Liebe Leserinnen und Leser
»Das neue Religionspädagogische Institut«, so lautet der Titel dieses Schönberger Heftes. Zwei Monate später als normal erscheint dieses Schönberger Heft 1. Es kommt auch nicht mehr aus Schönberg, sondern aus Dietzenbach, wo die Zentrale des Religionspädagogischen Institutes Ende März 2011 hingezogen ist.
Zur Eröffnung, am 12. April ist dieses Heft den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der kleinen Eröffnungsveranstaltung überreicht worden. Schönberg ist als Institutssitz und somit als Zentrale verlassen. Die Religionspädagogik der EKHN hat nun keine Mitte mehr, keinen zentralen Ort für Fort- und Weiterbildung oder zum Auftanken. Dietzenbach wird diese Rolle nicht erfüllen können. Dietzenbach ist ein Ort für Tagesveranstaltungen, Projektgruppensitzungen, Beratung oder Bibliotheksstudium. Dafür hat die Religionspädagogik neue Orte gewonnen: Fünf Regionalstellen zählt das neue RPI und kommt mit seinen Fort- und Weiterbildungen in Ihre Region. Fortbildungsveranstaltungen werden in unterschiedlichen Tagungshäusern, in den institutseigenen Räumen der Arbeitsstellen und in den Schulen vor Ort stattfinden.
Was sich ändert und wie wir die Chancen der Umstrukturierung versuchen zu nutzen, beschreibt Direk-tor Uwe Martini im ersten Beitrag: "Das neue Religionspädagogische Institut. Kompakt finden Sie die neuen Ziele, die Aufgaben, Arbeitsvorhaben und Stellenprofile."
Kernstück dieses Schönberger Heftes ist der Festvortrag von Prof. Dr. Bernhard Dressler (Marburg) "Religion und Allgemeinbildung. Plädoyer für die Zweckfreiheit religiöser Bildung". Dressler geht von der heutigen Pädagogik aus, die die Fortschrittsutopie hinter sich lässt, durch die Schule die gesellschaftliche Wirklichkeit verändern zu können. Bildung muss immer mehr als Ausbildung sein, weil Pädagogen nicht wissen, welches Wissen und Können in Zukunft wirklich gebraucht wird. Religiöse Partizipationskompetenz und religiöse Urteilsfähigkeit sind darum nicht funktional zu denken, sondern sie tragen einen Zweck und Sinn in sich selbst. RU ist in der Schule ein unverzichtbarer »Modus der Weltbegegnung«. Er wird seine Aufgabe, so ist Dresslers Überzeugung, besser durch einen positionell identifizierbaren RU, als durch »neutrale Religionskunde« erfüllen können.
In diesem Artikel, aber auch sonst im Heft finden Sie 8 »Miniaturen«. Wir haben acht Personen gefragt, was das neue RPI mit der geänderten Struktur und Verortung leisten sollte. Es sind acht Grußworte, die bei der Eröffnung so nicht gesprochen, uns dafür ins »Logbuch« geschrieben wurden.
Mit der neuen Institutsstruktur wollen wir nach vorne schauen. Dafür hören wir auch auf die Erfahrungen aus anderen Landeskirchen. Dr. Eberhard Stock, Landeskirchenrat für Religionsunterricht in der EKKW, beschreibt die "Sieben Herausforderungen, denen sich ein zukünftiger RU stellen muss". Eine zentrale Herausforderung ist das Lernen in Begegnung und die Frage nach der Konfessionalität des Religionsunterrichts. Prof. Dr. Lothar Kuld (Päd. Hochschule Wein¬garten) beschreibt "Das Baden-Württembergische Projekt: Konfessionell-kooperativer RU". Wie wird hier kooperiert? In welchem Umfang? Wie reagieren Schüler und Eltern auf diesen neuen Weg? Bundesweit bekannt ist der Ham-burger Versuch, für den konfessionellen Religionsunterricht eine Alternative zu entwickeln. Unter evangelischem Dach findet ein konfessionsdistanzierter RU statt, in dem vor allem über Religion gelehrt und von einander gelernt wird. Der Direktor des Hamburger Pädagogisch-Theologischen Instituts, Hans-Ulrich Kessler, beschreibt den Evangelischen RU für alle. "Der Hamburger Weg; Chancen und Grenzen."
Wie in jedem Schönberger Heft finden Sie eine Wegzehrung, die Sie diesmal auf Ostern einstimmen möchte. Auch das Register der Schönberger Hefte des Jahrgangs 2010 darf nicht fehlen.
So wie der rote Lutherzwerg uns im Heft 4/10 aus Schönberg begleitet hat, zieht er auf der Vorderseite in die noch leeren Institutsräume in Dietzenbach ein. Wir als Studienleiter und Mitarbeiter werden diese Räume mit Leben füllen, aber wir freuen uns noch mehr, Sie dort begrüßen und die Räu¬me zusammen mit Leben erfüllen zu können
Inhaltsverzeichnis
- Editorial - Harmjan Dam
- "Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden" (JoH 16, 20) Der Weg von Schönberg nach Dietzenbach - Uwe Martini
- Religion und Allgemeinbildung. Plädoyer für die Zweckfreiheit religiöser Bildung - Bernhard Dressler
- Sieben Herausforderungen, denen sich ein zukünftiger Religionsunterricht stellen muss - Eberhard Stock
- Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in Baden-Württemberg. Erfahrungen und Evaluation - Lothar Kuld
- Der Hamburger Weg. Religionsunterricht für alle in evangelischer Verantwortung - Hans-Ulrich Kessler
- Wegzehrung für Religionspädagogen: Ausbrechen - einmal ist es gelungen - Harmjan Dam
- Register der Schönberger Hefte für den 40. Jahrgang 2010 - Harmjan Dam