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Architektur im frühen Mittelalter
Architektur im frühen Mittelalter




Matthias Untermann

Wissenschaftliche Buchgesellschaft
EAN: 9783534031221 (ISBN: 3-534-03122-9)
208 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 22 x 28cm, 2006, mit 166 s/w Abb. und 16 S. mit 30 Farbabb.

EUR 49,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Matthias Untermann gibt erstmals einen Überblick über die völlig neue Architektur, die in der Zeit der Völkerwanderung in Europa entstand. Viele neue Kirchen, Klöster und Paläste, aber auch Stadtanlagen und Wohnhäuser, entstanden in der Zeit zwischen 500 und 1000. Sie wurden zum Ausdruck einer neuen Zeit und einer neuen Kultur.

Dieses Buch beschreibt alle Regionen des christlichen Abendlandes. Darüber hinaus bietet es fundierte Informationen zum historischen Kontext und zur ehemaligen Nutzung der Bauten, die das Wissen um die ferne und fremde Frühzeit des Mittelalters um faszinierende Aspekte bereichern. Endlich eine Gesamtdarstellung der abendländischen Baukunst des frühen Mittelalters!



Matthias Untermann ist Professor für Kunstgeschichte an der Ruprecht-Karls-Univerisität Heidelberg
Rezension
In der Zeit der Völkerwanderung in Europa entstanden vielfältige neue Architekturformen, die in diesem großformatigen Band beschrieben werden: neuartige Kirchen, Klöster und Paläste, Stadtanlagen und Wohnhäuser. Sie werden zum Ausdruck einer neuen Zeit und einer neuen Kultur. Der Band beschreibt die neue Architektur in ihrem historischen Kontext und in ihren geographischen Ausprägungen. Aus der Zeit zwischen 500 und 1000 sind nur wenige, aber sehr eindrucksvolle Kirchenbauten und Paläste erhalten, so z.B. in Aachen, Lorsch, Ravenna, Rom, Poitiers und im Norden Spaniens. Sie alle sind Überreste einer höchst vielfältigen und experimentierfreudigen Baukunst, die im ehemaligen Römischen Reich blühte.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
WBG-Preis EUR 34,90
Buchhandelspreis EUR 49,90

Matthias Untermann beschreibt erstmals und mit vielen Illustrationen die gesamte abendländische Baukunst des frühen Mittelalters.

»Der Archäologe und Professor für Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg gibt in diesem großformatigen Buch einen Überblick über die Architekturgeschichte des Steinbaus im frühen Mittelalter – der in dieser Zeit vorwiegend Sakralbau ist. Er beschreibt anhand vieler prägnanter Beispiele den Übergang vom frühchristlichen über den vorromantischen bis hin zum romanischen Baustil auf dem Kontinent und blickt auch immer wieder in den mozarabischen Bereich hinüber. Für die Architektur- und Kunstgeschichte ist ihm damit ein sehr fundiertes und angenehmerweise nicht verkopftes Überblickswerk gelungen.« Karfunkel

»Ein flüssig geschriebenes Gesamtkonzept ...

... das allgemein übersichtliche Konzept ...

... Das Glossar und ein umfassendes Ortsverzeichnis machen das Buch zu einem empfehlenswerten Nachschlagewerk.« Pax Geschichte

»Ein faktenreiches und sehr komprimiertes Werk.« Mensch + Architektur

»Die etwas sperrige Lesbarkeit des Buches schmälert jedoch keinesfalls den Wert der Publikation, die mit dem hier zusammengetragenen Wissen über die ›Architektur im frühen Mittelalter‹ sicher zum einschlägigen Überblickswerk zur Architektur dieser Epoche werden.« architectura
Inhaltsverzeichnis
Einleitung

1. Zwischen Spätantike und Romanik
2. Die Voraussetzungen

I. Das 5. und 6. Jahrhundert

1. Spätrömische Architektur unter germanischen Herrschern
2. Kirchenbaukunst zwischen Tradition und neuer Ästhetik
3. Das erste Reich der Westgoten (412 – 507)
4. ›Nichtrömische Architektur‹ in Irland und Schottland (seit 431)
5. Das Reich der Vandalen und Alanen in Nordafrika (435 – 533)
6. Das Reich der Burgunder im westlichen Alpenraum (443 – 534)
7. Westgoten und Sueben in Hispanien und Septimanien (ca. 475 – 589)
8. Die fränkischen Reiche seit Chlodwig (ab 482 – um 600)
9. Das Reich der Ostgoten (488 – 522)
10. Rom zwischen Ostgoten und Byzantinern (488 – um 630)
11. Byzantinische Architektur im Westen (540 – ca. 630)
12. Das frühe Reich der Langobarden in Italien (ab 568)
13. Profanbaukunst
14. Import, Fernhandel und lokale Produktion von Bauskulptur

II. Das 7. und frühe 8. Jahrhundert

1. Überblick
2. Konstantinopel, Rom und die langobardischen Reiche in Italien
3. Das Westgotische Reich von Toledo (589 – 711/725)
4. Das merowingische Frankenreich
5. Iren, Briten und Angelsachsen

III. das 8. und frühe 9. Jahrhundert

1. Überblick
2. Hispanien unter arabischer Herrschaft (ab 711)
3. Das frühe Asturische Reich in Nordspanien (um 720 – 791)
4. Die Langobardenreiche, Rom und der byzantinische Exarchat in Italien
5. Alte und neue Klöster im Frankenreich (um 715 – um 780)
6. Kirchen in Baiern und Karantanien (bis 788)
7. Große Kloster- und Stiftskirchen von Pippin bis zu Karl dem Großen (um 765 – 814)
8. Domkirchen und Bischofspfalzen im Frankenreich
9. Die Pfalzen der fränkischen Könige
10. Die Britischen Inseln

IV. Das 9. Jahrhundert

1. Überblick
2. Das Asturische Reich im Norden Hispaniens (um 800 – 910)
3. Die Debatte um monastische Lebensformen im Frankenreich
4. Fränkische Bischofs-, Stifts- und Klosterkirchen des 9. Jahrhunderts
5. Zentralbauten für das Stiftergedächtnis
6. Kleinere Konvents- und Ortskirchen im Frankenreich
7. Pfalzen der späten Karolingerzeit
8. Norditalien, Rom und der Süden
9. Die Britischen Inseln
10. Großmähren und Kroatien

V. Das 10. Jahrhundert

1. Überblick
2. Christliche Architektur im Emirat und Kalifat von Córdoba
3. Mozarabische und traditionelle Kirchenbauten im Norden Hispaniens
4. Die Reformklöster des 10. Jahrhunderts in den fränkischen Reichen
5. Damenstifte in Sachsen und im östlichen Frankenreich
6. Nicht-reformierte Klöster, Stifte und Domkirchen in den fränkischen Reichen
7. Zentralbauten und Ortskirchen
8. Italien
9. Ostmitteleuropa
10. Die Britischen Inseln

Ausblick

Literaturhinweise
Glossar
Ortsregister
Abbildungsnachweis
Dank



Leseprobe:

11. Byzantinische Architektur im Westen (540 – ca. 630)
»Justinian (527 – 565) bemühte sich als erster byzantinischer Kaiser wieder, das ehemalige Weströmische Reich unter seine Herrschaft zu zwingen. Die byzantinische Flotte besiegte 533/34 die Vandalen und konnte die gesamte nordafrikanische Küste und alle großen Inseln einnehmen, 552 auch die Mittelmeerküste Hispaniens. Ab 537 zog Justinians Feldherr Belisar in Dalmatien und Italien gegen die Ostgoten und erlangte 540 die Übergabe von Ravenna; seinem Nachfolger Narses gelang aber erst 553 der endgültige Sieg am Monte Sant’Angelo. Ravenna wurde Sitz des Narses als byzantinischer Vizekönig (›Exarch‹) für Italien. Nach dem Eindringen der Langobarden ab 568 umfasste der Exarchat Italien allerdings ab 582 nur noch Rom und Latium, die ›via Aemilia‹ mit Spoleto sowie Ravenna und den Adriabogen. Um 590 drangen die Slawen nach Dalmatien vor; Angriffe von Awaren und Persern auf Byzanz selbst führten dann um 600 zum weitgehenden Abzug aller byzantinischen Truppen.
In den Städten der Adriaküste wurden um 540 neue, große Kirchen errichtet, die jedoch an die ostgotische Blütezeit anknüpfen und keine neue byzantinische Initiative erkennen lassen. In Pula (Istrien) stiftete der Diakon Maximianus (ab 546 Erzbischof von Ravenna) eine große, dreischiffige Klosterkirche St. Maria. Ihre polygonale Apsis wurde beiderseits von runden Sakristeien begleitet (wie an S. Vitale in Ravenna); außen schlossen kreuzförmige, gewölbte Kapellen an, von denen eine erhalten ist. Der Beiname ›formosa‹ (›die Prächtige‹) bezog sich auf die Ausstattung, von der allerdings nur Fragmente des Bodenmosaiks gefunden wurden. Eine große Basilika mit Baptisterium wurde auch in Grado unter dem katholischen Bischof Macedonius von Aquileia (539 – 557) erbaut (Abb. 42).
Die Bischofskirche von Porec (Istrien), die der katholische Bischof Euphrasius (†554) um 540 neu errichten ließ, ist einer der besterhaltenen Kirchenbauten des 6. Jahrhunderts. Die große, dreischiffige Basilika mit ihren drei Apsiden (Farbtaf. 6) gehört zu einem bischöflichen Komplex mit Atrium, Baptisterium, Dreikonchenkapelle und Bischofspalast. In bemerkenswerter Weise zeigen ihre Kapitelle zwölf unterschiedliche Typen und Formen geradezu einen Querschnitt der aktuellen konstantinopolitanischen Produktion. Sie sind jeweils paarweise gegenüberstehend in den beiden Arkadenreihen versetzt – in bewusster Abgrenzung zur früheren Ästhetik einheitlicher Säulenreihen. Die Archivolten der Bögen wurden mit ornamentalen Stuckreliefs verziert; monumentale Mosaiken schmücken die drei Apsiden. Auch Altäre, Basen, Säulen, Kämpfer, Türgewände, Platten und die säulentragenden Zwischenpfosten der Schrankenanlage (1937 schlecht rekonstruiert) sowie der Ambo stammen von der Prokonnes, teilweise vielleicht auf dem Umweg über Ravenna, da einige der Kapitelle an S. Vitale in der gleichen Werkstatt gearbeitet wurden. Der Dreiapsidengrundriss gehört zu den frühesten Belegen dieser Bauform im Abendland.«