|
Als Deutschland seine Seele retten wollte
Die Süddeutsche Zeitung in den Gründerjahren nach 1945
Knud von Harbou
Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423280556 (ISBN: 3-423-28055-7)
448 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, August, 2015, mit s/w-Abbildungen
EUR 26,90 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Worüber man schwieg und schrieb
Ein halbes Jahr nach Kriegsende erschien zum ersten Mal die Süddeutsche Zeitung.
Für den Druck der ersten Ausgabe am 6. Oktober 1945 schmolz man den Bleisatz von >Mein Kampf< ein.
Sie umfasste vier Seiten und erschien zunächst nur zwei Mal wöchentlich. München war ein zerbombtes Trümmerfeld, überall herrschte unbeschreibliches Elend, es fehlte an allem. Lange Schlangen von Menschen standen an den Kiosken an, um eine Zeitung zu ergattern. Mit ihr konnte man sich orientieren. Zehn Jahre später hatte sich Politisches wie Privates wieder konsolidiert. Die frühen Jahre der SZ stellen ein Panoptikum der deutschen Nachkriegszeit mit allen Facetten dar.
Die Antworten auf die Frage, worüber man berichtete und worüber nicht und auch, wer das tat, schildern eine verstörte Gesellschaft auf der Suche nach einer lebensfähigen Identität. Diese Geschichte wird hier erstmals ausgeleuchtet und zu einer großen Erzählung zusammengefügt.
www.dtv.de
Kurz vor seinem Tod im August 1945 hatte der Dichter Franz Werfel aus dem Exil die Frage gestellt: Wird Deutschland seine Seele retten? Als Grundbedingung für diese Seelenrettung definierte Werfel die »objektive Erkenntnis des Geschehens und subjektive Erkenntnis der Schuld«. Aus heutiger Sicht, Jahrzehnte später und mit dem Blick auf eine liberale, vielfältige und der Aufklärung verpflichtete Zeitung wie die Süddeutsche, würde niemand daran zweifeln. Für die Zeitgenossen und auch die Journalisten damals war diese Art von Vergangenheitsbewältigung ein schwieriger Prozess, zumal es nicht nur insgesamt in der Gesellschaft, sondern auch in der SZ Mitarbeiter, Redakteure und Herausgeber, gab, die ihr Verhalten im Dritten Reich mit gutem Grund verschleiert hatten.
Die hier erstmals erschlossenen Artikel dieser frühen Jahre sind eine einzigartige Quelle zur Zeitgeschichte. Sie eröffnen einen faszinierenden Blick in die Zeitung und aus ihr heraus auf die Entwicklung der jungen Bundesrepublik.
Knud von Harbou, Historiker und Germanist, Verlagslektor, Sachbuchredakteur und im Feuilleton der ›Süddeutschen Zeitung‹ tätig, hat 2013 Aufsehen erregt mit einer Biografie über den Mitbegründer der SZ, den katholischen Publizisten Franz Josef Schöningh.
Rezension
Dieses Buch stellt ein exemplarisches Kapitel Zeitgeschichte nach 1945 dar: Das Nachkriegs-Deutschland im Spiegel der im Oktober 1945 gegründeten, bis heute renommierten, Münchner Tageszeitung "Süddeutsche Zeitung": Im Oktober 1945 wurde die ›Süddeutsche Zeitung‹ gegründet. Die Ausgaben der frühen Jahre sind der Öffentlichkeit kaum mehr zugänglich. Sie erweisen sich als Fundgrube; denn sie spiegeln die Nachkriegszeit mit all ihren Facetten wider: von den Kriegsverbrecherprozessen über die Entnazifizierung und die Entstehung der zwei neuen deutschen Staaten bis hin zu den Nöten des Alltags, die sich sehr eindringlich aus den Inhalten der Inserate ablesen lassen. Aufschlussreich ist auch, was ausgeblendet und worüber wie berichtet wurde: ein ein Panoptikum der deutschen Nachkriegsjahre 1945-1955 mit allen Facetten des Politischen und Privaten. Dieses Buch ist eine chronologisch erzählte Geschichte der Süddeutschen Zeitung und gleichzeitig ein Bericht über die Sicht der Zeitung auf die ersten zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
I Die amerikanische Pressepolitik nach dem Krieg 15
II Die Gründung der Süddeutschen Zeitung 22
III Die erste Ausgabe vom 6. Oktober 1945 49
IV 1945: Fremde, unheimliche Heimat 61
V 1946: Teufelspack hinterm Treueschwur 101
VI 1947: Verschwinden eines Lebensgefühls 146
VII 1948: Posaunisten eines neuen Realismus 167
VIII 1949: Deutschland – kein Lieblingskind 193
IX 1950: Militärische Kopfschmerzen 227
X 1951: Die Schatten wichen nicht 256
XI 1952: Ein Versuch Stalins 284
XII 1953: Mehr als ein Aufstand 313
XIII 1954: Die 84. Minute 342
XIV 1955: Rückkehr in die Normalität 364
Nachwort 384
Anmerkungen 393
Abkürzungsverzeichnis 427
Literaturverzeichnis 429
Danksagung 435
Personenregister 437
|
|
|