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Bernhard von Clairvaux auf der Bühne der Jesuiten Edition und Übersetzung der 'Divi Bernardi Tragicomœia' aus dem Kölner Gymnasium Tricoronatum
Bernhard von Clairvaux auf der Bühne der Jesuiten
Edition und Übersetzung der 'Divi Bernardi Tragicomœia' aus dem Kölner Gymnasium Tricoronatum




Joachim Werz

Reihe: Klosterwelten, Religiöses Leben seit der Frühen Neuzeit


Aschendorff
EAN: 9783402230244 (ISBN: 3-402-23024-0)
255 Seiten, hardcover, 18 x 25cm, Februar, 2021

EUR 39,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Die Theaterstücke des Jesuitenordens gehören sicherlich zu den interessantesten literarischen Erscheinungen der Frühen Neuzeit. Hier liegt eine fundierte Textausgabe eines Theaterstücks über Bernhard von Clairvaux, den Gründer des Zisterzienserordens, vor. Es stammt aus dem Kölner Gymnasium Tricoronatum, das einst von Jesuiten geleitet wurde. Nach einer ausführlichen Einleitung, in der unter anderem das Repertorium der Jesuitenschauspiele in Köln erschlossen wird, stehen Text und Übersetzung des Theaterstücks, vermutlich fehlt allerdings ein guter Teil, weil das Manuskript unvollständig überliefert ist.
Wie kann man ein solches Theaterstück im schulischen Kontext einsetzen? Im Lateinunterricht werden recht wenige dramatische Texte gelesen, mittlerweile sind etwa die Komödien des Terenz fast völlig aus dem schulischen Kanon verschwunden. Hier könnte ein Ansatzpunkt liegen, diesen Text oder andere Jesuitenschauspiele bzw. Auszüge daraus in der Oberstufe zu lesen. Freilich bedürfen die Texte für die Schule einer gewissen Didaktisierung und Aufbereitung, dann aber können sie einen wichtigen Beitrag zu einem kulturellen Gesamtüberblick leisten, der leider immer mehr verloren zu gehen droht. Anhand der Lektüre des Textes können Leserinnen und Leser sowohl die Epoche des Jesuitentheaters erschließen als auch (über den Inhalt des Stückes) ein wichtiges Stück Kirchengeschichte des Mittelalters durch eine pädagogische Brille kennenlernen.
Ein weiterer Aspekt, der exemplarisch anhand dieser Ausgabe studiert werden könnte, ist die Edition eines neulateinischen Textes, der in einer einzigen Handschrift überliefert ist. Das ist indes vermutlich eher ein Gegenstand hochschulbezogener Lehrveranstaltungen.
Fazit: Der interessante Text kann in dieser sorgfältigen Ausgabe allen interessierten Leserinnen und Lesern empfohlen werden.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Bernhard von Clairvaux (* 1090; † 1153) zählt zu den großen Theologen und Mystikern des Mittelalters. Nicht nur seine zahlreichen Schriften, sondern auch seine Vita, sein politisches Kalkül und sein charismatisches Wirken wurden in den Jahrhunderten nach seinem Tod auf verschiedene Weise rezipiert. Erstmals wird die theatrale Inszenierung des Zisterziensers durch den 1534 gegründeten Jesuitenorden untersucht. Ausgangspunkt bildet ein fragmentarisch überliefertes studentisches Manuskript, das Zugang zu einem bis dato unbekannten Spieltext eines Kölner Jesuitenschauspiels über Bernhard von Clairvaux ermöglicht.

Für die Jesuiten, die in Köln das Gymnasium Tricoronatum leiteten, war das Theaterspiel ein wichtiges Mittel zur Erziehung und Formierung der Jugend sowie zur Unterweisung der Gläubigen. Die Berufung und das Charisma Bernhards eigneten sich in besonderer Weise, um auf der Bühne diese Ziele umzusetzen.

Im Zentrum stehen Edition und Übersetzung der ‚Divi Bernardi Tragicomoedia‘. Zudem legt der Band erstmals ein chronologisch geordnetes Repertorium der in Köln aufgeführten Jesuitenschauspiele vor. Auf diese Weise liefert die vorliegende Studie einen spezifischen Beitrag zur frühneuzeitlichen Theater- sowie Ordensgeschichte und dokumentiert einen zentralen Bereich des pastoralen Wirkens der Kölner Jesuiten.

Über den Autor
Joachim Werz, Dr. theol., leitet die Forschungsstelle „Ordensgeschichte seit der Frühen Neuzeit“.