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Wenn Zwänge das Leben einengen Der Klassiker für Betroffene - Erweitert und mit neuen Übungen - Zwangsgedanken und Zwangshandlungen 13. Auflage
Wenn Zwänge das Leben einengen
Der Klassiker für Betroffene - Erweitert und mit neuen Übungen - Zwangsgedanken und Zwangshandlungen


13. Auflage

Nicolas Hoffmann, Birgit Hofmann

Springer-Verlag
EAN: 9783642146657 (ISBN: 3-642-14665-1)
168 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2011

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wenn Zwänge das Leben einengen

Zwangsgedanken und Zwangshandlungen können das Leben völlig lähmen oder ersticken. Von Angst- oder Ekelgefühlen getrieben, sieht sich der Betroffene gezwungen, die schrecklichsten Gedanken zu denken oder die unsinnigsten Handlungen auszuführen. So kommt es zu endlosen oder zeitraubenden Kontrollen, etwa ob die elektrischen Geräte ausgeschaltet sind. Oder der Betroffene verbringt sehr viel Zeit damit, seine Hände von vermeintlich gefährlichen Bakterien zu befreien.

Ursachen, Behandlungsmethoden und Möglichkeiten der Selbsthilfe



Die Autoren zeigen in ihrem Buch,

* wie Zwangserkrankungen entstehen

* welche Formen von Zwangserkrankungen es gibt

* welche Möglichkeiten die moderne Psychotherapie bietet, sich allein oder mit Unterstützung eines Therapeuten von diesen lästigen Ritualen zu befreien

* wie man als Angehöriger seinem Partner helfen kann.

Geschrieben für Zwangskranke und ihre Angehörigen, für Therapeuten und Berater, die dieses Buch ihren Klienten empfehlen können, sowie für alle Interessierte.

Der Klassiker für Betroffene - erweitert und mit neuen Übungen
Rezension
Mit gutem Willen allein oder gar mit Druck ist niemand von uns in der Lage, einem Zwangskranken zu helfen. Zwangsstörungen, unter denen Menschen leiden, können vielfältig sein: Unvollständigkeitsgefühl, Kontrollzwang, Trödelzwang, Sammelzwang (Messie-Syndrom), Waschzwang, Zwangsgedanken etc. Zu jedem dieser Aspekte bietet dieses Standardwerk ein Kapitel. Zwangsgedanken und Zwangshandlungen können das Leben völlig lähmen oder ersticken. Dieser Band zeigt Ursachen, Behandlungsmethoden und Möglichkeiten der Selbsthilfe auf. Unter Zwangsstörungen sind alle Symptome des Zwangs (Zwangsgedanken, -impulse oder/und -handlungen) zu verstehen, einer Neurose mit oft chronischem Verlauf und zusätzlichen Symptomen (v.a. überzogene Gewissenhaftigkeit, übertriebene Schuldgefühle, erhöhte Gefühlsambivalenz und schwaches Entscheidungsvermögen). Zwang meint das immer wiederkehrende Phänomen, von Vorstellungen, Gedanken, Gefühlen oder Impulsen beherrscht zu werden, um (ritualisierte) Zwangshandlungen ausführen zu müssen (z.B. Waschzwang, Ordnungszwang, Zählzwang, Geltungszwang), die von den Betroffenen selbst als unsinnig, fremdartig etc. eingeschätzt werden.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
o Der Klassiker für Betroffene: Erweitert und mit neuen Übungen
o Ausgewiesene Fachleute: Die Autoren bringen ihre Erfahrung als Therapeuten und Supervisoren verständlich auf den Punkt
o Selbsthilfe funktioniert: Bei Zwangsstörungen ist Verhaltenstherapie in Eigenregie nachweislich hilfreich

Content Level » Popular/general
Stichwörter » Angst - Depersonalisation - Gelassenheit - Kognitive Verhaltenstherapie - Kontrolle - Konzentration - Perfektionismus - Psychotherapie - Selbsthilfe - Selbstvertrauen - Verhaltenstherapie - Zwanghaft - Zwangsstörungen
Verwandte Fachbereiche » Klinische Psychologie
Inhaltsverzeichnis
1 Die Zwangsstörungen 1
1.1 Geschichtliches 2
1.2 Das Erlebnis des Zwanges 3
1.3 Die Symptome der Zwangserkrankung 4
1.4 Die allgemeine Struktur von Zwängen 5
1.5 Die innere Lage zwangskranker Menschen 6

2 Selbsthilfe und Psychotherapie bei Zwangsstörungen 11
2.1 Grenzen der Selbsthilfe 12
2.2 Durchführung von Selbsthilfemaßnahmen 13
2.3 Psychotherapie bei Zwängen 14
2.4 Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. 15

3 Das Unvollständigkeitsgefühl 17
3.1 Der Fall Marko 18
3.2 Erläuterungen zum Unvollständigkeitsgefühl 20
3.3 Wenn Sie betroffen sind 22
3.3.1 Was Ihnen Mut machen soll 22
3.3.2 Übungen 22

4 Kontrollieren und absichern 27
4.1 Der Fall Carla 28
4.2 Erläuterungen zum Kontrollzwang 30
4.2.1 Auftreten der Störung 30
4.2.2 Kontrolle als Abwehr 30
4.2.3 Hilfsmittel 31
4.2.4 Innere Verfassung bei den Kontrollen: das Unvollständigkeitsgefühl 32
4.2.5 Beurteilungskriterien 32
4.3 Über die Ursachen von Kontrollzwängen 33
4.4 Wenn Sie betroffen sind 34
4.4.1 Was Ihnen Mut machen soll 34
4.4.2 Übungen 36

5 Trödelzwang oder zwanghafte Langsamkeit 41
5.1 Der Fall Rosi 42
5.2 Erläuterungen zur Symptomatik 43
5.3 Über die Ursachen der zwanghaften Langsamkeit 43
5.4 Wenn Sie betroff en sind 44
5.4.1 Was Ihnen Mut machen soll 44
5.4.2 Übungen 46

6 Sammeln, stapeln und horten 51
6.1 Bewahren 52
6.2 Der Fall Heidi 54
6.3 Wenn Sie betroffen sind 54
6.3.1 Was Ihnen Mut machen soll 54
6.3.2 Übungen 56

7 Berührungsängste und Waschzwänge 59
7.1 Welt der Gegensätze 60
7.2 Der Fall Magda 61
7.3 Erläuterungen zu Berührungsängsten und Waschzwängen 62
7.3.1 Struktur der Störung 62
7.3.2 Inhalte der Ängste 63
7.3.3 Berühren und das Übertragen der Gefahr 64
7.3.4 Die Wahrnehmung der Zwangskranken 65
7.3.5 Waschen und Wischen als Abwehr 66
7.3.6 Rituale 67
7.4 Über die Ursachen von Berührungsängsten und Waschzwängen 69
7.5 Verhaltenstherapie bei Berührungsängsten und Waschzwängen 71
7.6 Maßnahmen zur Überwindung 71
7.7 Wenn Sie betroff en sind 76
7.7.1 Was Ihnen Mut machen soll 76
7.7.2 Übungen 76

8 Zwangsgedanken 79
8.1 Störgedanken versus Zwangsgedanken 80
8.2 Der Fall Arthur 81
8.3 Erläuterungen zu Zwangsgedanken 83
8.3.1 Inhalte von Zwangsgedanken 83
8.3.2 Kontrollversuche 84
8.3.3 Gegengedanken oder Gegenbilder 85
8.3.4 Ausmerzen der Gedanken 85
8.3.5 Wiederholen 86
8.4 Über die Ursachen von Zwangsgedanken 87
8.5 Wenn Sie betroff en sind 88
8.5.1 Was Ihnen Mut machen soll 88
8.5.2 Übungen 90

9 Zwanghaftes Grübeln 95
9.1 Grübeln als Kräfteverschleiß 96
9.2 Der Fall Luise 96
9.3 Wenn Sie betroffen sind 98
9.3.1 Was Ihnen Mut machen soll 98
9.3.2 Übungen 99

10 Zwanghaft-skrupelhaftes Gewissen 105
10.1 Funktionen des Gewissens 106
10.2 Der Fall Wilhelm 107
10.3 Wenn Sie betroffen sind 109
10.3.1 Was Ihnen Mut machen soll 109
10.3.2 Übungen 111

11 Magisches Denken und Handeln 113
11.1 Ursachenverkettung versus magisches Denken 114
11.2 Der Fall Lambert 115
11.3 Die Funktion des magischen Denkens und Handelns 117
11.4 Wenn Sie betroffen sind 119
11.4.1 Was Ihnen Mut machen soll 119
11.4.2 Übungen 120

12 Der Betroffene im Umgang mit der Zwangserkrankung 125
12.1 Krankheitsbewusstsein 126
12.2 Auswirkungen des Zwangs auf das tägliche Leben 127
12.3 Motivation zur Veränderung 129
13 Die Angehörigen im Umgang mit den Zwangskranken 131
13.1 Der Fall Sabine 132
13.2 15 Regeln für den Umgang mit Betroffenen 139

Literatur 143
Stichwortverzeichnis 145


Leseprobe:

Vorwort
Wir alle kennen harmlose Formen des Zwanges aus unserem täglichen Leben. Wir erledigen
Dinge immer in derselben Reihenfolge, hüten uns vor »Unglückssymbolen« wie der
schwarzen Katze, ohne die Angelegenheit übermäßig ernst zu nehmen. Wir werden auch
gelegentlich von Gedanken belästigt, die uns eigentlich unsinnig vorkommen und die wir
dennoch schwer loswerden. Solche Phänomene sind uns vertraut, behindern uns kaum
und erscheinen uns weder außergewöhnlich noch fremd. Wer aber das erste Mal mit einem
Zwangskranken konfrontiert ist, hat Eindrücke, die eher befremdend sind.
Was Zwangskranke berichten, löst zunächst Erstaunen, ja gelegentlich Unglauben aus. Ein
Mann, der als erfolgreicher Manager in der Industrie tätig ist, kann geschäftlichen Besprechungen
kaum mehr folgen, weil er unentwegt den entsetzlichen Gedanken hat, der Bürodiener
könne beim Ausleeren der Papierkörbe ein »hilfloses Lebewesen« versehentlich in
den Abfall befördern und somit unwiederbringlich vernichten. Eine andere Patientin hat
Schwierigkeiten, sich irgendwo hinzusetzen oder die Kleidung anderer Menschen zu streifen.
Sie ist von der quälenden Angst wie besessen, dadurch mit einer schrecklichen Krankheit,
nämlich Tollwut, infiziert zu werden. Später im Gespräch erfährt man, dass sie Ärztin
ist, mit großer Kompetenz und viel Engagement eine Klinikstation leitet und mit ihrem
Verstand die Möglichkeit einer Ansteckung auf diese Art natürlich völlig ausschließt.
Dies sind zwei Beispiele von sehr schweren Erkrankungen. Dennoch schildern alle von
Zwängen betroffenen Menschen Ängste, die so ungewöhnlich anmuten, dass man zuerst
einmal Mühe hat, sie zu verstehen.
Anteilnahme und Mitgefühl erregen Menschen, die am Leben zu scheitern drohen, allemal.
Sie können durch Schicksalsschläge oder eigene Schwierigkeiten den Kontakt zur Realität
gänzlich verlieren oder ihr so ausgeliefert sein, dass Angst, Hilflosigkeit oder Hoffnungslosigkeit
sie beherrschen.
Aber wie ist es mit anderen, die sich in wesentlichen Bereichen ihres Lebens so durchsetzen,
dass sie eher durch ihre Tüchtigkeit hervorstechen (das ist bei Zwangskranken oft der Fall!),
andererseits aber so in einer eigenen Welt gefangen sind, dass man den Eindruck hat, sie
führten zwei Leben: eines, in dem sie sich von uns nicht unterscheiden, und ein anderes,
dessen Gesetze nur für sie gelten. Diese zweite Welt ist weitab vom Vorstellungsvermögen
ihrer Mitmenschen, und sie erleiden darin Wunden, die sie sich scheinbar selbst zufügen.
Können von Zwängen Betroff ene ihren Verstand, mit dem sie anderswo so erfolgreich sind,
einsetzen, um sich selbst zu helfen? Kaum. Wir glauben zu wissen, dass ihre Ängste überfl
üssig sind. Beruhigt sie das so, dass sie die Angst verlieren? Off ensichtlich nicht.
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir diesen so ernst wirkenden Menschen auch eine gewisse
Inkonsequenz vorwerfen. Warnt die Ärztin ihre Patienten davor, sich hinzusetzen? Verfasst
der Manager ein firmeninternes Rundschreiben über Vorsichtsmaßnahmen beim Ausleeren
von Papierkörben? Sicherlich nicht. Zwanghafte erweisen sich in der Regel als Meister im
Verbergen ihrer vom Zwang beherrschten inneren Welt. Sie lassen letzten Endes ihre Umgebung
über ihre wahren Motive im Unklaren und leben so nie ganz mit uns. Sie bloß auf
diese Widersprüche hinzuweisen würde nichts Gutes bewirken. Die Betroffenen würden
uns zurechtweisen und uns entgegnen, dass das alles nicht neu für sie sei. Was wir schwer
verstehen, ist, dass der innere Zwang sie so gefangen hält, dass sie ihm unter Umständen ihr
ganzes Leben unterordnen müssen.
Letztlich werden sie uns, wenn auch vielleicht mit der nötigen Höflichkeit, so behandeln
wie jemanden, der in eine Welt eindringt, dessen Gesetze er nicht versteht. Mit gutem Willen
allein oder gar mit Druck ist also niemand von uns in der Lage, einem Zwangskranken
zu helfen. Und dennoch bräuchte er so dringend Hilfe.
Wenn ich, Nicolas Hoffmann, beim ersten Erscheinen dieses Buches auf den zwiespältigen
Eindruck aufmerksam gemacht habe, der sich häufig aus dem Umgang mit Zwangskranken
ergibt, so erinnerte ich mich dabei an die Schwierigkeiten, die ich selbst zu Beginn meiner
therapeutischen Tätigkeit mit solchen Patienten hatte. Dasselbe gilt für Birgit Hofmann.
Aber bald lernten wir die schrecklichen Ängste dieser Menschen und die Einschränkungen,
denen ihr Leben unterworfen ist, immer besser kennen und begannen sie besser zu
verstehen. Von Anfang an hat uns die gnadenlose innere Logik der Krankheit stark beeindruckt,
die diese Menschen trotz aller scheinbaren »Verrücktheit« beherrscht. Wir wollen
versuchen, sie aufzuzeigen, um die verschiedenen Formen der Störung besser verständlich
zu machen. Vor allem aber wollen wir schildern, welche Th erapiemöglichkeiten die moderne
Verhaltenstherapie bietet, und wir möchten Ihnen, die Sie unter Zwängen leiden, zeigen,
welche Möglichkeiten der Selbsthilfe es gibt und wie Sie beginnen können, Ihre Zwänge abzubauen.
Wir möchten aber auch eine Warnung aussprechen: Wenn Sie unter sehr starken Zwängen
leiden, dann wird es Ihnen kaum gelingen, sie mithilfe dieses Buches ganz zu überwinden.
In diesem Fall benötigen Sie die Hilfe eines erfahrenen Therapeuten. Wenn Sie es nicht
schaffen, mithilfe dieses Buches Ihre Zwänge ganz abzulegen, dann liegt das nicht an Ihnen,
sondern in der Natur der Zwänge. Resignieren Sie also nicht, sondern suchen Sie sich Hilfe.
22 Jahre nach dem ersten Erscheinen von »Wenn Zwänge das Leben einengen« erscheint
nun eine weitere Auflage im Springer-Verlag. Wir haben dafür einiges gekürzt, weitere Störungsbilder aufgenommen und stellen Ihnen zu allen Störungsbildern neue Übungen zur
Selbsthilfe vor, die von uns erprobt worden sind.
Wir hoffen, dass unser Buch damit auch im 23. Jahr seiner Existenz (und in den folgenden
Jahren) dazu dient, Ihnen, den Betroffenen, Mut zu machen, und Ihnen vielleicht an der
einen oder anderen Stelle das Leben erleichtert.
Zu Dank verpflichtet sind wir Frau Monika Radecki und Frau Sigrid Janke vom Springer
Verlag und unserer Lektorin Frau Dörte Fuchs, die uns sehr unterstützt haben.

Birgit Hofmann
Nicolas Hoffmann
Berlin, im Herbst 2010