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Sympathy for the Devil? Transformationen und Erscheinungsformen der Traditionsfigur Teufel in der Rockmusik
Sympathy for the Devil?
Transformationen und Erscheinungsformen der Traditionsfigur Teufel in der Rockmusik




Manuel Trummer

Reihe: Regensburger Schriften zur Volkskunde/Vergleichenden Kulturwissenschaft


Waxmann
EAN: 9783830925750 (ISBN: 3-8309-2575-1)
424 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2011

EUR 34,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Bedeutung von Tradition in den Alltagskulturen der Gegenwart unterliegt einem markanten Wandel. Unter dem Einfluss von Globalisierungsprozessen und dem Innovationsdruck der modernen Popkultur sinken die kulturellen Zugangsschwellen zu traditionalen Phänomenen. Tradition wird fluide und erfährt so eine Revitalisierung in den unterschiedlichsten populärkulturellen Medien.

Am Beispiel der zentralen europäischen Traditionsfigur des Teufels zeichnet diese Studie den fundamentalen Wandel nach, den Satan, Mephisto, Luzifer durch den Transfer in das popkulturelle Medium Rockmusik vollzogen hat. Auf der methodischen Grundlage einer Analyse popularer Medientexte entwickelt sich so eine spannende und materialreiche Geschichte des Diabolischen in der Rockmusik von den „Teufelspakten“ des Delta Blues über das Spiel mit populärer Religiosität der Beatles bis zu den satanistischen Black-Metal-Szenen der modernen Heavy-Metal-Kultur. Dabei wird deutlich, wie sehr der Rekurs auf den Teufel stets von zeit- und gruppenspezifischen kulturellen Bedürfnissen gelenkt wird. Das Traditionale bleibt stets auch das Aktuelle. Es bildet eine wichtige Zukunftsoption innerhalb der reflexiven Moderne.



Autoreninfo:

Manuel Trummer, Dr. phil, arbeitet als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Vergleichende Kulturwissenschaft im Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur der Universität Regensburg. Forschungsschwerpunkte sind Populare Musikkulturen des 20. und 21. Jahrhunderts, Traditionale Phänomene im Prozess der Modernisierung sowie Ernährungskulturen im historischen und europäischen Vergleich.
Rezension
Die zentrale europäische Traditionsfigur des Teufels spielt auch in den Alltagskulturen der Gegenwart, insbesondere in den massenmedialen Welten von Film und Rockmusik, eine bleibende Rolle. Diese umfangreiche ethnologische Dissertation mit dem Titel des gleichnamigen Songs der Rolling Stones von 1968 bietet einen wohl auch für schulischen Unterricht interessanten Zugang zum Thema Teufel über die Rockmusik und erweist sich damit gleichermaßen relevant für den Musik- wie Religionsunterricht der Sekundarstufen. Zugleich zeigt die Studie den Wandel auf, dem die Figur des Teufels alias Luzifer, Satan oder Mephisto durch die Popkulturalisierung unterworfen wird; denn das Traditionelle wird stets von zeit- und gruppenspezifischen kulturellen Bedürfnissen aktualisiert.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Pressestimmen:

Manuel Trummer zeichnet die Entwicklung, die Veränderung und die Neuerfindung der Teufelsfigur, die es seit Jahrtausenden gibt, in seiner knapp 400 Seiten starken Dissertation unterhaltsam, gut lesbar und nicht nur für Ethnologen verständlich nach.

Wolfgang Weitzdörfer auf: suite101.de
Inhaltsverzeichnis
1 Mitgefühl für den Teufel? Der Wertewandel des Bösen 11

1.1 Transformation und Phänomenologie des Teufels in der Rockmusik. Thema und Fragestellung 11
1.2 Teufel. Tradition. Populäre Religion. Erkenntnisinteresse und Diskurshorizonte 13
1.2.1 Kontinuität und Wandel. Reflexive Modernisierung des Teufels in der gegenwärtigen Populärkultur? 14
1.2.2 Populäre Religiosität. Der Teufel zwischen Profanierung und Spiritualität 16
1.2.3 Fluide Traditionen ? Globalisierung und Flexibilisierung des Teufels 18
1.3 Rocklore. Forschungsfeld und Forschungsstand 19
1.3.1 Grundbegriff I: Rockmusik 19
1.3.2 Grundbegriff II: Heavy Metal 21
1.3.3 Weitere Grundbegriffe: Szene, Underground, Mainstream, Pop 23
1.3.4 Rockmusik an den Universitäten. Zum Stand der Forschung 25
1.4 Der Teufel im Detail. Zum Forschungsansatz 29
1.4.1 Teuflische Szenecodes - CDs und LPs als Materialbasis 29
1.4.2 Analyse populärer Medientexte. Zur Methodik 30
1.4.3 Magazine und Tonträger. Quellen und Quellenkritik 33
1.5 Aufbau der Arbeit. Inhaltliche Strukturierung 39

2 Teufel, Satan, Luzifer. Religionsgeschichtliche und theologische Grundlagen eines Bösewichts 41

2.1 Set, Pazuzu, Ahriman. Altorientalische und mediterrane „Teufelsfiguren" 42
2.1.1 Apophis, Set, Baal. Teuflische Figuren im alten Ägypten und Kanaan 43
2.1.2 Pazuzu, Lilitu, Ahriman. Teuflische Figuren in Mesopotamien und Persien 45
2.2 Der „Opponent". Die Wurzel des Teufels in der althebräischen Religion und dem Alten Testament 49
2.2.1 „Der Satan" als Schattenseite Gottes. Die alttestamentarischen Grundlagen 49
2.2.2 Die Etablierung des Teufels in der apokalyptischen Literatur und dem Neuen Testament 55
2.2.3 „Der Feind Nummer Eins." Der Teufel in der Kirchenlehre 60

3 Zwischen Distinktion, Action und Spiritualität. Stationen des Teufels in der Rockmusik vom Blues zum Black Metal 62

3.1 Diabolus in Musica. Eine kurze Phänomenologie des Teufels in der Geschichte der Musik vor 1900 65
3.1.1 Feuriges Chaos, eisiges Schweigen. Teuflische Klänge und Akkorde 65
3.1.2 „Höllische Pfeifen". Teuflische Instrumente 67
3.1.3 „Ministri Satanae". Teuflische Musikanten 71
3.2 „The Devil's Music". Der Blues als Wurzel des Diabolischen in der Rockmusik 74
3.2.1 „Devil's gonna git you". Blues als Glaubensbekenntnis und Ventil 75
3.2.2 „The devil's sons in law". Bluesmen als ministri satanae 81
3.3 „You're the devil in disguise". Rock'n'Roll und die Profanierung des Bösen in der Teenagerkultur der 1950er 86
3.3.1 „Country music with a coloured beat." Die musikalischen Wurzeln des Rock'n'Roll 87
3.3.2 „Pretty little Devil". Teufelinnen in Nylonstrümpfen 91
3.3.3 Zwischen Highschool und High Life. Soziokulturelle Gründe für die Profanierung des Teufels in den 1950ern 96
3.4 „Spiritual Turn" oder „Okkult-Chic"? Die Wiederverzauberung des Teufels durch die Gegenkulturen der 1960er-Jahre 101
3.4.1 „The first revolution is in your head". Grundlagen der „Wiederverzauberung" 102
3.4.2 „Lucifer Rising". Etablierung und Popularisierung des gegenkulturellen Teufels 104
3.4.3 Teufelsbündner, Schwarzmagier, Hexenmeister. Bands des okkulten Rock der 1960er 111
3.4.4 Zwischen Distinktion und Show. Zwischenfazit 126
3.5 „Schwarzer Sabbath". Der Teufel als Horrorstar 130
3.5.1 „Satanic Panic". Die Dämonisierung der Rockmusik durch ihre Kritiker 130
3.5.2 Spiel mit dem Schrecken. Black Sabbath und der Teufel 133
3.5.3 Zwischen Boris Karloff und Aleister Crowley. Horrorfilme als Einfluss 139

4 Neue oder alte Teufel? Die satanischen Haupttypen zwischen Tradition und Modernisierung 144

4.1 „Evil Possessor". Der Teufel als Horrorfigur 145
4.1.1 „Oh god, please help me!" Warnung vor dem Bösen 145
4.1.2 „Children of Satan".' Teuflische Schauermärchen 159
4.1.3 „South of Heaven". Diabolische Ikonographie als Vehikel von Sozialkritik 178
4.2 Härter, schneller, extremer. Der Teufel als Rebell 184
4.2.1 „Ohne die Musik wären wir nur Kasperltheater." Schock und Show 184
4.2.2 „Sons of Satan". Provokation und Spiel mit Tabus 197
4.2.3 „Goin' down - party time". Spannung, Spaß und Satan217
4.3 „Spiritual Black Dimensions". Der Teufel als Gottheit221
4.3.1 Okkulte Praxis und Rockmusik. Von Led Zeppelin zum Black Metal 223
4.3.2 „In league with Satan". Satanismus zwischen „Tu-was-Du-willst" und Sozialdarwinismus 230
4.3.3 Skandinavischer Black Metal. Teufelskult, Eskapismus, Elitarismus 248
4.3.4 Zwischen Pentagramm und Patronengurt. Religion, Provokation, Rebellion? 268
4.4 Sauron, Odin, Hitler. Neue Teufel, neue Extreme, neue Grenzen 270
4.4.1 Antikosmische Elite? Die aktuelle Radikalisierung des Teufels 277
4.4.2 Vom Satanismus zum Antisemitismus. Die Politisierung des Bösen 285
4.4.3 Chaosmagie, Asgard, Mordor.
Aktuelle Individualisierung und Fiktionalisierung des Teufels 295
4.4.4 Satanische Intifada? Die Globalisierung des Teuflischen 321

5 Satanischer Zerstörer, luziferischer Befreier, rebellischer Narr.
Alte Teufel in neuen Gewändern 334

5.1 Entwicklungsphasen des Teuflischen in der Rockmusik. Eine Zusammenfassung 334
5.1.1 Konvention und Profanierung: Blues und Rock'n'Roll 335
5.1.2 Ästhetisierung und Inszenierung: Vom Teufel zum „Teuflischen" im subversiven Pop der 1960er 337
5.1.3 Ausdifferenzierung, Individualisierung, Radikalisierung: Die Suche nach Differenz im Heavy Metal 340
5.2 Zerstörer, Trickster, Aufklärer. Die Phänomenologie des Bösen 343
5.2.1 Typus 1: Widersacher Satan - apokalyptischer Horror und Fürst der Hölle 344
5.2.2 Typus 2: Rebellischer Trickster - Hedonismus, Grenzüberschreitung, Verkehrte Welt 348
5.2.3 Typus 3: Aufklärer Luzifer - Religionskritik, Liberalismus und Elitarismus 350
5.3 Der Teufel zwischen populärer Religiosität und profaner Ästhetik - Tradition als Grenze und Gegenwelt 352
5.3.1 Populäre Teufel: Tradition als Distinktion 352
5.3.2 Fluide Religion: Tradition als Alltagsflucht und gegenmoderne Utopie 357
5.4 Satanische Stilschöpfung - Tradition, Identität, Innovation 361
5.4.1 Movens der Innovation -Tradition als Ware 364
5.4.2 Strukturen der Innovation - Tradition als überlieferter Stil? 368
5.4.3 „Invention of innovation"? Tradition als Kommunikation 370
5.5 Pop, Tradition, Moderne. Ein kurzer Ausblick 376

Danksagung 380
Literatur 381