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Qualitative Bild- und Videointerpretation Die dokumentarische Methode
Qualitative Bild- und Videointerpretation
Die dokumentarische Methode




Ralf Bohnsack

UTB , Verlag Barbara Budrich
EAN: 9783825284077 (ISBN: 3-8252-8407-7)
267 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2009, 2 Abb., zahlr. Fotos

EUR 17,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In der aktuellen Wissens- und Mediengesellschaft ist es unbedingt notwendig, über Methoden zu verfügen, um Bildmaterial, stille oder bewegte Bilder, analysieren zu können. Hier bietet der in der qualitativen Forschung bestens ausgewiesene Autor Verfahrensweisen auf der Grundlage der weithin bekannten dokumentarischen Methode an. An ausgewählten Forschungsbeispielen wird leicht verständlich und gut nachvollziehbar gezeigt, wie es geht. Ein unentbehrliches Buch zur Bild-, Video- und Filmanalyse.

Das Buch wendet sich an Studierende und ExpertInnen im Bereich qualitativer Methoden. Es dient sowohl der forschungspraktischen Fundierung und Anleitung qualitativer Bild-, Video- und Filminterpretation als auch der Vermittlung qualitativer Methoden in der Lehre.



Der Autor:

Prof. Dr. rer. soc., Dr. phil. habil. Ralf Bohnsack, Dipl.-Soz., Leiter des Arbeitsbereichs Qualitative Bildungsforschung an der Freien Universität Berlin.
Rezension
Wir erleben eine tief greifende kulturelle Umwälzung: die Gutenberg-Galaxie scheint an ihr Ende gekommen. 500 Jahre lang haben Bücher und Buchstaben unsere Kultur geprägt, jetzt werden sie zunehmend von Bildern, von Icons abgelöst. Deshalb sprechen wir vom sog. Iconic Turn, der neuen Macht der Bilder. Damit verknüpft sind elementare kulturelle Vorgehensweisen, z.B. wird die lineare, sukzessive Wahrnehmung, die Buchstabe an Buchstabe reiht, um sie logisch nacheinander zu entschlüsseln, abgelöst durch eine Simultan-Wahrnehmung, die nicht mehr logisch aufeinander aufbaut, sondern postmodern alles nebeneinander stellen kann. Kinder und Jugendliche sind mit dieser Simultan-Kultur des Iconic Turn schon sehr viel stärker vertraut als viele Erwachsene. Umso bedeutsamer ist es, die Bildwelten der Gegenwart lesen zu lernen. Dazu dient dieses Buch zur qualitativen Bild-, Video- und Filmanalyse. Es vermittelt Methoden, um Bildmaterial, stille oder bewegte Bilder, analysieren zu können.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 11

2. Die dokumentarische Methode: allgemeine Grundlagen 15


2.1 Der methodische Zugang zum handlungsleitenden Wissen 15
2.2 Interpretatives Paradigma und praxeologische Wissenssoziologie 16
2.3 Konjunktion und Kommunikation: die Doppelstruktur alltäglicher Verständigung 17
2.4 Methodik und empirische Verfahrensweise 19

3. Dokumentarische Bildinterpretation 25

3.1 Die Marginalisierung des Bildes in der empirischen Sozialforschung 25
3.2 Implizites Wissen, Ikonologie und Habitus 28
3.3 Die Eigensinnigkeit des Bildes und die Suspendierung des textlichen Vorwissens 32
3.4 Die Differenzierung des ikonografischen Vor-Wissens: kommunikatives und konjunktives Wissen 34
3.5 Die essentielle Ambiguität des Bildes: die Sinnkomplexität des Übergegensätzlichen 36
3.6 Zur Rekonstruktion der Formalstruktur des Bildes 38
3.7 Sequenzanalyse versus Kompositionsvariation 42
3.8 Zum Problem der Polysemie: die Vieldeutigkeit des Bildes 45
3.9 Simultaneität, Synchronizität und Sequenzialität 47

4. Zur Forschungspraxis dokumentarischer Bildinterpretation 55

4.1 Die Arbeitsschritte dokumentarischer Bildinterpretation 56
4.2 Exemplarische Interpretation eines Werbefotos 58
4.2.1 Formulierende Interpretation 60
4.2.2 Reflektierende Interpretation 61
4.2.3 Bild-Text und Bild-Logo 68
4.2.4 Zusammenfassung 68
4.2.5 Komparative Analyse: der propagierte Lifestile im Werbefoto eines anderen nationalen Marktes 70
4.3 Exemplarische Interpretation von Familienfotos und Methodentriangulation 73
4.3.1 Zur Auswahl der Fotos 75
4.3.2 Familie Schiller: „Museum" 78
4.3.3 Familie Telchow: „Gartenfest" 85
4.3.4 Kommunion von Frau Schiller 94
4.3.5 Jugendweihe in der Familie Telchow 101
4.3.6 Kommunion der Kinder der Familie Schiller 106
4.3.7 Schluss: Triangulation, Validierung und Vertiefung 115

5. Dokumentarische Video- und Filminterpretation 117

5.1 Video und Film als Erhebungsinstrument oder Alltagsdokument 117
5.2 Zum Verhältnis von Produkt-und Rezeptionsanalyse 20
5.2.1 Exkurs: Produkt-, Rezeptions- und Diskursanalyse in den Cultural Studies 120
5.2.2 Die Polysemie in der Produkt- und Rezeptionsanalyse 124
5.2.3 Zur Differenzierung des Rezeptionsbegriffs: Interpretation, Verstehen und Aneignung 129
5.3 Ansätze der Film- und Videointerpretation in der aktuellen qualitativen Forschung 133
5.3.1 Alltagsinterpretation und wissenschaftliche Interpretation 133
5.3.2 Grenzen des interpretativen Paradigmas 135
5.3.3 Videoanalyse in ergänzender Funktion zur Gesprächsanalyse 137
5.4 Die Bewegungen der abgebildeten Bildproduzent(inn)en 140
5.4.1 Der Zugang des Films zu elementaren Ausdrucksfornien und Ebenen sozialer Realität 141
5.4.2 Gebärden, Operationen und institutionalisierte Handlungen 144
5.4.3 Motivkonstruktion versus Rekonstruktion des Habitus 148
5.4.4 Die Analyseeinstellung auf das Performative 149
5.4.5 Die unterschiedlichen Ebenen dokumentarischer Interpretation und die Primordialität der vor-ikonogafischen Ebene 150
5.5 Fotogramm und Simultaneität 151
5.5.1 Die Bedeutung des Fotogramms für die Analyse von Gebärden oder Kinemorphemen 151
5.5.2 Grenzen der Interpretation von Fotogrammen 154
5.5.3 Zur Rekonstruktion von Einstellung und Perspektivität im Fotogramm 156
5.6 Montage, Einstellung und Sequenzialität 158
5.6.1 Einstellungen, Szenen und Sequenzen 159
5.6.2 Montage und Einstellung als Produkt der abbildenden Bildproduzent(inn)en 162
5.6.3 Montage und Räumlichkeit 163
5.6.4 Relationierungen als Eeistung dokumentarischer Interpretation 164
Exkurs: die Relationierung der Relationen am Beispiel 165
5.6.5 Sequenzielle und simultane Relationen und das Kontext-Wissen 168
5.7 Zur Transkription 170
5.7.1 Interpretation, Transkription und Protokoll 170
5.7.2 Das Transkriptionssystem MoViQ 171
5.8 Arbeitsschritte dokumentarischer Film- und Videointerpretation 172
5.8.1 Zum Verhältnis der Interpretationen auf der Bild-und Textebene 173
5.8.2 Zur Auswahl der für die Interpretation relevanten Sequenzen und Fotogramme 174
5.8.3 Überblick über die Arbeitsschritte im Ablauf 176

6. Zur Forschungspraxis dokumentarischer Videointerpretation: Exemplarische Analyse einer Fernsehshow: „Istanbul Total" 177

6.1 Zur Auswahl des Genres und des Videos 177
6.2 Videotranskript 179
6.3 Interpretation in der Bilddimension 195
6.3.1 Zur Auswahl der Sequenzen 196
6.3.2 Formulierende Interpretation von Sequenzen und von Einstellungswechsel und Montage 198
6.3.3 Zur Auswahl der Fotogramme 201
6.3.4 Formulierende und Reflektierende Interpretation der Fotogramme 202
6.3.5 Reflektierende Interpretation von Einstellungswechsel und Montage 213
6.3.6 Fokussierungen aufgrund von Steigerungen, Verdichtungen und Diskontinuitäten 215
6.4 Interpretation in der Dimension von Text und Ton 222
6.4.1 Texttranskript 222
6.4.2 Formulierende Interpretation des Textes: Thematische Gliederung 225
6.4.3 Reflektierende Interpretation in der Dimension von Text und Ton 226
6.5 Reflektierende Gesamtinterpretation 233
6.6 Komparative Analyse und Gattungsanalyse 239

7. Anhang 241

7.1 Transkriptionssystem MoViQ: Movies and Videos in Qualitative Research 241
7.2 Transkriptionssystem TiQ: Talk in Qualitative Social Research 241
7.3 Zur Rekonstruktion der Perspektivität 243
7.4 Einstellungsgrößen: Übersicht über Begriffe 247

Abbildungsverzeichnis 249
Literaturverzeichnis 253