Nicht in jedem Schuljahr, aber doch im Laufe der vier Grundschuljahre kommt es vor, dass ein Schüler aus einem anderen Land zu uns stößt, der die deutsche Sprache noch nicht spricht. Derzeit kommen aufgrund vieler Flüchtlinge sogar häufiger Kinder anderer Muttersprache in die Schulklassen, die noch kein Wort Deutsch sprechen. Geschieht dies in der ersten Klasse, lassen sich die Kinder leicht integrieren, da die Schriftsprache ohnehin Laut für Laut oder Silbe für Silbe neu aufgebaut wird. Kommt der neue Schüler aber erst in der dritten oder vierten Klasse, kann er dem eigentlichen Lernstoff des Deutschunterrichts gar nicht folgen. Wie sollte er auch den Unterschied verschiedener Satzglieder verstehen oder de Akkusativ vom Dativ unterscheiden, wenn die scheinbar einfachsten Wörter, Nomen und Verben gar nicht bekannt sind?
Also beginnen diese Schüler zuallererst damit, einen Grundwortschatz aufzubauen.

Oft beginne ich hierbei mit dem Wortfeld "Schule", da alle Gegenstände anschaulich vorhanden sind und es sich leichter arbeiten lässt, wenn die Dinge aus Mäppchen und Klassenraum bekannt sind.

Hierzu bietet Lingoplay 40 Karten in einer stabilen rosafarbenen Box an.

Zum Material:
Die Karten sind wie die üblichen Spielkarten aus dickerem Papier und können ggf. vorsichtig abgewischt werden. Der Karton der Spieleschachtel ist sehr ansprechend aus dickem Material. Alle Spieleschachteln zum Bereich Grundwortschatz-Spiele sind einheitlich in pink gehalten.
Ein kleiner Kritikpunkt an den Sprachspielen liegt bei der Verpackung. Sowohl die Spieleschachtel selbst, als auch die Karten in der Spieleschachtel sind in Folie eingeschweißt. Dies wäre gar nicht nötig, da alle Spiele noch einmal in einer Plastiktasche geliefert werden. Hier sollte der Verlag im Sinne der Umwelt sparsamer verpacken.

Zur Gestaltung der Karten:
Jede Karte zeigt ein Bild, darunter den Namen im Singular mit Artikel. Ist der Artikel "die", ist das Wort rot gedruckt, ist der Artikel "der", ist das Wort blau gedruckt, bei "das" steht das Wort in grün.
Die Idee der Unterteilung ist gut, sinnvoller fände ich aber, würden die Artikel in den entsprechenden Farben gedruckt während das Wort in Silbenschrift schwarz und grau gedruckt wird. So könnte der neue Schüler gleich erlesen, wie das Wort ausgesprochen wird. Dies wäre eine riesige Erleichterung! Aus meiner Erfahrung würde es ebenfalls Sinn machen, nicht nur die Einzahl anzugeben, sondern direkt darunter auch die Mehrzahl, da sich diese wie beim Wort "Anspitzer" nicht von alleine erschließt.

Zur Wortwahl:
20 Wörter zum Wortfeld Schule sind zum Erlernen einer Fremdsprache eindeutig zu wenig.
Von anderen Verlagen kenne ich die Unterteilung in die Bereiche "Im Klassenzimmer" und "Auf dem Schulhof und in der Turnhalle".
Ausgewählt wurden die Wörter: das Buch, die Turnhalle, das Heft, der Buchstabe, der Füller, der Malkasten, das Lineal, der Bleistift, der Radiergummi, die Lehrerin, der Stundenplan, der Anspitzer, die Zahl, die Tafel, das Federmäppchen, der Mülleimer, der Schüler, die Schultasche, die Klasse, die Schere.
Viel wichtiger als 10 Auftragskarten fände ich eine viel größere Anzahl an Wörtern! Mit fehlen die weiblichen Formen, statt Schüler würde ich "das Mädchen" und "der Junge" empfehlen, denn von ihnen wird der neue Schüler eher sprechen, wenn ein Streit zu schlichten, oder Dinge zu berichten sind. Neben der Lehrerin würde ich mir auch den Lehrer wünschen. Weitere hilfreiche Wörter wären "der Buntstift", "der Kleber", "der Schwamm", "die Kreide", "der Schnellhefter", "das Pausenbrot", "die Brotdose", "die Toilette", "der Tisch", "der Stuhl", "der Zeichenblock" und statt "das Heft" "das Schreibheft" und "das Rechenheft". Statt "die Klasse" empfehle ich "das Klassenzimmer", statt "das Federmäppchen" nur "das Mäppchen", statt "die Schultasche" evtl. zusätzlich auch "der Schulranzen" und bei "der Anspitzer" wäre es gut, in Klammern "der Spitzer" abzudrucken.
Dies alleine zu den Wörtern im Klassenzimmer. Hinzu kämen Spielgeräte auf dem Pausenhof und in der Turnhalle.

Zur Spielidee
Das Material trägt eigentlich viel mehr Potential, als die eine Spielidee, die auf der Spielanleitung abgedruckt ist. Das vorgeschlagene Spiel fördert vor allem das Wiedererkennen des Bildes und das Ablesen des Wortes. Für Kinder, die noch nicht lesen können, durchaus anspruchsvoll, aber für Dritt- und Viertklässler auf Dauer nicht ausreichend. Da alle Bild-Wortkarten zweimal vorhanden sind, könnte man auch ein Memory mit ihnen spielen, wobei die Schüler angehalten sind, vor dem Aufdecken zu raten, wie das Bild heißt, oder aber, etwas einfacher, den Namen des Bildes laut vorzulesen oder nachzusprechen.
Da im Laufe des Schulvormittages viel Zeit vergeht, in der kein Förderlehrer mit dem noch nicht deutsch sprechenden Kind arbeiten kann, wären viele Lehrer sicherlich dankbar, wären hier Auftragskarten zusätzlich mitgeliefert, die das selbstständige Lernen fördern. Denkbar wären Minimalsätze, die der Schüler in sein Heft schreiben soll:
"Das ist .... ." oder "Wo ist ... ?" "Hier ist ... ." oder "Welche Farbe hat ....?" "Der .... ist rot /gelb / grün.... ."

Als Lehrerin nutze ich die Bildkarten für vielerlei solcher Übungen parallel zum Klassenunterricht. Die Minimalsätze bahnen bereits erste Kenntnisse der Satzstruktur an und helfen dem Schüler, selbst in Sätzen zu sprechen. Zu Beginn jedes neuen Themas erhalten meine Schüler täglich 5 neue Wörter, die sie dann in ihr Vokabelheft schreiben und daneben das Wort in ihrer Muttersprache notieren. Hausaufgabe ist es, die Wörter zu lernen. Im Unterricht wird das Wort im Wörterbuch gesucht und zusammen mit der Mehrzahl aufgeschrieben. Danach verbringt der Schüler viel Zeit mit dem Schreiben von Sätzen. Während der Freiarbeit folgen dann Spiele zusammen mit den Mitschülern, die mal die Wörter abfragen, mal Memory spielen. Besonders spielerisch geht es bei der Version Montagsmaler zu, in dem das neue Wort an die Tafel gemalt und erraten wird. Auch Duschmännchen mit den neuen Wörtern ist recht beliebt. Jüngere Kinder zählen, wie oft sie die Dinge im Klassenraum finden oder stellen sich Rätsel, wobei sie die Bildkarte durch Benennung der vorhandenen Farben erraten.

Der Kreativität ist dabei keine Grenze gesetzt.

Viel Freude mit dem Material wünscht Ihnen

Ina Lussnig, Lehrerbibliothek.de

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