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Anfänge Eine neue Geschichte der Menschheit
Anfänge
Eine neue Geschichte der Menschheit




David Graeber, David Wengrow

Klett-Cotta
EAN: 9783608985085 (ISBN: 3-608-98508-5)
672 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, Februar, 2022

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
David Graeber & David Wengrow

"Faszinierend, provozierend, bahnbrechend. Ein Buch, das in den kommenden Jahren für Diskussionen sorgen wird."

David Graeber und David Wengrow blicken auf die vergangenen 30000 Jahre zurück und revolutionieren unser Verständnis der Menschheitsgeschichte von Grund auf - mit Folgen bis unsere Gegenwart und für unsere Zukunft. Spektakuläre ärchäologische Funde eröffnen ein bisher noch nie gezeichnetes Panorama, wie menschliche Zivilisationen entstanden sein könnten. Beeindruckend entlarven sie die konventionelle Menschheitsgeschichte: Dass Ackerbau und Städtegründungen zu Hierarchien, Gewalt und Ungleichheit geführt hätten, halten sie für grundlegend falsch. Die »Anfänge« der Geschichte der Menschheit müssen wir ganz anders und neu zu denken wagen.
Rezension
Es gibt historische Bücher, die sind Augenöffner. Sie sind es deswegen, weil in ihnen andere Perspektiven auf historische Prozesse geworfen und dominierende Narrative durch fundierte Forschungsergebnisse in Frage gestellt oder sogar widerlegt werden. Zu diesen Werken zählt auch das 2021 publizierte Buch „The Dawn of Everything. A New History of Humanity“ von David Graeber (1961-2020) und David Wengrow (*1972). Der bekennende Anarchist Graeber und führender Aktivist der Occupy-Bewegung lehrte bis zu seinem Tode Anthropologie an der London School of Economics and Political Science. Internationale Bekanntheit erlangte er durch seine Bestseller „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“(2012) und „Bullshit Jobs. Vom wahren Sinn der Arbeit“(2018). Wengrow ist seit 2011 Professor für vergleichende Archäologie am University College London. Das gemeinsame Buch der beiden Wissenschaftler erschien 2022 bei Klett-Cotta unter dem Titel „Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit“, übersetzt aus dem Amerikanischen von Henning Dedekind, Helmut Dierlamm und Andreas Thomsen. Mittlerweile liegt die Monographie in der vierten Auflage vor; sie enthält einen fast 100seitigen Anhang mit Bibliographie und Anmerkungen.
In „Anfänge“ dekonstruieren Graeber und Wengrow den Mythos, dass sich die Entwicklung der Weltgeschichte mittels einer bestimmten Erzählung erfassen lässt, nämlich als eine Stufenfolge von egalitären Jäger- und Sammler-Gruppen hin zu Ackerbau-Gesellschaften mit zentralistischen Bürokratien, Ungleichheiten und Hierarchien. Dieses Narrativ basiert auf einer kruden Deutung von Thomas Hobbes` Gedankenexperiment zur kontraktualistischen Staatsgründung. In ihrer „neuen Geschichte der Menschheit“ zeigen die beiden Anthropologen anhand zahlreicher archäologischer Befunde auf, dass Zivilisationen in der Geschichte existierten, die sich nicht durch hierarchische Machtverhältnisse auszeichneten, sondern durch dezentrale und selbstverwaltete Strukturen, dass es nicht nur Patriarchate, sondern auch Matriarchate gab. In ihrer Darstellung berücksichtigen sie u.a. Çatalhöyük - die älteste Stadt der Welt -, die Schriftstadt Uruk, die Anlagen von Göbekli Tepe, den Steinkreis von Stonehenge, die in der heutigen Ukraine liegenden Häuser der „Mega-Stätte“ Nebelivka, sowie die Yurok, die Kwakiutl, die Olmeken und die Huronen. Beiden Wissenschaftlern gelingt es in ihrem Buch hervorragend, die historische „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“(Bloch) aufzuzeigen.
Zurecht kritisieren sie Jared Diamonds von Vorurteilen geprägte Sicht auf indigene Völker und Francis Fukuyamas teleologische Geschichtsdeutung. Dem Philosophen Jean-Jacques Rousseau allerdings vorzuwerfen, er habe den „Mythos vom dummen Wilden“ verbreitet, ist dagegen historisch gesehen nicht haltbar. Geschichtslehrkräfte werden durch das vorliegende Werk jedenfalls motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit unterschiedlichen Narrativen zur Weltgeschichte problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Der Bestseller „Anfänge“ von David Graeber und David Wengrow kann schon jetzt zu den Büchern des Jahres gezählt werden. Das augenöffnende Werk verdient seitens der deutschsprachigen historischen Zunft unbedingt rezipiert und diskutiert zu werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
"Faszinierend, provozierend, bahnbrechend. Ein Buch, das in den kommenden Jahren für Diskussionen sorgen wird." Rutger Bregman, Autor von »Utopien für Realisten«
Ein großes Buch von gewaltiger intellektueller Bandbreite: neugierig, visionär und ein Plädoyer für die Macht des direkten Handelns.
David Graeber, der bedeutendste Anthropologe unserer Zeit, und David Wengrow, einer der führenden Archäologen, entfalten in ihrer großen Menschheitsgeschichte, wie sich die Anfänge unserer Zivilisation mit der Zukunft der Menschheit neu denken und verbinden lässt. Sie revidieren unser bisheriges Menschenbild und erzählen Menschheitsgeschichte, wie sie noch nie erzählt wurde. Über Jahrtausende hinweg, lange vor der Aufklärung, wurde schon jede erdenkliche Form sozialer Organisation erfunden und nach Freiheit, Wissen und Glück gestrebt. Graeber und Wengrow zeigen, wie stark die indigene Perspektive das westliche Denken beeinflusst hat und wie wichtig ihre Rückgewinnung ist. Lebendig und überzeugend ermuntern sie uns, mutiger und entschiedener für eine andere Zukunft der Menschheit einzutreten und sie durch unser Handeln zu verändern.
David Graeber war der wichtigste Vordenker der Occupy-Bewegung und ein weltbekannter Intellektueller. Er lebte seine Ideen von sozialer Gerechtigkeit und Befreiung, gab den Unterdrückten Hoffnung und inspirierte zahllose andere zur Nachfolge. Am 2. September 2020 starb David Graeber völlig überraschend im Alter von 59 Jahren in Venedig; drei Wochen zuvor hatten er und David Wengrow "Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit" beendet. Vor mehr als zehn Jahren hatten beide Autoren ihre Arbeit an diesem Opus magnum außerhalb ihrer akademischen Verpflichtungen aufgenommen: Ein Anthropologe und ein Archäologe beleben mit dem heute vorhandenen Quellenmaterial den großen Dialog über die menschliche Geschichte wieder. Dieses Meisterwerk ist das Vermächtnis von David Graeber.
» ›Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit‹ ist eine Synthese neuerer Forschungen. Dieses Buch verwirft alte und überholte Annahmen über die Vergangenheit, erneuert unsere intellektuellen und spirituellen Ressourcen und enthüllt auf wundersame Weise die Zukunft der Menschheit als offenes Ende. Es ist das erfrischendste Buch, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.«
Pankaj Mishra, Autor von Das Zeitalter des Zorns: Eine Geschichte der Gegenwart
»Indem Graeber und Wengrow die neuesten archäologischen Forschungen und die jüngsten anthropologischen Aufzeichnungen durchforsten, zeigen uns die Autoren eine Welt, die vielfältiger und unerwarteter ist, als wir sie kannten, und offener und freier, als wir sie uns vorstellen. Dies ist Sozialtheorie im großen, altmodischen Sinne, vorgetragen mit fesselnder Geschwindigkeit und einem erheiternden Gefühl der Entdeckung.«
Corey Robin, Brooklyn College and Graduate Center, New York, Autor von The Reactionary Mind: Conservatism from Edmund Burke to Donald Trump
»Das ist kein Buch. Das ist ein intellektuelles Fest. Es gibt kein einziges Kapitel, das (spielerisch) angepasste und eingeschliffene intellektuelle Überzeugungen umstößt. Es ist tiefgründig, mühelos ikonoklastisch, faktisch rigoros und angenehm zu lesen.«
Nassim Nicholas Taleb, Autor von Der schwarze Schwan
»Ein faszinierendes Werk, das uns dazu bringt, die Natur der menschlichen Fähigkeiten neu zu überdenken. Es handelt von den stolzesten Momente unserer eigenen Geschichte, unserem Austausch und unserer Schuld gegenüber indigenen Kulturen und ihren vergessenen Intellektuellen. Herausfordernd und erhellend.«
Noam Chomsky
»Graeber und Wengrow entlarven Klischees über die weit zurückreichende Geschichte der Menschheit, um unserem Denken zu erschließen, was in der Zukunft möglich ist. Es gibt kein vitaleres, kein unserer Zeit angemesseneres Projekt.«
Jaron Lanier, Autor von Anbruch einer neuen Zeit
Inhaltsverzeichnis
DAVID WENGROW - VORWORT UNDWIDMUNG-7-
DANK - 9 -
1. ABSCHIED VON DER KINDHEIT DER MENSCHHEIT - 13 -
Oder warum dies kein Buch über die Ursprünge der Ungleichheit ist
2. SÜNDHAFTE FREIHEIT - 41 -
Indigene Kritik und Fortschrittsmythos
3. DIE EISZEIT AUFTAUEN - 95 -
Mit oder ohne Ketten: Die proteischen Möglichkeiten menschlicher
Politik
4. FREIE MENSCHEN, DER URSPRUNG DER KULTUREN UND DIE
ENTSTEHUNG DES PRIVATEIGENTUMS - 140 -
Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge
5. VOR LANGER ZEIT - 186 -
Warum kanadische Jäger und Sammler Sklaven hielten und ihre
kalifornischen Nachbarn nicht — oder das Problem der
»Produktionsweisen«
6. DIE ADONISGÄRTEN - 234 -
Die Revolution, die niemals stattfand: Wie jungsteinzeitliche Völker
die Landwirtschaft umgingen
7. DIE ÖKOLOGIE DER FREIHEIT - 275 -
Wie die Landwirtschaft erst einen Sprung nach vorn machte, dann
strauchelte und sich schließlich um die ganze Welt mogelte
8. IMAGINÄRE STÄDTE - 303 -
Eurasiens erste Städter -in Mesopotamien, dem Indus-Tal, der
Ukraine und China - und wie sie Städte ohne Könige erbauten
9. IM VERBORGENEN SCHLUMMERND - 357 -
Die indigenen Ursprünge des sozialen Wohnungsbaus und der
Demokratie in Amerika
10. WARUM DER STAAT KEINEN URSPRUNG HAT - 389 -
Die bescheidenen Anfänge von Souveränität, Bürokratie und Politik
11. DER KREIS SCHLIESST SICH - 471 -
Über die historischen Grundlagen der indigenen Kritik
12. SCHLUSS - 525 -
Anfänge - eine neue Geschichte der Menschheit
ANHANG
Bibliographie - 563 -
Anmerkungen - 599 -
Bild- und Kartenverzeichnis- 655 -
Namen- und Ortsregister - 657