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Bloodbath Nation Mit Fotos von Spencer Ostrander
Bloodbath Nation
Mit Fotos von Spencer Ostrander




Paul Auster

Rowohlt
EAN: 9783498003234 (ISBN: 3-498-00323-2)
192 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, Februar, 2024

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Einlieferungen in Notaufnahmen, doch all diese Gewalt fordert einen noch weit höheren Tribut als nur die zerschossenen und blutüberströmten Leiber der Opfer selbst, denn es folgen Verheerungen unter ihren nächsten Angehörigen, ihren Familien, ihren Freunden, ihren Arbeitskollegen, den Leuten in ihrer Nachbarschaft, in ihren Schulen, ihren Kirchen, ihren Softballteams und ihren Wohnorten – die ungezählten Leben, die von der Gegenwart eines einzigen Menschen berührt werden -, womit die Zahl der direkt oder indirekt von Waffengewalt betroffenen Amerikaner jährlich in die Millionen geht.

Ein brisanter politischer Essay: Paul Auster über die alltäglichen Blutbäder durch Schusswaffengebrauch in den USA und die Wurzeln der Gewalt.
Rezension
„Bloodbath Nation“ war das vorletzte Werk von Paul Auster (1947-2024), das zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde. Im Januar 2023 erschien das Buch in der englischen Originalausgabe, im März 2024 in der deutschen Übersetzung von Werner Schmitz im Rowohlt Verlag. Auster zählt zu den wichtigsten Autoren der US-amerikanischen Gegenwartsliteratur. Bekanntheit erlangte er durch sein erzählerisches Werk, insbesondere durch seine New York-Trilogie mit den postmodernen Romanen „Stadt aus Glas“, „Schlagschatten“ und „Hinter verschlossenen Türen“(1985-87, deutsche Erstausgabe 1989).
„Bloodbath Nation“ ist der letzte große Essay von Auster. In ihm widmet sich der bekannte Autor der Debatte um die Waffengewalt und Waffenkontrolle in den USA. In dieser Nation sterben pro Jahr 40.000 Menschen durch Schussverletzungen und 80.000 Menschen werden durch diese verletzt. Daher charakterisiert Auster die Vereinigten Staaten von Amerika als „Bloodbath Nation“. In seinem Essay kritisiert er das dort geltende liberale Waffenrecht als entscheidenden Faktor für die hohen Todes- und Opferzahlen durch Schusswaffen. Der Forderung nach juristischen Regelungen zur Erschwerung des Erwerbs von Schusswaffen erteilen Waffenkontrollgegner, prominent vertreten durch die National Rifle Association, regelmäßig eine Absage mit dem Statement: „Waffen töten keine Menschen, es sind Menschen, die Menschen töten.“ Die Aussage basiert - philosophisch analysiert - auf der Wertneutralitätsthese von Technik, gegen die sich gute Argumente anbringen lassen. Auster entlarvt in seinem politischen Essay das von den Waffenkontrollgegnern angeführte Argument als Ausdruck der Waffenideologie anhand zahlreicher Amokläufe und alltäglicher Blutbäder.
Deren Schauplätze - über 30-, u.a. Kaufhäuser, Privatgebäude, Cafés und Kirchen, wurden von dem Fotografen Spencer Ostrander (*1984) als Orte kollektiver Trauer abgelichtet. Auf den Schwarz-Weiß-Fotografien, die Austers Buch illustrieren, sind die Orte der Blutbäder ohne Menschen zu sehen. Der Schriftsteller selbst besitzt einen besonderen biographischen Bezug zur Thematik, erschoss seine Großmutter doch seinen Großvater 1919 mit einer Pistole, was er erst 1970 erfuhr. Austers Essay beginnt mit diesen autobiographischen Reflexionen zur Sozialisation mit Waffen, führt über die Geschichte des Waffenrechts in den USA hin zur Analyse einzelner mass shootings und den Motiven der Killer. So gelingt dem Autor mit seinem stilistisch brillant verfassten Essay ein eindrückliches Plädoyer für die Verschärfung des Waffenrechts in den USA. Lehrkräfte der Fächer Englisch und Geschichte werden durch den vorliegenden Band motiviert, sich in ihrem Unterricht mit dem Thema „Waffengewalt in den USA“ problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Paul Auster hat mit seinem politischen Essay „Bloodbath Nation“ einen wichtigen Beitrag zur politischen Debatte über die Notwendigkeit von Waffenkontrollgesetzen in den USA vorgelegt, der unbedingt Gehör verdient.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Bloodbath Nation
Mit Fotos von Spencer Ostrander | Ein politischer Essay des Weltautors über Waffengewalt in den USA
Übersetzt von: Werner Schmitz
Dies ist Paul Austers sehr persönliche Abrechnung mit der Vergottung des Waffentragens in der amerikanischen Kultur und Gesellschaft. Er erzählt davon zunächst in biografischen Vignetten, beginnend bei den Spielzeugcolts der Kindheit und den Western im Fernsehen. Es folgen die ersten Einschläge im näheren Umfeld, der von der Großmutter erschossene Großvater – lange Zeit ein Familiengeheimnis, von dem Auster nur durch Zufall erfuhr.
Von da aus geht er zurück in die amerikanische Geschichte und erklärt, warum die Waffe in der Hand des freien Bürgers in direkter Linie aus der Gewalt der Sklavenhaltergesellschaft hervorgegangen ist. Der Streit ums Waffentragen führt ins Zentrum der aktuellen Auseinandersetzungen um die Gestaltung des amerikanischen Gesellschaftssystems. Auster zeigt sich hier als ebenso polemischer wie klarsichtiger politischer Beobachter und Kommentator.
Der Text wird begleitet von Fotos des US-Fotografen Spencer Ostrander – in ihrer Stille gespenstisch eindrückliche Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Schauplätze bekannter Massaker.