Es ist ein paradoxes Phänomen: Nicht diejenigen sind am unzufriedensten mit ihrem Job, die am wenigsten für ihn brennen. Im Gegenteil: Vor allem die Leistungsbewussten und Erfolgreichen hadern mit ihrem Tun, beobachten Karriereberater und Jobcoachs.
Das ist kein Zufall. Denn das Credo, dass am glücklichsten und erfolgreichsten im Leben ist, wer in seinem Beruf vorankommt, sitzt gerade bei Managern tief. Folglich geben sie Gas. Und Gas. Und Gas. Bis sie irgendwann dort ankommen, wo sie gar nicht hinwollten. Denn auf dem Weg nach oben verändern sich häufig die Arbeitsinhalte und Rollen. Mit der Zeit entfernen sich die Karrieristen immer weiter von dem, was ihnen ursprünglich einmal wichtig war im Job.
Wird der Leidensdruck zu groß, sehen die meistenkeinen anderen Ausweg als den kompletten Berufswechsel. Dabei sind die wenigsten wirklich im falschen Iob. Oder auf der falschen Position. Mit zu hohen Ansprüchen an sich selbst oder an die Tätigkeit kann man sogar auf der idealen Position kreuzunglücklich werden. Oft kann die berufliche Existenz schlichtweg nicht mit der gewaltigen Blaupause von Freude und Flow mithalten, die vielen als Soll-Zustand vorschwebt. Doch welche Erwartungen an den Job sind realistisch, welche überzogen? Wie erkennt man, ob die eigene Unzufriedenheit gute Gründe hat oder nicht? Wie kann man überhaupt zu beruflicher Zufriedenheit finden? Antworten auf diese Fragen finden Sie in unserem diesmaligen Titelthema ab S. 40.
Seine außergewöhnliche Entstehungsgeschichte und die damit dialogisch hervorgebrachten Inhalte haben uns neugierig gemacht: Die Rede ist von dem soeben im Carl-Auer-Verlag er- schienenen Buch „Kommunikation als Lebenskunst“, das ein fachliches Zwiegespräch zwischen Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen und Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun nachzeichnet. Das Ergebnis ist eine lesenswerte Reflexion der von Thun'schen Modelle auf die Kommunikationspraxis.
Einen herrlich zu lesenden Auszug zum Themenkomplex Kommunikationspsychologie für Führungskräfte lesen Sie ab S. 46. Darin gibt die inzwischen 70-jährige Kommunikationskoryphäe Schulz von Thun auch Einblick in ihr eigenes Führungsverständnis.
Nicole Bußmann
Chefredakteurin
Inhaltsverzeichnis
Job Crafting
Mach Dich zufrieden
Mit dem Erfolg kommt das Arbeitsglück ganz von allein. Glauben viele Führungskräfte. Doch die Realität sieht anders aus...
Kundenservice
Überraschen mit Gefühl
Beraten, Kugelschreiber verschenken, Kaffee anbieten – das gilt vielerorts als Kundenservice. Doch kein Kunde lässt sich heute noch auf diese Weise beeindrucken...
Digitale Kollaboration
Mitdenken managen
Soziale Software verspricht, die Zusammenarbeit in Unternehmen auf eine neue Stufe zu heben: Aufwendige Projekte können im Kollektiv bearbeitet werden, jeder denkt mit...
Friedemann Schulz von Thun über Kommunikation
'Jeder kann nur nach seiner Art führen'
Warum geraten Führungskräfte in Dilemmata? Wie kritisieren sie, ohne ihr Gegenüber zu verletzen? Warum taugen Kommunikationsrezepte nicht?...
Spezialisten in Serie
Was macht eigentlich ein ... Science-Fiction-Berater?
Science-Fiction ist nur etwas für Freaks und Fantasten? Von wegen, sagt Thomas Le Blanc. Als Science-Fiction-Berater verschafft er Firmen Innovationsimpulse aus utopischer Literatur...
Stadtwerke Kaiserslautern: PE nach Fusion
Zusammenhalt lernen
Von allen Change-Prozessen sind sie am heikelsten: Fusionen. Das gilt besonders, wenn zwei lokale Konkurrenten miteinander verschmelzen...
Recruiting für Mittelständler
Lockruf aufs Land
Die meisten Talente zieht es in die Großstädte. Schön für Firmen, die dort ihren Sitz haben. Schlecht für den deutschen Mittelstand...
Walter Benjamin in der Serie 'Philosophie für Manager'
Ist Wirtschaft eine Religion?
Wenn der kritische Philosoph Walter Benjamin Wirtschaft als Religion beschreibt, geht es ihm nicht um billige Polemik...
Lothar Stempfle über Verhandlungen
'Win-win-Strategien taugen nichts'
Es ist an der Zeit, sich endlich vom Glauben zu verabschieden, dass ein Kunde oder Verhandlungspartner immer mit Glacéhandschuhen angefasst werden muss...
Moralisches Missverständnis
Der entfesselte Kapitalismus
Ulf D. Posé ist Ehrenpräsident des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft e.V. Für managerSeminare wirft...
Testgelesen
Neue Bücher zum Thema Führung
Was zeichnet einen guten Führungsstil aus? Welche Fallen warten auf Führungskräfte im Alltag? Kann man Leadership lernen?...
Holm Friebe im 'characters'
'Dinge fallen an Orte'
Der Marken- und Strategieberater erzählt, wie sein Arbeitsplatz aussieht, welche Veranstaltung er niemals verpasst und was er als Nächstes lernen möchte...