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Religionsbuch Oikoumene Werkbuch 4
Religionsbuch Oikoumene
Werkbuch 4




Dietrich Steinwede, Kerstin Lüdke

Patmos
EAN: 9783491784758 (ISBN: 3-491-78475-1)
351 Seiten, hardcover, 15 x 23cm, 1997

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Vorwort

Liebe Religionslehrerin, lieber Religionslehrer

»Ob ein Kind zu einem warmherzigen, offenen, vertrauensvollen Menschen mit Sinn für das Gemeinwohl heranwächst oder aber zu einem gefühlskalten, destruktiven, egoistischen Menschen, das entscheiden die, denen das Kind in dieser Welt anvertraut ist, je nachdem ob sie ihm zeigen, was Liebe ist oder ob sie dies nicht tun. «

Das gilt weiterhin: Nur die in der Sache engagierte, von der Sache erfüllte Lehrerin, die den Kindern Vertrauen entgegenbringt, die ihnen Zuwendung, Wärme zuteil werden läßt - dies muß Entschiedenheit, ja Strenge nicht ausschließen -, wird so unterrichten können, daß Kinder sich öffnen, daß sie aufnehmen, annehmen, betroffen gemacht und dadurch geprägt werden. Vorschulkinder und Grundschulkinder befinden sich (vor der Pubertät) in einer Lebensphase, in der sie als »höchst lernfreudiges und aktives Publikum« (James Krüss) die entscheidensten Impulse für ihr späteres Leben empfangen.'

Der pädagogische Eros, der nichts mit falscher Gefühligkeit zu tun hat, ist in den letzten Jahren ein wenig in Vergessenheit geraten, dabei steht er ohne Zweifel in Korrespondenz zum Jesuswort »Liebe deinen Nächsten, so wie du dich selbst liebst«. Das Kind in der Schule ist mir nahe - mein Nächster. Es hat Anspruch auf meine Liebe. Das gilt generell, vor allem aber auch im Religionsunterricht, wo die Kinder Gelegenheit finden, gegenüber dem Lernstreß anderer Fächer von ihren Sorgen, Schmerzen, Wünschen zu erzählen, wo ihnen zugehört wird, wo sie Wegweisung, Hilfe erfahren.

Für das Religionsbuch >Oikoumene 4<, das unter dem Titel >Den Frieden suchen< ein Buch zum konziliaren Prozeß >Gerechtigkeit - Friede - Bewahrung der Schöpfung< ist, gelten weiterhin die im Werkbuch 1/2 entfalteten drei didaktischen Grunddimensionen. Sie seien hier noch einmal - variiert - in Erinnerung gerufen.



1. Das oikoumenisch-ökumenische Lernen:



Oikoumenisch lernen heißt grundsätzlich, sich in allen Bereichen der Welt (konkret geschieht dies allerdings in exemplarischer Auswahl) beheimaten, die fernen Nächsten annehmen, voneinander lemen, indem man ein Stück in den

Mokassins der andern zu gehen versucht, wie das indianische Sprichwort es ausdrückt. Für die Grundschule heißt dies im Sinne der didaktischen Reduktion, in Toleranz, Frieden, gegenseitigem Respekt z. B. mit den Muslimen, die vielerorts in Nachbarschaft und Schule gegenwärtig sind, zu lernen und zu leben.'

Ökumenisch lernen heißt einerseits, sich in der Ökumene, der Gemeinschaft christlicher Kirchen in der Welt, beheimaten (Kenntnis gewinnen von den ökumenischen Versammlungen und dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf), andererseits das Miteinander der Konfessionen (insbesondere in der Ökumene Evangelisch-Katholisch) zu pflegen, auch hier das Gemeinsame stärker zu betonen als das Trennende.

Unsere 10jährigen, die wir in den Jahren um die Jahrtausendwende unterrichten, haben die Welt der Jahre 2020-2050 zu gestalten. Dafür haben wir sie vorzubereiten. Sicher, wir wissen nicht, wie diese Welt sein wird, welche Schrecknisse, Bedrohungen, welche Chancen und Visionen sie haben wird. Doch eines ist unübersehbar: Die Völker der Welt, die Hautfarben, Nationen, Religionen' und Konfessionen werden stärker aufeinander zugewachsen sein. Die Menschen nah und fern werden sich stärker als Miteinanderlebende auf diesem Stern, diesem blauen Planeten, auf dieser >Rarität im Kosmos< empfinden.



2. Das biblische Lernen



Wenn wir wirklich zusammenleben wollen und nicht nebeneinander her, dann kommt man um die Frage nach der eigenen Religion nicht herum. Jeder bekennt aus seiner Tradition heraus, in die er hineingeboren, hineingewachsen ist. Und die Tradition des anderen gilt es, vom eigenen Standort her behutsam wahrzunehmen, in kleinen Schritten, aber von Jahr zu Jahr mehr. Es geht darum, die eigene Religion in sich zu tragen, fest im Glauben zu sein, daß er nicht verlorengehe, aber nach außen hin die eigene Religion als eine Religion unter anderen zu sehen, den anderen nicht zu tangieren, ihn in dem Seinen zu belassen, gleichzeitig für ihn als ein anderer erkennbar zu bleiben. Darum will das Religionswerk Oikoumene bei aller Offenheit für Denken und Glauben nichtchristlich orientierter Menschen im eigenen, im christlichen Glauben unterweisen und behaften. Das ist ein Hauptanliegen: »Was ich gehört habe und weiß, was mein Vater mir erzählt hat, das will ich dir nicht verschweigen, daß du auf Gott deine Hoffnung setzt und seine Taten nicht vergißt und seine Gebote hältst« (Psalm 38,3,7).1

Hartmut von Hentig hat 1968 das biblische Lernen auch von der allgemeinen Pädagogik her gefordert. Mit folgender Begründung: »Wenn die Tätigkeiten und Denkformen der Menschen immer weiter rationalisiert werden und die Einübung in die Rationalität im Leben des Einzelnen folglich immer weiter vorverlegt wird, dann besteht die Gefahr, daß irrationale Erlebnisse und Vorstellungen Einzelner vorzeitig abgedrängt oder oberflächlich rationalisiert werden; sie bleiben unverarbeitet und machen dem Menschen später um so mehr zu schaffen, als es dann keine altersgemäßen Ausdrucksformen, keine >normalen Verhaltensmuster<, keine selbstverständliche Verständigkeitsmöglichkeit dafür gibt ...

In der biblischen Geschichte nimmt die rätselhafte Welt nun die Form einer Erzählung an, die dem Kind einen eigenen Nachvollzug, eine ihm verläßlich scheinende Deutung der unverstandenen Verhältnisse erlaubt. Sie antwortet mit verständlichen Abfolgen und Gründen auf Fragen wie: ... Warum bin ich ich? Warum und durch was ist die Welt? Warum ist sie nicht gut? Warum hat das Recht so oft keine Macht? Was und wer ist böse - was und wer ist gut? Wo führt das alles hin? Kann ich geliebt werden? - In der Antwort der biblischen Geschichte liegt Sinn, Beruhigung, Menschlichkeit. Sie übernimmt - wozu Erwachsene von sich aus immer weniger Mut haben - Verantwortung dafür, daß die Welt so ist, wie sie ist. Sie entlastet das Kind von der Notwendigkeit, für ihren Sinn aufzukommen ... Wo also die Religion besteht und geglaubt wird, kann sie eingesetzt werden, um den Kindern in ihrer psychischen Stabilisierung zu helfen und den Übergang zu den strengeren Formen der Rationalität zu erleichtern.«,



3. Das Lernen an und mit Symbolen



»Symbole sind Fenster zum Geheimnis der Welt« (Hubertus 1-Ialbfas). Das läßt sich erweitern: Christliche Symbole sind Fenster zum Geheimnis Gottes. In zentralen christlichen Symbolen - Licht, Sonnenkreis mit der Umschrift >Von allen Seiten umgibst du mich<, Hand aus dem Kreis als Symbolen für Gott, Ostersonne (Nimbus) als Symbol für den Auferstandenen, den Christus, ebenso für das Christus-Kind - entfaltet sich die theologische Mitte des Unterrichtswerkes vom ersten Schuljahr an. Dabei begegnen die Kinder den Symbolen in den ersten drei Schuljahren indirekt. Sie sehen, erahnen und spüren etwas von der Transparenz vieler Dinge. Sie singen Symbollieder,2 sie hören Symbolgeschichten,' sie vollziehen Symbolhandlungen .4 Den Begriff >Symbol< indes erlernen sie vom Buch her erst im 4. Schuljahr (eine erste Einführung im 3. Schuljahr ist denkbar). Sie wenden ihn von da ab (kognitive Unterscheidung von Symbolzeichen - Symbolhandlungen - Ursymbole: S. 64/65) sinngemäß an (vgl. Werkbuch 1/2, S. 12 ff.). Die Fülle der verhandelten Symbole wird in der Auflistung (in diesem Werkbuch S. 165 ff.) deutlich.

Im übrigen bringt das Werkbuch 4 wie die Vorgängerbände neben Lernorientierungen, neben theologischen und didaktischen Einführungen, neben Einzelinterpretationen von Texten und Bildern, neben vielfältigen methodischen Anregungen, neben Arbeitsfolgen und Feiervorschlägen wieder eine Fülle zusätzlichen Materials (vor allem Geschichten und Lieder).

Die Benutzer(innen) sind gehalten auszuwählen, nach eigenen Gesichtspunkten jeweils neu zu kombinieren.

Das Jahresthema >Frieden< - die Einleitung zum zentralen Kapitel S. 46-63 macht es deutlich - ist von grundsätzlicher Bedeutung für die Zukunft der Kinder. »Freuen dürfen sich alle, die Frieden schaffen. Sie werden Gottes Kinder sein« (Matthäus 5,9).



Unter diesem Zuspruch wünschen Ihnen wiederum Freude an der Arbeit mit diesem abschließenden Band



Kerstin Lüdke und Dietrich Steinwede
Inhaltsverzeichnis
Vorwort

Viertes Schuljahr

Teil 1: Das Schöpfungslob der Menschen (S. 4-16)

Teil 2: Die gefährdete Schöpfung (S. 17-21)

Teil 3: Die Ur-Geschichten des Jahwisten (S. 22-33)

Teil 4: Israels Propheten (S.34-39)

Teil 5: Weihnachten in aller Welt (S. 40-45)

Teil 6: Den Frieden suchen (S.46-63)

Teil 7: Symbole (S. 64-65)

Teil 8: Die Rechte der Menschen (S. 66-73)

Teil 9: Passion Jesu in aller Welt (S. 74-77)

Teil 10: Oster-Kreuze und die Kreuzes-Ostersonne (S.78-79)

Teil 11: Petrus, ein Apostel in der Anfechtung (S. 80-83)

Teil 12: Paulus, ein Welt-Apostel (S.84-89) Teil 13: Evangelisten und Bibel (S.90-93)

Teil 14: Jesus in unserer Zeit in seiner Zeit (S.94-97)

Teil 15: Die nachösterlichen Christus-Wunder-Erzählungen (S. 98-101)

Teil 16: Er ist unser Friede (S.102-103)

Teil 17: Gott will im Dunkel wohnen (S. 104-109)

Teil 18: Jona hört Gottes Ruf (S. 110-111)

Teil 19: Juden - Christen Muslime (S. 112-117)

Teil 20: Gemeinsam auf der einen Erde (S. 118-119)

Ausblick (S. 120-121)