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Achsenzeit Eine Archäologie der Moderne
Achsenzeit
Eine Archäologie der Moderne




Jan Assmann

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406729881 (ISBN: 3-406-72988-6)
352 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Oktober, 2018

EUR 26,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Um das 6. Jahrhundert v.Chr. traten in verschiedenen Kulturräumen der Welt unabhängig voneinander Philosophen und Propheten auf, die das bisherige mythische Denken überwanden: Konfuzius und Laotse in China, Buddha in Indien, Zarathustra in Persien, die Propheten des Alten Israel und die vorsokratischen Philosophen in Griechenland. Diese Zeit wurde von Karl Jaspers «Achsenzeit» genannt.



Jan Assmann beschreibt, wie Historiker und Philosophen seit der Aufklärung die erstaunliche Gleichzeitigkeit der Achsenzeit-Kulturen erklärt und in der Achsenzeit die geistigen Grundlagen der Moderne gesucht haben. Dabei bietet er tiefe Einblicke in die antiken Kulturen von China bis Ägypten und erklärt, warum wir bis heute mit den klassischen Texten leben können. Ein brillantes Buch über das Altertum und die lange Suche nach den Fundamenten der Moderne.
Rezension
Anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Aleida Assmann (*1947) und Jan Assmann (*1938) hielten die beiden Kulturwissenschaftler am 14.10.2018 in der Frankfurter Paulskirche ihre viel beachtete Dankesrede mit dem Titel „Identität durch Erinnerung“. In dieser nahmen sie im Kontext ihrer Theorie des kulturellen Gedächtnisses auch Bezug auf den von Karl Jaspers in seinem Buch „Vom Ursprung und Ziel der Geschichte“ (1949) geprägten Begriff „Achsenzeit“. Diese These faszinierte Jan Assmann nach eigenem Bekunden schon als Oberstufenschüler.
Der Existenzphilosoph bezeichnete mit dem Terminus „Achsenzeit“ eine historische Epoche um das 6. Jahrhundert v. Chr., in der in fünf Kulturen, nämlich in China, Indien, Persien, Altes Israel und Griechenland), gleichzeitig eine Ideenrevolution nachweisbar ist. Transzendenzbezug, Arbeit am Logos, moralischer Universalismus, kritische Theoriebildung sind zentrale Elemente dieser kulturellen Entwicklung, die sich fundamental auf unser heutiges Denken auswirkten. Als typische Vertreter der Achsenzeit gelten Konfuzius, Laotse, Buddha, Zarathustra, Jesaja oder Parmenides. Auch wenn der Begriff von Jaspers stammt – Alfred Weber sprach 1935 von dem „synchronistischen Weltzeitalter“–, die Entdeckung der Gleichzeitigkeit zentraler geistiger Entwicklungen in mehreren Kulturen um 500 v. Chr. wurde zuerst von dem Orientalisten Abraham-Hyacinthe Anquetil-Duperron 1771 formuliert.
Die Achsenzeit-These ist Gegenstand der neuesten Monographie Jan Assmanns mit dem Titel „Achsenzeit. Eine Archäologie der Moderne“. Der international anerkannte Ägyptologe zeichnet dort souverän anhand von 12 Vertretern die Genese und Rezeption des Achsenzeit-Theorems nach. Dabei gelingt es Assmann überzeugend darzulegen, dass Jaspers Begriff als historische Epochenbezeichnung nicht haltbar ist, es sich vielmehr um eine geschichtsphilosophische Konstruktion handelt. Dennoch lassen sich dem wirkungsmächtigen „Gründungsmythos der Moderne“, so betont der Wissenschaftler, „normative Impulse“ abgewinnen, wie ein kosmopolitischer Humanismus.
Assmanns Diskursgeschichte zu lesen bereitet allen an Kulturgeschichte, -soziologie und -philosophie Interessierten ein intellektuelles Vergnügen, zumal von ihm in seinen brillanten Analysen en passant zentrale Begrifflichkeiten und Erkenntnisse der Kulturwissenschaften anschaulich erläutert werden. Darunter findet sich auch diejenige, dass für die Entwicklung des kulturellen Gedächtnisses die „Auslegungskultur“ zentraler Texte entscheidend ist, nicht deren Entstehung oder Kanonisierung. Lehrkräfte der Geisteswissenschaften werden durch Assmanns Buch „Achsenzeit“, erschienen 2018 bei C.H.Beck, dazu angeregt, sich in ihrem Unterricht verstärkt mit kulturwissenschaftlichen Kategorien reflexiv auseinander zu setzen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Assmann, Jan
Achsenzeit

Eine Archäologie der Moderne
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für Aleida und Jan Assmann

Um das 6. Jahrhundert v.Chr. traten in verschiedenen Kulturräumen der Welt unabhängig voneinander Philosophen und Propheten auf, die das bisherige mythische Denken überwanden: Konfuzius und Laotse in China, Buddha in Indien, Zarathustra in Persien, die Propheten des Alten Israel und die vorsokratischen Philosophen in Griechenland. Diese Zeit wurde von Karl Jaspers «Achsenzeit» genannt. Jan Assmann beschreibt, wie Historiker und Philosophen seit der Aufklärung die erstaunliche Gleichzeitigkeit der Achsenzeit-Kulturen erklärt und in der Achsenzeit die geistigen Grundlagen der Moderne gesucht haben. Die Annahme einer Achsenzeit der Weltgeschichte wurde so zu einem Gründungsmythos der Moderne. Sie hält einer historischen Überprüfung zwar nicht stand, wie das Buch anschaulich zeigt, aber an das damit verbundene Bestreben, eine eurozentrische Sicht auf die Geschichte zu überwinden, können wir bis heute anknüpfen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Einführung 13

ERSTES KAPITEL
Abraham-Hyacinthe Anquetil-Duperron und die Entdeckung der Gleichzeitigkeit (1771) 28

ZWEITES KAPITEL
Jean-Pierre Abel Rémusat und das I-Chi-Wei des Laotse (1823) 42

DRITTES KAPITEL
Hegel: Die Zeit wird zum Raum (1827) 55

VIERTES KAPITEL
Eduard Maximilian Röth und die östlichen Ursprünge der abendländischen Spekulation (1846/58) 80

FÜNFTES KAPITEL
Ernst von Lasaulx und die All-Einheit von Gott, Mensch und Geschichte (1856) 96

SECHSTES KAPITEL
Victor von Strauß und Torney und die Suche nach der Urreligion (1870) 119

SIEBTES KAPITEL
John Stuart Stuart-Glennie und das ultimative Gesetz der Geschichte (1873) 141

ACHTES KAPITEL
Alfred Weber: Die Reitervölker und das «synchronistische Weltzeitalter» (1935) 152

NEUNTES KAPITEL
Karl Jaspers: Die Achsenzeit als Gründungsmythos der Moderne (1949) 165

ZEHNTES KAPITEL
Eric Voegelin: ein Abtrünniger des Achsenzeit-Diskurses 228

ELFTES KAPITEL
Shmuel Noah Eisenstadt und sein Kreis: Die kulturanalytische Wende der Achsenzeit-Debatte 255

ZWÖLFTES KAPITEL
Robert Bellah oder Achsenzeit und Evolution 267

Schluss 280

Anhang
Anmerkungen 295
Literatur 323
Register 339