Liebe Leserin, lieber Leser,
wir haben den Themenschwerpunkt dieses Heftes »Unbekanntes Neues Testament« genannt. Nicht deswegen, weil wir unbekannte Texte des NT in den Blick rücken wollten, sondern eher, um bekannten Texten »neue Seiten« abzugewinnen. Dazu werden in diesem Heft vier exemplarische Bereiche entfaltet.
Der erste ist, dass das »Neue Testament« nicht so ohne weiteres als »Gründungsurkunde« der Institution Kirche betrachtet werden kann, sondern als Dokument einer dynamischen messianischen Bewegung, das »Kirche« immer wieder heilsam an ihren Ursprung erinnert. Dazu werden im einleitenden Abschnitt »zum thema« einige grundsätzliche Überlegungen entwickelt, die die aktuelle Diskussion über »Kirche« aufnehmen. Im zweiten Bereich geht es darum, dass die Erzählungen der Evangelien, die wir oft nur als Einzelgeschichten wahrnehmen und im Unterricht bearbeiten, noch einmal ganz anders zu uns sprechen, wenn wir sie im Zusammenhang interpretieren und so den Evangelisten »über die Schulter schauen«. Dies wird im Beitrag »Der Messias und das Brot« versucht. Da kann deutlich werden, dass die Evangelien weder nur »Berichte«, noch nur »Glaubenszeugnisse«, sondern vor allem genial gestaltete »religiöse Literatur« sind.
Als drittes beleuchtet der Beitrag von Sebastian Renz das schwierige Thema der Passion und des Todes Jesu so, dass weit mehr Facetten der Interpretation dieses Geschehens deutlich werden als nur die übliche Formel »für uns gestorben«. Der Ansatz ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Kreuzigung Jesu nicht gleich von der Auferstehungsthematik »überstrahlt« wird, wie dies in anderen religionspädagogischen Erarbeitungen oft der Fall ist. Ergänzend regt der Beitrag von Andrea Krügler durch den Besuch einer Ausstellung »Kreuz Dialog« zu einer emotional intensiven Auseinandersetzung mit der Kreuzesthematik an - zumindest für die Leser/innen, die in Reichweite der Orte wohnen, in denen diese Wanderausstellung gezeigt wird. Der Medienbeitrag von Brigitte Weißenfeldt schließlich nimmt eine Perspektive auf, die in der neueren Erforschung des NT immer deutlicher hervortritt: dass nämlich das NT geradezu undenkbar ist ohne Israel und das AT - und dass, zumindest aus christlicher Sicht, sich die »Kerndaten« der Botschaft des »Ersten Testaments« gleichsam kristallisieren in der Gestalt, die im »Zweiten Testament« allein im Zentrum steht: Jesus von Nazareth. So können schon die Kinder in der Grundschule mit den eindrucksvollen Bildern der französischen Kinderbibel von Maite Röche herangeführt werden an den »roten Faden« der »Großen Erzählung« von Gott und den Menschen. Wir wünschen Ihnen mit diesem Heft neue Einblicke in das alte Buch - und zugleich neue Chancen für alte, anscheinend bekannte Texte für Ihren Unterricht.
Bernhard Böttge
Inhaltsverzeichnis
zum thema
Bernhard Böttge
Ur-Kunde des Glaubens Neues Testament, Kirche und Religionspädagogik
medienbeitrag
Brigitte Weißenfeldt
Die Bibel für die Kleinen Unterrichtsvorschläge für die Arbeit mit Bildern der französischen »Bible pour les petits« in den Klassen 3-6
unterrichtsentwurf
Bernhard Böttge
Der Messias und das Brot
Dem Evangelisten Markus über die Schulter geschaut (Klassen 8-11)
Sebastian Renz
Musste nicht Christus dies erleiden ...?
Jesu Tod deuten - Unterrichtseinheit für die Jahrgangsstufe 9/10
werkstatt schule
Andrea Krügler
Kreuz Dialog
Begegnung mit einer Ausstellung in Konfirmandenarbeit und RU Sek I
materialien