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Schwerste Behinderung und theologische Anthropologie  Zugl.: Diss., Universität Koblenz-Landau, 2010
Schwerste Behinderung und theologische Anthropologie


Zugl.: Diss., Universität Koblenz-Landau, 2010

Lars Mohr

Athena Verlag
EAN: 9783898964289 (ISBN: 3-89896-428-0)
400 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2011

EUR 27,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Gilt theologische Rede vom Menschen für schwerstbehinderte Kinder und Erwachsene gleichermaßen wie für nichtbehinderte?

Dieser Frage geht die vorliegende Studie nach, indem sie das aktuelle heilpädagogische Wissen über schwerste Behinderung aufarbeitet und aus dieser Sicht die wichtigsten Leitbegriffe theologischer Anthropologie untersucht: Gottebenbildlichkeit, Sünde, Rechtfertigung, Glaube.

Bei der Analyse (dieser Leitbegriffe) bleibt die Arbeit von Lars Mohr indessen nicht stehen. Sie bietet vielmehr – darüber hinaus – einen eigenen inklusiven Entwurf. Ihr Ergebnis sind Grundzüge einer theologischen Rede vom Menschen, die schwerste Behinderung konsequent einbezieht und daher als Basis dienen kann für heilpädagogische und pflegerische Arbeit in christlicher Perspektive, Trägerschaft oder Motivation.



Dr. phil. Lars Mohr, Jahrgang 1976, Studium der Sonderpädagogik (Geistigbehinderten-, Körperbehinderten- und Religionspädagogik) in Landau und Fribourg, Promotion 2010 in Landau, derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH), Zürich, Arbeitsbereich Pädagogik für Menschen mit geistiger Behinderung
Rezension
Diese Koblenz-Landauer Dissertation stellt gleich in dreifacher Weise eine überaus Gewinn bringende Lektüre dar: 1) Sie führt in heilpädagogischer Perspektive umfassend und differenziert in den Kontext Schwerster Behinderung ein (Kapitel 1-6). 2) Sie führt ebenso umfassend und differenziert in den Gesamtbereich theologischer Anthropologie ein (Kapitel 7-16). Und 3) bringt sie beide Aspekte zur Korrelation und überprüft damit zugleich kritisch die theologische Anthropologie am Kriterium Schwerste Behinderung wie sie zugleich dem heilpädagogischen Umgang mit Schwerster Behinderung eine deutliche anthropologische Fundierung vermittelt. Damit wird auch ein Desiderat gefüllt; denn gerade dort, wo theologische Anthropologie auf einen entscheidenden Prüfstand gerät, scheint sich die Theologie viel zu wenig zu engagieren.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1 Zielstellung, grundlegende Fragen, Vorgehen 15

1.1 Zielstellung und Leitfragen 15
1.2 Recherche 18
1.2.1 Recherche heilpädagogischer Literatur 18
1.2.2 Recherche theologischer Literatur 20

2 Inklusive Anthropologie und Heilpädagogik 23

2.1 >Anthropologie<, inklusive Anthropologie< und >Menschenbild< 23
2.2 Heil- und Schwerstbehindertenpädagogik 24
2.2.1 Bemerkungen zur Begriffsdiskussion und inhaltliche Klärung 24
2.2.2 Heilpädagogische Anthropologie 26
2.2.3 Heilpädagogik als wertgeleitete Wissenschaft 27
2.3 Zwischenergebnis (I) und Präzisierung der Fragestellung 28

3 Zur Erfordernis anthropologischer Reflexion und Positionierung in der Heilpädagogik 31

3.1 Anthropologisches Klassifizieren (die >SlNGER-Debatte<) 31
3.1.1 Einleitung und Problemanzeige 31
3.1.2 Darstellung der Kern-Argumente SINGERS 32
3.1.3 Zusammenfassung 35
3.1.4 Zur gesellschaftlichen Relevanz der SlNGER-Debatte 35
3.2 Pränatale Diagnostik (PND) und selektiver Schwangerschaftsabbruch 36
3.2.1 Exkurs: Begriff und verschiedene Untersuchungsverfahren pränataler Diagnostik 36
3.2.2 Die Praxis des selektiven Schwangerschaftsabbruchs 39
3.2.3 Zur heilpädagogischen und gesellschaftlichen Einordnung 40
3.3 Beschränkung der Teilhabemöglichkeiten für pflegebedürftige behinderte Menschen aus Kostengründen 43
3.4 Zwischenergebnis (II) und Präzisierung der Fragestellung 44

4 Schwerste Behinderung 47

4.1 Verschiedene Verständnisweisen des Behinderungsbegriffs 47
4.2 Die Behinderungsbegriflfe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 49
4.2.1 Die »International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps« (ICIDH) 49
4.2.2 Die »International Classification of Functioning, Disability and Health« (ICF) 50
4.3 Ausgewählte relationale Behinderungsbegriffe in der heilpädagogischen Diskussion 52
4.3.1 Der Behinderungsbegriff bei Alfred SANDER 52
4.3.2 Der Behinderungsbegriff bei Heinz BACH 52
4.4 Der Begriff >Behinderung< in vorliegender Arbeit 54
4.4.1 Einschränkungen der individualen Erlebens- und Verhaltensdisposition 55
4.4.2 Anforderungen und Erwartungen des Umfelds 58
4.4.3 Die Bedingungen des Erlebens und Verhaltens (Kontextuelle Bedingungen) 61
4.4.4 Partizipation (Teilhabe) 62
4.4.5 Grafische Zusammenfassung 62
4.5 Der Begriff schwerste Behinderung< in vorliegender Arbeit 64
4.6 Der Personenkreis Schwerstbehinderter Menschen 66
4.7 Zur Prävalenz schwerster Behinderung 68
4.8 Zwischenergebnis (III) 72

5 Lebensbedingungen, Lebensäußerungen und Lebensumfeld Schwerstbehinderter Menschen 73

5.1 Zur Entstehung und zur Rolle der Einschränkung der individualen
Disposition bei schwerster Behinderung (medizinische Aspekte) 73
5.1.1 Grundsätzliches: (schwerste) Behinderung und Krankheit 73
5.1.2 Schädigungen und Schädigungsursachen bei schwerster Behinderung 74
5.1.3 Auswirkungen der Schädigungen und zusätzliche Erschwernisse 76
5.2 Entwicklung bei schwerster Behinderung 79
5.2.1 >Entwicklung<: Begriffsbestimmung 79
5.2.2 Allgemeine Aspekte menschlicher Entwicklung 80
5.2.3 Bewegungsfähigkeit, Körperlichkeit und Sexualität 84
5.2.4 Wahrnehmung 86
5.2.5 Kommunikation 89
5.2.6 Aufbau und Erhalt persönlicher Beziehungen 93
5.2.7 Kognition und Lernen 94
5.2.8 Zur psychisch-emotionalen Befindlichkeit 97
5.2.9 Zur Wohnsituation Schwerstbehinderter Menschen 100
5.2.10 Zu entwicklungsanalogen Beschreibungen schwerster Behinderung 101
5.3 Familie und soziales Umfeld Schwerstbehinderter Menschen 102
5.3.1 Zur Situation der Eltern Schwerstbehinderter Kinder 102
5.3.2 Geschwister und weiteres soziales Umfeld Schwerstbehinderter Menschen 112
5.4 Förderung und Begleitung Schwerstbehinderter Menschen 115
5.4.1 Grundlegende pädagogische Gesichtspunkte 115
5.4.2 Der medizinisch-pflegerische Beitrag 117
5.4.3 Maßnahmen zur Unterstützung der Familie 118
5.5 Zwischenergebnis (IV) und Präzisierung der Fragestellung 120
5.5.1 Bedürfnis- und kompetenzorientierte Beschreibung
Schwerstbehinderter Menschen 120
5.5.2 Kennzeichen (Indikatoren) inklusiver Anthropologie 121

6 Zusammenfuhrung der Zwischenergebnisse: Anthropologische Fragen und Implikationen angesichts schwerster Behinderung 123

7 Christliche Theologie: Begriff, Grundlagen und Einordnung der Anthropologie 125


7.1 Begriffsklärung (im engeren Sinn) 125
7.2 Gottes Offenbarung 130
7.2.1 Problemstellung und erste Orientierung 130
7.2.2 Offenbarungsgestalten 131
7.3 Die Bibel als >Heilige Schrift< des Christentums 133
7.4 Zwischenfazit 136
7.4.1 Resümee der Zielstellung vorliegender Arbeit in theologischer Perspektive 136
7.4.2 Vorüberlegungen zum Dialog zwischen Theologie und Heilpädagogik 137
7.5 Theologische Anthropologie: Der Mensch als Geschöpf Gottes 138
7.5.1 Begriffsbestimmung und Grundlegendes 138
7.5.2 Zentrale Themen und Schwerpunktsetzung 139

8 Zum Verhältnis zwischen Heilpädagogik und Theologie: Berührungspunkte in Geschichte und Gegenwart 141

8.1 Kurze Beleuchtung historischer Aspekte 14l
8.1.1 Christliche Anstaltsgründungen im 19. Jahrhundert 14l
8.1.2 Die Kirchen und der staatliche Umgang mit geistig behinderten Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus' 142
8.1.3 Abschließende Hinweise 143
8.2 Gegenwärtiges Bild 144

9 Die Gottebenbildlichkeit des Menschen (Darstellung theologischer Anthropologie, I) 149

9.1 Biblische Aspekte 149
9.1.1 Bibelkundliches und seine biblisch-theologische Bedeutung 149
9.1.2 Religionsgeschichtliches und seine biblisch-theologische Bedeutung 151
9.1.3 Abschließende Bemerkungen 152
9.2 Überlegungen zur Methodik und zum Aufbau der Darstellung 153
9.2.1 Zur Vorgehensweise 153
9.2.2 Erste Unterscheidung: imago Dei - relational und performativ 155
9.3 Relationale Verständnisweisen der Gottebenbildlichkeit 156
9.3.1 Die Gottebenbildlichkeit im Verhältnis Gottes zu Menschen 156
9.3.2 Die Gottebenbildlichkeit im Verhältnis des Menschen zum Mitmenschen 163
9.3.3 Die Gottebenbildlichkeit im Verhältnis des Menschen zur übrigen Schöpfung (zur außermenschlichen Kreatur) 166
9.3.4 Die eschatologische Dimension der Gottebenbildlichkeit 172
9.3.5 Zusammenfassung in Thesen (Thesen 1-22) 177
9.4 Performative Aspekte zur Auslegung der Gottebenbildlichkeit 179
9.4.1 Performative Aspekte innerhalb >konjunktiver< Verständnisweisen der imago Dei 179
9.4.2 Die Fähigkeit biologischer Reproduktion 181
9.4.3 Aufrechter Gang und aufrechte Haltung 183
9.4.4 Intellektualität und Verbalsprachlichkeit 185
9.4.5 Zusammenfassung in Thesen (Thesen 23-27) 187
9.5 Überblick und Belegstellennachweis (Thesen 1-27) 188

10 >Gottebenbildlichkeit< als inklusiver Begriff (Auseinandersetzung und Entwurf, I) 201

10.1 Performative Auslegungsaspekte als (in der Regel) separative Elemente der Bild-Gottes-Lehre 201
10.1.1 Imago Dei, biologische Reproduktion und Kinderlosigkeit 201
10.1.2 Aufrechter Gang, operatorisches Denken, Verbalsprachlichkeit 203
10.2 Gottebenbildlichkeit als Relation 210
10.2.1 Grundlegendes: Relationalität und Bestimmung 210
10.2.2 Die Gottebenbildlichkeit als Grund von Würde, Personalität und Lebensrecht des Menschen 211
10.2.3 Die imago Dei als Bestimmung zur Liebe 214
10.2.4 Dominium terrae inklusiv 233
10.2.5 Zur Verantwortlichkeit des Menschen vor Gott 239
10.2.6 Die Vollendung der imgao Dei 245
10.3 Zusammenfassung zentraler Ergebnisse (I) 246

11 Mensch und Sünde (Darstellung theologischer Anthropologie, II) 249

11.1 Einleitung und Grundsätzliches 249
11.2 Das Wesen der Sünde und ihre Erscheinungsformen 251
11.2.1 Sünde als dreifache Entfremdung 251
11.2.2 Sünde als Verfehlung der Liebe 253
11.2.3 Sünde als Unglaube: >homo incurvatus in se ipsum< 254
11.2.4 Sünde als Sinnverlust 255
11.3 Sünde als >Grundsünde< und >Tatsünde(n)< 255
11.3.1 Problemstellung 255
11.3.2 Machtcharakter, Fundamentalität und Universalität der Sünde 256
11.3.3 Tatsünde(n) 258
11.4 Sünde und Schuld 259
11.5 Zusammenfassung in Thesen (Thesen 28-35) 261

12 >Sünde< als inklusiver Begriff
(Auseinandersetzung und Entwurf, H) 263
12.1 Erwägungen zum Wesen der Sünde 263
12.1.1 Verfehlung(en) von Liebe 263
12.1.2 Gott-Entfremdung 266
12.2 Erwägungen zur Bedeutung von Grundsünde und Tatsünde(n) 267
12.2.1 Grundsünde 267
12.2.2 Tatsünde(n) 269
12.3 Erwägungen zum Zusammenhang von Sünde und Schuld 271
12.4 Zusammenfassung zentraler Ergebnisse (II) 273

13 Gottes Heilsbeziehung zum Menschen
(Darstellung theologischer Anthropologie, III) 275
13.1 Die Wirklichkeit der Versöhnung bzw. Rechtfertigung 275
13.1.1 Das Heil als Beziehung und als Neukonstituierung der menschlichen Person 276
13.1.2 Die Rechtfertigung des Menschen >in Christo< 276
13.1.3 Die Rechtfertigung des Menschen >sola gratia< 277
13.1.4 Die Rechtfertigung des Menschen >per fidem< 277
13.1.5 Simul iustus et peccator 279
13.1.6 Rechtfertigung und Menschenwürde 279
13.2 Mensch und Glaube 280
13.2.1 Begriffsbestimmung: Was bedeutet >Glaube 13.2.2 Zustandekommen und Wirken des Glaubens 281
13.2.3 Glaube und individuale Disposition des Menschen 282
13.3 Exkurs: das Heil der Nicht-Christen 284
13.4 Zusammenfassung in Thesen (Thesen 36—46) 285

14 >Rechtfertigung< und >Glaube< als inklusive Begriffe (Auseinandersetzung und Entwurf, III) 289

14.1 Rechtfertigung und schwerste Behinderung 289
14.2 Glaube ohne Voraussetzungen 290
14.2.1 Braucht Glaube Verbalsprache und theologisches Wissen? 290
14.2.2 Glaube als Vertrauen 292
14.2.3 Glaube entwicklungsangemessen 294
14.2.4 Bemerkung zum Verhältnis von Glaube und Heil 296
14.3 Zusammenfassung zentraler Ergebnisse (III) 296

15 Spezielle Fragen 299

15.1 Will Gott Behinderung? 299
15.1.1 Problemstellung 299
15.1.2 Der Protest Ulrich BACHS 300
15.1.3 Versuch einer Antwort 302
15.2 Ist Behinderung eine Strafe Gottes für Sünden? 308
15.2.1 Hinführung und Vorbemerkungen 308
15.2.2 Ausgewählte alttestamentliche Aspekte 309
15.2.3 Ausgewählte neutestamentliche Aspekte 312
15.2.4 Versuch einer Antwort 316

16 Ertrag und Folgerungen: Grundlinien inklusiver theologischer Anthropologie 319

16.1 Gottebenbildlichkeit 319
16.2 Der Auftrag zur Kultur (zum dominium terrae) 322
16.3 Sünde 323
16.4 Versöhnung bzw. Rechtfertigung 327
16.5 Glaube 328
16.6 Ist der Mensch die Krone die Schöpfung? 330
16.7 Resümierende Bemerkung zum Ausklang 332

17 Literaturverzeichnis 333

Verzeichnis der Abbildungen 393
Verzeichnis der Tabellen 395
Abkürzungsverzeichnis der Bibelstellen 397