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Die Königin von Troisdorf Wie der Endsieg ausblieb
Die Königin von Troisdorf
Wie der Endsieg ausblieb




Andreas Fischer

Eschen 4 Verlag
EAN: 9783000703690 (ISBN: 3-00-070369-1)
473 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, März, 2022

EUR 22,50
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Der Autor, Fotograf und Filmemacher Andreas Fischer hat sich bereits mehrfach mit der Biographie seiner eigenen Familie auseinandergesetzt und legt hier einen beeindruckenden Roman vor, in dem er das Verdrängen und Vergessenwollen des Krieges beschreibt und den (teils zum Scheitern verurteilten) Versuch einer Lebensnormalität aus der Sicht eines Kindes (er ist Jg. 1961) darstellt. Die Wirtschaftswunderzeit dient dabei als chronologische Hauptschiene des Textes. Die zusätzlich herangezogenen Dokumente aus dem Familienarchiv führen in die Zeit des ersten und zweiten Weltkriegs zurück und erschließen mit historisch scharfem Blick die Bedingungen, unter denen die Familie litt und lebte. Im Verbund mit den (manchmal wundervoll komischen) Schilderungen des Kindes und den Abschnitten, die sich bis ganz nah an unsere Zeit herantasten und den Autor als erwachsenen Mann vorstellen, ergibt sich ein großartiges Familienpanorama. Die Gedankenwelt des Autors lässt sich so mühelos nachvollziehen.
Die literarische Technik, ganz verschiedene Textsorten (u.a. Briefe, archivalische Beschreibungen, aus der Ich-Perspektive erzählte Texte) zu einem Roman kunstvoll zusammenzustecken, führt zu einem reizvollen Gesamttext, der für alle zeithistorisch Interessierten zu einem Lesegenuss gerät.
Die Nachkriegszeit wird im schulischen Deutschunterricht literarisch immer wieder zu Recht thematisiert: Mit diesem Kriegsenkel-Roman von Andreas Fischer könnte eine neue literarische Generation angebrochen sein, die das Grauen und die Schrecken des 20. Jahrhunderts aus Sicht der deutlich Nachgeborenen thematisiert. Mit dem zeitlichen Abstand von fast 80 Jahren zum zweiten Weltkrieg hat Fischer die Chance genutzt, eine historische Gesamtschau zu erstellen und neue Perspektiven zu öffnen.
Ich könnte mir diesen Roman gut als Schullektüre vorstellen, die z.B. in Schreibprojekten der Schülerinnen und Schüler mündet.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die 1960er Jahre. Bundesrepublik Deutschland. Im rheinischen Troisdorf betreiben die Eltern des Erzählers ein gutgehendes Fotoatelier. Nach außen hin demonstriert man seinen Status:

Häuser.
Neues Auto.
Regelmäßiger Kirchgang – zumindest der Frauen und des Kindes.

Doch hinter der gutbürgerlichen Fassade legen die Familienmitglieder verstörende Verhaltensweisen an den Tag. Was treibt die Eltern um, die während des Zweiten Weltkriegs bereits junge Erwachsene waren? Warum verabscheut die Oma, die zwei Weltkriege erlebte, ihren Enkel?

In einem weiten Bogen erzählt Andreas Fischer die Geschichte seiner Familie von 1914 bis 2014, vom Einsatz des Großvaters als Soldat im Ersten Weltkrieg bis zum Tod der Mutter. Der Autor verwebt Familienereignisse, die vor seiner Geburt lagen, mit Szenen aus seiner Kindheit und Dokumenten aus unterschiedlichen Quellen: Briefe des gefallenen Bruders der Mutter finden sich ebenso wie Unterlagen aus Militärarchiven.

Ein Kriegsenkelroman.