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99 Variationen eines Beweises Spielarten der Mathematik Aus dem Englischen von Bernd Schuh und Monika Niehaus
99 Variationen eines Beweises
Spielarten der Mathematik


Aus dem Englischen von Bernd Schuh und Monika Niehaus

Philip Ording

Hanser Literaturverlage
EAN: 9783446264052 (ISBN: 3-446-26405-1)
272 Seiten, hardcover, 22 x 23cm, Oktober, 2020

EUR 25,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Philip Ording hat ein Problem - und 99 Lösungen. Zusammengenommen ergeben sie ein unerhört originelles Bild von der Schönheit der Mathematik.



Am Anfang steht eine unspektakuläre Gleichung. Inspiriert von den berühmten Stilübungen, in denen der französische Autor Raymond Queneau eine schlichte Alltagsepisode in zahlreichen Variationen erzählt, macht sich Ording daran, die Gültigkeit seiner Gleichung auf 99 Wegen zu beweisen. Von Algorithmen bis zum Twitter-Beweis, von Origami bis zu euklidischer Geometrie: Ordings 99 Variationen lassen uns die Welt auf vollkommen neue Weise sehen. Eine einzigartige Erzählung über das Wesen der Mathematik.
Rezension
Der US-amerikanische Mathematiker Philip Ording beschäftigt sich und den Leser in diesem ansprechend gestalteten Buch mit einem einzigen mathematischen Satz, den er auf 99 (oder doch 100?) Arten beweist. Der Vielfalt sind dabei beinahe keine Grenzen gesetzt: Es kommen analytische Verfahren ebenso zum Einsatz wie algebraische, geometrische ebenso wie statistische und verrückte ebenso wie absurde. Dabei darf und soll man nicht jeden Beweis bierernst nehmen, denn Ording schreibt schon im Vorwort, dass es ihm darum gehe "Mathematik als literarisches oder ästhetisches Medium greifbar zu machen" (S.xi). Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Ansatz kam dem Autoren bei der Lektüre der sog. Stilübungen von Raymond Queneau, der die Mathematik zum Hobby hatte, und in seinen Stilübungen auf 99 verschiedene Arten eine beinahe banale Alltagsszene verschriftlichte. Hier also das mathematische Pendant, das sich durchaus mit dem französischen Referenzwerk messen lassen kann. Der Leser erfährt nicht nur die (leicht zu errechnenden) Lösungen der zu lösenden kubischen Gleichung, sondern es eröffnet sich ihm gleichsam ein Panoptikum der Mathematikgeschichte und -vermittlung: Kaum ein großer Name der Mathematik bleibt ungenannt (wohl aber seltsamerweise Gauß), jede Beweisidee wird nach der Durchführung durch Ording ausführlich erläutert und mit wissenswerten Literaturangaben versehen. Hervorzuheben ist an dieser Stelle die einfühlsame und fachsprachlich äußerst präzise Übersetzung von Bernd Schuh und Monika Niehaus. Etliche Beweise sind Schul- bzw. Hochschulstandard, andere wiederum äußerst innovativ (z.B. "26 Nach Gehör" mit eigens komponiertem Notentext), kreativ ("50 chromatisch" mit wunderschöner Farbabbildung) oder historisierend (z.B. "70 Noch mehr Mittelalter" als Nachbildung eines mathematischen Textes aus dem islamischen Mittelalter). Jeder Mathematiker wird hier einen Lieblingsbeweis finden (Meiner: "60 Geometrisch" nach der sog. Methode von Lill) und andere vielleicht gar nicht nachvollziehen können (z.B. "64 Oberseminar").
Mit diesem wichtigen Buch kommen Philip Ording mindestens drei wertvolle Verdienste zu:
1. Er vermittelt Mathematik als eine gründlich vernetzte Geisteswissenschaft, die keineswegs in einem luftleeren Formelraum unterwegs sein muss, sondern als integraler Bestandteil der weltweiten Geistesgeschichte angesehen werden muss.
2. Er erläutert Mathematik und Mathematikgeschichte spannend, fundiert und humorvoll zugleich.
3. Er offenbart ein tiefes Verständnis für ästhetische Aspekte der Wissenschaft und kann verschiedenfarbigste Gedankenfäden zu einem bunten und doch wohldurchdachten Teppich weben, auf dem gebettet der Leser/die Leserin tief in die Welt der Mathematik schweben kann.
Zugegeben: Das Buch ist eine Veröffentlichung für Liebhaber der Mathematik. Aber sicher auch für Menschen, die solche Liebhaber werden möchten oder sich einfach für ein ästhetisches Weltverständnis begeistern können.
Insofern ist auch eine Verwendung in der Schule keineswegs ausgeschlossen. In der Oberstufe stehen Lösungen von Gleichungen, ähnlich der von Ording behandelten, in den Lehrplänen sämtlicher Bundesländer. Dementsprechend ist der Grundvollzug des Hintergrunds auch (jungen und alten) Menschen ohne Hochschulhintergrund zugänglich. Für Schülerinnen und Schüler wird die erfahrene Lehrkraft Beweise auswählen müssen. Als bestens geeignet erwiesen haben sich "3 Grafisch", "5 Denksport" und "22 Substitution", wobei diese Auswahl sicher nicht vollständig ist. In puncto Beweistechniken sind die schulischen Lehrpläne eher zu Leerplänen geworden: Beweise werden in der Schule viel zu wenig und - wenn überhaupt - zumeist in oberflächlichen Ansätzen geübt: Hier liegt ein Buch vor, das den Heranwachsenden viel Lust auf diese grundlegende Art mathematischen Denkens machen kann und daher wärmstens empfohlen werden soll.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Am Anfang stehen eine mathematische Gleichung – und 99 Lösungen. Inspiriert von den berühmten "Stilübungen", in denen eine vermeintlich öde Alltagsepisode in zahlreichen Variationen erzählt wird, macht sich Philip Ording daran, die Gültigkeit der Gleichung auf 99 Wegen zu beweisen. Trockene Algorithmen sind dabei nur der Anfang. Ording nimmt uns mit auf eine kreative Reise, auf der sich seine Gleichung musikalisch beschreiben, per Origami erfalten und auf Twitter beweisen lässt. Stilsicher und humorvoll verbindet er mathematische Expertise mit historischen, popkulturellen und schlicht unerwarteten Referenzen und entspinnt so eine einzigartige Erzählung über das Wesen der Mathematik.
Inhaltsverzeichnis
0 Entfällt
1 Einzeiler
2 Zweispaltig
3 Grafisch
4 Elementar
5 Denksport
6 Axiomatisch
7 Fund
8 Basiswissen
9 Einsilbig
10 Ohne Worte
11 Prüfung
12 Mit Zirkel und Lineal
13 Reductio ad Absurdum
14 Kontraposition
15 Matrizen
16 Babylonisch
17 Übertragen
18 Eingerückt
19 Fachsprachlich
20 Definition
21 Tafel
22 Substitution
23 Symmetrie
24 Eine weitere Symmetrie
25 Online-Kollaboration
26 Nach Gehör
27 Algorithmisch
28 Flussdiagramm
29 Modell
30 Lösungsformel
31 Gegenbeispiel
32 Ein weiteres Gegenbeispiel
33 Differentialrechnung
34 Mittelalter
35 Schriftsatz
36 Soziale Medien
37 Vorabveröffentlichung
38 Parataxe
39 Origami
40 Vollständige Induktion
41 Zeitungsmeldung
42 Analysis
43 Drehbuch
44 Herablassend weglassend
45 Verbal
46 Niedlich
47 Clever
48 Rechnergestützt
49 Außenseiter
50 Chromatisch
51 Topologisch
52 Antike
53 Randbemerkungen
54 Dendritisch
55 Präfix
56 Postfix
57 Taschenrechner
58 Paradox des Erfinders
59 Patent
60 Geometrisch
61 Modern
62 Axonometrisch
63 Bierdeckel
64 Oberseminar
65 Kaffeepause
66 Pi-mal-Daumen
67 Näherungslösung
68 Textaufgabe
69 Statistisch
70 Noch mehr Mittelalter
71 Blogbeitrag
72 Übersetzung
73 Noch eine Übersetzung
74 Und noch eine Übersetzung
75 Rechenschieber
76 Experimentell
77 Monte Carlo
78 Probabilistisch
79 Intuitonistisch
80 Paranoid
81 Knittelvers
82 Inkonsistent
83 Briefwechsel
84 Tabellarisch
85 Fallunterscheidung
86 Eine weitere Substitution
87 Mechanisch
88 Dialogisch
89 Innere Monolog
90 Rückläufig
91 Mystisch
92 Begutachtet
93 Wortneuschöpfung
94 Autorität
95 Ich-Erzähler
96 Elektrostatisch
97 Psychedelisch
98 Verhörer
99 Verordnet

Nachwort
Dank
Anmerkungen
Quellen
Register