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Anthropozän – Klimawandel – Biodiversität  Transdisziplinäre Perspektiven auf das gewandelte Verhältnis von Mensch und Natur
Anthropozän – Klimawandel – Biodiversität
Transdisziplinäre Perspektiven auf das gewandelte Verhältnis von Mensch und Natur




Stascha Rohmer (Hrsg.), Georg Toepfer

Herder Verlag , Verlag Karl Alber
EAN: 9783495490419 (ISBN: 3-495-49041-8)
256 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, 2021

EUR 36,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Klimawandel ist das Phänomen, das aktuellen Umfragen zufolge den Menschen am meisten Angst macht.

In dem Band sollen erstens die kulturgeschichtlichen Hintergründe der gegenwärtigen Umwälzungen im Mensch-Natur-Verhältnis analysiert werden. Zweitens soll hinterfragt werden, ob die gegenwärtige Krise eine konzeptionelle Neubestimmung des Wertes der Natur in ethisch-normativer Hinsicht erforderlich macht und welches die juristischen Konsequenzen einer solchen Neubestimmung wären. Drittens ist die Fragestellung des Bandes auch auf die anthropologische Dimension des auf grundlegende Weise gewandelten Mensch-Natur-Verhältnisses gerichtet. Symbolisch steht für diesen Wandel die Bezeichnung unserer Gegenwart als „Anthropozän“. Im August 2016 wurde dieser Name offiziell von der Internationalen Geologischen Gesellschaft angenommen, nachdem am Ende nur noch strittig war, wann diese Epoche begann und welcher Marker als Kriterium für ihren Beginn genommen werden sollte: die Verbreitung von Plastikmüll, Beton, Ruß, Hühnchenknochen oder die Anreicherung radioaktiver Elemente im Boden (man einigte sich auf letztere und das Jahr 1950 als Beginn). Dass diese Veränderung nicht nur objektiv zu dokumentieren ist, sondern ein bedrohliches Szenario darstellt, dafür stehen die Themen „Klimawandel“ und „Biodiversität“, denen in diesem Band mehrere Beiträge gewidmet sind.

Stascha Rohmer, geb. 1966, promovierte nach einem Studium der Philosophie und Hispanistik 1999 an der Technischen Universität Berlin mit einer Arbeit zur Metaphysik Alfred North Whiteheads. Von 1999 bis 2010 war er Research Fellow am „Instituto de Filosofía" des Forschungszentrums CSIC in Madrid und unterrichtete ferner Philosophie am Philosophischen Seminar der Humboldt-Universität Berlin sowie an zahlreichen anderen deutschen Universitäten. Seit Februar 2015 ist er Professor für Philosophie an der Fakultät für Rechtswissenschaften an der Universidad de Medellín (Kolumbien). Sein wichtigstes bisheriges Werk „Liebe - Zukunft einer Emotion" erschien 2008 im Verlag Karl Alber. Zahlreiche Veröffentlichungen.

Georg Toepfer, Biologe und Philosoph, ist seit 2012 Leiter des Programmbereichs Lebenswissen am Berliner Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL).
Rezension
Klimawandel - die jüngste Flutkatastrophe in Deutschland hat es einmal mehr gezeigt - ist eine der größten Bedrohungen der Menschheit. Die meisten der in diesem Band versammelten Beiträge sind aus dem internationalen Kongress Schutz der Biodiversität als philosophisch-juristisches Problem hervorgegangen, der vom 16. bis 18. März 2017 in Kolumbien an der Universidad de Medellín (UdeM) stattfand. Ausgehend von der These, dass – neben der Gefahr eines Atomkrieges – der Verlust der Biodiversität und der Klimawandel die größten Bedrohungen für den Fortbestand des Lebens auf der Erde darstellen, hatte sich der Kongress zum Ziel gesetzt, auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften die Forschung über den Ursprung und die Dimension der gegenwärtigen ökologischen Krise zu fördern. Ein weiterer Schwerpunkt des Kongresses, der von der Juristischen Fakultät der Universidad de Medellín ausgerichtet wurde, stellte die Frage dar, welche rechtlichen Mittel wir besitzen, um einen effizienteren Schutz der Biodiversität und des Weltklimas zu gewährleisten. Von besonderer Bedeutung war hier die Frage nach dem Sinn und der Rechtfertigung der Einführung von »Rechten der Natur« in Rechtssysteme, so wie wir sie bereits in zahlreichen lateinamerikanischen Verfassungen finden. Gerade die Frage, ob die Natur neben dem Menschen als eigenständiges Rechtssubjekt anerkannt werden sollte, erfordert aber offenkundig eine vorgängige, anthropologische und soziologische Bestimmung der Stellung des Menschen in der Natur.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
In dem Band sollen erstens die kulturgeschichtlichen Hintergründe der gegenwärtigen Umwälzungen im Mensch-Natur-Verhältnis analysiert werden. Zweitens soll hinterfragt werden, ob die gegenwärtige
Krise eine konzeptionelle Neubestimmung des Wertes der Natur in ethisch-normativer Hinsicht erforderlich macht und welches die juristischen Konsequenzen einer solchen Neubestimmung wären. Drittens ist die Fragestellung des Bandes auch auf die anthropologische Dimension des auf grundlegende Weise gewandelten Mensch-Natur-Verhältnisses gerichtet. Symbolisch steht für diesen Wandel die Bezeichnung unserer Gegenwart als »Anthropozän«. Im August 2016 wurde dieser Name offiziell von der Internationalen Geologischen Gesellschaft angenommen, nachdem am Ende nur noch strittig war, wann diese Epoche begann und welcher Marker als Kriterium für ihren Beginn genommen werden sollte: die Verbreitung von Plastikmüll, Beton, Ruß, Hühnchenknochen oder die Anreicherung radioaktiver Elemente im Boden (man einigte sich auf letztere und das Jahr 1950 als Beginn). Dass diese Veränderung nicht nur objektiv zu dokumentieren ist, sondern ein bedrohliches Szenario darstellt, dafür stehen die Themen »Klimawandel« und »Biodiversität«.
Die Herausgeber:
Stascha Rohmer ist seit 2015 Professor für Philosophie an der Fakultät für Rechtswissenschaften an der Universidad de Medellín (Kolumbien).
Georg Toepfer, Biologe und Philosoph, ist Koleiter des Programmbereichs Lebenswissen am Berliner Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL).
Inhaltsverzeichnis
Stascha Rohmer (Medellín): Einführung 9

1. Georg Toepfer (Berlin): Biodiversität als Tatsache und Wert in der langen und kurzen Geschichte des Konzepts 26

2. Helmut Maaßen (Düsseldorf): Whitehead, Prozessphilosophie und Biodiversität. Ästhetische Kriterien zum Thema Biodiversität 48

3. Joachim Fischer (Dresden): »Exzentrische Positionalität« – Zu einer Lebenssoziologie aus der Perspektive Jakob von Uexkülls und Helmuth Plessners 64

4. Eva Raimann (Gießen): Implikationen des Anthropozän. Über die Verortungen des menschlichen Subjektes innerhalb der ›Geologie der Menschheit‹ 82

5. Eva Horn (Wien): Menschengeschichte als Erdgeschichte. Zeitskalen im Anthropozän 99

6. Erika Castro-Buitrago u. a. (Medellín): Forced displacement, resettlement processes and climate change in Colombia 130

7. Thomas Pogge (Yale): Die Oslo Prinzipien als faire Lösung der drohenden ökologischen
Katastrophe 147

8. Felipe Calderon-Valencia (Medellin): Constitutional Protection of Biodiversity in Brazil. A Critical Study of the Influence of Brazilian Environmental Rule of Law in Latin America 171

9. Maria Bertel (Innsbruck): Rechte der Natur in Südamerika – zwischen Biozentrismus und Anthropozentrismus 191

10. Stascha Rohmer (Medellín): Der Mensch und die Rechte der Natur 212

Autoren-Information 251