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Aramäisch Weltsprache des Altertums
Aramäisch
Weltsprache des Altertums




Holger Gzella

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406793486 (ISBN: 3-406-79348-7)
480 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Februar, 2023

EUR 36,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die aramäische Sprache ist ein Wunder: Ganz ohne militärische Eroberungen wurde sie im ersten Jahrtausend v. Chr. zur Verwaltungssprache des persischen Großreichs und damit zur ersten Weltsprache überhaupt. Holger Gzella, weltweit einer der besten Kenner des Aramäischen, erklärt, warum sich Sprache und Schrift eines politisch unbedeutenden Territoriums von Nordafrika bis Indien durchsetzten konnte und wie es zu einem zweiten Wunder kam: In der Weltsprache Aramäisch wurden Schriften mit einer universalen Botschaft verfasst, die aus lokalen Kulten die ersten Weltreligionen machten. Das anschaulich geschriebene Buch lässt auf faszinierende Weise das unsichtbare Gewebe erkennen, das die Kultur des Altertums geprägt hat und die großen Religionen bis heute verbindet.
Rezension
Welches war die erste Weltsprache der Welt? Altgriechisch, falsch Aramäisch. Im neunten Jahrhundert vor Christus wurde Aramäisch zur Verwaltungssprache im persischen Großreich. Erst im 7. Jahrhundert nach Christus mit der Entstehung des Islam wurde die Sprache durch das Arabische ersetzt. Reichsaramäisch war ab dem 5. Jahrhundert eine Lingua franca des Altertums. Teile des alten Testaments wurden in dieser Sprache geschrieben wie das Buch Esra-Nehemia und das Buch Daniel. Das Sprachgebiet des Aramäischen umfasste West-, Ostsyrien, Palästina, Kleinasien, Ägypten, Nordarabien, Mesopotamien und den Iran. Wodurch unterscheiden sich das Altaramäische, Mitte- und Neuaramäische voneinander? Wer waren die Träger des Aramäischen? Welche Quellen liegen in der Sprache vor? Wie beeinflusste das Aramäische die syrisch-christliche Literatur und die arabische Schriftsprache?
Fachlich fundierte Antworten auf diese Fragen findet man in dem „aramäisch. Weltsprache des Altertums“ von Holger Gzella (*1974). Erschienen ist Monographie bei C.H. Beck in der „Historischen Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung“. Dass der Professor für Theologie des Alten Testaments an der Ludwig-Maximilians-Universität München zu den international führenden Experten für Aramäisch zählt, stellt er in seinem Band zur Kulturgeschichte der Weltsprache „von den neuassyrischen Königen bis zur Entstehung des Islams“ eindrücklich unter Beweis. Gzellas Ausführungen zeugen von der Berücksichtigung des neuesten Forschungsstands. Besondere Erwähnung verdienen die von ihm gekonnt ausgewählten und selbst aus dem Äramäischen übersetzten Quellenzitate. Außerdem zeichnet sich das jüngste Buch des renommierten Semitisten durch gute Verständlichkeit aus. Lehrkräfte der Fächer Religion und Geschichte werden den vorliegenden motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mit der Sprache und Kultur des Alten Orients problemorientiert auseinanderzusetzen
Fazit: Das augenöffnende Buch „Aramäisch“ von Holger Gzella nimmt jede und jeden mit auf eine faszinierende durch die Kulturgeschichte der ersten Lingua franca des Altertums.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Gzella, Holger
Aramäisch
Weltsprache des Altertums. Eine Kulturgeschichte von den neuassyrischen Königen bis zur Entstehung des Islams
Die aramäische Sprache ist ein Wunder: Ganz ohne militärische Eroberungen wurde sie im ersten Jahrtausend v. Chr. zur Verwaltungssprache des persischen Großreichs und damit zur ersten Weltsprache überhaupt. Holger Gzella, weltweit einer der besten Kenner des Aramäischen, erklärt, warum sich Sprache und Schrift eines politisch unbedeutenden Territoriums von Nordafrika bis Indien durchsetzten konnte und wie es zu einem zweiten Wunder kam: In der Weltsprache Aramäisch wurden Schriften mit einer universalen Botschaft verfasst, die aus lokalen Kulten die ersten Weltreligionen machten. Das anschaulich geschriebene Buch lässt auf faszinierende Weise das unsichtbare Gewebe erkennen, das die Kultur des Altertums geprägt hat und die großen Religionen bis heute verbindet.
Das Aramäische war über tausend Jahre lang die Lingua franca zwischen Indus und Nil, ja mehr noch: Durch mächtige Netzwerke von Beamten und Schreibern prägte es Politik, Recht, Literatur und Religion der Alten Welt. Wichtige Teile des Alten Testaments sind auf Aramäisch geschrieben, Jesu Muttersprache war Aramäisch, das rabbinische Judentum war zum großen Teil aramäischsprachig, und die orientalischen Kirchen sind (teils bis heute) ohne das Aramäische als Literatur- und Liturgiesprache nicht zu denken. Im 7. Jahrhundert schließlich wurde das Aramäische vom Arabischen, der Sprache des Korans, als Leitsprache des Orients abgelöst.Die aramäische Sprache ist in Forschung und öffentlicher Wahrnehmung zu Unrecht ins Abseits geraten. Holger Gzellas faszinierende Gesamtdarstellung bringt ein «vergessenes Weltreich» zum Vorschein, das in den Weltreligionen bis heute weiterlebt.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
13
1. Ein unsichtbares Weltreich 19
Aramäisch und seine Quellen 19
Genealogie und Sprachbezeichnungen 22 – Philologia sacra 29 –
Das Aramäische in der modernen Forschung 31
Raum und Zeit 35
Zentrum und Peripherie 36 – Die Hauptphasen: Altes Aramäisch,
Mittel- und Neuaramäisch 38 – Vernetzungen 42
Sprecher und Schreiber 44
Der Wandel des gesprochenen Aramäisch 45 – Die geschriebene
Sprache als eigenständige Ausdrucksform 46
2. Die Wiege der aramäischen Schrift
(9. – 8. Jahrhundert) 53
Eine neue Schrift für eine neue Welt 53
Frühe Verwaltungssprachen 53 – Die Ablösung der Keilschrift 56 –
Strukturvorteile der Alphabetschrift 59 – Das Altaramäische 63 –
Schreibmaterialien 66 – Die Herausbildung von
Standardsprachen 69
Vom Alphabet zur Schriftkultur 70
Beamtentum und Professionalisierung 71 – Alphabetinventare 74 –
Die Schreibung von Vokalen 77 –
Die Schreiber: Ausbildung und Austausch 78
Der Beginn literarischer Aktivität 83
Weihe und Fluch 83 – Mehrsprachige Schreibermilieus 89
3. Assyrien und Babylonien:
Alphabetschreiber erobern die Welt
(7. – 6. Jahrhundert) 97
Die Entstehung einer assyrisch-aramäischen
Verwaltungskultur 97
Das Erbe der syrischen Schriftkoiné 98 – Dockets und
Beischriften 106 – Die Konsolidierung des Aramäischen im
Assyrerreich 107 – Keilschrift- und Alphabetschreiber 111 –
Aramäisch jenseits der Bürokratie 113 – Auf dem Weg zur
Lingua franca 117
Unsichtbares Wachstum in babylonischer Zeit 119
Die funktionale Erweiterung des Aramäischen 120 – Die Verbreitung
in Syrien-Palästina 123 – Zwischenstaatliche Kommunikation 126
Weisheit und höhere Bildung: Das Ideal des
aramäischen Schreibers 128
Die Weisheitssprüche Achikars 129 – Der «Schreiberspiegel» 132
4. Das Perserreich:
Die Herrschaft des Buchstabens
(5. – 4. Jahrhundert) 139
Reichsaramäisch als Lingua franca 139
Rechts-, Verwaltungs- und Literatursprache 139 – Standardisierung
einer Regionalsprache 144 – Zwei- und Mehrsprachigkeit 146 –
Praktische Elementarausbildung 149 – Eine Bittschrift aus
Elephantine 150 – Die Entwicklung der lokalen Dialekte 153
Korrespondenz mit imperialer Signatur 156
Schriftverkehr von Ägypten bis Baktrien 156 – Öffentliche Inschriften
der Oberschichten 162 – Privatrecht 164 – Buchhaltung und andere
Wirtschaftstexte 166 – Privatkorrespondenz 169
Das Selbstbewusstsein der achämenidischen Beamten 172
Personalführung und Berufsethos 172 – Literarische und
reflektierende Texte 177
5. Israel:
Vom Buchhalter zum Seher
(4. Jahrhundert v. Chr.–1. Jahrhundert n. Chr.) 185
Schriftgelehrsamkeit in der Perserzeit:
Das Buch Esra-Nehemia 185
Religiöse Erneuerung durch Esra und Nehemia 186 – Die biblische
Überlieferung 188 – Die Verdrängung des Hebräischen durch das
Aramäische 190 – Jüdische Tradenten, jüdische Schrift 194 –
Wissenschaft und Exegese 197
Weltweisheit in hellenistischer Zeit: Erleuchtung im aramäischen
Danielbuch 201
Koexistenz von Griechisch und Hasmonäisch-Aramäisch 202 –
«Der Verständige»: Apokalyptische Visionen 203 – Menetekel
und gestutzter Weltenbaum 208 – Die Beschränkung
herrscherlicher Macht 211
Aramäische Texte aus Qumran, hellenistische Wissenschaft und
die Sprache Jesu 219
Das Hasmonäische 220 – Patriarchenzyklus und Hiobbuch 223 –
Weltgeschichtliches 225 – Mantik und Naturkunde 226 – Levitisch-
priesterliche Texte 232 – Das Versiegen des Hasmonäischen 233 –
Judäisch-aramäische Umgangssprache und häusliche Schriftlich-
keit 235 – Die Sprache Jesu im Neuen Testament 236
6. Syrien und Mesopotamien:
Staatsdiener als Träger der Tradition
(3. Jahrhundert v. Chr. – 3. Jahrhundert n. Chr.) 241
Zentrifugale Kräfte 242 – Palmyrenisch, Edessenisch,
Ostmesopotamisch 243
Das intellektuelle Leben in Palmyra 249
Aufstieg einer Oase 249 – Der Status des Palmyrenisch-
Aramäischen 251 – Königin Zenobia 259
Die Ursprünge der syrisch-christlichen Literatur in Edessa 260
Die Herausbildung der klassisch-syrischen Literatursprache 261 –
Epigraphische Kultur 263 – Christlich-syrisches Schrifttum 266
Ostmesopotamien: Hatra, Stadt der Bürokraten 273
Ursprünge und Kontakte mit Assur 273 – Inschriften und
Graffiti 276 – Südmesopotamien 281
7. Das Schrifttum als geistiger Raum der Religionen
(ab 4. Jahrhundert n. Chr.) 283
Hocharamäisch im syrischen Christentum 283
Heilige Schriften statt Kulthandlungen 284 – Die Konsolidierung des
Christentums über die Sprache 287 – Rezeption jüdischer und
griechischer Textkultur 289 – Buchkultur und literarisches
Schaffen 290 – Die kirchliche Ost-West-Teilung und das Klassisch-
Syrische 295 – Das Christlich-Palästinische 300
Aramäisch als zweite heilige Sprache im Judentum 302
Revitalisierte Frömmigkeit 303 – Das Jüdisch-Palästinische 306 –
Das Jüdisch-Babylonische 312 – Die Targume 316 – Die Samaritaner
und das Samaritanisch-Aramäische 319
Das Geheimwissen der Mandäer 324
Gnostische Wurzeln 324 – Der mandäische Schriftkanon 326 –
Zaubertexte und Amulette 328
8. Von der aramäischen zur arabischen Weltsprache
(1. Jahrtausend v. Chr. – 2. Jahrtausend n. Chr.) 333
Die Nabatäer: Nordarabiens Brücke in die aramäische
Sprachwelt 333
Altnordarabische Sprachen 334 – Die überregionale Ausrichtung
des Nabatäisch-Aramäischen 337 – Nabatäische Charakteristika 340 –
Mehrsprachigkeit und das Vordringen der arabischen Umgangs-
sprache 342
Die nabatäischen Ursprünge der arabischen Schriftsprache 347
Die Entwicklung des arabischen Alphabets aus dem
Nabatäischen 348 – Der Ausbau der arabischen Schriftsprache 351 –
Aramäische Spuren im Koran 353
Aramäisch und Arabisch in der islamischen Welt 357
Arabisch-aramäische Interferenzen 357 –
Umgangssprachliche Konvergenzen 361
9. Alte Sprache, neues Leben 363
Das Biotop der Dialekte 363
Wechselwirkungen von gesprochener und geschriebener Sprache 363 –
Westliche und östliche Dialektgruppen 365 – Schwindende
Minderheiten 368
Neubeginn aus der Tradition 370
Neuaramäische Schriftkulturen im Irak 372 –
Die Urmia-Schriftsprache 373 – Die Aufwertung des Turoyo 379
Coda: Anatomie einer Weltsprache 381
Anhang
Zeittafel der relevantesten politischen Ereignisse 386
Zeittafeln zur Geschichte des Aramäischen 387
Anmerkungen 392
Literatur 437
Bildnachweis 471
Register 473