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Umschlagtext
»Wir wollen immer artig sein ...« war nicht nur ein Song der Berliner Punkband Feeling B, sondern ist auch der Titel dieses lange vergriffenen Klassikers über die Subkulturszene in der ehemaligen DDR, der jetzt erstmals als überarbeitete und erweiterte Taschenbuchausgabe vorlie Die politischen Rahmenbedingungen des Staatssozialismus wurden zu einer Zwangsjacke für die aufsässige Jugend, die dagegen rebellierte. Repressionen sollten zur Auflösung der Szene führen. Die Musik eröffnete die Möglichkeit, im Alltag symbolisch Widerstand zu üben. Dieses Buch ist die umfassendste Darstellung der jungen, unangepaßten Musikszene der DDR seit Ende der siebziger Jahre. Das musikalische Spektrum ist bewußt weit gefaßt: Es reicht von Punk, New Wave und Avantgarde bis hin zu den Blues-Messen und HipHop.
Seit dieser Band erstmals im Herbst 1999 erschien, sind neue Veröffentlichungen über den Untergrund in der DDR dazugekommen. Viele Hintergründe, Zusammenhänge und Details sind neu. So berichtet dieser Band von den Aktivitäten in der Berliner Erlöserkirche, von der Wahrnehmung des musikalischen Untergrundes in Fanzines in Ost und West oder wie Punk aufs Dorf kam und liefert auch einen Abriss über die Geschichte der DDR-Skinhead-Bewegung. Neu hinzugekommen sind auch Beiträge über die subkulturelle Szene in Sachsen-Anhalt sowie ein Aufsatz, der der Frage nachgeht, was 15 Jahre nach der Wende aus den »anderen Bands« geworden ist. Die Protagonisten dieses Buches bildeten eine distanzierte Generation, die konsequent den Ausstieg aus den bestehenden Strukturen vollzog. Denn keine Zukunft zu haben, kann mitunter ganz schön lange dauern. TAZ: »Das mit Abstand beste Buch lum Thema. >Artig< rastert das Netz des DDR-Underground chronologisch, ästhetisch, regional und politisch.« Die Zeil: »Wer das hervorragend bebilderte Werk liest, weil! alles über jeden, der im letzten DDR-Jahrzehnt den Pogo tanzte und staatsunabhängig zur Gitarre griff.« Der Tagesspiegel: »Eine exzellente Textsammlung, die nicht nur durch ihren Umfang imponiert. Ein lebendiges Bild von dem täglichen Kampf, sich in der DDR als renitenter Jugendlicher zu behaupten. Die ungezügelte, rohe Wut des Punkrock funktionierte als Kraftkern einer Subkultur, die sich nicht auf eine bessere Zukunft vertrösten lassen wollte.« Die Welt: »Bei der Lektüre dieses Bandes erfährt man neben den subtilen Formen staatlicher Repression fast im Vorübergehen eine Reihe von erhellenden Fakten über den Zerfall des kulturellen und gesellschaftlichen Zusammenhangs in der untergehenden DDR.« Sächsische Zeitum »Die beiden Herausgeber zeigen ein Spektrum der Möglichkeiten systemferner Rockmusik in den letzten Jahren der DDR auf, das mehr über die Musik und auch über die DDR aussagt als manch vorgeblich allwissendes Werk.« Rezension
Man mag es nicht fassen, aber auch in der ehemaligen DDR gab es eine bewegte Untergrundbewegung. Und der war vor allem mit der Musikszene verbunden. Das vorliegende Buch ist eine Art Standardwerk des musikalischen DDR-Untergrunds. Erstmals erschien es 1999 und war damals schnell vergriffen. Nun liegt es in einer überarbeiteten und erweiterten Taschenbuchausgabe vor. Und so erfährt der Leser faktenreiche und teilweise sogar spannende Details über Menschen, die aus den Gegebenheiten des Sozialismus das Beste machten - und sogar Spass dabei hatten. Neben den umfangreichen Ausführungen über die Punkbewegung bringen die Berichte zur DDR-Skinhead-Bewegung interessante Erkenntnisse. Neu in diesem Band sind auch die Wahrnehmung des musikalischen Untergrundes in Fanzines in Ost und West und die Beiträge zur subkulturellen Szene in Sachsen-Anhalt. Und da fragt sich der Leser natürlich, was aus all den rebellischen Musikaktivisten geworden ist. Auch dazu bieten die Autoren interessante Einblicke. Hilfreich sind auch die Diskografie und die Literaturhinweise. Endlich einmal ein anderes Geschichtsbuch über die DDR, das sicher vor allem Jugendliche interessieren wird. Sehr zu empfehlen!
Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de Verlagsinfo
Sicher gibt es bessere Zeiten, doch diese war die unsere. Das Buch zum Lebensgefühl einer ganzen Epoche – der Klassiker endlich als Taschenbuch. Dieses Buch ist die erste umfangreiche Darstellung der jungen, unabhängigen Musikszene in der DDR seit Ende der siebziger Jahre. Es beschreibt die regional unterschiedlichen Anfänge und Entwicklungen von Punk-Rock und Untergrund in der DDR, die Entstehungsbedingungen und die kulturellen Wurzeln, so die Avantgarde- und Free-Jazz-Szene, die Blues-Messen und den Alternativ-Rock. Es war der Aufbruch einer neuen Musikergeneration jenseits des staatlich verordneten und kontrollierten Rock-Mainstreams und des FDJ-Kulturbetriebes. Diese Punk-, New Wave-Bands und künstlerischen Projektgruppen (wie Schleim-Keim, Wutanfall, Paranoia, Namenlos, Rosa Extra, Ornament & Verbrechen, Feeling B, die anderen, Herbst in Peking, AG Geige u.a.) trafen sich in Kellern, in öffentlich besetzten Räumen oder spielten bei halblegalen Konzerten in Kirchen, Wohnungen, Ateliers und Gartenlauben. Zu dieser inoffiziellen Kultur gehörten auch junge Dichter, Maler, Fotografen und Performance-Künstler, es entstanden multimediale Projekte. Losgelöst von staatlichen Vorgaben, Restriktionen und monopolisierten Produktionsbedingungen brachten verschiedene Bands, lose Projektgruppen und halblegale Label in völliger Eigenregie Platten- und Kassettenproduktionen heraus. Im Gegensatz zur vorangegangenen Künstlergeneration hatten sich diese Künstler ideell und künstlerisch von der DDR verabschiedet und ihre eigenen, persönlichen Haltungen und Ansichten formuliert. So entwickelte sich in dieser größtenteils nur Insidern zugänglichen Szene ein neues ästhetisches und politisches Selbstverständnis. Die Herausgeber haben in jahrelanger Arbeit Material zusammengetragen und recherchiert, sie konnten über 33 kompetente Autoren und Gesprächspartner gewinnen, so Bert Papenfuß, Christoph Tannert, Lutz Schramm, Peter Wawerzinek, Jan Faktor, Peter Böthig, André Greiner-Pol, André Herzberg, Otze u.a., die diese Zeit aktiv miterlebt haben. Inhaltsverzeichnis
Stirb nicht im Warteraum der Zukunft9
Vorwort der Herausgeber Verwende deine Jugend oder: Die distanzierte Generation14 Vorwort der Herausgeber zur Neuausgabe I. INKUBATION: UNTERGRUND UND ANARCHIE Von Renft bis AG. Geige20 Christoph Tannert In der DDR hat es nie Punks gegeben30 Michael Horschig Stasi, Spaß und E-Gitarren71 Die Geschichte der Berliner Punkband Namenlos / Torsten Preuß Provokation, Paranoia und Parties90 Interview mit Bert Papenfuß, Aljoscha Rompe (Feeling B), Ronald Lippok (Ornament & Verbrechen), Bernd Jestram (Rosa Extra, Aufruhr zur Liebe) AlösA - Punk in der Erlöserkirche Berlin108 Herne, Mecy und Micha Eine stürmische Landjugend120 Interview mit Dieter »Otze« Ehrlich (Schleim-Keim); geführt von Bert Papenfuß Zonenpunk in Scheiben 126 Die erste Punkplatte aus dem nahen Osten / Torsten Preuß Macht aus diesem Staat Gurkensalat136 Punk und die Exerzitien der Macht / Klaus Michael Glatzen & Bomberjacken178 Skinheads in der DDR / Ronald Galenza Schatten voraus!194 Punk, im Jahr zwölf nach Punk / Henryk Gericke II. STURM IM GEPÄCK Leipzig von unten208 Punk- und Independent-Szene, Aktionen, Zeitschriften und Bands / Jasper Andre Friedrich und Ray Schneider Im Tal der Ahnungslosen 264 Untergrund in Dresden / Ronald Reagan Lethargie im Textilkaufhaus285 Szene Karl-Marx-Stadt / Claus Löser Da wo der Blues wohnt 300 Thüringer Subkultur / York Sauerbier Eckermann und das Faustische312 Punk in Weimar / Claus Bach Vitamin A in Magdeburg325 Shanghai Drenger Zwischen Händel und Chemie334 Punk in Halle, Eisleben und Dessau / Mark M. Westhusen Lugau - Wie Punk aufs Dorf kam348 Ronald Galenza III. MOEBIUSBAND UND HAPPENINGS Mit Trommelstöcken auf Patrouille356 A.R. Penck als Musiker / Christoph Tannert Der animalische Trompeter: Helge Leiberg362 Christoph Tannert Vierte Wurzel aus Zwitschermaschine370 Christoph Tannert Skandalgeile Dilettanten378 Der Demokratische Konsum / Christoph Tannert Der Vergnügungsdampfer sinkt386 Thomas Roesler (Klick & Aus) / Christoph Tannert Poesie der Durchschlagskraft395 Interview mit Thomas Roesler (Klick & Aus) Ist es einfach, Punk zu sein? 404 Selbsttötungen aus der Provinz / Matthias »Baader« Holst Die Strafe und die fotoontischen Lockrufe des Micha Brendel 407 Christoph Tannert Coswig 1985413 Christoph Tannert Elektroland am Echostrand - AG. Geige419 Heinz Havemeister Audio-Art427 Frank Bretschneider Ornament & Verbrechen 432 Vrah Toth Im Bärenfell am Arsch der Welt 436 Ostberliner Poeten und Musiker / Peter Böthig Kassetten als Kassiber455 Susanne Binas Schreibblockaden und Mauersprünge472 Punk-Fanzines Ost-West / Christian Schmidt Kunsterziehung durch Punk490 Bert Papenfuß IV PANEM ET CIRCENSES Wimpelgrab & Gegentanz: Berlin498 Ronald Galenza Spule, Feedback und Zensur559 Interview mit Lutz Schramm (DT 64) Jugendtanz aus kontrolliertem Anbau571 Interview mit Rainer Börner (FDJ-Bezirksleitung Berlin) Singende Gaukler und metallene Langeweile 577 Interview mit Andre Herzberg (Pankow) und Sebastian Baur (Keks) Intellektuelle und Spaßrabauken594 Interview mit Olaf »Toster« Tost (die anderen) Rap is in the house601 HipHop in der DDR / Mike Wagner Alles muß in eine tobende Ordnung gebracht werden623 Steinbrücken /Jan Faktor V DIE LETZTEN TAGE VON POMPEJI Radio Glasnost638 Ein Feindsender als Medium der DDR-Opposition / Fred Kowasch Zwischen den Zeilen braucht es keine Sendezeit646 Peter Wawerzinek Blues einer unruhevollen Jugend 652 Interview mit Andre Greiner-Pol (Freygang) Ich such die DDR679 Ost-Rock zwischen Wende und Anschluß / Wolf Kampmann Der Blues muß bewaffnet sein692 Bert Papenfuß die anderen bands697 15 Jahre danach / Marco Fiebag ANHANG Diskografie und Kassettografie713 Sampler auf Vinyl und CD731 Sampler auf MC734 Lied-Gut738 Biografien der Herausgeber 747 Biografien der Autoren und Interviewpartner748 Ausgewählte Literatur759 Zeitgeschichtliche Zeitungsartikel zur Punkszene in der DDR 765 (Auswahl) Unvollständige Auflistung von Fanzines 767 Abkürzungen770 Personen- und Bandregister772 |