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Schule, Stadtteil, Bildungschancen Wie ethnische und soziale Segregation Schüler/-innen mit Migrationshintergrund benachteiligt
Schule, Stadtteil, Bildungschancen
Wie ethnische und soziale Segregation Schüler/-innen mit Migrationshintergrund benachteiligt




Christine Baur

Transcript
EAN: 9783837622379 (ISBN: 3-8376-2237-1)
244 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2012

EUR 31,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die internationalen Schulleistungsstudien PISA und IGLU zeigen, dass Schüler/-innen mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem benachteiligt sind. Auf der Suche nach Erklärungen erschließt Christine Baur am Innenleben einer Schule in einem Berliner Kiez ein enges Geflecht sich gegenseitig beeinflussender Faktoren in Familie, Schule und Quartier, die zur Bildungsbenachteiligung führen, und fragt nach den bisher wenig erforschten Wirkungen sozialer und ethnischer Segregation an Berliner Schulen. Sie zeigt: Der Transfer US-amerikanischer und französischer Interventionsstrategien, die Segregation vermeiden und die Zusammensetzung der Schüler/-innenschaft über die sozioökonomische Integration steuern, könnte eine mögliche Lösungsstrategie sein.
Rezension
Hinter dieser Studie stehen mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Schulsozialarbeit und der Steuerungstätigkeit in einer Haupt- und Realschule im Wrangelkiez, einem traditionellen Zuzugsgebiet von türkischen Migrant/-innen im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Die Autorin möchte herausfinden, warum Schüler mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem nach wie vor benachteiligt sind, obwohl vielfältige schulsozialarbeiterische Maßnahmen unternommen werden und von ihr selbst unternommen worden sind. Fazit: Die soziale und ethnische Segregation an Großstadtschulen mit erheblichem Migrationhintergrund kann nicht durch individuelle Sozialarbeit durchbrochen werden, sondern nur durch sozioökonomische Integration, wie sie aus US-amerikanischen und französischen Interventionsstrategien bekannt sind: Der Flucht der Mittelschicht aus sozial heterogenen Quartieren muss (kommunal)politisch entgegen gewirkt werden.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die deutsche Schule: eine Integrationswüste – dieser Band geht der faktischen Benachteiligung von Schülern mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem auf den Grund. Er zeigt, dass soziale und ethnische Segregation letztlich die Ursachen für diese Misere darstellen.

Schlagworte:
Segregation, Schule, Quartier, Migrationshintergrund, Bildung, Bildungsbenachteiligung, Busing
Adressaten:
Erziehungswissenschaften, Stadtsoziologie, Bildungssoziologie, Bildungsforschung, aber auch Praktiker/-innen der Bildungsverwaltung/-politik, Stadtentwicklung und Gewerkschaften ebenso wie Sozialarbeiter/-innen und Lehrer/-innen

Autoreninfo
Christine Baur (Dr. phil.) ist abgeordnete Referentin für Ganztagsschulen in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft.

Interview
... mit Christine Baur

1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Mein Buch beschäftigt sich mit der Ungleichheit bei den Bildungschancen von Schüler/-innen mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem, damit einem gesellschaftspolitisch relevanten Thema. Die mangelnde Integration der Jugendlichen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bedeutet nicht nur eine volkswirtschaftliche Problematik, sondern fordert eine Analyse der Entstehung von Benachteiligung heraus.
2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Es zeigt auf, dass die Entstehung von Bildungsbenachteiligung und lernmindernden schulischen Milieus sehr stark mit städtischen Wanderungs- und Segregationsprozessen zusammen hängt. Die Flucht der Mittelschicht aus sozial heterogenen Quartieren vor der Einschulung ihrer Kinder führt zur sozialen und ethnischen Entmischung von Schulen. Die Diskussion um Bildungschancen von Schülern/-innen mit Migrationshintergrund sollte daher Steuerungsmaßnahmen zur Verhinderung von ›Armutsschulen‹ mit einer sozial entmischten Schüler/innenschaft einbeziehen.
3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
In den erziehungswissenschaftlichen und bildungssoziologischen Erklärungsansätzen wurde auf Forschungslücken bei den bildungsbenachteiligenden außerschulischen Faktoren verwiesen. Für deren Untersuchung wurde aus stadtsoziologischen Studien die Analyse von Segregationsprozessen und der Wirkungen von Quartierseffekten herangezogen. In der Studie wird das Zusammenspiel der Einflüsse durch das Quartier, die Schule und soziale Herkunft nachgezeichnet und nach Lösungswegen gesucht.
4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Mit Bildungspolitikern/-innen, Kommunalpolitikern/-innen, Wissenschaftlern/-innen verschiedener Disziplinen, Pädagogen/-innen und Stadtplanern/-innen.
5. Ihr Buch in einem Satz:
Die Bildungschancen von Schülern/-innen mit Migrationshintergrund werden durch ethnische und soziale Segregation in Schule und Quartier beeinflusst.

Editorial zur Reihe:
Bildung und Erziehung sind - trotz wechselnder Problemlagen - ein konstantes Thema in Wissenschaft und Öffentlichkeit. Die Erziehungswissenschaft erweist sich in dieser Situation zugleich als Adressat, Stimulanz und Sensorium verschiedenster Debatten, die ins Zentrum sozialwissenschaftlicher und gesellschaftspolitischer Fragen zielen. Die Reihe Pädagogik stellt einen editorischen Ort zur Verfügung, an dem innovative Perspektiven auf aktuelle Fragen zu Bildung und Erziehung verhandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort|7
1 Einleitung|9

2 Wohnortsegregation und Kontexteffekte in ihrer Wirkung auf Bildungserfolg|21

2.1 Ethnische und soziale Segregation im Stadtteil|21
2.2 Bewertung der ethnischen Segregation|24
2.3 Kontexteffekte des Quartiers|26
2.4 Forschungslücken in der Quartiersforschung|32

3 Segregation in der Schule – Befunde zu den Wirkungen|35

3.1 Veranschaulichung der verschärften Segregation in Schulen anhand statistischer Daten von drei Berliner Stadtteilen und ihrer Schulen|36
3.2 Soziale und ethnische Entmischunggeht von der Mitte der Gesellschaft aus|50
3.3 Auswirkungen schulischer Segregation auf den Schulerfolg|52
3.4 Die soziale und ethnische Segregation in Schulen beeinflusstden Bildungserfolg – Zwischenfazit|77

4 Methodische Überlegungen und Forschungsinstrumente|81

4.1 Präzisierung der forschungsleitenden Fragen|81
4.2 Methodische Herangehensweise und Durchführung der Untersuchung|84

5 Fallstudie – Eine Berliner integrierte Haupt- und Realschule im Wrangelkiez, einem Gebiet mit
besonderem Entwicklungsbedarf|97

5.1 Das Quartier|97
5.2 Die Eberhard-Klein-Schule|105
5.3 Einflussfaktoren in Familie, Schule und Quartierauf den Bildungserfolg|113
5.4 Benachteiligende Faktoren aus Familie, Schuleund Quartier – Zwischenfazit|168

6 Veränderungsansätze zur Verbesserung der Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund|173

6.1 Desegregative Ansätze in der Schule|173
6.2 Auflösung der Schuleinzugsbereiche und Bildungsgutscheine|178
6.3 Bildungsreformen und Qualitätsentwicklung von Schulen|182
6.4 Lösungsansätze auf Quartiersebene|185
6.5 Weiterer Handlungsbedarf notwendig – Zwischenfazit|187

7 Strategien zur Neutralisierung von Segregationseffekten|189

7.1 Busing in Frankreich|191
7.2 Busing und weitere Desegregationsstrategien in den USA|200
7.3 Französische und US-amerikanische Desegregationsmaßnahmen – übertragbar auf Berliner Verhältnisse?|207

8 Schulischer Segregation begegnen – Fazit und Handlungsempfehlungen|213

8.1 Beeinflussende Faktoren der Bildungsbenachteiligung|213
8.2 Wirkung von Kontexteffekten aus Familie, Schule und Quartier auf den Bildungserfolg|215
8.3 Konzepte der Bildungs- und Stadtpolitik zur Verbesserungder Bildungschancen|221
8.4 Desegregationsmaßnahmen als Grundlage der Erhöhung der Bildungschancen|221
8.5 Handlungsempfehlungen für die Bildungs- und Stadtpolitik|222

Literatur- und Quellenverzeichnis|225