem Lokalen. Planungswissenschaftliche, geographische und sozial-ökologische Zugänge ergänzen die soziologische Perspektive, um das Dorf als interdisziplinären Forschungsgegenstand der Sozialwissenschaften neu zu konturieren.
Dr. Annett Steinführer ist als Sozialwissenschaftlerin am Thünen-Institut für Ländliche Räume in Braunschweig tätig und lehrt an der TU Braunschweig.
Dr. Lutz Laschewski arbeitet am Thünen-Institut für Ländliche Räume in Braunschweig, ist Lehrbeauftragter für Sozialwissenschaftliche Umweltfragen an der BTU Cottbus-Senftenberg und assoziierter Wissenschaftler am Sorbischen Institut e.V. in Bautzen/Cottbus.
Prof. Dr. Tanja Mölders vertritt die Professur für Umweltplanung an der Leuphana Universität Lüneburg und ist Maria-Goeppert-Mayer-Juniorprofessorin für Raum und Gender an der Leibniz Universität Hannover.
Dr. Rosemarie Siebert arbeitet als Sozialwissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. in Müncheberg.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Anja Reichert-Schick I
Das Dorf als Gegenstand sozialwissenschaftlicher Forschung und
Theoriebildung. Zur Einführung
Lutz Laschewski, Annett Steinführer, Tanja Mölders, Rosemarie Siebert3
Dörfliches Geschichtsbewusstsein und sozialer Zusammenhalt
Jens A. Forkel 57
60 Jahre „Ländliche Lebensverhältnisse im Wandel“ - wie eine
Langzeitstudie entsteht
Heinrich Becker, Gesine Tuitjer79
„Aber dann, mit Familie, ist einfach das Dorfleben viel, viel besser“.
Lokale Geschlechterarrangements und räumliche Praktiken
Gesine Tuitjer 91
Aushandlungen von Möglichkeiten und eigentypisches Coping lokaler
Politik im Kontext von Zentrum und Peripherie
Claudia Hefner105
Kleinschulschließungen im Ortsteil - eine gabentheoretische
Betrachtung
SigridKroismayr119
Dörfliche Nachbarschaft - eine soziale Ressource? Der Nordosten
Deutschlands als Beispiel
Katja Rackow, Vera Sparschuh133
Leben an mehreren Orten: Multilokalität, Ortsbindungen und
bürgerschaftliches Engagement
Linda Lange 153
„Und daraufhin ist das Dorfhier aufgewacht.“ Ländlichkeit als
umweltpolitische Konfliktkategorie
Beate Friedrich171
Das Fischerdorfim liberalen Kapitalismus: sozialräumliche Öffnungsund Schließungsprozesse in der nordatlantischen Peripherie
Alexander Dobeson187
Das Dorfund die Landsoziologie. Thesen für die weiterführende
Forschung
Lutz Laschewski, Tanja Mölders, Annett Steinführer 203
Autorinnen und Autoren 209
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