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Ausgewählte Werke  Herausgegeben von Christian Wagenknecht

80€ für Mitglieder
Ausgewählte Werke


Herausgegeben von Christian Wagenknecht



80€ für Mitglieder

Karl Kraus

Wissenschaftliche Buchgesellschaft
EAN: 9783534271672 (ISBN: 3-534-27167-X)
2417 Seiten, 12 x 20cm, März, 2020

EUR 100,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Er war ein „Meister des giftigen Spotts“ (Stefan Zweig). Karl Kraus gehört zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern des beginnenden 20. Jahrhunderts. Der Publizist, Lyriker und Dramatiker fand in der Sprache das Thema seines Lebens. 1899 gründete er die Zeitschrift „Die Fackel“ und kämpfte in Artikeln, Aphorismen und Glossen für die Reinheit der Sprache, gegen den Hetzjournalismus und wider den kulturellen Verfall.

Die konkurrenzlose Edition bietet einen repräsentativen Querschnitt durch sein Werk. Christian Wagenknecht stellt Karl Kraus in seiner Einführung als scharfzüngigen Kritiker und leidenschaftlichen Pazifisten vor.


Rezension
„Das geschriebene Wort sei die die naturnotwendige Verkörperung eines Gedankens und nicht die gesellschaftsfähige Hülle einer Meinung.“, lautet einer der bekanntesten Aphorismen von Karl Kraus (1874-1936). Der österreichische Journalist, Satiriker und Dramatiker gilt als der Sprachrichter unter den Schriftstellern. So verfolgte Kraus mit der von ihm 1899 gegründeten, herausgegebenen, 37 Jahrgänge und mehr als 21000 Seiten im Kleinoktav-Format umfassenden Zeitschrift „Die Fackel“, deren Beiträge ab 1912 ausschließlich von ihm selbst stammten, genau ein Ziel, nämlich „die Trockenlegung des Phrasensumpfes“. Als „schwierigste“ Verantwortung begriff er die „Verantwortung der Wortwahl“, heißt es in seinem Essay „Die Sprache“ aus dem Jahre 1932. Dort findet sich auch seine programmatische Forderung: „Der Mensch lerne, ihr [der Sprache] zu dienen!“
Deshalb geißelte Kraus in seinen Artikeln, Glossen, Polemiken, Satiren und Aphorismen insbesondere die bürgerliche Presse seiner Zeit und den Hetzjournalismus. Um die Verfehlungen und den Niveauverfall von Medien beispielsweise der „Neuen Freien Presse“ aufzudecken, scheute er auch nicht davor zurück, dieser Zeitungsenten, genauer „Grubenhunde“ unterzujubeln. So gilt Kraus als Erfinder der „Laufkatze“, nicht der technischen Krankatze, sondern des lebendigen Tieres. Beißende Kultur- und Gesellschaftskritik übte der überzeugte Pazifist auch an der Klassenjustiz, an verlogener Sexualmoral, am Antisemitismus und am Militarismus, insbesondere in seinem dramatischen Hauptwerk „Die letzten Tage der Menschheit“(1922), einem schonungslosen Weltkriegspanorama. Kraus war zudem einer der ersten, der 1933 in seinem Buch „Dritte Walpurgisnacht“ die Gefahren des Nationalsozialismus erkannte, welches aber erst 1952 posthum publiziert wurde.
In postfaktischen Zeiten und des Erstarkens von rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Strömungen, die durch ihre antihumanistische Sprache geistige Brandstiftung betreiben, besitzt das Œuvre von Kraus besondere Aktualität. Umso verdienstvoller ist es daher zu bewerten, dass bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft eine vierbändige Ausgabe „Ausgewählter Werke“ von Kraus erschienen ist. Die repräsentative Textauswahl, herausgeben und mit einem Vorwort versehen von Christian Wagenknecht, folgt der von dem Göttinger Germanistikprofessor bei Suhrkamp edierten Ausgabe der Schriften von Kraus. Zurecht sind in die „Ausgewählten Werke“ der wbg-Sonderausgabe die Text-Sammlungen „Sittlichkeit und Kriminalität“, „Die chinesische Mauer“, „Literatur und Lüge“, „Untergang der Welt durch schwarze Magie“, „Die Sprache“ sowie eine Auswahl aus „Weltgericht I“ und „Weltgericht II“ aufgenommen worden. Allerdings hätte man sich einen vollständigen Abdruck der „Letzen Tage der Menschheit“ und der „Dritten Walpurgisnacht“ gewünscht, nicht nur längere Auszüge. Deutsch-Lehrkräfte werden jedenfalls durch die vorliegende Werksauswahl eingeladen, in ihrem Unterricht die Werke von Kraus mehr zu würdigen, durch die Auseinandersetzung mit seinen Sprachreflexionen und seinem Plädoyer für Wahrhaftigkeit oder durch die Nutzung seiner Zitate als produktive Schreibanlässe.
Fazit: Die Sonderausgabe „Ausgewählter Werke“ von Karl Kraus gibt einen sehr guten Einblick in das Œuvre eines der bedeutendsten Schriftsteller im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, das angesichts aktueller politischer Entwicklungen verdient, wieder gelesen und rezipiert zu werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Zeitkritik zwischen Satire, Polemik und scharfer Analyse: Karl Kraus und sein Werk
Angriffslustig, wortgewaltig und schonungslos: Karl Kraus ist ein Autor, wie er uns in der deutschsprachigen Literatur selten begegnet. Gesellschaft, Politik und Kultur werden vom „Meister des giftigen Spotts“ (Stefan Zweig) zerpflückt und demaskiert. Die Fragen, die er zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellt, brennen uns heute noch schmerzhaft unter den Nägeln.
Die von ihm gegründete Literaturzeitschrift „Die Fackel“ ist das wirkungsvollste Instrument seiner Sozial- und Kulturkritik. Mit Artikeln, Aphorismen und Glossen kämpft Kraus für die Reinheit der Sprache, gegen den Hetzjournalismus, die sogenannte „Journaille“, und gegen den kulturellen Verfall.
Die „Ausgewählten Werke“ in dieser hochwertigen Edition stellen die bislang umfangreichste Auswahl an Texten von Kraus dar und bilden einen repräsentativen Querschnitt seines Werks.
Vordenker, Kritiker und Warner: Wer war Karl Kraus?
Die wichtigsten Werke auf einen Blick: Von der „Fackel“ bis zu „Die letzten Tage der Menschheit“
Mit einem Vorwort des Göttinger Germanistik Professors Christian Wagenknecht, das Kraus historisch und biografisch verortet Literaturgeschichte, die zum Weiterlesen und Weiterdenken verführt
Scharfer Kritiker und leidenschaftlicher Pazifist
Der Publizist, Lyriker und Dramatiker Karl Kraus gehört zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern des beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Essay-Sammlung „Sittlichkeit und Kriminalität“ attackiert eine verlogene Sexualmoral und zeigt Kraus als Vorkämpfer der Strafrechtsreform. Sein dramatisches Hauptwerk „Die letzten Tage der Menschheit“ entlarvt in mehr als 200 Einzelszenen die Apokalypse des Ersten Weltkriegs. In der „Dritten Walpurgisnacht“ setzt sich Kraus mit dem Nationalsozialismus auseinander.
»Mit Karl Kraus trat vom Theater des Lebens ein Mann ab, dem nachgerühmt werden darf, daß er ›den Besten seiner Zeit genug getan‹ hat; und, die Wendung anders verstanden, den Schlechten wahrlich auch!« schreibt der österreichische Literatur- und Theaterkritiker Alfred Polgar in seinem Nachruf über seinen Freund Karl Kraus. Davon muss auch nach achtzig Jahren nichts zurückgenommen werden!
Hrsg. von Christian Wagenknecht. Sonderausgabe 2020. 4 Bände (nur geschlossen beziehbar). Zus. 2417 S., 12 x 20 cm, geb. wbg Edition, Darmstadt.
Inhaltsverzeichnis
Erster Band
Vorwort IX
Sittlichkeit und Kriminalität 5
Die chinesische Mauer 341

Zweiter Band
Literatur und Lüge 1
Untergang der Welt durch schwarze Magie 331

Dritter Band
Weltgericht I 1
Weltgericht II 187

Vierter Band
Die Sprache 1
Die letzten Tage der Menschheit (Auszüge) 371
Dritte Walpurgisnacht (Auszüge) 439