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Rom Vom Mittelalter zur Renaissance. 1378-1484
Rom
Vom Mittelalter zur Renaissance. 1378-1484




Arnold Esch

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406698842 (ISBN: 3-406-69884-0)
416 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, 2016, mit 65 Abbildungen und 1 Karte. Gebunden

EUR 29,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Arnold Esch zeichnet hier ein lebendiges Bild der entscheidenden 100 Jahre in der Geschichte des päpstlichen Hofes und der Stadt Rom: ein Jahrhundert, in dem sich in Rom alles in Bewegung setzt und aus der unscheinbaren Stadt des späten Mittelalters das strahlende Rom der Renaissance wächst. Eine beeindruckende Darstellung einer der wichtigsten Schwellenzeiten in der Geschichte Roms.

Arnold Esch konzentriert sich auf den Zeitraum zwischen der großen Kirchenspaltung 1378, die noch ganz Mittelalter, und dem Pontifikat Sixtus' IV. 1484, das schon ganz Renaissance ist. Hundert Jahre scheinen nicht viel im Leben einer Ewigen Stadt. Aber es ist die entscheidende Zeit eines tiefgreifenden Umbruchs: Der Papst wird endlich Herr über die stets aufsässige Stadt, Gesellschaft und Wirtschaft orientieren sich am Hof, die Humanisten führen nun auch in Rom einen geistigen Wandel herbei und lehren die Antike neu sehen. Das religiöse Leben erhält eine besondere Färbung durch die in den Heiligen Jahren nach Rom strömenden Pilger und die zunehmende weibliche Laienfrömmigkeit. Durch die rege Bautätigkeit und die großen Kunstaufträge der Päpste und Kardinäle entwickelt Rom im äußeren Erscheinungsbild neue Anziehungskraft. Als Hauptstadt der Christenheit hat Rom aber auch eine zusätzliche Dimension, ist ein "Weltknoten" (Gregorovius): Roms Stadtgeschichte ist zugleich Weltgeschichte. Souverän geht Arnold Esch auf die kirchlichen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergründe ein und setzt mit diesem umfassenden Überblick die lange Tradition der deutschen Rom-Geschichtsschreibung fort.

Arnold Esch ist Professor für Mittelalterliche Geschichte und war bis zu seine Emeritierung Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom.
Rezension
100 Jahre erscheinen als kein allzu langer Zeitraum für die Geschichte der "ewigen" Stadt - und doch: diese in diesem Buch dargestellten 100 Jahre sind entscheidende Jahre: Der Ausschnitt aus der Geschichte Roms, der hier dargestellt wird, umfaßt die hundert Jahre vom Beginn der großen Kirchenspaltung 1378, die noch ganz Mittelalter ist, bis zum Ende des Pontifikats Sixtus’ IV. 1484, das schon ganz Renaissance ist. In diesem 15. Jahrhundert setzt sich, nach langem Spätmittelalter, vieles in Bewegung. Der Stadtherr Roms war Herrscher nicht nur über die Menschen eines Territoriums,
sondern über die Seelen der Christenheit. Das gibt Rom eine zusätzliche Dimension, einen Weltbezug wie keiner anderen Stadt. Eine Geschichte Roms ist Stadtgeschichte als Weltgeschichte. Diese Darstellung greift auf zahlreiche, neue Quellen zurück.

Oliver Neumann, lehrerbibiothek.de
Verlagsinfo
Pressestimen:

"Souverän geht Arnold Esch auf die kirchlichen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergründe ein und setzt mit diesem umfassenden Überblick die lange Tradition der deutschen Rom-Geschichtsschreibung fort"
Nürtinger Zeitung, 29. September 2016

"ein lebendiges Bild der entscheidenden 100 Jahre in der Geschichte des päpstlichen Hofes und der Stadt Rom"
Der neue Tag, 29. September 2016
Inhaltsverzeichnis
Einführung 13

I. Grundlagen.
Spätmittelalterliches Rom. Von der antiken zur mittelalterlichen Stadt. Das Stadtbild um 1400 17


Vom Mittelalter zur Renaissance 17

Zeitweiliges Auseinandertreten von Papstgeschichte und Stadtgeschichte. Rom im 14. Jahrhundert: Grundzüge. Der Baronaladel und seine Klientelen, der Stadtadel, der Popolo. Cola di Rienzo: Rom-Ideologie und praktisches Handeln. Forschungsstand, Wert der prosopographischen Methode.

Rückkehr des Papsttums aus Avignon und Ausbruch des Grossen Schismas 21

Die römischen Päpste Urban VI. und Bonifaz IX.

Die Stadt. Von der antiken zur mittelalterlichen Stadt 24

Bevölkerungsschrumpfung und neue Kultzentren: Verschiebung der Siedlungsschwerpunkte.
Wiederverwendung antiker Gebäude und Spolien.

Mittelalterliche Wahrnehmung des antiken Rom 29

Die Mirabilia, Giovanni Cavallini, u. a. Verfügbarkeit von Antike, Empfänglichkeit für Antike.

Das Stadtbild um 1400 36

Die öden Flächen des Disabitato und ihre Siedlungsinseln. Siedlungskonzentration im Tiberbogen. Straßenzüge, Tiber, Adelsfestungen. Zerfall der Kirchen, verstörender Eindruck auf die Rombesucher, notdürftige Instandsetzungsarbeiten.

II. Rom und die Kurie 42

Die römische Kommune und ihre Führungsschicht 42

Die römische Quellenlage. Fortwährender Konflikt zwischen freier Kommune und römischer Kurie nach langer Abwesenheit. Soziale und klientelare Zusammensetzung der Führungsschicht. Zerschlagung der freien Kommune 1398.

Höfische Gesellschaft. Die Neapolitaner 55.

Der Clan Neapolitaner Familien an der Kurie als Träger der drei Schisma-Pontifikate in Rom: Brancacci, Caraccioli, Tomacelli und andere. Machtergreifung, Konsolidierung, Zusammenbruch. Nepotismus als politisches Instrument.

Die Florentiner in Rom. Handel und Finanz, Kunst und Humanismus 62

Ihre Unentbehrlichkeit im bargeldlosen Transfer päpstlicher Einkünfte aus ganz Europa: Medici, Alberti, Bardi, Spini und andere. Das Florentinerviertel an der Engelsbrücke. Wachsender Einfluß in Kammer, Kanzlei, Handel, Kunst.

III. Am Abgrund: Rom in den letzten Jahren des Schismas. Neubeginn: Martin V. 70

Chaotische Zustände in Rom 70. Flucht Innozenz’ VII., massive Einflußnahme des Königs Ladislaus von Neapel, Colonna gegen Orsini, eigenmächtige Condottieri. Ein dritter Schisma-Papst. Die Atmosphäre
von Elend und Resignation im Tagebuch des Antonio dello Schiavo. Keine Verständigung zwischen den drei rivalisierenden Päpsten. So bleibt nur die Lösung durch ein Konzil.

Neubeginn. Martin V. 74

Konzil von Konstanz und Wahl Martins V. Colonna. Rückkehr des Papsttums nach Rom, Maßnahmen zur Behauptung in Rom und im Kirchenstaat: römische Probleme beurteilt durch einen römischen Colonna. Neuordnung auf der Grundlage des Triumphes über die Kommune von 1398. Nepotismus zur Stabilisierung der Herrschaft. Neuaufbau der Kurie zwischen Reformvorstellungen des Konzils und Erfordernissen des Augenblicks. Sorge für die im Schisma verwahrloste Stadt.

IV. Zwischen radikalisiertem Konziliarismus und aufsässiger Kommune. Eugen IV. 81

Wahl Eugens IV. 81

Eröffnung und Auflösung des Basler Konzils. Wachsende Radikalisierung und Abzug der gemäßigten Konzilsväter. Konflikt Eugens mit den Colonna, zunehmende Unsicherheit in Rom durch Barone, Condottieri, innere Parteiung. Vertreibung des Papstes, brutale Befriedung Roms durch Kardinal Vitelleschi. Zustand Roms während der fast zehnjährigen Abwesenheit des Papstes (1434–43). Lokale Geschichtsschreibung und Familienbücher: Aussage und Wert dieser unscheinbaren Texte (Stefano Caffari, Paolo dello Mastro, Paolo di Lello Petrone).

V. Städtische Gesellschaft. Alltag, soziale Gliederung und Mobilität in den Zeugenaussagen über
S. Francesca Romana. Der Klerus 94


Im Innern der römischen Gesellschaft 94

Gliederung nach Generationen statt Epochen. Einblick durch eine ungewöhnliche Quelle: die Zeugenaussagen über S. Francesca Romana, die römischste aller Heiligen. Gruppierung in Familien, Generationen, Stadtviertel; politischer und sozialer Rang, wirtschaftliche Grundlagen, Beteiligung am Putsch gegen den Papst, Identifizierung auf den Fresken. Die Kirche und ihr neues Bild der Heiligen. Francescas Gemeinschaft und die Welt weiblicher Laienfrömmigkeit in Rom. Sozialer Aufstieg und seine Indizien. Wachsende Anziehung des Hofes.

Der Klerus 111

Die Kapitel der großen Basiliken und die führenden Familien. Die Präsenz der Bettelorden.

VI. Rom von aussen. Rom-Bild und Rom-Erwartung: Die Pilger 116

Imaginäres und reales Rom 116

Ikonographie des vorgestellten Rom – Weg nach Rom, Unterbringung in Rom 117

Quellen (Reiseberichte, Spitalrechnungen, Sprachbuch, Routen-Karte). Unterkunft in Rom (Privatquartiere, Hospize, Hotels). Pilgerführer und Ablaßverzeichnisse im römischen Frühdruck.

Heilige Jahre 128. Die Heiligen Jahre (1390, 1400, 1450, 1475) und ihr Niederschlag in den Quellen: Kaufmannskorrespondenz, Lokalchronistik, Vertragsklauseln, Zollregister. Pilgerbedarf, vermehrter Konsum, Überlagerung von liturgischem und agrarischem Kalender. Ablaßvergabe außerhalb Roms und erste Kritik.

VII. Die Fremden in Rom. Niederlassungen, Bruderschaften, Gewerbe 141

Verschiedene Nationen 141.

Deutsche, Engländer, Franzosen, Spanier; Skandinavier, Polen, Albaner: Zahl und Rang an der Kurie; Universitätsstudenten; Konzentration in bestimmten Berufen, Stadtvierteln, Klöstern; Nationalkirchen und -Spitale.

Verweildauer und Heimatbindung 164

Integration und bleibende Verbindung zur Heimat; typische Importgüter; Rombesuche: fürstliche, geschäftliche, mittellose. In Rom gestrandet. Die Quellen: Buchführung der Nationalkirchen; Bruderschaftsverzeichnisse; Imbreviaturen von Notaren der jeweiligen Nation; Testamente; Berichte von Prokuratoren.

Zuwanderung aus Italien 167.

Neben den stranieri die forestieri.

VIII. Nikolaus V. Anfänge der Renaissance. Letztes Aufbegehren in Rom 170

Nikolaus V. 170.

Der junge Parentucelli unter den Humanisten von Florenz. Krönungszug durch Rom. Die Römer im Urteil auswärtiger Gesandter. Umgang mit der Kommune. Letztes Aufbegehren: die Verschwörung des Stefano Porcari. Massenereignisse im Zentrum der Christenheit: Heiliges Jahr und Kaiserkrönung. Handschriften, Humanisten, Bauten. Unterwerfung des Basler Konzils. Konsolidierung der italienischen Staatenwelt im Frieden von Lodi 1454. Vordringen der Türken und Eroberung von Konstantinopel.

– Calixt III. 183.

Vorbereitungen zum Türkenkreuzzug, Kämpfe auf dem Balkan. Sein Nepotismus: Rom füllt sich mit Katalanen, Aufstieg der Borgia.

IX. Humanisten in Rom. Die Universität. Musik am Hofe 188

Herkunft und Stellung an der Kurie 188

Leistung und Wirkung. Atmosphärischer Wandel nach der Schismazeit. Ihre Unentbehrlichkeit trotz kritischer Haltung. Poggio Bracciolini in seinen Briefen und Facetien. Lorenzo Valla und seine Schrift gegen die Konstantinische Schenkung. Flavio Biondo und sein neuer Blick auf antike Monumente und historische Landschaft. Pomponio Leto, seine römische Akademie und der Konflikt mit Paul II. Platina als päpstlicher Bibliothekar und Historiograph.

Die Universität 198

Kurienuniversität, Stadtuniversität und ihre Abgrenzung; Lokalisierung, Finanzierung, Lehrstühle der Stadtuniversität. Humanisten als Professoren der Rhetorik.

Musik in Rom 200

Die päpstliche Kapelle und ihre Sänger. Import von Musikinstrumenten nach Rom.

X. Die neue Wahrnehmung des antiken Rom. Erste Antikensammlungen 205

Ein neuer Blick auf Rom 205.

Der wissenschaftliche Blick auf die Monumente setzt sich gegen die Mirabilia durch. Drei Beschreibungen des Pantheon im Vergleich. Anschauung und Begrifflichkeit in traditionellen
und ‹modernen› Romdarstellungen. Frühe Rom-Pläne im Vergleich. Interesse nun sogar für die dekorationslose antike Mauer: Ciriaco d’Ancona, Leon Battista Alberti, Poggio Bracciolini. Antiquarischer und historischer Blick in beschreibender und bildlicher Darstellung: Flavio Biondo, Andrea Mantegna.

Erste Antikensammlungen 231

Der mittelalterliche Umgang
mit der antiken Statue. Sammeln von Skulpturen und Inschriften als Bedürfnis und als Mode. Prospero Colonna, Pietro Barbo, Giuliano della Rovere und andere Kardinäle, aber auch römische Familien zur Legitimierung ihrer angeblich altrömischen Abkunft.

XI. Enea Silvio Piccolomini als Pius II. 243

Sein Weg von Basel nach Rom 243

Pius widerruft Enea, beginnende Restauration. Die Stellung des Kardinalskollegs in nachkonziliarer Zeit. Eigener Führungsstil: Umgang mit den Kardinälen, überlegte Selbstdarstellung vor Mitwelt und Nachwelt. Die Commentarii und ihre tridentinische Zensurierung. Verhältnis zu den Römern. Pienza. Lange Abwesenheiten (Kongreß von Mantua) und deren meßbare wirtschaftliche Folgen für Rom. Pius II. und die Landschaft: beschriebene Villeggiaturen, Ausflüge, Picnics (mit schwieriger Logistik) sind keine literarische Fiktion. Probleme der großen Politik: Türkenkreuzzug, französische Einflußnahme.

XII. Die Wirtschaft 264

Das Unterschiedliche Gewicht der drei wirtschaftlichen Sektoren 264

Was produziert das Rom der Päpste, was das Rom der Römer? Transfer kirchlicher Einkünfte, Import von Waren aus ganz Europa: Die Rolle der Florentiner als Bankiers und Importeure. Die Importe nach den Land- und Hafenzollregistern 1445–1485: Volumen, jahreszeitliche Frequenz, Anteil des Hofes. Die Importeure, ihr Radius, ihr Sortiment. Investitionsgüter von Norden, Konsumgüter von Süden; Import von Tuchen, Bildern, Büchern, Brillen, Musikinstrumenten, Waffen, Exotica. Die Weinkäufe
der einzelnen Kardinäle. Nahhandel aus der Campagna. Drastische Verminderung von Import und Mietzins bei Abwesenheit des Papstes. Wachsende Nachfrage einer wachsenden Stadt. Der römische Kreditmarkt.

XIII. Paul II. und Sixtus IV. Frühe urbanistische Eingriffe in Rom 289

Paul II. 289.

Sein Kardinalspalast im Stadtzentrum wird Papstpalast. Neuer Repräsentationsstil. Verhältnis zur Kommune, Konflikt mit den Humanisten der Accademia.

Sixtus IV. 294

Seine Wähler. Maßloser Nepotismus. Pietro und Girolamo Riario, Giuliano della Rovere. Konflikt mit Lorenzo de’Medici. Italienische Bündnispolitik. Rom in den Parteikämpfen zwischen Colonna und Orsini. Papstfinanz. Bautätigkeit. Bibliothek. Kirchliche Maßnahmen.

Frühe urbanistische Eingriffe 305

Erschließung und Kontrolle des mittelalterlichen Siedlungsgewebes, weitere Aufwertung und Ausweitung des Viertels um die Piazza Navona nach Norden. Via Sistina und S. Maria del Popolo, beginnende Erschließung des Campo Marzio. Bau des Ponte Sisto. Ein Gang durch die Stadt anhand des ersten Census. Die jüdische Bevölkerung vor dem Ghetto. Der siedlungsleere Disabitato innerhalb der Mauern.

XIV. Kunstaufträge, Mäzenatentum, Kunstimporte 317

Der Aufbruch in die Frührenaissance 317

Ungleiche Verteilung über Regionen, Jahrzehnte, Kunstgattungen. Wert und Grenzen ökonomischer
Erklärung. ‹Investition› und ‹Rendite›, Angebot und Nachfrage in der Diskussion zwischen Wirtschaftshistoriker, Historiker, Kunsthistoriker. Vermehrte Aufträge und ihre möglichen Erklärungen. Was ist förderlicher: Stadt oder Hof? Der Fall Rom und seine Eigenheiten: Diskontinuitäten der Wahlmonarchie. Die Kardinäle als Auftraggeber. Motivationen, Ressourcen, Prioritätensetzung. Palastbau und Folgeaufträge. Die Figur des Mäzens. Ein neuer Sog von Erwartungen: Man darf, ja man muß sein Geld für Kunst und Repräsentation ausgeben. Wirkung auf die städtische Führungsschicht. Massenhafte Kunstimporte aus Florenz und Flandern. Indizien für einen Kunstmarkt.

Anhang 341
Anmerkungen 343
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 376
Bildnachweis 395
Personenregister 397
Ortsregister 405