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Zehn Bücher über Architektur De Architectura Libri Decem Lateinisch - Deutsch
Zehn Bücher über Architektur
De Architectura Libri Decem


Lateinisch - Deutsch

Vitruv

Marixverlag
EAN: 9783865392121 (ISBN: 3-86539-212-1)
600 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, 2010

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Marcus Vitruvius Pollio, ein römischer Militärtechniker und Ingenieur, verfasste mit „De architectura libri decem“ - „Zehn Bücher über Architektur“ das einzige bis heute erhalten gebliebene Werk der antiken Architekturtheorie. Die Bücher sind dem Kaiser Augustus als Dank für dessen Förderung gewidmet. Dieses Werk soll dem Leser einer-seits ermöglichen, Bauwerke zu errichten, ihm andererseits auch helfen sie zu beurteilen und zu bewerten. Die zehn unterschiedlich gewichteten Bücher behandeln die historischen, ästhetischen und technischen Grundlagen der Architektur ebenso wie den Bau von Tempeln und Wohnhäusern sowie den Städtebau. Im neunten und zehnten Buch werden mit der Zeitmessung und dem Bau von Wasserhebemaschinen jedoch auch andere Techniken behandelt. Die „Zehn Bücher über Architektur“ bieten die erste umfassende Behandlung der antiken Technik (Zeitmessung, Baumaschinen, Wasserräder, Kriegsmaschinen), Architektur und Raumgestaltung.
Rezension
Vitruvs „De architectura libri decem“ / „Zehn Bücher über Architektur“ ist das einzige überlieferte architekturtheoretische Handbuch der Antike. Es liegt in dieser Ausgabe auf lateinisch - deutsch vor. Die zehn unterschiedlich gewichteten Bücher behandeln die historischen, ästhetischen und technischen Grundlagen der Architektur ebenso wie den Bau von Tempeln und Wohnhäusern sowie den Städtebau. Im neunten und zehnten Buch werden mit der Zeitmessung und dem Bau von Wasserhebemaschinen jedoch auch andere Techniken behandelt. Die Bücher 1 bis 7 widmen sich der Tätigkeit des Architekten, während sich die Bücher 8 bis 10 mehr dem Ingenieurwesen zuzurechnen sind. Diese Felder bildeten in der Antike eine Einheit.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Vitruv (um 84 v. Chr. - um 27 v. Chr.) war römischer Architekt und Ingenieur. Er verfasste in Anlehnung an griechische Schriften um 25 v. Chr. das aus 10 Büchern bestehende Werk „De architectura libri decem“, das die Baukunst und ihre allgemeinen ästhetischen und praktischen Voraussetzungen sowie die Uhrmacherkunst und Mechanik behandelt. Es ist das einzige überlieferte architekturtheoretische Handbuch der Antike.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Erstes Buch 13

Vorwort 15
Erstes Kapitel 17
Wesen der Baukunst und Bildung der Baumeister
Zweites Kapitel 31
Grundlagen der Baukunst
Drittes Kapitel 37
Einteilung der Architektur
Viertes Kapitel 39
Wahl gesunder Plätze
Fünftes Kapitel 47
Anlage der Mauern und Türme
Sechstes Kapitel 53
Verteilung und Lage der Gebäude innerhalb der Stadt
Siebentes Kapitel 63
Wahl der Plätze für öffentliche Anlagen

Liber I 12

Praefatio 14
Caput I 16
Quid sit architectura, et de architectis instituendis
Caput II 30
Ex quibus rebus architectura constet
Caput III 36
De partibus et terminationibus architecturae
Caput IV 38
De electione locorum salubrium
Caput V 46
De fundamentis murorum et turrium
Caput VI 52
De divisione et dispositione operum, quae intra muros sunt
Caput VII 62
De electione locorum ad usum communem civitatis

Zweites Buch 67

Vorwort 69
Erstes Kapitel 73
Das Leben der Urmenschen und der Anfang der Gesittung und der bedeckten Wohnungen und deren Verbesserungen
Zweites Kapitel 79
Von den Grundstoffen der Dinge nach den Ansichten der Naturphilosophen
Drittes Kapitel 81
Von den Ziegeln
Viertes Kapitel 85
Der Sand
Fünftes Kapitel 87
Der Kalk
Sechstes Kapitel 91
Die Puteolanerde
Siebentes Kapitel 95
Die Steinbrüche
Achtes Kapitel 99
Die Arten des Mauerwerks
Neuntes Kapitel 113
Das Bauholz
Zehntes Kapitel 123
Die Obermeer- und die Untermeer-Tanne

Liber II 66

Praefatio 68
Caput I 72
De priscorum hominum vita et de initiis humanitatis atque tectorum et incrementis eorum
Caput II 78
De principiis rerum secundum physicorum opiniones
Caput III 80
De lateribus
Caput IV 84
De arena
Caput V 86
De calce
Caput VI 90
De pulvere Puteolano
Caput VII 94
De lapidicinis
Caput VIII 98
De generibus structurae
Caput IX 112
De materia
Caput X 122
De abiete supernate et infernate eum Apennini descriptione

Drittes Buch 125

Vorwort 127
Erstes Kapitel 131
Woher die symmetrischen Verhältnisse auf die Tempel übertragen sind
Zweites Kapitel 137
Die sieben Tempelgattungen
Drittes Kapitel 143
Die fünf Tempelarten
Viertes Kapitel 151
Der Grundbau
Fünftes Kapitel 155
Die ionischen Säulen

Liber III 124

Praefatio 126
Caput I 130
Unde symmetriae fuerint ad aedes sacras translatae
Caput II 136
De sacrarum aedium compositione ex symetriis
Caput III 142
De quinque aedium speciebus
Caput IV 150
De fundationibus tam in locis solidis quam in congestitiis
Caput V 154
De columnis Ionicis atque eorum ornatu

Viertes Buch 167

Vorwort 169
Erstes Kapitel 171
Die drei Säulenordnungen und ihre Erfindung; die Maßverhältnisse des korinthischen Kapitells
Zweites Kapitel 177
Auszierung der Säulenordnungen
Drittes Kapitel 183
Die dorische Bauart
Viertes Kapitel 189
Die innere Einteilung der Cellen und des Pronaos
Fünftes Kapitel 193
Die Berücksichtigung der Himmelsgegenden beim Tempelbau
Sechstes Kapitel 195
Regeln für die Tempeltüren und deren Umrahmung
Siebentes Kapitel 201
Der tuskische Stil
Achtes Kapitel 205
Von den Rundtempeln und anderen Tempelarten
Neuntes Kapitel 209
Die Anlage der Altäre der Götter

Liber IV 166

Praefatio 168
Caput I 170
De tribus generibus columnarum earumque inventione et de capituli Corinthii symmetria
Caput II 176
De ornamentis columnarum (eorumque origine)
Caput III 182
De ratione Dorica
Caput IV 188
De intriore cellarum et pronai distributione
Caput V 192
De aedibus constituendis secundum regiones
Caput VI 194
De ostiorum et antepagmentorum sacrarum aedium rationibus
Caput VII 200
De ratione Tuscanica
Caput VIII 204
De aedibus rotundis aliisque generibus aedium sacrarum
Caput IX 208
De aris deorum ordinandis

Fünftes Buch 211

Vorwort 213
Erstes Kapitel 217
Forum und Basiliken
Zweites Kapitel 225
Schatzhaus, Kerker und Curia
Drittes Kapitel 227
Das Theater und dessen gesunde Anlage
Viertes Kapitel 231
Die Lehre von der Harmonie
Fünftes Kapitel 237
Die Schallgefäße des Theaters
Sechstes Kapitel 243
Die Gestaltung des Theaters
Siebentes Kapitel 249
Das Theater der Griechen
Achtes Kapitel 251
Über die Wahl zusammenklingender Plätze für die Theater
Neuntes Kapitel 253
Die Säulenhallen hinter der Bühne und die Promenaden
Zehntes Kapitel 259
Anlage und Bestandteile der Bäder
Elftes Kapitel 263
Palästren und Ringbahnen
Zwölftes Kapitel 267
Die Anlegung von Häfen und Wasserbauten

Liber V 210

Praefatio 212
Caput I 216
De foro basilicisque
Caput II 224
De aerario, carcere et curia ordinandis
Caput III 226
De theatro eiusque salubri constitutione
Caput IV 230
De Harmonica
Caput V 236
De theatri vasis
Caput VI 242
De conformatione theatri facienda
Caput VII 248
De theatris Graecorum
Caput VIII 250
De locis consonantibus ad theatra
eligendis
Caput IX 252
De porticibus post scenam et
ambulationibus
Caput X 258
De balnearum dispositionibus et partibus
Caput XI 262
De palaestrarum aedificatione et xystis
Caput XII 266
De portubus et structuris in aqua faciendis

Sechstes Buch 271

Vorwort 273
Erstes Kapitel 279
Anordnung der Gebäude nach den Eigentümlichkeiten
ihres Platzes
Zweites Kapitel 287
Die Verhältnisse und Maße der Privatgebäude je nach der natürlichen Beschaffenheit ihrer Plätze
Drittes Kapitel 291
Die Höfe oder Atrien, die Seitengemächer, das Tablinum und der Säulensaal, die Speisezimmer,
Säle, Sprechsäle, Gemäldesäle und ihre Größenmaße
Viertes Kapitel 299
Nach welchen Himmelsgegenden jeder Bestandteil
der Gebäude gerichtet sein muss, dass er dem Zweck und der Gesundheit entsprechend sei
Fünftes Kapitel 301
Von den abgesonderten Räumen in den Privatgebäuden und von den standesgemäß zukommenden verschiedenen Gebäudearten
Sechstes Kapitel 305
Über die bei der Anlage von ländlichen Gebäuden zu beobachtenden Regeln
Siebentes Kapitel 309
Die griechischen Wohngebäude und die Anordnung ihrer Teile
Achtes Kapitel 313
Von den unterirdischen Räumen, den Gewölben und den Gebäuden, welche auf Pfeilern aufgeführt
werden

Liber VI 270

Praefatio 272
Caput I 278
De aedificiis disponendis secundum locarum proprietates
Caput II 286
De aedificiorum privatorum proportionibus et mensuris secundum naturam locorum
Caput III 290
De cavis aedium sive atriis, de alis, tablino et peristylio, de tricliniis, oecis, exedris, pinacothecis et eorum dimensionibus, de oecis more Graeco
Caput IV 298
Ad quas caeli regiones quaeque aedificiorum genera spectare debeant, ut usui et salubritati sint idonea
Caput V 300
De aedificiorum propriis locis et generibus ad quascunque personarum qualitates convenientibus
Caput VI 304
De rusticorum aedificiorum
rationibus
Caput VII 308
De Graecorum aedificiorum eorumque partium dispositione
Caput VIII 312
De hypogaeis, concamerationibus et quae pilatim aguntur aedificiis

Siebentes Buch 319

Vorwort 321
Erstes Kapitel 333
Vom Estrich
Zweites Kapitel 339
Das Löschen des Kalkes zur Herstellung des Weißstucks
Drittes Kapitel 341
Anlage der gewölbten Decken, Stuck und Verputz
Viertes Kapitel 347
Der Verputz an feuchten Stellen
Fünftes Kapitel 351
Über die Wandmalerei
Sechstes Kapitel 357
Verarbeitung des Marmors zum Verputz
Siebentes Kapitel 359
Natürliche Farben
Achtes Kapitel 361
Zinnober und Quecksilber
Neuntes Kapitel 363
Bereitung des Zinnobers (Berggrün, Armenischblau
und Indigo)
Zehntes Kapitel 367
Künstliche Farben. Schwarz
Elftes Kapitel 369
Stahlblau und gebrannter Ocker
Zwölftes Kapitel 371
Bleiweiß, Kupfergrün und (künstlicher) Sandarach
Dreizehntes Kapitel 373
Purpurfarbe
Vierzehntes Kapitel 375
Farben, welche den Purpur, der attische Ocker, das Berggrün und den Indigo ersetzen

Liber VII 318

Praefatio 320
Caput I 332
De ruderatione (et pavimentis)
Caput II 338
De maceratione calcis ad albaria opera perficienda
Caput III 340
De camerarum dispositione, albario et tectorio opere
Caput IV 346
De politionibus in humidis locis, [et pavimento hibernaculorum Graecanico]
Caput V 350
De ratione pingendi parietes
Caput VI 356
De marmore quomodo paretur ad tectoria
Caput VII 358
De nativis coloribus
Caput VIII 360
De minio et argento vivo
Caput IX 362
De minii temperatura, de chrysocolla, Armenio et Indico
Caput X 366
De coloribus qui arte fiunt; de atramento
Caput XI 368
De caeruleo et usta
Caput XII 370
De cerussa, aerugine et sandaraca
Caput XIII 372
De ostro
Caput XIV 374
De coloribus qui imitantur purpuram, sil Atticum, chrysocollam et Indicum
Liber VIII 376
Praefatio 378
Caput I 382
De aquae inventionibus
Caput II 388
De aqua imbrium
Caput III 394
De aquis calidis et de variorumfontium, fluminum lacuumque natura
Caput IV 410
De aquarum experimentis
Caput V 412
De librationibus aquarum et instrumentis ad hunc usum
Caput VI 416
De ductionibus aquarum: de puteorum fossionibus: de cisternis: [et de signinis operibus]

Achtes Buch 377

Vorwort 379
Erstes Kapitel 383
Das Auffinden des Wassers
Zweites Kapitel 389
Regenwasser
Drittes Kapitel 395
Warme Quellen und Eigentümlichkeiten verschiedener Quellen, Flüsse und Seen
Viertes Kapitel 411
Untersuchung des Wassers
Fünftes Kapitel 413
Nivellierung zu Wasserleitungen und hierzu gehörige Instrumente
Sechstes Kapitel 417
Leitung des Wassers, das Brunnengraben, die Zisternen

Neuntes Buch 425

Vorwort 427
Erstes Kapitel 437
Der Gürtel der zwölf Sternbilder und die entgegengesetzte Bahn der Planeten
Zweites Kapitel 447
Von dem wachsenden und abnehmenden Licht des Mondes
Drittes Kapitel 451
Verlängerung und Verkürzung der Tagesstunden je nach dem Durchgang der Sonne durch die verschiedenen Sternbilder
Viertes Kapitel 455
Die Sterngruppen des Ostens zur Rechten zwischen dem Sternbildergürtel und dem großen Bären
Fünftes Kapitel 459
Die Gestirne zur Linken vom Aufgang zwischen dem Tierkreis und dem Süden
Sechstes Kapitel 463
Die Sternkunde auf Nativitätsstellungen und Witterungsprophezeiungen übertragen
Siebentes Kapitel 465
Verzeichnung der Analemmen
Achtes Kapitel 471
Einige Arten von Uhren. Wasseruhren

Liber IX 424

Praefatio 426
Caput I 436
De zona duodecim signorum et septem astrorum contrario cursu
Caput II 446
De Lunae lumine crescenti et
deminutione
Caput III 450
Quemadmodum Sol signa pervadens
augeat et minuat dierum et horarum
spatia
Caput IV 454
De Sideribus ad dextram orientis
inter zonam signorum et
septentrionem
Caput V 458
De sideribus ad sinistram orientis inter zonam signorum et meridiem
Caput VI 462
De astrologia ad divinationes genethliacas et tempestatum translata
Caput VII 464
Docetur analemmatos deformatio
Caput VIII 470
De quorundam horologiorum inventionibus: de horologiis ex aqua: et de horologiis hibernis vel anaphoricis

Zehntes Buch 483

Vorwort 485
Erstes Kapitel 489
Maschine und Instrument
Zweites Kapitel 493
Die Hebemaschine
Drittes Kapitel 503
Die Elemente aller Bewegung, die Gerade und der Kreis
Viertes Kapitel 509
Verschiedene Arten von Wasserschöpfmaschinen
Fünftes Kapitel 513
Das Flussschöpfrad. Die Wassermühle
Sechstes Kapitel 515
Die Schnecke
Siebentes Kapitel 519
Das Ktesibische Druckwerk, welches das Wasser am höchsten treibt
Achtes Kapitel 523
Die Wasserorgel
Neuntes Kapitel 529
Messung des zu Wagen oder zu Schiff zurückgelegten
Weges
Zehntes Kapitel 535
Von Katapulten und Skorpionen
Elftes Kapitel 543
Die Einrichtung und die Maßverhältnisse der Balisten
Zwölftes Kapitel 549
Bespannung und Stimmung der Katapulten und Balisten
Dreizehntes Kapitel 551
Vom Belagerungswesen
Vierzehntel Kapitel 557
Die zum Zweck der Ausfüllung von Gräben eingerichtete Schildkröte
Fünfzehntes Kapitel 561
Andere Schildkrötmaschinen
Sechzehntes Kapitel 567
Vom Verteidigungswesen

Liber X 482

Praefatio 484
Caput I 488
De machina et eius ab organo differentia
Caput II 492
De machinis tractoriis
Caput III 502
De linea recta et rotunda, motus omnis
principiis
Caput IV 508
De organorum ad aquam hauriendam generibus
Caput V 512
De rotis aquariis et hydraletis
Caput VI 514
De cochlea quae magnam copiam extollit aquae sed non tam alte
Caput VII 518
De Ctesibica machina, quae altissime extollit aquam
Caput VIII 522
De hydraulicis (organis)
Caput IX 528
Qua ratione rheda vel navi vecti peractum iter dimetiantur
Caput X 534
De [catapultarum et] scorpionum rationibus
Caput XI 542
De balistarum rationibus et
proportionibus
Caput XII 548
De catapultarum balistarumque contentionibus et temperaturis
Caput XIII 550
De oppugnatoriis rebus
Caput XIV 556
De testudine ad congestionem fossarum
paranda
Caput XV 560
De aliis testudinibus
Caput XVI 566
De repugnatoriis rebus


Leseprobe:

Vorwort
Chr. L. F. Schultz hat in einer aus dessen Nachlass von seinem Sohne D. Schultz 1856 veröffentlichten Abhandlung »Untersuchung
über das Zeitalter des römischen Kriegsbaumeisters
M. Vitruvius Pollio« den Beweis zu führen gesucht, dass unser Autor
die zehn Bücher über Architektur nicht bloß zur Zeit des Augustus, wie bisher fast allgemein angenommen wurde, sondern
gar nicht im Altertum geschrieben habe. Würden wir dieser
Behauptung beizupflichten uns gedrungen fühlen, so lägen selbstverständlich die folgenden Blätter nicht vor, und wir wären
für alle Zukunft mancher Mühe enthoben. Am kürzesten wäre es freilich, das, was nicht mühelos entspricht, einfach auf die Seite zu schieben. Die Beweisführung von Schultz fand wenig Anklang, doch auch keine eingehende
Widerlegung, wie z. B. Bernhardy auch in der neuesten Auflage seiner römischen
Literaturgeschichte das Schriftchen nicht einmal der Erwähnung
würdigt. Es ist zu einer Widerlegung auch hier nicht Raum und Ort, weil einerseits die Sache zu weitläufig würde, anderseits aber doch nur die an vielen Stellen des Textes angefügten
Noten des Übersetzers wiederholt werden müssten.
Die Einzeleinwürfe dürften sich durch eine von der vulgären abweichende Texterklärung
in der Hauptsache beseitigt finden.
Das kann sicher behauptet werden, dass nichts geradezu für Schultzens doppelte Behauptung spricht, das Werk enthalte manches, was in der Zeit des Augustus oder auch in der Epoche
der Flavier, in welche W. Newton den Autor versetzt, unmöglich
sei, und verrate überdies an allen Orten, dass der Verfasser
gar kein Architekt, sondern ein Kompilator aus der finstersten Zeit des Mittelalters gewesen
sei. Wenn man gegen das Unhellenische gewisser Formen und Verhältnisse eifert, so vergisst man eben, dass Vitruv ein Römer war, welcher, in der aus etrurischen und hellenischen Elementen verquickten römischen
Architektur befangen, die griechische Klassizität nur als halbverstandenen griechischen Abhandlungen und auf keinen Fall aus praktischer Übung kannte, und überdies ein Architekt, der mehr im Ingenieurfache sein Brot suchend und auch da kaum von Bedeutung, in dem einzigen, nachweislich von ihm ausgeführten Gebäude, der ausführlich beschriebenen Basilika von Fanum (S. 219) ebenfalls keine Palme errungen haben dürfte. Man vergisst, dass wir an unserem Autor nicht einen Schinkel oder Klenze seiner Zeit vor uns haben, sondern einen gewöhnlichen,
mit wenig Großem betrauten Architekten, der in seiner geschraubten Vielseitigkeit
der soliden Basis des Studiums
mustergültiger Monumente verlustig gegangen ist, an den Prachtbauten Roms in der ersten Kaiserzeit keinen Anteil und deshalb wohl auch keine Vorliebe dafür hatte, und in seiner
Muße so gut es ging schriftstellerte, um sein reich aufgespeichertes,
wenn auch nicht erschöpfendes und gründliches Wissen an den Mann zu bringen.
Damit fällt namentlich auch der gewichtig scheinende Einwurf,
die Sprache unseres Autors widerspreche der römischen Sprache im Zeitalter eines Cicero und Horaz, und sei vielmehr in die Zeit des äußersten Verfalls zu setzen. Der Schluss aus dem Stil ohne Rücksicht auf Stand und Verhältnisse des Autors führt leicht zu Fehlgriffen. Vitruvius war nicht von Haus aus zum Schriftsteller geboren. Die Funktionen vom Palier bis zum Baumeister sind auch nicht dazu angetan, zu literarischer Tätigkeit
und zur Entwicklung
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10 Vorwort
des Stils Zeit und Gelegenheit zu geben, und die Sprache manches Technikers auch unseres Jahrhunderts dürfte sich zu der Goethes genau so verhalten, wie die des Vitruvius
zu der einer literarischen Größe der augusteischen
Epoche. Die Undeutlichkeit und Ausdruckschwäche,
der gelegentliche Schwulst und ein gewisses kindisches Wesen, was am Vitruv so unangenehm berührt, gehört dem Autor
und nicht seiner Zeit.
Obwohl der Übersetzer sich jetzt nahezu ein Jahrzehnt mit dem Autor beschäftigt und dadurch das reichhaltige Werk mit seinen vielen reizenden Dunkelheiten liebgewonnen
hat, so kann er doch nicht umhin, dieses herbe Urteil in vollem Maße geltend zu machen. Was jedoch darüber hinausgeht, muss er bestimmt zurückweisen. Lässt sich z. B. Schultz hinreißen zu erklären, »Vitruv sei ein alberner Mensch, ein Kind, das vom Bauen keinen Begriff hat«, weil er verlangt, dass man die Ziegel erst aufs Dach lege und sie so erprobe, ehe man sie zum Mauern
verwende, so verweise ich nur auf meine ganz abweichende
Erklärung der betreffenden Stelle (S. 109).
Was die der vorliegenden Übersetzung zu Grunde liegenden Ausgaben des Vitruv betrifft, so bekenne ich gerne, dass mir nur die von Schneider, Marini und die unvollendete
von Lorentzen
vorlagen. Die anderen früheren, von welchen einige auf Anlass von Hinweisungen eingesehen wurden, an welchen allen
aber die kritischen Grundlagen,
wie das richtige architektonische
und technische Verständnis fehlt, waren um so entbehrlicher,
als die meist ganz willkürlichen Emendationen und Erklärungen derselben von Schneider und noch vollständiger von Marini beigebracht werden. Den vorhandenen
deutschen (Rode und Lorentzen), französischen (Perrault), englischen (Newton) und spanischen (Ortiz) Übersetzungen verdankt der Übersetzer einiges, doch ist die Kenntnis
antiker Architektur in diesem Jahrhundert zu weit vorgeschritten, als dass an den schwierigsten Stellen bei den älteren Übersetzern noch Rat zu holen wäre, und Lorentzens
Verdeutschung ist bei allzu großer Worttreue und bei dem gänzlichen Mangel erklärender
Noten kaum viel verständlicher, als das Original. Alle besonderen Behelfe
und Abhandlungen, worunter die Lorentzenschen höchst bedeutend, sind in den Anmerkungen
verzeichnet. Obwohl die Marinische Ausgabe den reichsten und auch am besten verwerteten
Apparat beibrachte, so glaubte ich doch bei der Schneiderschen Kapiteleinteilung
und äußeren Form verbleiben
zu müssen, weil diese Ausgabe zur Zeit mit Recht die in Deutschland gebräuchlichste ist; die bedeutenderen Textabweichungen,
welchen der Übersetzer der Schneiderschen Ausgabe
entgegen folgen zu müssen geglaubt, sind auch in den Noten angegeben, die abweichenden Kapitelziffern der Marinischen
Ausgaben
in Klammern eingeschaltet. Es kann übrigens
trotz der teilweisen Trefflichkeit der Schneiderschen Ausgabe
nicht verhehlt werden, dass diese nicht mehr genügt und dass eine neue Textausgabe auf Grundlage der Marinischen, welche durch Umfang und Preis einer größeren Verbreitung unfähig ist, als geboten erscheint.
Die Illustrationen, vom Übersetzer entworfen, sind auf das Minimum beschränkt, um die Übersetzung in den Rahmen der Krais und Hoffmannschen Übersetzungssammlung hineinzupassen.
Durch Verzehnfachung derselben würde die Sache für mich und für den Leser noch wesentlich erleichtert worden sein, doch ist wenigstens das Allernötigste in prunkloser klarer Einfachheit gegeben, und ich zweifle nicht, dass auch dies willkommen
sein wird.
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Vorwort 11
Das eine oder andere nachträglich zu berichtigen, bin ich vorläufig nicht in der Lage. Nur mag erwähnt werden, dass die Literatur über die Kurvatur des Parthenon, welche in der Anmerkung
zu den scamilli impares (S. 153) kurz gewürdigt
worden ist, nach dem Druck des betreffenden Bogens einen neuen Zuwachs erhalten hat. F. Ziller (Über die ursprüngliche
Existenz der Curvaturen des Parthenon, Erbkamschen
Zeitschrift für Bauwesen. Jahrg. XV. Heft I und II. S. 35 f.) suchte nämlich die Ursprünglichkeit der Kurvaturen
aufrecht zu erhalten und die Böttichersche Theorie der Komprimierung
des Substruktionsmaterials
zu entkräften. Ich werde mich darüber ausführlicher in dem in Bälde erscheinenden
zweiten Teil meiner Geschichte der Baukunst im Altertum verbreiten, bemerke
aber im voraus, dass ich ohne ganz zwingende,
vom Steinschnitt genommene Beweise und ohne beigebrachte
bestimmte Zahlenwerte besonders für die Adjustierung
der einzelnen Gebälkblöcke nach der Kurvenlinie selbst dann die Ursprünglichkeit der Kurvatur nicht für annehmbar halte, wenn eine sichere Ursache der nachfolgenden unbeabsichtigten
Entstehung derselben vorderhand nicht gefunden werden kann. Denn wie es mir einerseits an Verständnis für die angebliche ästhetische Erfordernis der Kurvatur
absolut gebricht,
finde ich auch jeden beigebrachten materiellen Zweck derselben viel zu klein im Verhältnis zu der kolossalen technischen
Schwierigkeit, welche aus der Durchführung dieses Prinzipes
notwendig erwachsen musste, und welche durch Zillers Erklärung der Herstellungsweise keineswegs, am wenigsten aber für das Gebälk beseitigt
wird. –
Somit bleibt mir nur noch übrig, meinen Dank für die Bereitwilligkeit
auszusprechen, mit welcher die K. Hofbibliothek zu Berlin die damals an der hiesigen K. Staatsbibliothek
noch nicht vorhandene Marinische Ausgabe mir zur Verfügung stellte.
Auch kann der Anteil nicht unerwähnt bleiben, für den ich meinem Bruder Ferdinand, welcher die Druckbogen vom technischen
Standpunkte aus einer Durchsicht unterzog, bezüglich der Berichtigung der Nomenklatur des Maschinenwesens zu danken habe.
München, im Juli 1865 Franz Reber