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Understanding YouTube Über die Faszination eines Mediums
Understanding YouTube
Über die Faszination eines Mediums




Roman Marek

Transcript
EAN: 9783837623321 (ISBN: 3-8376-2332-7)
398 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Februar, 2013, zahlr. Abb.

EUR 34,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Amateurvideos im Internet – meist verkürzt auf das Stichwort »YouTube« – werden gegenwärtig in der Öffentlichkeit ebenso wie in den Medienwissenschaften intensiv diskutiert: Was ›fesselt‹ die Nutzer, was zieht sie in den Sog des Netzes hinein? Das Buch eröffnet dem Leser einen neuen Blick auf die Zirkulation der Videobilder: Analysiert werden unerwartete, deviante Medienpraxen, die zwischen Zerstörung, Intervention, Automatismus, Wiederholung und Nachahmung oszillieren und in die Produktion von Recyclingvideos münden. Wie sich zeigt, machen erst individuelle Wieder- und Weitergabe, Teilhabe und Modifikation aus einem Medium ein »Massenmedium«.

Roman Marek (Dr. phil.) hat am Graduiertenkolleg »Automatismen« der Universität Paderborn promoviert. Seine Forschungsschwerpunkte sind Visuelle Kultur, Neue Medien, Marketing und Begriffsgeschichte.
Rezension
Seit dem Jahr 2005 existiert das Internet-Videoportal der Google Inc. mit Sitz in San Bruno, Kalifornien, namens YouTube mit dem Motto „Broadcast Yourself“. Hier können die User kostenlos Video-Clips ansehen, bewerten und hochladen, im Juli 2010 wurde die maximale Länge auf 15 Minuten angehoben. YouTube ist seit seiner Gründung zum führenden Videoportal im Internet aufgestiegen und auch bei uneren Schülern überaus beliebt. Die Popularität von YouTube gründet in der großen Zahl von Mitgliedern, die Video-Dateien hochladen, bewerten und kommentieren. Konkurrenten sind die Video-Community Clipfish (RTL) sowie MyVideo (ProSiebenSat.1 Media). Täglich werden hunderttausende neue Videos hochgeladen und YouTube verzeichnet mehr als 2 Milliarden Aufrufe pro Tag, pro Minute werden mehr als 50 Stunden Videomaterial auf die Plattform geladen. In Deutschland zählt YouTube kanpp 40 Millionen Nutzer. Angesichts dieser Daten- und Zahlenmengen sucht die hier anzuzeigende Studie die Mechanismen aufzuzeigen, die YouTube so faszinierend machen. Der Autor zeigt an YouTube exempülarisch, dass kollektive Schaffensprozesse die individuelle Autorschaft immer weiter in den Hintergrund drängen. Gleichzeitig aber steigert gerade diese Entwicklung das Interesse und die kreative Beteiligung der Nutzer.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
YouTube, Shanzhai, Medien, Videoclips, Amateure, Massenmedium, Nachahmung, Wiederholung, DIY
Adressaten:
Medienwissenschaften, Kulturwissenschaften, Bildwissenschaften, Ästhetik, Soziologie, Begriffsgeschichte sowie die interessierte Öffentlichkeit
Editorial:
Das klassische Feld der Geisteswissenschaften sieht sich seit geraumer Zeit einer grundsätzlichen Herausforderung gegenüber: Die Kultur- und Medienwissenschaften haben sich nicht nur als eigenständige Disziplinen etabliert, sie erheben weit über ihre Disziplingrenzen hinaus den radikalen Anspruch, die tradierten Episteme der Geisteswissenschaften neu zu bestimmen. Die Reihe Kultur- und Medientheorie geht dieser Transformation eines ganzen Wissensfeldes in der Vielfalt ihrer Facetten nach.
Interview
... mit Roman Marek
1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
In der Öffentlichkeit – wie auch in den meisten Studien zu YouTube – stehen fast immer die Inhalte im Vordergrund: das Sensationelle, das Künstlerische oder die Banalität. Meine Arbeit hingegen lenkt den Blick erstmals auf die durch die medialen Praxen unzähliger Nutzer ausgelöste Bewegung der Bilder im Internet. Diese Bewegung aber verläuft keineswegs kontrolliert, sondern sie verselbstständigt sich – hier entwickelt mein Buch eine Begrifflichkeit, um dieses Phänomen überhaupt beschreibbar zu machen.
2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Es wird gezeigt, dass kollektive Schaffensprozesse die individuelle Autorschaft immer weiter in den Hintergrund drängen. Gleichzeitig aber steigert gerade diese Entwicklung das Interesse und die kreative Beteiligung der Nutzer. Es ist zu beobachten, dass sich eine anonyme und virtuelle »Community« eines Mediums bemächtigt, das bisher nur wenigen Professionellen zur Verfügung stand. Diese Form der Partizipation ist aber nicht politisch im herkömmlichen Sinn, sie vollzieht sich eher unbewusst.
3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Zentral ist der Beitrag zur interdisziplinär geführten Debatte über ungeplante strukturbildende Prozesse (Automatismen), die besonders in den Neuen Medien eine große Rolle spielen. Meine Arbeit liefert ein begriffliches Instrumentarium, mit dem diese Prozesse analytisch erfasst und theoretisch verortet werden können. Außerdem leistet sie einen Beitrag zur vergleichenden Analyse, nicht nur mit anderen Medien, sondern auch mit kulturellen Phänomenen wie der chinesischen Shanzhai-Kultur.
4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Wenn es denn möglich wäre: Mit Walter Benjamin und Aby Warburg. Aber mal im Ernst: Besonders spannend wäre der interdisziplinäre Austausch, etwa im Hinblick auf terminologische Fragen mit der Biologie. Auch zur Kunstgeschichte – wie sie etwa von Horst Bredekamp, Hans Belting oder W.J.T. Mitchell vertreten wird – gäbe es viele Anknüpfungspunkte. Innerhalb der Medienwissenschaften würde ich sehr gerne mit Anna Munster und Geert Lovink über ihr Konzept der distribuierten Ästhetik sprechen.
5. Ihr Buch in einem Satz:
Ein Versuch, die Mechanismen aufzuzeigen, die YouTube so faszinierend machen.
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG

Der Autor und sein Problem mit den Videoclips 11
Untersuchungsgegenstand: Videoclips im Internet 16
»Ökonomie der Aufmerksamkeit« und »Technologien des Selbst« 19
Partizipation, Archiv, Verletzung des Urheberrechts 27
How I learned to stop worrying and love all videoclips 38
Untersuchungsziele – Das Rätsel der Faszination 40
Die mediale Konfiguration der Videoplattformen 45
Distributions- und Produktionsbedingungen 45
Zugänglichkeit und Auswahlakte: »Video-on-Demand« 45
Form der Organisation – Top-Down vs. Bottom-Up 46
Die Nutzer der Videoplattformen im Internet 47
Nutzertypisierung I: Amateure vs. Profis 48
Nutzertypisierung II: ›aktive‹ vs. ›passive‹ Nutzer 61
Entwicklung des Zirkulationsbegriffs 67

2. DIE ZIRKULATION DER VIDEOBILDER

Zirkulation als kultureller Prozess 75
Das Originalvideo: LEAVE BRITNEY ALONE! von Chris Crocker 78
Clone Wars: Das Projekt der perfekten Wiederholung 82
»Biokybernetik«: Von der mechanischen Reproduktion zum Klon 86
Videoklonen als deviante Medienpraxis 100
Kommunikationspathologien: Der Klon als imperfekte Kopie 110
»Rauheit« als Verweis auf Körperlichkeit und Materialität 124
Automatismen der Wiederholung 131
Intervention – Die »ikonoklastische Wiederholung« 140
Ein Recyclingvideo: Re: LEAVE BRITNEY ALONE! von Tizen 145
L.H.O.O.Q. – Reproduktion und ikonoklastische Modifikation 154
Détournement, Spiel und Intervention 169
Das Recyclingvideo und die »Aufteilung des Sinnlichen« 199
Parasiten und Viren als Modell für das intervenierende Andere 218
Variation aus Mutation: Der Nutzer als Mutagen 246
Nachahmung als Wiederholung mit Differenz 257
Die Parodie als Form der Nachahmung 260
Die Soziologie der Nachahmung 265
Die Wiederholung als Wiederholung mit Differenz 27
Shanzhai-Subkultur 280

3. FAZIT

Vom Sog der Zirkulation in den Strudel der Automatismen 301

Abbildungsverzeichnis 311
Literaturverzeichnis 313
Verzeichnis der Videoclips 351
Namensregister 353

ANHANG
Texte zur Shanzhai-Kultur 359
Wortschatzentwicklung am Beispiel des Begriffs »Shanzhai«
SUN XIAOXUAN 361
»Shanzhai« aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
BAO YUE-PING 375
Die zwei Shanzhai Neujahrsfestgalas des Lao Meng
SUN XIN 387