Liebe Leserin, lieber Leser,
Raum für Religion - sollte es den in der Schule geben? Wie Sie im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit dem Gebetsverbot für einen muslimischen Schüler mit Berufung auf die »Neutralität des Staates« erfahren konnten, ist diese Frage nicht unumstritten. Das OVG Berlin stimmte den Richtern der ersten Instanz zwar darin zu, dass Schulen keine »religionsfreien Räume« seien, betonte aber die staatliche Pflicht zu weltanschaulich-religiöser Neutralität, was »die Privilegierung bestimmter Bekenntnisse ebenso wie die Ausgrenzung Andersgläubiger« untersage. Was heißt das für Schule? Schule, so meine ich, muss ganz bewusst Raum und Räume für Religion schaffen, will sie nicht Gefahr Laufen, die Religionsfreiheit infrage zu steLlen und der Bildung von Parallelgesellschaften Vorschub zu leisten. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, allen an einer Schule vertretenen Ausdrucksformen von Religion Raum zu geben. Das vorliegende Heft beschäftigt sich mit Definition, Präsentation, Einrichtung und Nutzungsmöglichkeiten von Räumen in der Schule und will Lehrkräfte dazu ermutigen, sich in der eigenen Schule für die Einrichtung eines »Raumes für Religion« starkzumachen.
In dem Beitrag »(Ein) Raum für Religion« werden unterschiedliche Räume definiert und konkrete, praktische Hinweise für die Einrichtung eines Fachraumes Religion gegeben. Martin Sander-Gaiser stellt in seinem Beitrag »Kontemplation als religionspädagogisches Angebot« eine Möglichkeit der Nutzung eines Raumes der Stille dar und gibt praktische Handlungsanweisungen. Das Interview mit Hartmut Winkler und der Beitrag von Anke Kaloudis geben Einblicke in die Nutzung von Schulseelsorge-Räumen. Annette Schneider präsentiert den Raum der Stille an der Gemeinschaftshauptschule Marsberg und vermittelt mit ihren Fotos einen Eindruck von der täglichen Arbeit vor Ort. Mit ihrer Unterrichtsskizze »Kommt und macht die Herzen weit« bieten Elisabeth Kessels und Veronika Wirth-Uffelmann Anregungen für die Arbeit mit dem Symbol Herz, nicht nur für Grundschulen. Der Unterrichtsentwurf »Wer Ohren hat zu hören« thematisiert das Zuhören und ist auch für Schüler/innen höherer Jahrgangsstufen einsetzbar. Er eignet sich gut zur Zusammenarbeit mit dem Fach Deutsch. Schließlich bieten wir Ihnen mit der CD-ROM »Texte, Geschichten und Übungen zum Auftanken« vielfältig einsetzbare Materialien für Unterricht, Stillarbeit und eigene Besinnung.
Wir wünschen Ihnen »weiten Raum« an Ihren Schulen, hilfreiche Unterstützung durch Schulgemeinde und Schulleiter/innen und das Bewusstsein, dass Ihr Fach Religion einen »Raum in der Herberge« verdient.
Veronika Wirth-Uffelmann
Inhaltsverzeichnis
zum thema
Veronika Wirth-Uffelmann
(Ein) Raum für Religion in der Schule 2
medienbeitrag
Elisabeth Kessels und Veronika Wirth-Uffelmann
Kommt und macht die Herzen weit
Unterrichtsskizze zur Symboldidaktik für die Grundschulklasse 1
Unterrichtsentwurf
Veronika Wirth-Uffelmann
Wer Ohren hat zu hören, der höre!
UE für Grund- und Förderschule 11
Martin Sander-Gaiser
Kontemplation als religionspädagogisches Angebot 26
Anke Kaloudis
Schulseelsorge braucht Räume
Schülerarbeiten zu Themen des Religionsunterrichts 33
Annette Schneider
Raum der Stille an der Gemeinschaftshauptschule Marsberg 35
Interview mit Hartmut Winkler
Die »Ansprechbar« am Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen 39
rezension 42
materialien 44