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Bindungen - Paare, Sexualität und Kinder
Bindungen - Paare, Sexualität und Kinder




Karl Heinz Brisch (Hrsg.)

Klett-Cotta
EAN: 9783608947175 (ISBN: 3-608-94717-5)
294 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 16 x 24cm, 2012

EUR 37,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Sicher gebunden - in Liebe verbunden

Nicht nur die Paarbeziehung, sondern auch die Entwicklung der Kinder wird durch die früheren Bindungserfahrungen der Partner beeinflusst. Heute weiß man: Die Entwicklung einer sicheren emotionalen Bindung des Kindes an seine Eltern ist ein bedeutender Schutzfaktor in der kindlichen Entwicklung. Kinder mit einer sicheren Bindung können sich besser in die Gefühle anderer Menschen hineinversetzen, haben eine bessere Sprachentwicklung, sind kreativer, haben mehr Freunde und finden rascher Lösungsmöglichkeiten in schwierigen Situationen. Auch die Gestaltung ihrer späteren Paarbeziehungen wird durch die frühen Bindungserfahrungen beeinflusst.

Die Qualität der Bindungsentwicklung zwischen dem Kind und seinen Eltern sowie zwischen den Partnern ist allerdings durch vielfältige Einflüsse wie Traumata störbar. Dieses Buch zeigt auf, wie das Wissen der Bindungstheorie vielfältig für eine bindungsbasierte Beratung und Therapie von Paaren, Eltern und Kindern aller Altersstufen angewandt werden kann. Es beantwortet u. a. folgende Fragen:

• Welchen Einfluss hat die Bihdungsqualität auf Sexualität, Partnerschaft der Eltern und auf die Entwicklung der Kinder?

• Wie wirken sich Trennungen des Elternpaares auf die Bindungsfähigkeit der Kinder aus?

• Wie verarbeiten Paare den Verlust eines Kindes?

• Welchen Einfluss haben traumatische Erfahrungen auf die Entstehung von destruktiven Täter-Opfer-Bindungen?

• Wie können diese behandelt werden?
Rezension
Die Bindungsforschung, zu deren namhaften deutschsprachigen Vertretern der Herausgeber dieses Bands zählt, macht immer mehr Fortschritte und vermag zunehmend die Bedeutung von Bindungen und eben auch Nicht-Bindung, Fehlen von Bindungen oder Störung von Bindungen zu beschreiben und daraus Konsequenzen abzuleiten. Im Mittelpunkt dieses Sammelbands stehen Bindungserfahrungen zwischen Paaren und deren Auswirkungen auf das Verhalten von Kindern. Dabei treten vielfältige Fragestellungen auf, u.a.: Was hält Paare über viele Jahre zusammen? Welchen Einfluß haben problematische Partnerschaften auf das elterliche Erziehungsverhalten? Wie kann die sichere Bindung von Kindern zu ihren Eltern gefördert werden? Alle Beiträge vermitteln zusammen einen umfassenden Überblick darüber, welchen positiven Einfluss liebevolle elterliche Paarbeziehungen auf die Entwicklung von Kindern haben können und wie destruktive Gewalt in der Paarbeziehung sich langfristig auch auf die Entwicklung von Kindern negativ auswirken und frühe Störungen bedingen kann.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Sicher gebunden - in Liebe verbunden
Paarbeziehungen werden durch die früheren Bindungserfahrungen der jeweiligen Partner bestimmt. Wie entstehen vor diesem Hintergrund echte Liebesbeziehungen? Welchen Einfluss hat die Bindungsqualität auf Sexualität, Partnerschaft der Eltern und auf die Entwicklung der Kinder? Wie wirken sich Trennungen des Elternpaares auf die Bindungsfähigkeit der Kinder aus? Wie verarbeiten Eltern den Verlust eines Kindes? Welchen Einfluss haben traumatische Erfahrungen auf die Entstehung von destruktiven Täter-Opfer-Bindungen? Wie können diese behandelt werden?
Zielgruppe:
- Alle PsychotherapeutInnen
- Hebammen, Krankenschwestern, Psychiater, Erzieherinnen, Sozialarbeiter und Eltern

>> Informationen zu Karl Heinz Brisch und seinen Büchern finden Sie auch unter
www.khbrisch.de
Karl Heinz Brisch, Privatdozent, Dr. med. habil., ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Nervenarzt und Psychoanalytiker. Er leitet als Oberarzt die Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie im Dr. von Haunerschen Kinderspital, Ludwig-Maximilians-Universität, in München.
Er ist Dozent sowie Lehr- und Kontrollanalytiker am Psychoanalytischen Institut Stuttgart.
Sein Forschungsschwerpunkt umfasst den Bereich der frühkindlichen Entwicklung zu Fragestellungen der Entstehung von Bindungsprozessen und ihren Störungen.
Er ist Vorsitzender der Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der Frühen Kindheit (GAIMH e. V., German-Speaking Association for Infant Mental Health).
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Einleitung 9

HANS JELLOUSCHEK
Die Bedeutung der Partner-Liebe für das Eltern-Sein 13

KAREN HASSELMO, JAMES A. COAN UND LANE BECKES
Die »Social Baseline«-Theorie und die soziale Regulierung von Emotionen 22

JULIA BERKIC UND JULIA QUEHENBERGER
Bindungsspezifische Mechanismen der Emotionsregulation bei Langzeit-Ehepaaren 36

KIRSTEN VON SYDOW
Bindung und Partnerschaft: Forschungsergebnisse und
Implikationen für die Paar- und die Einzeltherapie 61

KATE WHITE
Die Verflechtung von Bindung und Sexualität in der klinischen Arbeit 80

ANTONIA BIFULCO
Problematische Partnerschaften und elterliches Erziehungsverhalten: Ein bindungstheoretischer Blick auf die transgenerationale Weitergabe von Risiken 96

PHILIP A. COWAN UND CAROLYN PAPE COWAN
Erwachsenenbindung, Paarbindung und Kindesentwicklung: Ein familiensystemisches Modell und seine Bedeutung für beziehungs- und bindungsorientierte Interventionen 123

JUDITH A. CROWELL
Frühe Schädigung, Bindungsrepräsentationen und Partnerschaft 147

EGON GARSTICK
Vom Elternwerden zur Elternschaft: Über Identitätskrisen bei Eltern 158

ROLAND KACHLER
Paare nach dem Verlust eines Kindes 177

SUSAN GOLOMBOK
Neue Familienformen 195

JOCHEN PEICHL
Destruktive Paarbeziehungen: Wie entsteht die Spirale der Gewalt? 226

MICHAELA HUBER
Destruktive Täter-Opfer-Bindungen 244

KARL HEINZ BRISCH
Die Bedeutung von Gewalt in der Paarbeziehung für die Psychotherapie mit Kindern 269

Adressen der Autorinnen und Autoren 292



Leseprobe

Das vorliegende Buch fasst verschiedene Beiträge aus den Bereichen Forschung, Klinik und Prävention zusammen, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema Bindung – Paare, Sexualität und Kinder beschäftigen. Es werden sowohl Ergebnisse aus der Grundlagenforschung als auch solche aus der empirischen Forschung, die in Längsschnittstudien zur Prävention mit Paaren gewonnen wurden, dargestellt; zudem werden Erfahrungen aus der klinischen Arbeit beschrieben und anhand von Fallbeispielen veranschaulicht, um die therapeutischen Möglichkeiten und Voraussetzungen für die Arbeit mit Paaren wie auch mit Kindern, die Zeuge oder Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen geworden sind, aufzuzeigen.

Hans Jellouschek beschreibt sehr feinfühlig den Unterschied zwischen Partnerschaft und Partnerliebe und zeigt deutlich auf, welchen Einfluss die Liebe zwischen den Eltern speziell auf die langfristige Beziehungsfähigkeit von Paaren hat und wie hierdurch die Entwicklung und das Erleben der Kinder langfristig positiv beeinflusst werden.

Karen Hasselmo, James A. Coan und Lane Beckes haben eine neue Theorie für die Regulierung von Emotionen in sozialen Beziehungen entwickelt, die für das Verständnis von Bindungserfahrungen zwischen Paaren von Bedeutung ist. Die Ergebnisse ihrer Grundlagenforschung zeigen sehr deutlich, dass Menschen wahrscheinlich von Grund auf soziale Nähe erwarten und diese auch zur Unterstützung in stressvollen Situationen erfolgreich nutzen, weil sie hierdurch die Möglichkeit haben, Stress, Schmerzen und Angst weniger intensiv zu erleben.

Viele Paare wünschen sich eine langfristige Beziehung, aber nur wenigen gelingt dies. Julia Berkic und Julia Quehenberger berichten von ihrer Studie über bindungsspezifische Marker der Emotionsregulation, die sie bei Langzeit-Ehepaaren finden konnten. Ihre Untersuchungen helfen zu verstehen, was Paare über viele Jahre zusammenhält und wie diese sich wechselseitig emotional positiv beeinflussen.

Kirsten von Sydow diskutiert Forschungsergebnisse über die verschiedenen Bindungsmuster, die sich bei Paaren finden, und den unterschiedlichen Einfluss dieser Bindungsmuster auf die Zufriedenheit und die Sexualität in Paarbeziehungen. An Fallbeispielen erläutert sie die Implikationen für die Paar- und Einzeltherapie.

Kate White macht an mehreren Beispielen aus der Therapie sehr eindrücklich verständlich, wie sehr frühe Bindungserfahrungen sowie das Erleben von Sexualität und Partnerschaft miteinander verknüpft sind und wie im klinischen Bereich hiermit bindungsorientiert gearbeitet werden kann.

Problematische Partnerschaften haben einen immensen Einfluss auf das elterliche Erziehungsverhalten, wie Antonia Bifulco in ihrem Beitrag zeigt. Aus dieser bindungstheoretischen Perspektive wird auch die Weitergabe von transgenerationalen Risiken und Traumatisierungen von Elternpaaren auf ihre Kinder verständlich.

Bisher gab es kaum Präventionsprogramm, die gezielt die Paarebene unterstützt haben, um die Entwicklung, besonders auch die sichere Bindung von Kindern zu ihren Eltern, zu fördern. Phil und Carolyn Pape Cowan berichten aus ihrem langjährigen Interventionsprogramm mit Paaren. Sie konnten zeigen, dass die Bindungserfahrungen der Erwachsenen sehr deutlich die Qualität der Paarbeziehung bestimmen und hieraus auch Schlüsse für die Entwicklung des Kindes gezogen werden können. Ihr familiensystemisches Modell hat große Bedeu tung für die beziehungs- und bindungsorientierten Interventionen. Sie konnten durch eine präventive Verbesserung der Beziehungsqualität auf der Paarebene die Zufriedenheit der Eltern mit ihrer Partnerschaft verbessern. Dies hatte auch langfristig positive Auswirkungen auf die emotionale Entwicklung der Kinder dieser Paare.

Die Studie von Judith A. Crowell gibt Hinweise, wie frühe Schädigungen die Bindungsrepräsentationen der Erwachsenen und damit auch die Art und Weise der Gestaltung der späteren Partnerschaft beeinflussen können.

Egon Garstick berichtet aus seiner klinischen Arbeit mit Eltern, insbesondere auch Vätern, die über die Elternschaft in Identitätskrisen geraten sind und hierbei psychotherapeutische Hilfestellungen in Anspruch nehmen. Garstick zeigt auf, wie durch frühe Interventionen auf der Paarebene schwere Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung relativ rasch auf einen besseren, die Entwicklung fördernden Weg gebracht werden können.

Der Verlust eines Kindes ist für die Paarbeziehung immer eine traumatische und höchst belastende Erfahrung, die die Paardynamik über viele Jahre beeinflussen kann. Roland Kachler hat ein neues Behandlungsmodell entwickelt, das sehr bindungsorientiert mit den Trauerprozessen der Eltern umgeht und diesen hilft, langfristig eine positive Repräsentation des verlorenen Kindes zu bewahren. Susan Golombok berichtet aus ihren Forschungen zu den vielen verschiedenen neuen Familienformen, die weit über die traditionelle Paarbeziehung hinausgehen. Auch diese Familienformen haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern. Neben den neuen Formen der Partnerschaft und des Zusammenlebens widmet sich Golombok besonders der Bedeutung von Adoptio nen.

Spiralen der Gewalt in Paarbeziehungen, die über Jahre eskalieren, stellen in psychotherapeutischen Behandlungen eine große Problematik dar. Nicht selten kommt es zu destruktiv-aggressiven Verhaltensweisen zwischen den Partnern, wie häusliche Gewalt, die beide sowohl als Täter wie auch als Opfer erscheinen lassen. Jochen Peichl stellt ein Modell vor, wie destruktive Paarbeziehungen besser verstanden werden können, und zeigt, wie auf diesem Hintergrund therapeutische Prozesse besser gelingen können.

Es ist immer wieder auffällig, welch starke Bindung zwischen Opfer und Täter besteht, so auch bei destruktiven Paarbeziehungen. Michaela Huber analysiert, wie diese pathologischen Bindungen entstehen, wie sie aufrechterhalten werden und welche Möglichkeiten es gibt, aus diesen destruktiven Bindungen auszusteigen und sie auch zu verarbeiten.

Abschließend berichtet Karl Heinz Brisch an verschiedenen Beispielen, wie Gewalt in der Paarbeziehung Kinder traumatisiert, wenn sie Zeuge dieser Art des Streits zwischen den Eltern werden. Wenn Kinder eine solche Gewalt miterleben, hat dies großen Einfluss auf die Art ihrer psychotherapeutischen Behandlung. An verschiedenen Konstellationen wird verdeutlicht, wie die Voraussetzungen für eine Psychotherapie gestalten werden müssen und wie trotz der Verstrickungen zwischen den Paaren und ihren Kinder eine erfolgreiche Therapie – auf Basis dieser Voraussetzungen – möglich ist.