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Biophilosophie
Zur Einführung
Kristian Köchy (Hrsg.)
Druckverlag Kettler
EAN: 9783885066507 (ISBN: 3-88506-650-5)
237 Seiten, kartoniert, 12 x 17cm, September, 2008
EUR 14,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Die Biologie und ihre technisch-ökonomischen Ableger in den Life Sciences haben sich zu Leitwissenschaften des 21. Jahrhunderts entwickelt. Auf diese Weise ist eine philosophische Disziplin in die Aufmerksamkeit gerückt, die unter akademischen Vorzeichen längst existierte: die Biophilosophie. Diese Einführung erläutert ihre Grundbegriffe und fragt nach dem Verhältnis von Biologie und Philosophie, von Experiment und Theorie sowie den Besonderheiten von Beobachtung und Darstellung in der Biologie. In Abgrenzung zur formalen Wissenschaftslogik folgt sie einem kontextuellen Ansatz und berücksichtigt gesellschaftliche Einflussgrößen, die die Biologie zu einer eminent praktischen Domäne machen: Denn Biologen vollziehen Handlungen gegenüber Lebewesen, die im Hinblick auf ihre Verantwortbarkeit befragt werden müssen.
Rezension
Angesichts der Bedeutung der Life Sciences oder der Willensfreiheitsdebatte oder auch der Diskussion über die Reichweite der Neuroprothetik gewinnt die Biophilosophie an Aktualität. Oftmals leidet aber eine vertiefte Auseinandersetzung mit den genannten Themen unter fundierten Kenntnissen in der Fachdisziplin Biologie. Daher ist es umso erfreulicher, das Kristian Köchy, Professor für Philosophie an der Universität Kassel, der sowohl in Philosophie als auch in Biologie promoviert ist, eine Einführung in die Biophilosophie vorgelegt hat.
Er begreift diese philosophische Teildisziplin als den Versuch, „die methodologischen, methodenkritischen und ontologischen Überlegungen so zusammenfließen zu lassen, dass das spezifische Verhältnis von Forscher und Forschungsgegenstand in der Biologie adäquat zur Geltung kommt.“ (S. 28) Damit erteilt er der verbreiteten Gleichsetzung von Biophilosophie mit Wissenschaftstheorie und Forschungslogik der Biologie eine klare Absage. Köchy versteht Wissenschaftsphilosophie als eine „Fusion von Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsgeschichtsschreibung und Wissenschaftssoziologie“ (S. 9). Daher wendet er sich auch gegen das verkürzte Verständnis von Wissenschaftsphilosophie des Wiener Kreises. Rudolf Carnaps Logischer Empirismus missachtet nämlich den engen Zusammenhang von Wissenschaftstheorie, Metaphysik und Ethik.
Eine umfassende Biophilosophie darf Köchy zufolge metaphysische und bioethischen Fragestellungen demnach nicht marginalisieren: „Gerade durch die technisch-praktische Ausrichtung der modernen Biologie sind die moralisch-praktische und die gesellschaftliche Relevanz ihrer Forschung stets gegenwärtig.“ (S. 197) Deshalb geht der Philosophieprofessor in seiner Einführung in die Biophilosophie nicht nur auf ihre klassischen Themen wie Modelle, Experimente, Theorien, sondern auch auf das Thema Verantwortung ein. Dabei sieht Köchy „Lebewesen als moralisch Betroffene (moral patients)“ und „Forscher als moralische Akteure (moral agents)“ an. Gegenüber einem positivistischen Wissenschaftsbegriff betont der Philosophieprofessor: „Die Freiheit der Methoden- und Objektwahl etwa darf insbesondere beim forschenden Umgang mit Menschen und mit anderen Lebewesen nicht allein nach innerwissenschaftlichen (methodologischen) Kriterien bewertet werden. Hier sind die Freiheit der Forschung und die Verantwortung für ihr Tun und Unterlassen untrennbar miteinander verbunden.“ (S. 212)
Köchys im „Junius Verlag“ erschienene, transdisziplinäre Einführung „Biophilosophie“ zeugt von einem souveränen Umgang mit der Forschungsliteratur. Jedem an philosophischen Aspekten der Biologie Interessierten, insbesondere Philosophie- und Biologielehrkräften, kann das vorliegende Buch nur zur Lektüre empfohlen werden.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Durch die Debatten um die Deutungsmacht der kognitiven Neurobiologie in Fragen der Willensfreiheit oder um den Beginn des menschlichen Lebens ist eine philosophische Disziplin in die Aufmerksamkeit geraten, die unter akademischen Vorzeichen längst existierte: die Biophilosophie. In dieser Einführung werden die zentralen Themen der Biophilosophie vorgestellt. Es sind dies die Fragen nach dem Verhältnis von Biologie und Philosophie, nach den Besonderheiten von Beobachtung und Darstellung in der Biologie, nach Modellorganismen und Organismusmodellen, nach biologischen Experimenten und Theorien. Dabei folgt die Darstellung einem kontextuellen Ansatz. In Abgrenzung von der formalen Betrachtung durch die Wissenschaftslogik werden so gesellschaftliche Einflussgrößen erkennbar, die einen Übergang von der Theorie der Biologie zur Bioethik nahelegen.
Inhaltsverzeichnis
0. Warum eine Philosophie der Biologie? 11
1. Biologie und Philosophie 23
Was ist Biophilosophie? 23
Die biologische Dimension der Philosophie 28
Philosophie und Biologie bei Aristoteles 29
Philosophie und Biologie bei Kant 34
Die philosophische Dimension der Biologie 41
2. Gegenstand und Methode 50
Formalobjekte und Labororganismen 50
Resistenzen und Reaktionen im Labor 53
3. Beobachtung und Darstellung 60
Beobachtung als Praxis 64
Beobachterbedingungen 68
Bildhafte Darstellung 71
Mechanische Darstellung 75
Abstrakte Darstellung 83
4. Modelle 89
Modellorganismen 95
Organismusmodelle 107
5. Experimente 123
Separation und Ganzheit 130
Manipulation und Selbstorganisation 135
Kontrolle und Autonomie 139
Distanz und Nähe 143
Wiederholbarkeit und Einzigartigkeit 151
Homogenisierung und Vielfalt 155
6. Theorien 160
Individuelle Begriffe 166
Populationsmodelle 173
Fortpflanzungsgesetze 181
Evolutionstheorien 188
7. Verantwortung 192
Lebewesen als moralisch Betroffene (moral patients) 198
Forscher als moralische Akteure (moral agents) 209
Anhang
Literatur 222
Über den Autor 237
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