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Bauern, Land Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang
Bauern, Land
Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang




Uta Ruge

Verlag Antje Kunstmann GmbH
EAN: 9783956143878 (ISBN: 3-9561438-7-6)
480 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, August, 2020

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein Dorf im Moor in den 50er Jahren, ein Bauernhof heute – und wie das Weltgeschehen das Leben der Menschen auf dem Land veränderte. Davon erzählt Uta Ruge am Beispiel ihres Dorfes und ihres Bruders.

„Wie Uta Ruge Glück und Not des Landlebens zusammenbringt, von der historischem Geschehen und Kulturgeschichte verknüpft, das ist neu und einzigartig.“

Elke Schmitter
Rezension
Wie lebte es sich in den 1950er Jahren auf einem Dorf im Moor? Welche Probleme hatten die Moorbauern zu bewältigen? Bildete die Nachbarschaftshilfe das Gesetz der Bauern? Was lernte man im Dorf auf dem Schulweg? Wie entwickelte sich die Infrastruktur auf dem Dorf in den letzten 70 Jahren? Benötigt man für das Treckerballett Eintrittskarten? Sind Wölfe wegen der Biodiversität zu schützen? Woran erkennt man heutzutage einen bäuerlichen Großbetrieb? Welche Auswirkungen hat(te) die EU-Agrarpolitik auf die Bauern? Wie funktioniert ein Melkroboter? Haben die Milchbauern auf dem Dorf noch eine Zukunft?
Fundierte und anschauliche Antworten auf diese Fragen erhält man durch die Lektüre des Buches „Bauern, Land. Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang“, erschienen im Verlag Antje Kunstmann. Verfasst wurde es von Uta Ruge, Journalistin und freie Lektorin. Sie erinnert sich in ihrem Werk an ihr eigenes Aufwachsen als Bauerntochter in einem norddeutschen Moordorf. Die Entwicklung ihres Dorfes von seinen Anfängen im 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart beleuchtet sie unter Berücksichtigung verschiedenster historischer, auch kulturgeschichtlicher Exkurse, zum Beispiel über die Auswirkungen politischer Entscheidungen auf die Moordörfer in verschiedenen Epochen, über die Veränderungen in der Dorfschule, über die Bedeutung des Begründers der Agrarwissenschaft - Albrecht Daniel Thaer -, oder über die Darstellungen des Landlebens in Literatur und Kunstgeschichte. Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen ländlicher Räume erfährt zurzeit auch in der Geographie, Soziologie und Ethnologie eine besondere Aufmerksamkeit; so ist bereits von einem „rurbanen turn“ die Rede. Mit ihrem differenzierten und unterhaltsamen Panorama eines Moordorfes leistet Ruge einen wichtigen Beitrag zur dörflichen Erinnerungskultur. Geschichtslehrkräfte in ländlichen Regionen werden durch das Buch aufgefordert, Schülerprojekte zur historischen Erforschung von Dörfern durchzuführen.
Fazit: Mit „Bauern, Land“ ist Uta Ruge eine gelungene Mischung zwischen autobiographischen Reflexionen über ihr Dorf und breit angelegten historischen Kontextualisierungen gelungen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Uta RugeBauern, Land
Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang
Ein Dorf im Moor in den 50er Jahren, ein Bauernhof heute – und wie das Weltgeschehen das Leben der Menschen auf dem Land veränderte. Davon erzählt Uta Ruge am Beispiel ihres Dorfes und ihres Bruders.
Seit ein paar Tagen stehe ich morgens um sechs mit allen auf, um zu sehen, zu hören und zu riechen, wie sich Landwirtschaft heute anfühlt auf dem Hof, auf dem ich aufgewachsen bin. Ich ziehe die Stallklamotten an und gehe nach draußen. Mir fällt auf, dass ich den Blick hier nicht heben muss, um den Himmel zu sehen. Ob
es regnet oder bald regnen wird, wie der Wind geht, ist sofort gewusst, in Auge, Ohr und Nase eingeströmt.
Uta Ruge verwebt in Bauern, Land. Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang die Erinnerung an das Leben auf dem Lande in den 50er Jahren mit der genauen Beobachtung der Veränderungen in der Landwirtschaft heute, mit der Chronik des Dorfes, den welthistorischen Zusammenhängen und der Kulturgeschichte, die das Leben der Bauern geprägt haben und prägen. Sie erzählt von harter Arbeit und Abhängigkeit, von der Besiedelung des Moors, von Entwässerung und den Zumutungen der Obrigkeit und der Bürokratie, von Armut und Auswanderung. Aber auch davon, wie man sich gegenseitig unterstützt und hilft und zusammen feiert, von dem Eifer der kleinen Kinder, die den Eltern zur Hand gehen und lernen, dass gegen Arbeit nichts hilft, außer sie zu tun.
Inhaltsverzeichnis
1.Anfänge
1. HEUTE Die Stimmung auf dem Hof meines Bruders. 15
2. DAMALS Warum ein Bauer aus der Stadt einen Hof suchte. Ankunft am Ende der Welt. Das Gesetz der Moorbauern. 24
3. MITTE 18. JAHRHUNDERT Was die Schulchronik sagt und was sie verschweigt. Wem gehört das Moor? Als Torfttecher nach Holland. 32
4. DAMALS Aus einem Stall wird eine Kirche, dann ein Tanzsaal.
Wie man im Winter auf Schlittschuhen überallhin kommt. 36
s. 18. JAHRHUNDERT Was Goethe über Bauern denkt und warum über die englische Landwirtschaft ein Buch geschrieben werden musste. Ein Arzt aus Celle wird Musterlandwirt. 44
6. ENDE DES 18. JAHRHUNDERTS Protokolle der Moorkonferenzen reisen per Pferdekutsche nach London. Die ersten Anbauer, Aschedüngung und Buchweizensaat. 51
7. DAMALS Als meine Mutter versuchte, ein Beet anzulegen. 59
8. HEUTE Anna und ich singen ein Lied von 1783. Schön und falsch ist das Bild vom Land. Warum Wolfsexperten sich wundern. 61
9. 18.-19. JAHRHUNDERT Wie man mit Torf Fundamente baute und Häuser zum Schwimmen brachte. 69
10. ENDE DES 18. JAHRHUNDERTS Goethes Eckermann als Kind. Die Dorfschule und Streit um Kirchenplätze für Moorbauern. 74
11. DAMALS Kinderarbeit und Kinderträume. Was wir mit dem Körper lernten und dass Arbeit getan werden musste. 81
12. DAMALS Wie unsere Eltern Moornachbarschaft kennenlernen. 87
ERSTES ZWISCHENSPIEL Warum Vergil das Landleben über dengrünen Klee lobte und Johann Heinrich Voß ihm glaubte.
Wie die Antike den Boden unter den Füßen verlor. 92
2. Tiefer ins Moor und in die Geschichte
13. HEUTE Wenn Milch- und Bodenpreise die Stimmung verderben. 103
14. 1783 Was die Amtmänner an den neuen Anbauern im Bachenbrucher Mohr stört- ein Schriftwechsel über manche Inconvenzien und unziemliche Bedrohungen. 108
15. 18. JAHRHUNDERT Familie Lafrenz im Kirchenbuch. Johann Heinrich Voß drängt auf die erste Pockenimpfung im Hadelner Land. 114
16. HEUTE Mein Bruder erzählt mir beim Maislegen etwas über Biotope und Bodenverbrauch. Ieh fahre wieder Trecker, aber durch ein leeres Dorf. 118
17. 1803 Vom Kriegführen. Die Hadelner sind schlechte Soldaten, weil Kost und Lebensart bei dem Militär sie in wenigen Tagen krank macht. 127
18. ANFANG 19. JAHRHUNDERT Als der Code Civil ins Moor kam und Bauer Lafrenz mit Napoleon nach Russland ziehen musste. 132
19. HEUTE Silofahren im Regen und nächtliche Stallarbeit. Waldemar fährt mit mir durchs abgetorfte Moor. 135
20. DAMALS Was wir in der Schule lernten und was auf dem Weg dorthin. 150
ZWEITES ZWISCHENSPIEL Warum Karl der Große die freien Bauern abschaffte. Über den Körper der Bauern und über ihre Feinde. 159
3. Entwässerung- Verbesserung
21. DAMALS Äpfel und Pflaumen am Jauchegraben 171
22. ANFANG 19. JAHRHUNDERT Napoleons Kontinentalsperre, ein indonesischer Vulkanausbruch und eine Sturmflut bremsen die Moorkolonie aus. 175
23. DAMALS Gehen, holen, bringen- Wege mit Kühen. 185
24. 19. JAHRHUNDERT Produktivkräfte drängen auf Modernisierung: Die preußische Landreform, neuer Dünger und neue Maschinen. 189
25. HEUTE Was ist heute ein Großbetrieb? Milch, Bohnen und fünfundzwanzig Schwalbennester. 198
26. HEUTE Der Mais hat die Fahnen geschoben - und produziert mehr Sauerstoff als ein Laubwald. 205
27. HEUTE UND DAMALS Ein Kind fliegt durch die Luft. Wie sich Gerda an den Anfang und an die Visiten erinnert. 213
28. 19. JAHRHUNDERT Amerika: Wo Brot ist, ist Heimat. Bismarck und die Bauernbefreiung. Neubachenbrucher ohne Pferde? Cowboys, Schlachthöfe und Türen auf Rädern. 220
29. HEUTE Maisernte. Treckerballett im Oktober. 234
30. HEUTE UND DAMALS Erinnerungen an Knechte, Deerns und Amerikaner. Ein Chapeau claque im Moor. 244
31. ENDE 19. JAHRHUNDERT UND HEUTE Eine Zeitung »Für Wahrheit, Licht und Recht«. Der historische Kanalbau und was der Schleusenmeister erzählt. 249
DRITTES ZWISCHENSPIEL Von Brueghel bis Worpswede, Romantik statt Düngung. Was Bauer Allmers in der Stadt suchte. 257
4. Weltmärkte und Weltkriege
32. DAMALS Mit dem Bus zur Schule. 267
33. BEGINN 20. JAHRHUNDERT Grat-Emma und die Weltmarktpreise, Großagrarier in den USA und Russland. 270
34. 1914-1918 Von Krieg, Revolution und Weizenboom. Inflation in Deutschland. 286
35. HEUTE Erinnerung an Beschädigungen. Klauenpfiege heute. 295
36. 1918 Grat-Emma, Berta und Hi/da erleben die Weimarer Republik. 301
37. 192o-193o Kolchosen und Kulaken, der amerikanische
Weizenkönig und das Bauernbild der Nazis. 311
38. HEUTE UND DAMALS Grat-Emmas Enkel erzählt mir was über die Wölfe, und ein Cadillac begegnet mir im Moor gleich zweimal. 320
39. 1933-1939 Das Führerprinzip auf dem Land, aus Moorbauern werden Erbhofbauern. 332
40. 1939-1945 Landwirtschaft wird Kriegswirtschaft. Zwangsarbeiter und Denunzianten. 345
41. HEUTE Besuch bei Luci und meine Erinnerung an alte Frauen. 352
42. DAMALS Vom Torfstechen und Autofahren. Oder: Elvis auf dem Dorfe. 357
43. 1940ER- UND1950ER-JAHRE Sicco Mansho/t und seine
Lohnerhöhungfür Bauern. Bodenrecht und -unrecht. 365
44. DAMALS Dorfhandel und Dorfschule, Coca-Cola, Trecker und Melkmaschinen. 372
45. 1950 ER-JAHRE Eine Straße wird gebaut- und in Brüssel der gemeinsame Agrarmarkt organisiert. 379
46. DAMALS Beregnen im Moor. 384
47. DAMALS Zwangsversteigerungen und Arbeitsheldin für einen Tag. 387
48. 1970ER-JAHRE Mansholt ist gegen seinen eigenen Plan. Die Bauern werden weniger, die Kühe mehr. 392
49. HEUTE Weltmarktpreise oder wie teuer kommt billig. Wasserfragen der einen und der anderen Art. 397
50. DAMALS UND HEUTE Was ich beim Reisen sah. Unsere ersten Gräber im Moor. 404
VIERTES ZWISCHENSPIEL Die Bauern von Malewitsch-keine Gesichter mehr, keine Hände. Bauernhof mit U-Bahnanschluss und die Milchpreise. Warum Krischan Flüchtling werden
wollte. 411
5. Lob des Aufhörens und des Weitermachens
51. Drei Bauern auf dem Weg in die Zukunft. 423
52. Der Dürresommer 2018. Magere Felder, Reparatur eines Staus und Kühe im Luftzug. 434
53. Biogas und Urlaubernächte im Stroh. Dreißig Sommer zur
Rettung einer Bauernhausruine, Indianerspiele und Husumer Protestschweine. 440
54. Nicht abgehängt, aber unter Druck. Ein bisschen Dorfttatistik und Ausgleichsflächen auf dem Land. 449
SCHLUSS Über Ferkel, Menschen und wohin der Fortschritt führt. 454
ANMERKUNGEN 463
GLOSSAR 471
AUSGEWÄHLTE LITERATUR 475