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Schwere Behinderung & Inklusion Facetten einer nicht ausgrenzenden Pädagogik In Kooperation mit der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e. V.
Schwere Behinderung & Inklusion
Facetten einer nicht ausgrenzenden Pädagogik


In Kooperation mit der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e. V.

Tobias Bernasconi, Ursula Böing (Hrsg.)

Athena Verlag
EAN: 9783898966139 (ISBN: 3-89896-613-5)
292 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2016

EUR 24,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung galten – bis in die jüngste Vergangenheit – als ›bildungsunfähig‹. Derart klassifiziert wurde ihnen sozial und anthropologisch lediglich eine Randstellung in der Gesellschaft zugewiesen. Dies implizierte einen umfassenden Ausschluss aus allen pädagogischen Handlungsfeldern. Kein anderer Personenkreis ist historisch derart umfassend von Ausgrenzung betroffen wie Menschen, die als schwer- und mehrfachbehindert bezeichnet werden.

Mit der Ratifizierung der UN-BRK steht die Allgemeine Pädagogik vor der Herausforderung, die Teilhabe aller Kinder, Jugendlicher und Erwachsener – und damit auch der Personen, die als schwer- und mehrfachbehindert gelten – am Bildungssystem zu sichern, Marginalisierung zu vermeiden und Barrieren abzubauen. Mit Inklusion ist der Anspruch einer grundständigen Analyse von Teilhabe- und Exklusionsprozessen in Bildungsinstitutionen und die Identifizierung damit einhergehender notwendiger Transformationsprozesse in den unterschiedlichen pädagogischen Handlungsfeldern verbunden. Im Kontext dieser Prozesse scheint der Personenkreis der Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung aktuell wenig wahrgenommen zu werden.

Der vorliegende Herausgeberband möchte dieses Desiderat in den Fokus nehmen und Möglichkeiten einer nicht ausgrenzenden Pädagogik in Theorie und Praxis thematisieren. Dazu werden sowohl auf disziplinärer wie auch auf professionell-praktischer Ebene tragfähige Legitimationsfiguren und praktische Konzepte identifiziert, um die umfassende Teilhabe von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit schwerer und mehrfacher Behinderung am allgemeinen Bildungssystem zu sichern und der Gefahr eines erneuten Ausschlusses zu begegnen.

Dr. Tobias Bernasconi, Studienrat i. H. am Lehrstuhl ›Pädagogik für Menschen mit Beeinträchtigungen der körperlichen und motorischen Entwicklung‹ der Universität zu Köln

Dr. Ursula Böing, Vertr. Prof.’in ›Rehabilitation und Pädagogik bei Geistiger Behinderung«, TU Dortmund
Rezension
Das vorliegende Buch ist der zweite Band der neuen Reihe "Impulse: Schwere und mehrfache Behinderung", die in Kooperation mit der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V. herausgegeben wird. Sie will in enger Verzahnung von Praxis und Theorie und aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Disziplinen und Professionen Impulse für die Arbeit mit Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung geben. Die Notwendigkeit, diesem Personenkreis eine eigene Reihe zu widmen, ergibt sich aus der Tatsache, dass Menschen mit besonderen Beeinträchtigungen und hohem Unterstützungsbedarf in allen Lebensbereichen – sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaft und Politik – trotz mancher Lippenbekenntnisse am Rande stehen. Es widerspricht den Zielen von Teilhabe und Inklusion, wenn Kinder, Jugendliche und erwachsene Menschen mit schwerer Behinderung mit ihren Bedürfnissen, Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten nach wie vor kaum beachtet und ernst genommen werden. Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung ist nun auch in der Bundesrepublik Deutschland in nationales Recht umgesetzt worden. Das hat deutliche Folgen z.B. auch in den Schulen; denn nun muss Inklusion umgesetzt und praktiziert werden. Gleichwohl ist die gesellschaftliche Teilhabe schwer behinderter Menschen, ihre Inklusion und ihr Recht auf Bildung noch weit davon entfernt, angemessen umgesetzt zu sein. Menschen mit besonderen Beeinträchtigungen und hohem Unterstützungsbedarf stehen noch immer in allen Lebensbereichen am Rande der Gesellschaft. Dieser Band zeigt "Facetten einer nicht ausgrenzenden Pädagogik" (Untertitel) auf.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Impulse: Schwere und mehrfache Behinderung, hg. von Norbert Heinen, Theo Klauß, Wolfgang Lamers und Klaus Sarimski, Bd. 2
Inhaltsverzeichnis
Norbert Heinen, Theo Klauß, Wolfgang Lamers
und Klaus Sarimski: Vorwort 9

Tobias Bernasconi und Ursula Böing
Einleitung: Schwere Behinderung & Inklusion –
grundlegende Anmerkungen 11

Clemens Dannenbeck und Carmen Dorrance
Inkludiert wird man nicht – inkludiert ist man (oder auch nicht).
Inklusion als Strukturmerkmal und kritischer Maßstab 23

Tobias Bernasconi und Ursula Böing
Figuren einer nicht ausgrenzenden Pädagogik 37

Christian Lindmeier
Mit Menschen mit schweren und mehrfachen Beeinträchtigungen
biografisch arbeiten – wie geht das? 55

Erik Weber
»… und nicht verpflichtet sind, in besonderen Wohnformen zu leben«
Inklusive Perspektiven für Erwachsene mit hohem Unterstützungsbedarf
in allen Lebensbereichen – Herausforderungen, Widerstände, Perspektiven 69

Jens Boenisch
Verständigung ermöglichen
Neue Ansätze zur Sprachförderung von Menschen mit schwerer
und mehrfacher Behinderung 91

Barbara Ortland
Realisierungs(un)möglichkeiten sexueller Selbstbestimmung
bei Menschen mit Komplexer Behinderung 111

Irmgard Merkt
»das klinget so herrlich, das klinget so schön« – Teilhabe von Menschen
mit komplexen Beeinträchtigungen an der Musikkultur 125

Volker Benthien, Céline Müller und Nadine Voß
Veränderungen im Leben gestalten – Persönliche Zukunftsplanung
auch für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf 141

Christian Bühler
Barrierefreiheit und Assistive Technologie als Voraussetzung und Hilfe
zur Inklusion 155

Matthias Schumacher
(De-)Kategorisierung und das systemtheoretische Beobachtungsschema
Inklusion/Exklusion am Beispiel von Menschen ›mit schweren und
mehrfachen Behinderungen‹ und dem System Schule 171

Kerstin Ziemen
Inklusion und Schule – Zur Situation von Kindern und Jugendlichen,
die unter den Bedingungen von schwer(st)er Behinderung leben 185

Andreas Köpfer
Zwischen Autonomie und Be-Hinderung – Schulassistenz
bei
Schüler(inne)n mit hohem Unterstützungsbedarf als Voraussetzung
oder Widerspruch für Raumaneignung? 195

Gwendolin Bartz
Schwere Behinderung und Schule. Die neue Ausbildungsordnung für
sonderpädagogische Förderung – Facetten einer nicht ausgrenzenden
Pädagogik? 209

Ingo Bosse
Forschendes Lernen – Wie Studierende der TU Dortmund auf die Arbeit
mit Menschen mit komplexen Kommunikationsbedürfnissen theoretisch
und praktisch vorbereitet werden 221

Alja Cordes und Katharina Silter
Inklusion ohne Grenzen – Beeinflussung von Einstellungsbarrieren
durch Respekt 235

Carla Klimke
Möglichkeiten der kulturellen Förderung im inklusiven Unterricht 249

Dorothea Sickelmann-Wölting
›Die Hand riecht nach Thymian …‹ – Sinnesgärten als inklusives
Bildungsangebot 263

Sylvia Mira Wolf
»Wie geht es weiter, wenn wir nicht mehr sind?« – Erste Ergebnisse
einer Befragung von alternden Eltern von Menschen mit (mehrfacher)
Beeinträchtigung zu Wünschen und Absprachen innerhalb der Familien 277