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Briefe zum Judentum
Briefe zum Judentum




Stefan Zweig

Suhrkamp
EAN: 9783633543069 (ISBN: 3-633-54306-6)
295 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, November, 2020

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Stefan Zweigs Stellung zum Judentum ist bislang nur selten beschrieben worden. Diese Briefedition zeigt nun erstmals unmittelbar seine Gedanken und Eindrücke:

"Ich sage nur Ihnen, dass ich entsprechend meiner Natur [...], das Judentum nie als Kerker der Empfindung wählen möchte [...]: aber ich weiss, dass ich doch ruhe darin und nie ihm abtrünnig sein will und werde. [...] Es belastet das Judesein mich nicht, es begeistert mich nicht, es quält mich nicht und sondert mich nicht, ich fühle es ebenso wie ich meinen Herzschlag fühle, wenn ich daran denke und ihn nicht fühle, wenn nicht daran denke. Ich glaube mit diesen Worten klar zu sein."

An Martin Buber, 8. Mai 1916
Rezension
„Ideen haben keine eigentliche Heimat auf der Erde. Sie schweben in der Luft zwischen den Völkern, zwischen den Menschen und es gibt kaum eine Erkenntnis, einen Glauben, eine Religion, die nicht Eigenes mit Übernommenen vermengte, wie es doch kein reines Erdichten gibt: alles Erfundene ist ein Gefundenes.“ Dieses schrieb Stefan Zweig (1881-1942) am 2.3.1938 aus London in einem Brief an Sigmund Freud. Zugleich gibt diese kurze Phänomenologie der Ideen von dem österreichischen Schriftsteller Einblick in seine kosmopolitische Weltanschauung. In der Germanistik und Literaturwissenschaft stand bisher primär sein international bekanntes, literarisches Œuvre im Fokus. Man denke nur an Zweigs Novelle „Amok“(1922) oder die postum veröffentlichte „Schachnovelle“(1942), seine historischen Darstellungen „Sternstunden der Menschheit“(1927), „Marie Antoinette“(1932) oder „Maria Stuart“(1935), sowie sein autobiographisches, postum erschienenes Werk „Die Welt von Gestern“(1942). Zweigs Verhältnis zum Judentum wurde in der Forschung erst in den letzten Jahren näher beleuchtet.
Umso verdienstvoller ist es, dass dazu im Jüdischen Verlag des Suhrkamp Verlags eine Edition unter dem Titel „Briefe zum Judentum“ erschienen ist. Herausgeber ist der Judaist Stefan Litt, der aus den ca. 25.000 Briefen und Postkarten, die Stefan Zweig zeit seines Lebens verfasst hat, 120 an 43 unterschiedliche Adressaten ausgewählt hat. Diese vielfach aus Archiven weltweit zusammengetragenen Dokumente werden in dem Buch drei Lebensperioden des Schriftstellers zugeordnet, nämlich 1900-1918, 1920-1932 und 1933-1941. In seinen Briefen, insbesondere an den Philosophen Martin Buber, begründet Stefan Zweig, warum er kein Anhänger des Zionismus ist. Andere Adressaten seiner Briefe in der vorliegenden Ausgabe sind u.a. die Schriftsteller Romain Rolland, Max Brod, Arnold Zweig und Franz Werfel, die Verleger Anton Kippenberg und Ben Huebsch, sowie der Psychoanalytiker Sigmund Freud. Die ausgewählten Dokumente geben nicht nur Aufschluss über Zweigs Verhältnis zum Judentum, sondern auch über seine Weltanschauung. Lehrkräfte der Fächer Deutsch werden durch das vorliegende Buch motiviert, sich mit dem Werk Stefan Zweigs wieder verstärkt im Unterricht auseinanderzusetzen.
Fazit: Die Edition „Briefe zum Judentum“ leistet einen wichtigen Beitrag zur Erschließung von Stefan Zweigs Beziehung zum Judentum, sowie seines Kosmopolitismus und Humanismus.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Stefan Zweig, einer der erfolgreichsten Autoren deutscher Sprache entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie, in der allerdings die jüdische Tradition kaum eine Rolle spielte. Seine Korrespondenz aus den Jahren 1900 bis 1940, unter anderem mit Martin Buber, Anton Kippenberg, Romain Rolland, Felix Salten und Chaim Weizmann vermittelt unmittelbare Einblicke in die Gedanken des weltberühmten Schriftstellers zum Judentum und zum Zionismus, die in dieser Form bisher nur aus wenigen Werken herauszulesen war.
Die vorliegende von Stefan Litt zusammengestellte und kommentierte Edition umfasst 120 in der Mehrzahl bislang unveröffentlichte Briefe und unternimmt erstmals den Versuch, Zweigs Stellung zum Judentum genauer zu erschließen.
Inhaltsverzeichnis
Stefan Zweig. Sein Leben und sein Werk 9
Stefan Zweigs Briefe zum Judentum 19
Zur Edition 23
Briefe 1900-1918 27
Briefe 1920-1932 69
Briefe 1933-1941 139
Verzeichnis der benutzten Archive und Sammlungen 283
Weiterführende Literatur 285
Abbildungsnachweis 289
Personenregister 291