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Selbstwirksam Lernen im schulischen Kontext Kennzeichen - Bedingungen - Umsetzungsbeispiele
Selbstwirksam Lernen im schulischen Kontext
Kennzeichen - Bedingungen - Umsetzungsbeispiele




Carina Fuchs

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781513945 (ISBN: 3-7815-1394-7)
210 Seiten, kartoniert, 17 x 24cm, Mai, 2005

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Selbstwirksam Lernen" bedeutet vereinfacht gesagt: Lernen als persönlich sinnvolle Herausforderung zu gestalten - für alle Beteiligten einer Organisation. Das Buch legt Spielarten selbstwirksamen Lernens vor: auf der organisationalen Ebene von Schulleitung und Lehrkräften sowie auf der methodisch-didaktischen Ebene zwischen Lehrenden und Lernenden.



Die Autorin untersucht die Self-Efficacy-Theorie des amerikanischen Lernprozessforschers Albert Bandura. Sie analysiert die Leistungen der Selbstwirksamkeitsforschung und kommt zum Schluss: Die Ergebnisse in pädagogischen Feldern sind ermutigend. Was die aktuelle Forschungsliteratur nicht beantwortet, ist die Frage nach Kennzeichen und Bedingungen selbstwirksamer Umsetzungspraxis. Hier schliesst die Wissenschaftlerin eine Lücke. Sie entwickelt relevante Fragen für selbstwirksames Lernen - und nimmt damit schulische Umsetzungspraxis an deutschen und Schweizer Schulen der Sekundarstufe I systematisch in den Blick.



Wer an der Umsetzung des Selbstwirksamkeitskonzeptes interessiert ist, findet als Orientierungsrahmen eine Kompetenzmatrix "selbstwirksam Lernen": ein Instrument zur Entwicklung selbstwirksamkeitsfördernder Lernumgebungen.



Carina Fuchs studierte Sport, Germanistik, Pädagogik und Erziehungswissenschaften an der ETH Zürich und an den Universitäten Zürich und Hamburg.
Rezension
Die Autorin Carina Fuchs setzt sich mit den Kennzeichen und Bedingungen eines selbstwirksamen Lernens auseinander. Selbstwirksamkeit bezeichnet hier die „subjektiven Einschätzungen einer Person, genügend eigene Kompetenzen zu besitzen, ein gewünschtes, anspruchsvolles Ziel zu erreichen“ (S. 22). Selbstwirksamkeit wird auf den schulischen Kontext bezogen und will zwei Felder bearbeiten: zum ersten die organisationale Ebene von Schule, womit die Schnittstelle von Schulleitung und Lehrkräften bzw. die Lehrerzusammenarbeit angesprochen wird, und zum zweiten die unterrichtliche Ebene anhand didaktisch-methodischer Umsetzungsbeispiele. In den Fokus genommen werden also sowohl Schuleiter und Lehrer als auch Lernarrangements.

Fuchs analysiert hierfür beispielhaft drei Schultypen, bei denen sie „Selbstwirksamkeit“ annimmt: die Dalton-Schule, die POL-Schule (Projektorientiertes Lernen und Lernenlernen) und die „Baustellen“-Schule. Dabei stützt sich die Autorin auf die Self-Efficacy-Theorie von Albert Bandura, aus der sie sieben Elemente für selbstwirksames Lernen ableitet – unter anderem das Vorliegen einer bedeutungsvollen Aufgabe und anspruchsvollen Herausforderung, eine selbstbewirkte Erfolgserfahrung oder förderliche emotionale Bedingungen – und diese Elemente als Grundlage der Analyse der Praxisbeispiele verwendet.

Durch einen zusammenfassenden Rückblick auf die Analyse der drei Schultypen entwickelt die Autorin abschließend ein Kompetenzraster, welches der Förderung von selbstwirksamem Lernen dienlich sein soll. In diesem Kapitel zeigt sich die Schwäche des Buches: es gelingt der Autorin nicht, ihre Forschungsergebnisse in Kategorien zu bündeln und dadurch den Ertrag der sorgfältig zusammengetragenen Analyseergebnisse sichtbar zu machen. So wäre es zum einen wünschenswert gewesen, die Ergebnisse zur organisationalen Ebene von Schule und zur didaktisch-methodischen Ebene jeweils zu bündeln und ggf. hierfür jeweils eigene „Kompetenzraster“ zur Förderung von Selbstwirksamkeit zu erstellen. Ebenso wird häufig zwischen den „lernenden Personenkreisen“ Schulleiter, Lehrer und Schüler hin- und hergesprungen, wenn dargestellt wird, wie in den einzelnen Beispielschulen Selbstwirksamkeit erworben wurde.

Trotzdem ist das Buch von Carina Fuchs durchaus interessant, insbesondere, da es Einblicke in verschiedene Schulformen gewährt und somit die eine oder andere Anregung enthält. Ertragreich ist es insbesondere, wenn man sich mit dem Interesse an Schulentwicklung mit dem Buch beschäftigt, da die Autorin auf der organisationalen Ebene bezüglich des Umfangs der Darstellung einen Schwerpunkt gelegt hat. Für Lehrer, die die Selbstwirksamkeit ihrer Schüler im unterrichtlichen Kontext fördern möchten, ist es weniger hilfreich.

Stefanie Pokroppa, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

1 Einleitung ... 11
1.1 Vertrauen in die einene Fähigkeiten und Anschlussfähigkeit ... 11
1.2 Schulische Innovation in bewegten Zeiten ... 11
1.3 herausforderung Schule und das Konzept der Selbstwirksamkeit ... 12
1.4 Absicht der vorliegenden Studie ... 13

2 Gegenstand der Untersuchung ... 17
2.1 Der Begriff der Selbstwirksamkeit ... 17
2.1.1 Alltagssprachliche Annäherung ... 17
2.1.2 Die englische Begriffsdefinition ... 18
2.1.3 Definition nach BANDURA ... 18
2.1.4 Exkurs: Eine kurze Begriffsgeschichte ... 20
2.1.5 Begriffsgebrauch und Problematik ... 21
2.1.6 Zusammenfassung ... 22

2.2 Das Konzept der Selbstwirksamkeit nach BANDURA ... 22
2.2.1 Der Inhalt ... 22
Beliefs ... 23
Capabilities ... 27
Prospective Situations and Given Attainments ... 30
Abgrenzung des Selbstwirksamkeitskonzeptes gegenüber anderen Konzepten ... 32
Abschliessende Erläuterungen und Übersicht zum KONZEPT ... 33

2.2.2 Die Geschichte ... 36
Der Begründer: ein forschender Praktiker ... 36
Anfänge: gegen Angst und Niedergeschlagenheit ... 36
Die Erweiterung: verbessern von Lebenssituationen ... 37

2.2.3 Der Kontext ... 40
Das KONZEPT als Baustein der sozial-kognitiven Lerntheorie ... 40
Das Menschenbild der sozial-kognitiven Lerntheoretiker ... 44
Exkurs: BANDURA, der philosophische Pragmatismus, James und Dewey ... 48
Wie ist das KONZEPT als Teil der sozial-kognitiven Theorie im Dreieck von Sozialtheorien, Persönlichkeitstheorien und Lerntheorien zu verorten? ... 53
2.2.4 Zusammenfassung: Das KONZEPT ... 56

3 Erkenntnisse aus der Selbstwirksamkeitsforschung ... 61
3.1 Allgemeine lernpsychologische Ergebnisse ... 62
3.1.1 Kognitive Prozesse ... 62
3.1.2 Motivationale Prozesse ... 62
3.1.3 Affektive Prozesse ... 63
3.1.4 Selektive Prozesse ... 64

3.2 Ergebnisse aus dem schulischen Kontext ... 65
3.2.1 Forschungsergebnisse aus dem amerikanischen Sprachraum: BANDURA (1997) ... 65
Kognitive Entwicklung von Lernenden ... 65
Zusammenhang zwischen Wirksamkeitsüberzeugungen von Lehrpersonen und Lernenden ... 66
Zusammenhang von kollektiven Wirksamkeitsüberzeugungen einer Abteilung oder Schule mit dem akademischen Fortschritt der Lernenden... 66
Schulentwicklung ... 67
3.2.2 Forschungsergebnisse aus dem englischen Sprachraum: SCHUNK und ZIMMERMANN (1989, 1994) ... 67
3.2.3 Forschungsergebnisse aus dem deutschen Sprachraum: EDELSTEIN und BROCKMEYER (1997) ... 68

3.3 Überlegungen zur Güte der Selbstwirksamkeitsforschung ... 70

3.4 Offene Fragen und Forschungsabsicht ... 72

3.5 Zusammenfassung ... 73

4 Zum Verfahren der Untersuchung... 75
4.1 Begründung des gewählten Vorgehens: Fallstudien ... 75

4.2 Das Vorgehen ... 76
4.2.1 Merkmale selbstwirksamen Lernens aus der Theorie herleiten ... 76
4.2.2 Umsetzungspraxis erforschen ... 76
4.2.3 Schulen auswählen ... 77
4.2.4 Daten erheben ... 77
4.2.5 Daten darstellen und auswerten ... 80

5 Selbstwirksames Lernen ... 83
5.1 Kennzeichen und Bedingungen ... 84
5.1.1 Zugang Nr. 1: ein Fallbeispiel aus der Fachliteratur ... 84
5.1.2 Zugang Nr. 2: BANDURAS „Quellen zur Förderung von Selbstwirksamkeitsüberzeugungen“ ... 86
5.1.3 Zugang Nr. 3: die Synthese der Begriffserklärungen „Selbstwirksamkeit“ + „Lernen“ = selbstwirksam Lernen ... 90

5.2 Kategorien für selbstwirksames Lernen ... 92

5.3 Fragenkatalog für die empirische Arbeit ... 93

6 Darstellung der Ergebnisse und Diskussion ... 95
6.1 Die Dalton-Schule ... 96
Kurzportrait ... 96
Geschichte der Schule ... 96
Rahmenbedingungen ... 96
Charakteristische Ansätze – „Die selbstwirksame Schule“ ... 98
Das Selbstwirksamkeitsverständnis ... 99
6.1.1 Fallbeispiel 1: Das Modell der erweiterten Schulleitung (ESL) ... 102
Diskussion ... 103
Fazit ... 113
6.1.2 Fallbeispiel 2: Der Daltonunterricht an der Dalton-Schule ... 114
Diskussion ... 116
Fazit ... 124

6.2 Die POL-Schule ... 126
Kurzportrait ... 126
Geschichte der Schule ... 126
Rahmenbedingungen ... 127
Charakteristische Ansätze ... 128
Das Selbstwirksamkeitsverständnis der Schule ... 130
6.2.1 Fallbeispiel 3: Die Zusammenarbeit der Lehrpersonen – Klassenlahrer-Tandems (KL-Tandems) und Jahrgangs-Stammteams (JS-Teams) ... 132
Diskussion ... 133
Fazit ... 139
6.2.2 Fallbeispiel 4: POL – Projektorientiertes Lernen und Lernen-Lernen ... 140
Diskussion ... 143
Fazit ... 149

6.3 Die „Baustellen“-Schule ... 150
Kurzportrait ... 150
Geschichte der Schule ... 151
Rahmenbedingungen ... 151
Charakteristische Ansätze ... 153
Das Selbstwirksamkeitsverständnis der Schule ... 156
6.3.1 Fallbeispiel 5: Freitags-Workshop ... 158
Diskussion ... 159
Fazit ... 169
6.3.2 Fallbeispiel 6: Die persönliche „Lernbaustelle“ ... 170
Diskussion ... 171
Fazit ... 180

7 Schluss: von der Pädagogik zur Autagogik ... 187
7.1 Zusammenfassender Rückblick auf die ausgewählten Fallbeispiele ... 187
7.1.1 Die Dalton-Schule ... 187
7.1.2 Die POL-Schule ... 188
7.1.3 Die „Baustellen“-Schule ... 189

7.2 Bedingungen zur Entstehung selbstwirksamkeitsfördernder Settings ... 190
7.2.1 Mündliche Interaktion, Denk- und Diskussionsspielräume ... 190
7.2.2 Unternehmerhaltung und permanentes Lernen ... 190

7.3 Das Kompetenzraster als Instrument für die Zukunft ... 191

7.4 Von der Pädagogik zur Autagogik ... 195

7.5 Wo liegt die Zukunft von selbstwirksam Lernen? ... 196

7.6 Weiterführende Forschungsfragen ... 197

Anhang: Praxisrecherche ... 199

Literaturverzeichnis ... 200