Themenschwerpunkt Medien

Liebe Leserin, lieber Leser,

überall im Land demonstrierten Tausende von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gegen den Krieg im Irak. Ohne Legitimation durch die Gemeinschaft der Völker lässt der amerikanische Präsident Bush das Land bombardieren. Inzwischen ist der Krieg überraschend schnell zu Ende gegangen. Erst allmählich sehen wir die Auswirkungen der angeb[ich so präzise gesteuerten Waffen mit ihrer Zerstörungskraft und dem vielfachen Tod bei der zivilen Bevölkerung. Aber die Bilder aus dem befreiten Irak sind auch verstörend. Freiheitseuphorie und Zerstörungswut sind kaum zu unterscheiden. Saddam-Denkmäler werden umgerissen, aber zugleich werden Krankenhäuser und Museen geplündert. Eine staatliche Ordnung ist nicht in Sicht. Kinder und Jugendliche vertrauen darauf, dass ihre Appelle, Aktionen und Gebete nicht ohne Wirkung bleiben. Gerade sie haben Zeichen der Hoffnung gesetzt, die wir in Erinnerung behalten sollten.
In diesem Krieg haben die Medien erneut eine wichtige Rolle gespielt. Die Kontrolle über die Bilder ist immer wieder neu für alle Beteiligten von zentraler Bedeutung.
Trauen können wir den Bildern nicht mehr, das bleibt die traurige Lektion. Unser eigenes Urteil ist gefragt - nur woran sollen wir uns orientieren?
Medien spielen in Schule und Religionsunterricht eine wachsende Rolle, darum weisen die Beiträge in diesem Heft auf die unabdingbare Notwendigkeit der Quellenkritik hin: »Wer veröffentlicht was wie und mit welcher Absicht?« Gerade diese Frage ließe sich bei der Irak-Kriegsberichterstattung intensiv erörtern.
Die E-Learning-Einheit »Wer ist Gott?« von Christoph Terno gibt nicht nur sehr konkrete Arbeitshinweise auf die Unterrichtsmöglichkeiten mit dem Internet - sie hilft inhaltlich möglicherweise im aktuellen Kontext. Der oberste Kriegsherr George Bush fühlt sich in schwerwiegender biblischer Fehldeutung zugleich als oberster Missionar, als guter Kämpfer gegen das Böse. Bush schwört im Namen Gottes zu handeln und beruft sich auf die Botschaft der Bibel. Zu Unrecht, denn die Heilige Schrift ist weder kriegslüstern, noch predigt sie den Einsatz von Gewalt.
Gott ist nicht parteilich, er gilt allen Menschen gleich. Der Befreiungseifer dieses amerikanischen Präsidenten wird nicht ohne katastrophale Langzeitfolgen bleiben, denn so werden ähnlich fundamentalistische Tendenzen auf der islamischen Seite gestärkt. Für dieses Erkennen bleibt die intensive Beschäftigung mit den biblischen Schriften immer neu zu bedenken, was Ricarda Koschik und Hartmut Futterlieb in ihrem Essay eindrucksvoll belegen.
E-Learning im Religionsunterricht braucht die neue Internet-Plattform »www.rpi-virtuell.de«. Seit Herbst letzten Jahres ist dieses virtuelle religionspädagogische Angebot im Netz präsent. Unser pti-Kollege und Projektleiter Joachim Happel berichtet im Interview von den vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten.
Ernst Kreis lädt zu Beginn des Heftes mit seinem Beitrag zum Einsatz eines uralten Mediums ein: dem Singen. Er hat alte Lieder neu entdeckt, Texte umgeschrieben, Melodien komponiert - und alle Stücke mit seiner Gitarrenbegleitung in den verschiedenen Klassen ausprobiert. Das Liederheft und die dazugehörige CD möchte ich ganz besonders empfehlen, Singen erleichtert die Seele!

Klaus Heiner Weber

Inhaltsverzeichnis

Andreas Mertin: Neue Medien im Religionsunterricht (Zum Thema) 2

Ernst Kreis: »Der Himmel erfüllt mein Herz«. Lieder im Religionsunterricht (Medienbeitrag) 3

Christoph Terno: »Wer ist Gott?«. Eine E-Learning-Einheit für die Sekundarstufe (Unterrichtsentwurf) 9

Jutta Siemann: Computer in Religionsunterricht und kirchlicher Jugendarbeit 19

Julia Born: Gespräch mit Joachim Happel. »rpi-virtuell« - Plattform im Internet 21

Jörg Garscha: Gymnasiale Oberstufe - Neuer Lehrplan für evangelische Religion in Hessen 27

Ricarda Koschick und Hartmut Futterlieb: Religionsunterricht braucht neue Akzente (Essay) 31

Ergebnisse der Leserumfrage zu forum religion 35

Rezensionen 37

Medienservice 40