Liebe Leserin, lieber Leser,
mit dem TheoLogisieren verhält es sich nach meinen Erfahrungen so ähnlich wie mit dem Fasten: Alle finden es gut, aber die wenigsten tun es. Die Gründe sind vielfältig: Die Begriffsdefinition ist schwierig und manche wissen gar nicht, was mit »Theologi-sieren« gemeint ist.
Ist es die »Theologie der Kinder«, das theologische Gespräch mit Kindern oder eine Theologie für Kinder? Handelt es sich dabei um ein zusätzliches Unterrichtsthema oder ist damit eine Haltung gemeint? Welche Rolle hat die Religionslehrerin, der Religionslehrer beim Theologisieren? Muss sie/er die Antworten auf die Kinderfragen bereithalten? Und was bringt es, wenn die Kinder nur ihre Gedanken austauschen? Welche methodisch-didaktischen Zugänge gibt es zum Theologisieren? Was unterscheidet eigentlich das Theologisieren vom Philosophieren?
Dies ist nur eine Auswahl der Fragen, die verunsichern, und wir haben versucht, mit unseren Beiträgen zumindest einige Unklarheiten zu beseitigen. Mit ihrer Einführung ins Theologisieren verschafft Gudrun Neebe einen Überblick über die aktuelle Diskussion, erläutert Hintergründe und sorgt für Begriffsklärungen. Der Medienbeitrag zeigt anhand eines Unterrichtsbeispiels, das mit einer zweiten Klasse durchgeführt wurde, wie TheoLogisieren in der Praxis aussehen kann. Dazu passt inhaltlich der bilddidaktische Ansatz zur biblischen Theologie Marc Chagalls, den Heike Lindner unter dem Titel »Kindern Theologie zeigen« darstellt. Differenzierte methodische Hinweise zum Medienbeitrag und Hilfen zur Erstellung eigener Konzepte und Buchempfehlungen können Sie zusätzlich über unseren Medienservice beziehen. In ihrem interessanten Projekt »Was wissen wir wirklich?«, das Annike Reiß im Rahmen der Kasseler Forschungswerkstatt »Theologische Gespräche mit Jugendlichen« durchgeführt hat, wird der Versuch, Jugendliche für eine mehrdimensionale Wirklichkeitsdeutung zu sensibilisieren, dargestellt und die Bedeutung der Wahrnehmung als Voraussetzung für das Theologisieren hervorgehoben.
Wir haben den Beitrag »Methoden des Philosophierens« ausgewählt, weil dessen Inhalte trotz des unterschiedlichen Ansatzes auch Anwendung beim Theologisieren finden können, vorausgesetzt, spezifisch theologische Aspekte kommen hinzu. Theologisieren mit Kindern geht über das Philosophieren hinaus, indem es Perspektiven eröffnet, Modelle gelingenden Lebens darstellt, Lebensentwürfe anbietet und Verheißungen prophezeit. Es stellt Zusammenhänge her, bietet Symbole und Bilder zur Identifikation und schafft somit eine Ausdrucksform für individuelle Gefühle und Ängste. Wir wünschen uns, dass dieses Heft dazu beiträgt, Lehrerinnen und Lehrern die Angst vor Kinderfragen zu nehmen und die Bereitschaft fördert, eigene Fragen mutig zu stellen.
Über Rückmeldungen freuen wir uns.
Veronika Wirth-Uffelmann
Inhaltsverzeichnis
zum thema
Gudrun Neebe
Theologisieren mit Kindern - Eine Einführung 2
medienbeitrag
Veronika Wirth-Uffelmann
Theologisieren mit Kindern - »Gott wohnt bei uns im Klassenraum«
Eine Unterrichtseinheit, durchgeführt in einer 2. Klasse 4
werkstatt schule
Annike Reiß
Was wissen wir wirklich? Jugendliche für eine mehrdimensionale Wirklichkeitsdeutung sensibilisieren 24
Ch. Rüde, S. Simbeck, E. Witt-Kruse, K. Zeitler
Methoden des Philosophierens 28
Heike Lindner
Kindern Theologie zeigen Ein bilddidaktischer Ansatz zur biblischen Theologie Marc Chagalls im Religionsunterricht 32
filmtipp 42
materialien 44