lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Türkische Familien beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule Einschulungsentscheidungen in der Migrationssituation
Türkische Familien beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule
Einschulungsentscheidungen in der Migrationssituation




Jens Kratzmann

Waxmann
EAN: 9783830925521 (ISBN: 3-8309-2552-2)
276 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2011

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Integration von Zuwanderern ist in Deutschland immer wieder ein Thema, das für kontroverse Diskussionen sorgt. Bildung wird heute als ein zentraler Schlüssel zur Integration gesehen. Jedoch deuten sich bereits auf den ersten Stufen des Bildungssystems, in Kindergärten und Grundschulen, Unterschiede in den Bildungslaufbahnen von Zuwandererkindern an, insbesondere bei Kindern von Zuwanderern aus der Türkei. Diese werden beispielsweise überdurchschnittlich häufig vom Schulbesuch zurückgestellt. Doch nach welchen Kriterien entscheiden Eltern türkischer Herkunft über die Einschulung? Welche Prozesse liegen dahinter? Wie können Zuwandererfamilien in dieser Phase unterstützt werden? In der vorliegenden Studie werden Antworten auf diese Fragen gegeben. Anhand einer Kombination von qualitativen und quantitativen Verfahren wird die Entscheidung über die Einschulung und deren Bewährung aus Perspektive der Eltern in einer längsschnittlichen Interviewstudie nachgezeichnet. Auf Grundlage der Werterwartungstheorie wird ein Modell entwickelt, das Entscheidungsfaktoren darlegt, die speziell für Zuwanderer bei der Einschulung eine Rolle spielen. Die Ergebnisse werden diskutiert und Ansatzpunkte zur Unterstützung von Zuwandererfamilien aus der Türkei beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule vorgeschlagen.



Jens Kratzmann ist staatlich anerkannter Erzieher und Diplom-Soziologe. Nach dreijähriger Tätigkeit im Kindergarten studierte er Soziologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der interdisziplinären Forschergruppe BiKS. Dort beschäftigt er sich mit dem Übergang vom Kindergarten in die Grundschule vor dem Hintergrund sozialer und migrationsgekoppelter Ungleichheiten.
Rezension
In dieser Studie werden Ansatzpunkte zur Unterstützung von Zuwandererfamilien aus der Türkei beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule vorgeschlagen. Kinder mit Migrationshintergrund haben schlechtere Bildungschancen - diesen Befund erweisen zahlreiche Studien. Das beginnt schon beim Eintritt in die Grundschule; Kinder mit Migrationshintergrund, inbesondere Kinder von Zuwanderern aus der Türkei, werden überdurchschnittlich häufig vom Schulbesuch zurückgestellt. Vier Erklärungsmuster als Gründe dieser Migrationsbenachteiligungen beherrschen die Diskussion: a) Erklärungsmuster auf individueller Ebene, b) Erklärungsmuster der institutionellen Diskriminierung, c) Erklärungsmuster mittels Vorurteilen und Stereotypen der Lehrkräfte und d) Erklärungsmuster über die Zusammensetzung von Kindergartengruppen und Schulklassen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Ungleiche Bildungschancen als globales Phänomen 15

TEIL I: THEORETISCHER HINTERGRUND 20

1 Migrationsgekoppelte Ungleichheiten im Bildungssystem 20

1.1 Migration und Einbürgerung in Deutschland 20
1.1.1 Zuwanderer in der amtlichen Statistik 20
1.1.2 Historisches zur Zuwanderung türkischer Familien nach Deutschland 23
1.1.3 Bevölkerungsanteil von Zuwanderern aus der Türkei in Deutschland 25
1.2 Bildungschancen und Arbeitsmarktintegration der Zuwanderer aus der Türkei 26
1.2.1 Situation in Europa 26
1.2.2 Situation in Deutschland 28
1.3 Zuwandererkinder in Deutschland auf den ersten Stufen des Bildungssystems 30
1.3.1 Bedeutung institutioneller Förderung im frühen Kindesalter 30
1.3.2 Inanspruchnahme institutioneller Förderung im frühen Kindesalter 33
1.3.3 Einschulung und Grundschule 36
1.4 Zusammenfassung: Situation türkischstämmiger Kinder im deutschen Bildungssystem 40

2 Erklärungsansätze für migrationsgekoppelte Ungleichheiten im Bildungssystem 42

2.1 Individualistische Erklärungsansätze 43
2.1.1 Bildungsentscheidungen in der Migrationssituation 43
2.1.2 Unterschiedliche Ressourcenausstattung 45
2.1.3 Kulturell bedingte Erziehungsvorstellungen 48
2.2 Institutionelle Erklärungsansätze 51
2.2.1 Bildungspolitik und institutionelle Unterstützung von Zuwanderern 51
2.2.2 Strukturelle Bedingungen auf Eänder- und Klassenebene 55
2.2.3 Eehrererwartungen und Stereotype 57
2.3 Zusammenfassung 61

3 Einschulungsentscheidung: Regelungen und Vorannahmen 62

3.1 Wer entscheidet? Rechtliche Regelungen zur Einschulung 62
3.1.1 Einschulungsregelungen in Bayern 65
3.1.2 Einschulungsregelungen in Hessen 66
3.2 Theoriegeleitete Annahmen zur Einschulungsentscheidung 67
3.2.1 Werterwartungstheorie 67
3.2.2 Grenzen der Werterwartungstheorie 69
3.3.3 Lebensgeschichtliche Erfahrungen der Eltern: Das türkische Bildungssystem 71
3.3.1 Bildungspolitische Erziehungsziele in der Türkei 72
3.3.2 Struktur des türkischen Bildungssystems 73

4 Fragestellungen und theoretische Vorüberlegungen 75

TEIL II: EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG 79

5 Methodische Umsetzung 79

5.1 Zur BiKS-Studie 79
5.1.1 Die BiKS-3-8 Stichprobe 79
5.1.2 Einordnung der Studie in die BiKS-Studie 80
5.2 Anlage und Stichprobenbeschreibung 81
5.2.1 Erhebungsdesign 82
5.2.2 Stichprobenbeschreibung und Ausfallanalyse für die qualitative Teilstudie 83
5.2.3 Stichprobenbeschreibung und Ausfallanalyse der Parallelgruppen 87
5.3 Erhebungsverfahren 90
5.3.1 Entwicklung der Interviewleitfäden 90
5.3.2 Durchführung der Interviews 93
5.3.3 Transkription und Kontrolle 94
5.3.4 Standardisierte Befragungen 95
5.4 Auswertungsmethodik 97
5.4.1 Codierung des Textmaterials aus den leitfadengestützten Interviews 98
5.4.2 Dimensionierung 102
5.4.3 Parallelgruppenvergleich 102
5.4.4 Fallkontrastierung 103

6 Ergebnisse der Dimensionierung und des Parallelgruppenvergleichs 104

6.1 Langfristige Ziele: Bildungsaspirationen 104
6.1.1 Idealistische Bildungsaspirationen 104
6.1.2 Realistische Bildungsaspirationen 107
6.2 Einstellungen zu früher Förderung und deren Umsetzung 112
6.2.1 Fördereinstellungen 112
6.2.2 Unterstützung durch Familie und Hinzuziehen institutioneller Förderung 122
6.3 Einschulungsentscheidung vor dem Hintergrund hoher Bildungsaspirationen 126
6.3.1 Informationsverhalten 126
6.3.2 Einschulungspräferenzen 132
6.3.3 Entscheidung 135
6.3.4 Erwartungen an die Schulzeit 138
6.4 Institutionelle Einflüsse 141
6.4.1 Wahrgenommene Förderbedingungen im Kindergarten 141
6.4.2 Beratungssituationen 147
6.4.3 Schulfähigkeitsfeststellung 149
6.5 Bewährung der Entscheidung 151
6.5.1 Bewältigung des Übergangs auf Kindebene 151
6.5.2 Wahrnehmung der Schule auf Elternebene 154
6.5.3 Zufriedenheit mit der Entscheidung 158

7 Fallkontrastierung 160

7.1 Fall 1: Vorzeitige Einschulung als Folge eines guten Zusammenspiels zwischen Kindergarten und Elternhaus 162
7.1.1 Bildungsaspirationen 162
7.1.2 Fähigkeitseinschätzung 163
7.1.3 Förderung und Kindergartenbesuch 165
7.1.4 Einschulungsentscheidung 167
7.1.5 Bewährung der Entscheidung 169
7.1.6 Zusammenfassung 170
7.2 Fall 2: Vermeidung einer späten Einschulung aufgrund von Angst vor Beginn einer negativen Schulkarriere 171
7.2.1 Bildungsaspirationen 172
7.2.2 Fähigkeitseinschätzung 172
7.2.3 Förderung und Kindergartenbesuch 173
7.2.4 Einschulungsentscheidung 174
7.2.5 Bewährung der Entscheidung 176
7.2.6 Zusammenfassung 177
7.3 Fall 3: Fristgerechte Einschulung als Flucht vor unzureichender Förderung und Integration 178
7.3.1 Bildungsaspirationen 178
7.3.2 Fähigkeitseinschätzung 179
7.3.3 Fördereinstellungen und Kindergartenbesuch 180
7.3.4 Einschulungsentscheidung 181
7.3.5 Bewährung der Entscheidung 184
7.3.6 Zusammenfassung 185
7.4 Fall 4: Zurückstellung als Wunsch nach Verbesserung der Startchancen 186
7.4.1 Bildungsaspirationen 187
7.4.2 Fähigkeitseinschätzung 188
7.4.3 Förderung und Kindergartenbesuch 190
7.4.4 Einschulungsentscheidung 192
7.4.5 Bewährung der Entscheidung 194
7.4.6 Zusammenfassung 195
7.5 Fall 5: Revision der Entscheidung als Ergebnis zu spät einsetzender
institutioneller Unterstützungsleistungen 196
7.5.1 Bildungsaspirationen 197
7.5.2 Fähigkeitseinschätzung 197
7.5.3 Förderung und Kindergartenbesuch 198
7.5.4 Einschulungsentscheidung 200
7.5.5 Bewährung der Entscheidung 201
7.5.6 Zusammenfassung 203

8 Diskussion 205

8.1 Zusammenfassende Diskussion 205
8.1.1 Hohe Ziele - eingeschränkte Chancenwahrnehmung 206
8.1.2 Vorbereitung auf die Schule unter dem Dilemma der Zweisprachigkeit 208
8.1.3 Erwartungen an den Kindergarten: Förderung, Unterstützung und Information 210
8.1.4 Einschulungsentscheidung: Wunsch nach bestmöglichem Schulstart 212
8.1.5 Übergangsbewältigung ohne Schwierigkeiten 215
8.2 Ein Entscheidungsmodell auf Grundlage der Werterwartungstheorie 216
8.3 Empfehlungen 219
8.3.1 Sprachkenntnisse erkennen 219
8.3.2 Umgang mit Mehrsprachigkeit klären 220
8.3.3 Stereotypen Vorstellungen entgegen wirken 221
8.3.4 Informationen geben 222
8.4 Ausblick 223

Literatur 225
Abbildungsverzeichnis 245
Tabellenverzeichnis 246
Anhang 247
A1 Transkriptionsregeln 247
A2 Interviewleitfaden, erstes Interview, zwei Jahre vor Beginn der Schulpflicht 249
A3 Einschätzregeln, erstes Interview, zwei Jahre vor Beginn der Schulpflicht 254
A4 Interviewleitfaden, zweites Interview, drei Monate vor Beginn der Schulpflicht 257
A5 Intercoderreliabilität, zweites Interview, drei Monate vor Beginn der Schulpflicht 260
A6 Einschätzregeln inkl. Übereinstimmungsmaße, zweites Interview, drei Monate vor Beginn der Schulpflicht 261
A7 Interviewleitfaden, drittes Interview, drei Monate nach Schuleintritt 265
A8 Intercoderreliabilität, drittes Interview, drei Monate nach Schuleintritt 269
A9 Einschätzregeln inkl. Übereinstimmungsmaß, drittes Interview, drei Monate nach Beginn der Schulpflicht 270
A10 Deskriptive Statistik und interne Konsistenz der verwendeten Merkmale und Dimensionen auf Elternebene in der Gesamtstichprobe 272
A11 Deskriptive Statistik und interne Konsistenz der verwendeten Merkmale und Dimensionen auf Erzieherinnenebene in der Gesamtstichprobe 274