Das Einander-Verstehen der Kulturen – nichts scheint heute so wichtig wie dies. Sabine Kuegler hat mit ihren beiden Büchern dazu einen großen Beitrag geleistet. Der Erfolg spricht für sich. Und was vor allem wichtig ist: Sie stellt – auf ihre dezente und stille Weise – auch unsre Kultur in Frage, oder besser: Sie stellt berechtigte Anfragen. Phasenweise wirken die „primitiven Wilden“ zivilisierter und kultivierter als wir im Westen. Nur wer das begreift, wird offen für ein wirkliches Verstehen des Anderen, ohne Arroganz und Ignoranz.
In ihrem zweiten Buch „Ruf des Dschungels“ geht sie denn auch den konsequenten Schritt: den zurück in den Dschungel, in ihre Heimat, den Ort ihres Herzens. Aber sie erkennt auch, wie viel Verklärung der Vergangenheit in ihr steckt. Ihr Paradies von einst gibt es so nicht mehr. Das abgeschiedene Leben der Fayu ist mittlerweile durch politische und wirtschaftliche Interessen akut gefährdet. Sabine Kuegler will ihre Popularität in Europa nutzen, um darauf aufmerksam zu machen.
So ist „Ruf des Dschungels“ viel mehr geworden als ein Buch über einen Kindheitstraum und die Rückkehr zum Leben im Dschungel. Aus der romantisch motivierten jungen Frau ist eine politisch motivierte Kämpferin geworden.
Für eine Einheit „Austausch/Verständnis zwischen den Kulturen“ im Religionsunterricht mag der erste Band „Dschungelkind“ besser geeignet sein. Aber wenn es darum geht, Schüler dazu zu motivieren, sich zu engagieren (z.B. gegen die Dominanz politisch-wirtschaftlicher Interessen und Lobbys, die Kulturen und Menschen zerstören, weil Geld und Macht immer das Wichtigste sind, was man nicht nur bei den Fayu, sondern überall, auch in Deutschland beobachten kann), ist dieses Buch ein wichtiges Dokument.

Kai Scheiding, lehrerbibliothek.de

Seit Sabine Kuegler den Dschungel verlassen musste, hat sie das Heimweh gespürt, eine Sehnsucht, die ständig in ihr brannte. Nun kehrt sie zurück in das Paradies ihrer Kindheit, um für sich herauszufinden: Wo gehöre ich hin? Wer bin ich eigentlich, Fayu oder Deutsche? 15 Jahre ist es her, dass sie »das Dschungelkind« war und unter den Fayu gelebt hat, einem vergessenen Stamm von Kannibalen in West-Papua. Hier war sie glücklich, hat gefühlt und gehandelt wie eine Eingeborene. Nun kehrt sie zurück an den magischen Ort ihrer Kindheit. Doch das Paradies von einst gibt es so nicht mehr. Was das Kind nicht wissen konnte, erlebt die erwachsene Frau in schmerzhafter Bewusstheit: Das abgeschiedene Leben der Fayu ist bedroht, die Zivilisation unaufhaltsam auf dem Vormarsch, mächtige wirtschaftliche Interessen drängen den Dschungel immer weiter zurück und gefährden das Leben der Ureinwohner. Und Sabine Kuegler erkennt: Sie muss das Kind in sich zurücklassen, um den Ort und die Menschen ihrer Kindheit zu retten. Doch der Abschied von der Unschuld enthält auch ein Versprechen: dieAnkunft im Land ihrer Träume.