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Rassismuskritik Band 1: Rassismustheorie und -forschung
Rassismuskritik
Band 1: Rassismustheorie und -forschung




Claus Melter, Paul Mecheril (Hrsg.)

Wochenschau Verlag
EAN: 9783899743678 (ISBN: 3-89974-367-9)
320 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2009

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Rassismusforschung ist im deutschsprachigen Raum eine eher junge, gleichwohl expandierende Forschungsrichtung. Das vorliegende Buch liefert erstmalig eine Bestandsaufnahme aktueller rassismuskritischer Forschungsperspektiven und Theorieansätze.

Leserinnen und Leser finden im ersten Band historische, empirische und theoretisch-systematische Überblicke und Vertiefungen über unterschiedliche Formen von Rassismus: u.a. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus in Deutschland und zu antimuslimischem sowie gegen Roma und Sinti gerichteten Rassismus. Zudem werden neben methodischen Fragen der Rassismusforschung ausgewählte Diskurse und Studien zu Rassismus und Rassismuserfahrungen in unterschiedlichen Arbeitsbereichen (u.a. Schule, Jugendhilfe, Polizei) vorgestellt.

Der zweite, von Wiebke Scharathow und Rudolf Leiprecht herausgegebene Band thematisiert Möglichkeiten und Grenzen rassismuskritischer Bildungsarbeit in einer von Heterogenität und Rassismus geprägten Einwanderungsgesellschaft.
Rezension
Erst vor kurzem hat eine neue Jugendstudie herausgestellt: Viele deutsche Jugendliche sind rechtsextrem und rassistisch eingestellt. Ein alarmierendes Signal, das auch Lehrern zu denken geben sollte! Rassismusforschung und Rassismuskritik sind insofern aktueller und wichtiger denn je. Das vorliegende Buch liefert erstmalig eine Bestandsaufnahme aktueller rassismuskritischer Forschungsperspektiven und Theorieansätze. Rassistische Strukturen und Prozesse müssen als Zusammenhänge verstanden werden, die auf generelle Muster der Unterscheidung von Menschen verweisen; Rassismus ist mithin kein individuelles Phänomen, sondern ein Strukturprinzip gesellschaftlicher Wirklichkeit. Mit rassistischen Erklärungssystemen wird Macht als Dominanz praktiziert, plausibilisiert und legitimiert.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Paul Mecheril (HD Dr. phil.) lehrt Pädagogik an der Universität Bielefeld. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. Interkulturelle Pädagogik und Migrationsforschung

Autorinnen und Autoren:

Iman Attia, Erziehungswissenschaftlerin; Praxis und Forschung in verschiedenen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern; Theorieentwicklung der Erziehungswissenschaft, der Sozialen Arbeit, der interkulturellen und antirassistischen Pädagogik, der postkolonialen und cultural studies; Rassismen in Deutschland, insbesondere antimuslimischer Kulturrassismus, Verschränkung mit anderen Rassismen sowie mit anderen Differenz- und Diskriminierungsdiskursen.

Tarek Badawia, Dr. phil., Jg. 1966, Studium der Erziehungswissenschaft (Schwerpunkt Interkulturelle Pädagogik), Psychologie und Publizistik; Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Pädagogischen Institut der Universität Mainz. Arbeitsschwerpunkte: Migration, Identität und Jugend.

Seddik Bibouche, Dr., Lehrbeauftragter der Universität Tübingen und der Berufsakademien Stuttgart und Villingen-Schwenningen mit den Schwerpunkten Evaluation, wissenschaftliches Arbeiten, Jugendarbeit, Soziologie, interkulturelle Projektarbeit. Interessensschwerpunkte: Integrations- und Interkulturelle Projekte; interdisziplinäre Kinder- und Jugendforschung; International vergleichende Studien.

Herman Blom, Dr., (1958), studierte Soziologie und Philosophie an der Rijksuniversiteit Groningen. Promotion 2005 an der Universität Oldenburg. Herman Blom ist freiberuflicher Trainer in den Bereichen Cross-cultural Management, Kommunikations- und Managementtechniken und Interkulturelles Personalmanagement. Er ist als Dozent parttime der Berufsakademie Emsland in Lingen/Ems verbunden.

Micha Brumlik, Prof. Dr., seit 2000 ist er Professor am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt/M. mit dem Schwerpunkt „Theorie der Erziehung und Bildung“. Daneben leitete er von Oktober 2000 bis 2005 als Direktor das Fritz Bauer Institut, Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, in Frankfurt/M. Forschungsschwerpunkte: Pädagogik, Ethik, Theorie und Empirie moralischer Sozialisation sowie Religionsphilosophie.

Joseph Chefu, Dr. ( 1969), 1997 in die BRD eingewandert. Sprecher für Asylbewerber in der Hildesheimer Umtausch-Initiative [Nds-Flüchtlingsrat], zuletzt Migrations-Berater im Migrations-Zentrum Asyl e.V. Hildesheim sowie Gelegenheits-Moderator des Bürger Radio Flora in Hannover. Nach einer Mitte 2006 beendeten Recherche 2008 Veröffentlichung der wissenschaftlichen Dissertation. Freiberuflicher Komponist/Produzent von Urban Musik bei EMG & Kontor Musik.

Josef Held, Apl. Prof. Dr. Dr. h.c., lehrt und forscht am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen. Schwerpunkte in der Lehre: Empirische Methodik; Pädagogische Interessensschwerpunkte: kritische Psychologie, Subjektwissenschaft; Migrationsforschung; Kinder- und Jugendforschung; International vergleichende Studien.

Helena Flam, Prof. Dr., ist seit 1993 als Professorin für Soziologie an der Leipziger Universität tätig. In Jahren 2003 und 2006 leitete sie den deutschen Teil eines komparativen, europäischen Projektes „Xenophob“, das von der EU gefördert wurde. Arbeitsschwerpunkte: Organisationssoziologie, Soziologie der sozialen Bewegungen und Soziologie der Emotionem.

Grada Kilomba, Psychologin, Autorin, lehrt an der Freien Universität Berlin zu Psychoanalyse, Kolonialismus, Gender und Afrikanischer Diaspora.

Carolin Ködel (1978), M.A. und Dipl. Interkulturelle Pädagogin. Studium der germanistischen Sprachwissenschaft und der Interkulturellen Pädagogik an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg. Nach dem Studium DAAD-Sprachassistentin an der Helwan Universität in Kairo. Derzeit Doktorandin am Institut für Sprach- und Kulturwissenschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Arbeitsschwerpunkte: Sprachwissenschaftliche Kritische Diskursanalyse, Interkulturelle Bildung und Erziehung, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache.

Rudolf Leiprecht, Prof. Dr., (1955), Direktor des Interdisziplinären Zentrums für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg; dort Professor für Sozialpädagogik, Diversity Education und Interkulturelle Pädagogik. Durchführung zahlreicher empirischer Untersuchungen mit quantitativen und qualitativen Methoden im Bereich Rassismus in der pluriformen Einwanderungsgesellschaft.

Michael Luttmer, Dr. phil., (1955), Studienrat an der Kooperativen Gesamtschule Rastede, Lehrbeauftragter im Bereich Politische Bildung an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg; Arbeitsschwerpunkte: Sinti und Roma; Antirassismus; Rechtsextremismus; Friedenspolitik; Globalisierung; SchülerInnen-Initiative: AG „Für den Frieden“; Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“; Theorie und Praxis der Politischen Bildung.

Helma Lutz, Prof. Dr., (1953), seit Oktober 2007 Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Frauen und Geschlechterforschung am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der J.W. Goethe-Universität Frankfurt/M. und seit Dezember 2007 Mitglied im Direktorium des Cornelia Goethe Centrum; Mitglied im Vorstand der Sektion ‚Biography and Society‘ der International Sociological Association (ISA) und im Beirat der Sektion Biographieforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

Paul Mecheril, Dr. phil., Univ.-Professor für Interkulturelles Lernen und Sozialer Wandel an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Innsbruck. Studium der Psychologie in Trier, Bielefeld, Wien und Münster. Lehr- und Forschungsschwerpunkte u.a.: Interkulturelle Erziehungswissenschaft, Migrationsforschung, Cultural Studies. Letzte Buchveröffentlichungen: Politik der Unreinheit (2003); Prekäre Verhältnisse (2003); Einführung in die Migrationspädagogik (2004); Die Macht der Sprachen (2006; hg. mit Thomas Quehl); Cultural Studies und Pädagogik (2006; hg. mit Monika Witsch); Re-Präsentationen (2007; hg. mit Anne Broden); Die Normalität des Rassismus (2008; hg. mit Anne Broden).

Claus Melter, Dr. phil., (1968), wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Forschungs- und Lehrschwerpunkte: Theorien, Methoden und Praxen migrationssensibler und rassismuskritischer Sozialer Arbeit, Jugend-, Jugendhilfe- und Sozialarbeitsforschung, Antidiskriminierung sowie Diversity- und Subjektorientierung. Buchveröffentlichungen: Rasssismuserfahrungen in der Jugendhilfe. Eine empirische Studie zu Kommunikationspraxen in der sozialen Arbeit (2006); Zwischen Aktion und Resignation. Flüchtlinge und Initiativgruppen im Widerstand gegen Abschiebungen (2000).

Astrid Messerschmidt, Dr. phil., (1965), Erziehungswissenschaftlerin und Erwachsenenbildnerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik der Technischen Universität Darmstadt. Arbeitsschwerpunkte: zeitgeschichtliche Bildungsprozesse und Erinnerungskultur, Pädagogik und Erwachsenenbildung in der Einwanderungsgesellschaft; Kritische Bildungstheorie in Globalisierungszusammenhängen, Pädagogische Geschlechterforschung.

Birgit Rommelspacher, Dr., emeritierte Professorin für Psychologie mit dem Schwerpunkt Interkulturalität und Geschlechterstudien an der Alice Salomon Hochschule Berlin, Privatdozentin an der Technischen Universität Berlin. Veröffentlichungen zu Rechtsextremismus, Rassismus und Dominanzkultur.

Karin Scherschel, Dr. rer. soc. (1968), wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Forschungsschwerpunkte: Soziale Ungleichheit, Migration (Flucht und Asyl), Rassismus, Ethnizität, Ausgrenzungs- und Prekarisierungsforschung, qualitative Sozialforschung. Neueste Veröffentlichung: Karin Scherschel (2006): Rassismus als flexible symbolische Ressource. Eine Studie über rassistische Argumentationsfiguren. Bielefeld.

Albert Scherr, Prof. Dr. habil., (1958), Pädagogische Hochschule Freiburg. Arbeitschwerpunkte: Migrations- und Rassismusforschung, Bildungs- und Erziehungssoziologie, Theorien der Sozialen Arbeit. Ausgewählte Veröffentlichungen: Bildung für die Einwanderungsgesellschaft, Wiesbaden 2004; Soziologische Basics, Wiesbaden 2006, Jugendsoziologie, Wiesbaden 2007, „Ich habe nichts gegen Juden, aber …“, Berlin 2007.

Eske Wollrad, Dr. (1962), forscht zu Rassismus, den Critical Whiteness Studies, Weißsein, feministischer Theorie und Postkolonialismus. Ihr Buch mit dem Titel „Weißsein im Widerspruch. Feministische Perspektiven auf Rassismus, Kultur und Religion“ erschien im Frühjahr 2005. Ihr gegenwärtiges Buchprojekt behandelt Rassismus und Konstruktionen von Weißsein in Kinderbüchern.
Inhaltsverzeichnis
Einleitungen

Wiebke Scharathow, Claus Melter, Rudolf Leiprecht, Paul Mecheril
Rassismuskritik

Paul Mecheril, Claus Melter
Rassismustheorie und -forschung in Deutschland. Kontur eines wissenschaftlichen Feldes

Kapitel I
Rassismen – systematische und historische Einordnungen

Birgit Rommelspacher
Was ist eigentlich Rassismus?

Paul Mecheril, Karin Scherschel
Rassismus und „Rasse“

Astrid Messerschmidt
Rassismusanalyse in einer postnationalsozialistischen Gesellschaft

Albert Scherr
Rassismus oder Rechtsextremismus? Annäherung an eine vergleichende Betrachtung zweier Paradigmen
jenseits rhetorischer Scheinkontroversen

Micha Brumlik
Antisemitismus. Die rassistische Form des Judenhasses

Michael Luttmer
„Schimpft uns nicht Zigeuner!“ – Geschichte und Gegenwart des Antiziganismus

Kapitel II
Flexibilität und Komplexität rassistischer Phänomene – Ergebnisse der Rassismusforschung

Karin Scherschel
Rassismus als flexible symbolische Ressource – Zur Theorie und Empirie rassistischer Argumentationsfiguren

Grada Kilomba
Das N-Wort und Trauma

Iman Attia
Diskurse des Orientalismus und antimuslimischen Rassismus in Deutschland

Eske Wollrad
„dass er so weiß nicht ist wie ihr“ – Rassismus in westdeutschen Kinder- und Jugendbüchern

Rudolf Leiprecht, Helma Lutz
Rassismus – Sexismus – Intersektionalität

Carolin Ködel
„... weil hier der Täter aus dem Milieu der Einwanderer kommt“. Diskurslinguistische Analyse ethnozentristischer und kulturrassistischer
Konstruktionen in deutschen Qualitätstageszeitungen

Tarek Badawia
Pseudo-dialogische Diskriminierung

Kapitel III
Diskriminierung in unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern – Ergebnisse der Rassismusforschung

Helena Flam
Diskriminierung in der Schule

Seddik Bibouche, Josef Held
Rechtsextreme Dynamiken in der politischen Kultur. Zur sinnvollen Verbindung von quantitativen und qualitativen Methoden
am Beispiel eines Forschungsprojektes

Claus Melter
Rassismusunkritische Soziale Arbeit? Zur (De-)Thematisierung von Rassismuserfahrungen
Schwarzer Deutscher in der Jugendhilfe(forschung)

Herman Blom
Allochthone Polizisten bei der Polizei. Rassismuserfahrungen am Arbeitsplatz

Joseph Chefu
Verborgenes sichtbar machen: Was die Polizei über Eingewanderte mitteilt

Autorinnen und Autoren