Gewohnt gut?
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wer sich Silvester wieder einmal vorgenommen hatte, es 2016 endlich vom faulen Sofahocker zum durchtrainierten Sportler zu schaffen, weiß um den Wahrheitsgehalt des Sprichworts. Die Haltbarkeit von guten Vorsätzen ist begrenzt, schnell ist man in den alten Trott - und damit aufs Sofa - zurückgefallen. Denn Gewohnheiten sind mächtig und hartnäckig. Nicht nur im privaten, sondern auch im Unternehmenskontext. Den Ausspruch „Das haben wir schon immer so gemacht“ kennt jeder, er ist das Totschlagargument gegen jedwede Veränderung. Kein Wunder, dass Berater wie Führungkräfte Gewohnheiten den Kampf ansagen: Gewohnheiten blockieren Innovationen, verhindern Change, ja, lähmen ganze Organisationen. Denn Gewohnheiten wirken deswegen so hartnäckig, weil sie Handlungen teilweise ohne, manchmal sogar gegen die willentliche Entscheidung des Einzelnen ermöglichen. Genau darin liegt allerdings auch ihre Stärke: Denn Automatismen ersparen dem Gehirn jede Menge Arbeit, machen Prozesse schnell und schaffen so Freiräume für wichtigere Aufgaben. Die Automatismen können daher für Unternehmen ungemein nützlich sein, vorausgesetzt: Es sind die richtigen. Wie Gewohnheiten funktionieren, wie sie die Kultur einer Organisation prägen ~ und wie sie gezielt verändert werden können, zeigt unser diesmaliges Titelthema ab S. 62.
Er ist eine Ausnahmeerscheinung, ein Quer- wie Vordenker erster Güte. Die Rede ist von Manfred Kets de Vries. Der Niederländer erkannte schon vor Jahrzehnten: Ohne Soft Skills wird aus keinem Manager eine gute Führungskraft. Eine Erkenntnis, aus der der promovierte Ökonom, der gleichsam ausgebildeter Psychoanalytiker ist, Konsequenzen zog. An der renommierten Business School Insead sorgte er für MBA-Programme, die nicht nur Zahlen im Blick haben, sondern auch die Führungspersönlichkeit. Auf den Petersberger Trainertagen im April 2016 wird Kets de Vries für seinen Einfluss auf die Führungskräfteentwicklung mit dem Life Achievement Award der Weiterbildungsbranche geehrt. managerSeminare traf den Leadership-Professor bereits im Oktober 2015 an seiner Wirkstätte in Fontainebleau zum Interview. Was der Führungsforscher über die Psyche von Führungskräften herausgefunden hat und wie er sie zu besseren Chefs machen will, lesen Sie ab S. 30.
Nicole Bußmann
Chefredakteurin
Inhaltsverzeichnis
Der Chef als Coach
Mitarbeiterentwicklung
Der Chef als Coach? Das Konzept ist umstritten, denn es ist anspruchsvoll und verlangt der Führungskraft einiges ab. Vor allem deshalb, weil sie in dieser Rolle sowohl an der Seitenlinie als auch auf dem Spielfeld steht. Wie der Spagat gelingt und welche Techniken die Führungskraft als Sparringspartner und Entwicklungshelfer ihrer Mitarbeiter im Repertoire haben sollte.
News
Wahrnehmen, was nicht zu sehen ist
Moderne Kunst kann ganz schön irritierend sein. Das macht sich die Prozessberaterin und Leadership-Trainerin Tina Dörffer aus Hannover zunutze: Sie setzt zeitgenössische Kunst ein, um Führungskräfte für...
Michael Krämer über Gestaltungsspielräume
'Viele Mitarbeiter sind nicht in der Lage, Freiheiten sinnvoll zu nutzen'
Sprechstunde beim Sprechtrainer
Wie vermeidet man seine eigene Langeweile?
Führungskräftig sprechen
Kommunikation für Manager
Souverän sein. Präsent sein. Deutlich sein. Das sind wichtige Attribute einer Führungskraft. Erworben und zum Ausdruck gebracht werden sie vor allem durch die Art, wie die Führungskraft kommuniziert: ob ihre Worte kraftvoll und zentriert sind oder schlaff und zerfranst.
'Führung ist Teamsport'
Interview mit Führungsforscher Manfred Kets de Vries
Kets de Vries erkannte schon vor Jahrzehnten: Ohne Soft Skills wird aus keinem Manager eine gute Führungskraft. Der Wirtschaftsprofessor und Psychoanalytiker war der erste, der hieraus Konsequenzen zog. Am Insead sorgte er für MBA-Programme, die nicht nur Zahlen im Blick haben, sondern auch die Führungspersönlichkeit. Im April 2016 wird sein Engagement mit dem Life Achievement Award der Weiterbildungsbranche geehrt. managerSeminare traf ihn zum Interview.
Marktführung ohne Führung
Selbststeuerung bei Morning Star
Hierarchiefreiheit funktioniert nur in kleinen Betrieben, denn Unternehmensdemokratie bedeutet zähe Entscheidungsprozesse und langwieriges Herumdiskutieren. Dass dies ein Irrtum ist, beweist der kalifornische Tomatenverarbeiter Morning Star. Der Mittelständler mit mehreren Hundert Mit-arbeitern und rund 700 Millionen Dollar Umsatz im Jahr ist äußerst effizienzorientiert – ganz ohne Führung von oben.
Ein Manager für alle Fälle
Interimmanagement
Früher wurden sie geholt für Sanierungen, Restrukturierungen und Krisenmanagement. Heute bereiten sie ebenso Markteintritte vor wie sie Expansionen umsetzen. Die Rede ist von Interimmanagern. Die Manager auf Zeit sind gefragter denn je, auch im klassischen Business Development. Was Unternehmen von den zeitlich befristeten Managermandaten erwarten können und wie sie den richtigen Manager finden.
Kuriose Karriere
Laufbahn-Forschung
Bildhübsch oder durchschnittlich attraktiv, volles Haar oder Glatze, ein Allerweltsnachname oder ein besonders außergewöhnlicher … was gibt der Karriere Auftrieb und was bremst? Forscher liefern immer wieder Ergebnisse über die Wirkung ungewöhnlicher Karrierefaktoren. Eine kleine Übersicht mit Hintergrundbeleuchtung.
'Gott gibt Dir die Nüsse, doch er knackt sie nicht auf'
Christa Bender - Hörmandinger im 'characters'
Die selbstständige Organisationsberaterin erklärt im Interview, wen sie gern beraten oder trainieren würde, was er als nächstes lernt und welche Diskussion zu Thema Führung ihn am meisten aufregt.