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Wer sorgt für die Seele? Grenzgänge zwischen Psychotherapie und Seelsorge
Wer sorgt für die Seele?
Grenzgänge zwischen Psychotherapie und Seelsorge




Udo Rauchfleisch

Klett-Cotta
EAN: 9783608940992 (ISBN: 3-608-94099-5)
230 Seiten, kartoniert, 14 x 22cm, 2004

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Verhältnis zwischen Psychotherapie und Seelsorge ist nach wie vor kein einfaches. Der Autor zeigt auf, wie fruchtbar eine konstruktive Zusammenarbeit sein kann, wie es aber auch zu unheilvollen Verquickungen zwischen Psychotherapie und Seelsorge kommen kann.



Religiöse Themen kommen in den meist en Psychotherapie-Schulen nicht zur Sprache; umgekehrt lehnen manche kirchliche Kreise psychotherapeutische Anliegen vehement ab. Dabei kann es im Hinblick auf das Wohl der Ratsuchenden bzw. Patienten enorm förderlich sein, wenn es zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen den Vertretern beider Disziplinen käme, wenn diese um die Inhalte des jeweils anderen Faches wüßten und einander mit Respekt begegneten. Dann können Psychologie und Psychotherapie den Kirchen Impulse zur Reflexion ihrer Positionen im Umgang mit Ratsuchenden geben und Hilfe bei seelsorgerischen Fragestellungen anbieten.



Das Buch enthält zahlreiche Fallbeispiele und richtet sich an all diejenigen, die in Psychotherapie, Beratung und Seelsorge tätig sind.
Rezension
Das Verhältnis von Psychotherapie und Seelsorge ist von jeher nicht ungetrübt. Das hängt mit Tabus auf beiden Seiten zusammen, die in den beiden ersten Kapiteln zur Sprache kommen. Um so erfreulicher ist es, dass von psychoanalytischer Seite her dieses Buch entstanden ist und das letztlich (vgl. Kap. 6) auf „Möglichkeiten und Probleme der Zusammenarbeit von Psychotherapeuten und Seelsorgern“ ausgerichtet ist. Die gegenseitige Tabuisierung hat sicherlich nicht nur mit Vorbehalten von Sigmund Freud gegenüber Religion zu tun, sondern wesentlich finden sich auch deutlich Vorbehalte von christlicher Seite aus gegen die Religionskritik Freuds. Und so hat sich denn die Seelsorgebewegung lange eher an C.G. Jung orientiert, - wenn sie sich denn überhaupt auf Psychologie und Psychotherapie bezogen hat. Es finden sich sicherlich auch Konkurrenzen hinsichtlich der praktizierenden Berufsgruppen, Vorwürfe von Dilettantismus und sehr unterschiedliche Einschätzungen über gesunden und ungesunden religiösen Glauben. – All diese Zusammenhänge weist der Verfasser deutlich aus und bringt ins Gespräch, was längst im Gespräch sein sollte – ohne zu nivellieren.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Das Verhältnis zwischen Psychotherapie und Religion: Ein historischer Überblick 9

Kapitel 1: Das religiöse Tabu in der Psychotherapie und seine Folgen 14

1.1 Ursachen des religiösen Tabus in der Psychotherapie 14
1.2 Wie präsentiert sich das religiöse Tabu in der Psychotherapie? 20
1.3 Wie können wir in der Psychotherapie auf konstruktive Weise mit religiösen Themen umgehen? 25

Kapitel 2: Das psychotherapeutische Tabu in religiösen Kreisen 30

2.1 Ursachen des psychotherapeutischen Tabus im religiösen Kontext 31
2.2 Wie präsentiert sich das psychotherapeutische Tabu im religiösen Kontext? 34

Kapitel 3: Unheilvolle Verquickungen zwischen Seelsorge und Psychotherapie 38

3.1 Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Seelsorge und Psychotherapie 38
3.2 Grenzverletzende Verquickungen zwischen Seelsorge und Psychotherapie 44
3.3 Eine »unheilige Ehe« zwischen religiösen und psychotherapeutischen Anliegen 47
3.4 »Psychotherapie« als Mittel religiösweltanschaulicher Manipulation 54

Kapitel 4: Therapeutische Aspekte des Religiösen 52

4.1 Die ich-, überich- und selbststabilisierenden Funktionen des religiösen Glaubens 63
4.1.1 Ich-stabilisierende Funktionen 63
4.1.2 Überich-stabilisierende Funktionen 70
4.1.3 Selbst-stabilisierende Funktionen 75
4.2 Die Bedeutung der Gemeinschaft 77
4.3 Einordnen des individuellen Schicksals in einen überindividuellen Sinnbezug 81

Kapitel 5: Was können Psychologie und Psychotherapie der Kirche bieten? 86

5.1 Psychologische Aspekte bei der Ausformung der Gottesbilder 87
5.2 Psychologische Kriterien eines »gesunden« Glaubens 97
5.2.1 Die Prägung der Glaubensvollzüge durch den soziokulturellen Kontext 97
5.2.2 Die Bedeutung der individuellen Persönlichkeit für die Beurteilung psychisch »gesunder«
Glaubensvollzüge 106
5.2.3 Anwendungsmöglichkeiten der Kriterien des psychisch »gesunden« Glaubens: Abgrenzung von
Glaube, Aberglaube und Wahn 114
5.3 Psychologische Impulse zu Fragen kirchlicher Seelsorge 123
5.3.1 Zum Umgang mit psychisch kranken Menschen 125
Schlussfolgerungen 131
5.3.2 Psychologische Beiträge zu Fragen der Beziehungsgestaltung 132
Sexualität in und außerhalb der Ehe 133
Ehescheidung 138
Nicht-traditionelle Lebensformen 143
5.3.3 Psychologische Beiträge zur kirchlichen Sexualmoral .. 145
Selbstbefriedigung 147
Gleichgeschlechtliche Orientierung und Lebensweisen in und außerhalb der Kirche 150
5.3.4 Psychologische Beiträge zu strukturellen und gruppendynamischen Fragen in den Kirchen 157
Der Zölibat der katholischen Kirche 157
Machtstrukturen in religiösen Gruppierungen 164
Die psychologische Dimension der Arbeit im kirchlichen Kontext 167
Gruppendynamische Phänomene im kirchlichen Kontext 168
Die Beziehungsdimension in der kirchlichen Tätigkeit 184
Spezielle Problemfelder 195
5.3.5 Ausbildung 201
Vermittlung theoretischer Kenntnisse 202
Supervision 205
Selbsterfahrung 207

Kapitel 6: Möglichkeiten und Probleme der Zusammenarbeit von Psychotherapeuten und
Seelsorgern 209


6.1 Voraussetzungen für eine fruchtbare Zusammenarbeit 210
6.2 Probleme bei der Zusammenarbeit 212
6.3 Chancen der Zusammenarbeit 215

Literatur 219
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