‘Im Blickpunkt’ des vorliegenden Heftes der Religionspädagogischen Beiträge stehen Probleme und Perspektiven gegenwärtiger Bibeldidaktik. Thomas Meurer analysiert aktuelle ‘Suchbewegungen’ und fragt, wie sich die Begegnung zwischen Schülern und Bibel gestaltet, wenn beide einander ‘fremd’ gegenüberstehen. Joachim Theis untersucht die ‘implizite Didaktik’ der markinischen Passionsgeschichte und gewinnt auf diesem Weg Orientierungen auch für den unterrichtlichen Verstehens- und Lernweg. Burkard Porzelt pointiert Herausforderungen, die der Bibeldidaktik im Kontext sozial-kultureller ‘Enttraditionalisierung’ erwachsen, und diskutiert Chancen und Grenzen eines Lernens in der Begegnung mit der Bibel im Religionsunterricht der Grundschule, das diesen Herausforderungen Rechnung trägt.
Weitere Beiträge behandeln religionspädagogische Grundlagenfragen. Helmut Peukert verknüpft erziehungswissenschaftliche und theologische Perspektiven und fragt nach der Zukunft religiöser Bildung in einer Zeit fundamentaler gesellschaftlicher und kultureller Neuorientierung. Eberhard Rolinck entfaltet die Topoi ‘Grenze’ und ‘Mitte’ als Pole einer ‘Topologie religiösen Lernens’, in dem sich Lebenlernen und Glaubenlernen identitätsbildend verschränken. Patrik C. Höring skizziert den Prozess menschlicher Erfahrungsbildung und fragt in diesem Zusammenhang nach den Bedingungen, unter denen alltägliche Erlebnisse zu lebensgeschichtlich relevanten Erfahrungen transformiert werden.
Im Kontext eines sich neu formierenden Europas gewinnen religionspädagogische Entwicklungen in den Nachbarländern zunehmend Bedeutung auch für die eigene religionspädagogische Reflexion. Dávid Németh rekonstruiert differenziert und problemanzeigend Entwicklungslinien der protestantischen Religionspädagogik Ungarns im 20. Jahrhundert und macht darin zugleich auf interessante wirkungsgeschichtliche Zusammenhänge mit zeitgleichen Entwicklungen in Westeuropa aufmerksam.
Unter der Überschrift „Neurotheologie“ erschließt Hans-Ferdinand Angel bisher weithin unbeachtete theologisch und religionspädagogisch relevante Wissensbestände der Neurobiologie und –psychologie und verknüpft vor diesem Hintergrund den Diskurs der Neurowissenschaften mit der für den religionspädagogischen Diskurs fundamentalen Frage nach einem anthropologisch konzipierten Modell menschlicher Religiosität.
Schließlich eröffnet Bernd Trocholepczy die Rubrik ‘Neu gelesen’, in der künftig religionspädagogische Grundlagenwerke aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts durch eine ‘Relecture’ im Kontext gegenwärtiger religionspädagogischer Reflexion neu bedacht werden sollen, mit einem Beitrag über Josef Andreas Jungmanns ‘Katechetik’ (1953).
Im vergangenen Herbst beschloss die Vollversammlung der AKK eine Namensänderung. Dementsprechend erscheinen die Religionspädagogischen Beiträge ab diesem Heft als „Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Katholische Religionspädagogik und Katechetik (AKRK)“.
Mainz, im Januar 2003
Werner Simon und Burkard Porzelt
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
‘Im Blickpunkt’: Bibeldidaktik
Thomas Meurer,
Das Fremde unmittelbar oder das Unmittelbare fremd machen? Suchbewegungen in der Bibeldidaktik
Joachim Theis,
Die Passionsgeschichte nach Markus als religionspädagogische Aufgabe
Burkard Porzelt,
Bibeldidaktik in posttraditionalen Zeiten
Allgemeine Beiträge
Helmut Peukert,
Reflexionen über die Zukunft religiöser Bildung
Eberhard Rolinck,
Grenze und Mitte. Zur Topologie des religiösen Lernens
Patrik C. Höring,
Vom Schwund des Alltäglichen und der Dominanz des Besonderen. Grenzerfahrungen als religionspädagogisches Konzept?
Dávid Németh,
Religiöse Erziehung und Religionsunterricht in Ungarn. Entwicklungslinien der protestantischen Religionspädagogik im 20. Jahrhundert
Hans-Ferdinand Angel,
Neurotheologie. Die Neurowissenschaften auf der Suche nach den biologischen Grundlagen menschlicher Religiosität
Bernd Trocholepczy,
‘Neu gelesen’: Josef Andreas Jungmann, Katechetik (1953)