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Universalgeschichte der Zeit
Universalgeschichte der Zeit




Hans Lenz

Marixverlag
EAN: 9783865390509 (ISBN: 3-86539-050-1)
580 Seiten, hardcover, 15 x 23cm, September, 2005

EUR 16,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. ( ... ).

Dieses Geheimnis ist die Zeit ." Michael Ende, Momo



Das Werk verbindet einen umfassenden Überblick über die vielfältigen natur- wie geisteswissenschaftlichen Aspekte moderner Zeitforschung mit einer tiefgründigen Darstellung von Zeitbegriffen und Zeitrechnungssystemen zahlreicher Völker aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte.



Eingehend werden die Prozesse behandelt, die auf unterschiedlichen Kulturstufen zur Herausbildung differenzierter Zeitbegriffe und im Ergebnis dessen zu einer Vielfalt von Kalendern führten. Eine bedeutende Rolle dabei spielen magisch-rituell bzw. religiös motivierte Feste.



Auch den physikalischen Zeitbegriffen sowie dem Zusammenhang von Zeitmessung und Astronomie spürt der Autor nach. Ausführlich werden die den gewöhnlichen Kalenderbegriff erweiternden Zeitskalen der Erdgeschichte und der Biologie beschrieben.



Autor



HANS LENZ, geboren 1938 in Berlin, war Wirtschaftsingenieur. Er verfügt über breit gefächerte technische Spezialkenntnisse und arbeitete lange Jahre nebenberuflich als Hochschuldozent in der Erwachsenen-Weiterbildung.
Rezension
Dieser dicke Wälzer zur "Universalgeschichte der Zeit" ist eine populärwissenschaftliches Darstellung des Phänomens Zeit, und zwar des Kenntnisstands aus natur- wie auch geistes- und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Der Autor hat sich zugegebenermaßen damit ein schwieriges Thema gewählt: Die Darstellung einer Geschichte der Zeit steht schon wegen der kontroversen Meinungen zum Thema zwischen den Fronten - und nun will er sie auch noch leicht verständlich schreiben. Eine Fülle an Literatur aus den unterschiedlichsten Fächern hat er dazu herangezogen - davon zeugt das Literaturverzeichnis. Aber da dieses erst im Anhang folgt, wird nicht ersichtlich, woher die jeweiligen Informationen stammen. Das ist wirklich bedauerlich, denn der interessierte Laie, für den das Buch ja geschrieben ist, könnte sein Wissen auf diese Weise vertiefen, wo er es will. Angesichts des breiten Spektrums an Wissen über die Zeit muss man ohnehin auswählen, welche Passagen des Buches man aufmerksam lesen bzw. nur überfliegen möchte oder gar auslassen; bei dieser "Zeitreise nach Gusto" ist dann auch das Register im Anhang hilfreich.

M. Förg, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hans Lenz

Universalgeschichte der Zeit


Das Werk verbindet einen umfassenden Überblick über die vielfältigen natur- wie geisteswissenschaftlichen Aspekte moderner Zeitforschung mit einer tiefgründigen Darstellung von Zeitbegriffen und Zeitrechnungssystemen zahlreicher Völker aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte.
Besondere Aufmerksamkeit gilt - soweit es Zeitbegriffe und Zeitrechnung betrifft - dem Vergleich zwischen unterschiedlichen Kulturkreisen. Auch den physikalischen Zeitbegriffen sowie dem Zusammenhang von Zeitmessung und Astronomie spürt der Autor nach.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
1 Das Phänomen Zeit 11
1.1 Menschen, Raum und Zeit 11
1.2 Zeitbegriffe der Philosophen 13
Endliches und Unendliches, Zeit und Ewigkeit 17
Vergangenheit, Zukunft und das Jetzt 19
Kontinuität oder Zeit-Teilchen?20
Nichtmaterialistische Auffassungen von Zeit 22
1.3 Zeit in der Geschichte der Naturwissenschaften 25
1.4 Zeitforschung heute 31
2 Zeitskalen der Natur 41
2.1 Zeit und Mathematik 41
2.2 Zeit in der Physik 44
Die Entstehung von Welt und Zeit 44
Relativitäts- und Quantentheorie 46
Zeitpfeile 50
Zeit und die Zukunft des Universums 53
2.3 Astronomie und Zeitmessung 57
Jahreszeiten, Sternbilder und Tierkreis 62
Die Länge der Tage 66
Der Mond und seine Periodizitäten 69
Jahre und andere Zyklen im Sonnensystem 73
2.4 Zeit in der Erdgeschichte 75
Geologische Zeit-Schichten 78
Radiologische Uhren 82
2.5 Biologische Zeitlichkeit 84
Biologische Uhren 88
Chronobiologie und Chronomedizin 91
Sinnesorgane als Zeitmesser 97
Zeit im Leben der Pflanzen 99
3 Die Zeit des Menschen 103
3.1 Menschwerdung und Zeitbegriff 103
Kulturperioden der Menschheit 105
Zeitbewusstsein und Zeiterleben 107
Gedächtnis und Zeitpfeil 112
3.2 Zeit und Sprache 115
Vom "hier undjetzt" zum "vorher und nachher"116
Begriffe abstrakter Zeit 125
Zeitformen der Sprache 128
3.3 Das individuelle Zeitempfinden 131
Zeitgefühl und Sprache 135
Zeiterfahrung aus wissenschaftlicher Sicht 140
Zeit in der Kunst 145
Gesellschaftlich bestimmtes Zeitempfinden 149
3.4 Zeit und Gesellschaft 153
Zeit der Dämonen, Geister, Götter 156
Der Glaube an den Einfluss der Gestirne 159
Zeit in Religionen und Mythen 165
Geschichtliche Zeit 176
Zeit und Ökonomie 182
4 Die Kalender 187
4.1 Alte Kulturen im Vorderen Orient 187
Schreibkunst und älteste Kalender 187
Zeitrechnung in Mesopotamien 190
Ägypten 197
Der Iran und die Zoroastrier 206
Die Zeitrechnung der Juden 214
4.2 Das vorchristliche Europa 223
Die kretisch-minoische Kultur 223
Griechenland 224
Fon Italern und Latinern zum Römischen Reich 230
Zivilisation zwischen Balkan und Skandinavien 237
4.3 Christentum und Kalender 250
Die Christen, der Sonntag und das Osterfest 250
Byzanz und die Ostkirchen 253
Die Woche in Europa 256
Das Zählen der Jahre 259
4.4 Die Welt des Islam 262
4.5 Europa im Mittelalter 268
Die Ordnung des Jahres 272
Die Kalenderreform von 1582278
4.6 Kalender der Neuzeit 281
Der gregorianische Kalender und die Welt 281
Andere Reformideen 284
Scaligers Universalära und die Computerzeit 291
Der Jahrhundert-Begriff 292
Von Tontafeln zum Notebook 294
4.7 Zeit und Kalender in anderen Kulturen 300
Subkontinent Indien 300
China und Japan 308
Hinterindien 314
Indonesien 315
Kalender bei Naturvölkern 318
Mittel- und Südamerika 326
5 Höhepunkte im Lauf der Zeiten 333
5.1 Momente zwischen Erinnern und Hoffnung 333
Feste und Erinnerung 333
Die Gegenwart des Festes 336
Feste und Wünsche 339
5.2 Die Feiertage der Christen 344
Tag der Sonne - Tag des Herrn 344
Fastenzeit und Ostern 346
Himmelfahrt und Pfingsten 350
Die Festzeit um Weihnachten 352
Frauentage und Heiligenfeste 358
Das christliche Kirchenjahr 366
5.3 Bürgerliche Feier- und Gedenktage 373
5.4 Persönliche Festanlässe 385
6 Gemessene Zeit 391
6.1 Tage und Nächte 391
6.2 Die Zeiten des Tages 397
Stunden-Begriffe der Alten, der Klöster und der Städte 399
Tages- und Uhrzeiten in der Sprache 411
Andere Arten den Tag zu teilen 416
6.3 Zeitmessung im Altertum 426
Sonnenuhren 426
Andere alte Zeitweiser 436
6.4 Mechanische Uhren 447
Von der Mühle zum Zeiger- und Läutewerk 447
Uhren für Städte und Uhren für Bürger 453
Alltagsuhr und Präzisions-Zeitmesser 462
6.5 Wege zur Weltzeit 470
Zeit und elektrische Nachrichtentechnik 480
Zeiteinheit Sekunde und die Atomzeit 491
6.6 Zeitmessung heute 499
7 Einige Aspekte der Soziozeitlichkeit 509
7.1 Zeit als Form sozialer Organisation 509
7.2 Individuelles Erleben gesellschaftlicher Zeit 521
7.3 Zeit nach dem Ende der Industriegesellschaft 527
8 Gegenwart und Zukunft der Zeit 535
8.1 Medienzeit 535
8.2 Zeitkompakter Globus und Multitemporalität 541
8.3 Von Zukunft und Ende der Zeit 550

Anhang:558
Literaturverzeichnis (Auswahl)558
Personenregister 561



Leseprobe: Vorwort


Das Wissen der Menschheit wächst rasant. Nie hat es so zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen gegeben wie heute. Aber die Arbeiten der Spezialisten beziehen sich auf immer enger begrenzte Gebiete und ihre Veröffentlichungen werden immer schwerer verständlich für Außenstehende. Das vorliegende Buch will einerseits dem Leser eine Übersicht über die vielfältigen Facetten des Phänomens " Zeit " bieten. Im Vordergrund stehen dabei der Blick auf das Ganze und das Aufdecken von Zusammenhängen. Andererseits sollen zahlreiche Einzelheiten möglichst ausführlich geschildert werden. Die damit gestellte Aufgabe gleicht der Quadratur des Kreises, man kann sich ihrer Lösung nur annähern. Es ist praktisch unmöglich, die Details eines so weit ausholenden Themas ausführlich zu behändem, zu belegen und kritisch zu würdigen.

Darüber hinaus gilt es, eine Balance zu finden zwischen wissenschaftlicher Exaktheit und der Verständlichkeit der Ausführungen für ein breites Publikum. Auch die Komplexität des Werkes selbst erfordert eine manchmal stark vereinfachende Darstellung, die der eine oder andere Fachwissenschaftler als zu pauschal empfinden, als unzulässig ansehen mag.

Zu vielen der im Buch behandelten Fragen gibt es ein weiteres Spektrum der Meinungen. Etliche werden von Experten kontrovers diskutiert. Manche Darlegungen reflektieren die Ansichten von Außenseitern, einige sind spekulativer Natur und wissenschaftlich bisher nicht anerkannt. Oft sind aber gerade diese Sichtweisen besonders interessant.

Weiter ist zu bedenken, dass sich ein großer Teil der Überlegungen auf eine ferne Vergangenheit bezieht. Verlässliche Nachrichten darüber sind uns nicht überliefert. Aber selbst dann, wenn zahlreiche Fakten vorliegen, bleiben unsere Vorstellungen davon nur Vermutungen.

Einen "roten Faden" durch das Buch bildet die von der modernen interdisziplinären Forschung angenommene Hierarchie verschiedener Zeitlichkeiten, die sich seit dem Urknall entwickelt und in der gegenwärtigen Soziozeitlichkeit gipfelt. Eingebettet in die Zeitskalen der Natur ist die Zeit des Menschen, sein individuelles Zeitempfinden und seine gesellschaftlich determinierten Zeitbegriffe. Diese finden ihren Niederschlag in der Sprache, im Messen von Zeit und in den Zeitrechnungssystem.

Neben dem eigentlichen Thema ist es ein Anliegen des Buches, die Vielfalt der Kulturen und deren Umgang mit der Zeit sichtbar zu machen, die entweder längst versunken sind oder in der Gegenwart zunehmend schnell von der Bildfläche verschwinden.

Mein Dank gilt dem Marix-Verlag für die mir bereitwillig gebotene Chance einer Veröffentlichung sowie dem Lektor, Herrn PD Dr. Marco Frenschkowski, für seine wertvollen Hinweise zu religions- und sprachwissenschaftlichen Fragen. Nicht vergessen seien die Freundinnen und Freunde, deren wohlmeinende Ratschläge mich durch die Jahre der Arbeit am Werk begleitet haben.

Potsdam, im Juli 2005
Hans Lenz